2003 war es, als ich mit meiner Frau ein paar Tage in Paris verbrachte. Wir liefen damals tagelang durch die Stadt und schauten uns jeden Winkel an. Paris ist mir in Erinnerung geblieben durch kleine Hotelzimmer zum großen Preis, Leute, denen ihre Autos egal sind und, wenn man in den richtigen Ecken schaut, durch verdammt gutes Essen.

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Zur Orientierung – wir sind in Paris

Auf einer unserer Touren sind wir, nachdem wir die Touribaguettes am Eiffelturm verschmäht hatten, an einem Laden vorbei gekommen, in dem ich unbedingt ein Baguette kaufen musste. In der Auslage stand ein Schweinebein. Ein prächtiger Schinken – und der lachte mich an. Also ging ich hinein und quälte mir ein „Je voudrais une baguette avec jambon“ heraus. Danach beantwortete ich einfach alles was nach einer Frage klang mit einem souveränen „Oui“ und ein paar Minuten später war ich um ein Baguette reicher und um 12 Euro ärmer.

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Eine Querstraße des Boulevard de Strasbourg

Wir liefen dann noch ein paar Meter Richtung Norden an die Seine und machten uns bei stahlend blauem Himmel über das Baguette her. Es war eine echte Erfüllung. Ich hatte keine Ahnung, was das für ein Schinken war, aber zusammen mit der Tomatensauce, dem Salat und dem hervorragenden Brot war es einfach ein Gedicht. Das beste Schinkenbaguette, das ich je hatte.

Mehr als zehn Jahre vergingen und kein schöneres, kein köstlicheres Schinkenbaquette kreuzte meine Weg.

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Typische Tourifalle

Ende letzter Woche musste ich beruflich für zwei Tage nach Paris. Da der Rückflug erst für den späten Freitag Abend geplant war, hatte ich ein paar Stunden Zeit in der Stadt. Nach einem mehr oder weniger zielstrebigen Marsch vom Gare de l’est zur Ile de la Cité bekam ich Hunger und es kam, wie es kommen musste: das beste Schinkenbaguette meines Lebens kam mir in Erinnerung. Schnell fasste ich den Entschluss, mich auf die Suche zu machen.

Meine Anhaltspunkte:

– südlich vom Laden befand sich eine schmale Einkaufsstraße mit Wochenmarktcharakter
– vom Laden aus waren es nur eine oder zwei Querstraßen bis zum Ufer der Seine in nördlicher Richtung
– der Laden war zwischen Champs de Mars und den Tuileries gelegen
– der Laden war auf der rechten Straßenseite, wenn man nach Norden ging
– es befand sich ein Schweinebein im Schaufenster

Das sollte doch ausreichen, oder?

Also lief ich los. Zunächst in westlicher Richtung auf der Rue de Rivoli und der Rue de Honoré. Das hektische und von Touristen geprägte Straßenbild hält zum Glück Überraschungen bereit. Nicht nur elegante Französinnen (hey, Riesenbrillen sind wieder in), sondern auch jede Menge Streetart.

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Am Place de la Concorde wechselte ich die Uferseite

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Südlich der Seine ging es dann weiter nach Westen auf der Rue Staint Dominique. Ich hatte leider übersehen, dass die Straße nach Süden abknickt und den Fehler erst bemerkt, als ich schon ziemlich weit im Westen war.

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Also wieder nach Norden zur Rue de l’Université und zurück gen Osten. Langsam entwickelte sich die Sache zu einem echten Marsch, aber der Laden musste ja zu finden sein. Falls es ihn überhaupt noch gab! Im Zick-zack ging es weiter, die Rue Malar nach Norden bis zum Ufer und die Rue Jean Nicot wieder zurück Richtung Süden und dann …

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Das müsste er sein!

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Treffer!

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Ich war ziemlich glücklich den Laden gefunden zu haben. Natürlich bekam ich mein Schinkenbaguette. Dazu ein Töpfchen Gazpacho und ein stilles Wasser. Anschließend spazierte ich wie vor elf Jahren zum Seineufer und machte mich dort über mein Baguette her.

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Erstaunlich wie glücklich Brot, Käse, Schinken, Tomatensauce und Salat machen können. Und wer meine Tour nicht nachlaufen möchte, sondern direkt hin will: BELLOTA-BELLOTA® TOUR EIFFEL, 18 rue Jean Nicot, 75007 Paris

Guten Appetit!

Fotos & Text: © eos 2014

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