Gefühlt die Hälfte der Nächte eines Jahres verbringe ich in Hotelzimmern. Über die Vorfreude, die Zimmertür zu öffnen, schrieb ich schon an der ein oder anderen Stelle. Als ich vor meinem Hotelzimmer im 25hours Hotel in Florenz stehe aber, fühle ich keine Vorfreude. Im Gegenteil. Ich beginne, zu zweifeln. Das einzige Gefühl in mir ist Skepsis. Oder gar – Angst? Angst vor dem, was mich hinter jener knallrot glänzenden Tür wohl gleich erwarten wird.
Dantes Göttliche Komödie auf dem Weg zur Hölle
Aus den im Gang befindlichen Lautsprechern über mir dringt die Stimme Roberto Benignis in mein Ohr, der aus Dantes Göttlicher Komödie zitiert. Der Gang selbst ist in dunklen Grautönen gehalten.
Auf den kleinen Wandregalen, die sich neben jeder Zimmertür befinden, sind Voodoo-Puppen und Utensilien aufgestellt, die man wohl eher in einem Sado-Maso Studio verorten würde, denn in einem Hotel. „Down to Hell“ ist auf den über den Regalen angebrachten Wandleuchten zu lesen. Einladend geht definitiv anders.
Augen auf bei der Zimmerwahl? Fahr zur Hölle!
Ich frage mich, ob meine Zimmerwahl wohl wirklich die richtige Entscheidung war. Bereits bei Buchung nämlich wurde ich gefragt, ob ich ein Zimmer im Paradiso Stil oder eines der Inferno Zimmer haben möchte. Meine Antwort: Paradiso. Natürlich. Was sonst. Ein kurzes Schweigen am anderen Ende der Leitung, gefolgt von einem „sicher?“. Nach kurzem Nachdenken dann die Entscheidung. Okay. Fahr zur Hölle! Mal was anderes halt. Wird schon nicht so schlimm sein.
Doch gerade daran kommen mir jetzt immer mehr Zweifel. Wie ernst hat es die Mailänder Interior-Designerin Paola Navone wirklich mit der Dante Thematik gemeint, als sie den Auftrag zur Ausstattung von Florenz‘ wohl verrücktestem Hotel erhielt? Es hilft alles nichts. Einmal die – ganz nachhaltig aus Holz gearbeitete – Zimmerkarte vorhalten und dann: Augen zu und durch.
Oh! Mein! Gott! Ich stehe im definitiv krassesten Hotelzimmer, das ich jemals gesehen habe! „WELCOME“ ist in roten Lettern an die gläserne Tür der Dusche geschrieben. So weit, so gut. Diese nette Geste allerdings wird erst durch die Buchstaben an der daneben liegenden Toilettentür komplettiert. „TO HELL !!!“ ist dort zu lesen. Reizend! Die Botschaft wird dabei durch die Illusion, sie sei mit Blut von Hand geschrieben, noch einmal nachhaltig bekräftigt.
Welcome to Hell – im 25hours Hotel Florenz
Zwischen den beiden Türen: das Waschbecken aus schwarz-weiß marmoriertem Stein. Die Wände: Rot. Die Regale: Rot. Abzudecken durch schwere, rote Samtvorhänge. Diese verdecken auch die gläserne Dusche in Blickrichtung Schlafbereich, so man dies möchte.
Die dortigen Wände und die Decke sind mit roter Tapete verziert. Ein rotes Telefon, dunkelgraue Bettwäsche, garniert mit einer fetten Ratte, schwarze Möbel und über dem Bett: eine Lampenkonstruktion, in welcher sämtliche Todsünden aufgeführt sind. Sprachlos stehe ich in diesem wahrlich höllischen Hotelzimmer und komme aus dem Kopf schütteln überhaupt nicht mehr heraus. Das kann doch einfach nicht deren Ernst sein. Ist es aber. Und wie!
La Divina Comedia ist auf einem an die Wand gezeichneten Buch zu lesen. Dahinter verbirgt sich der Fernseher. Und hinter den Samtvorhängen daneben: die Außenwelt, die bei Betreten des Zimmers augenblicklich in ganz, ganz weite Ferne gerückt scheint.
Mein Zimmer: Inferno! Medium Plus.
Mein Zimmer gehört zur Kategorie Inferno Medium Plus und ist mit einem kleinen Balkon ausgestattet. Wer also eine kurze Auszeit aus der Hölle haben möchte, der begibt sich einfach auf den hinter der Balkontür wartenden Sessel und lässt sich von der frühherbstlichen Sonne der Toskana bescheinen.
Beim Blick zurück, hinein ins Zimmer, kann ich es noch immer nicht fassen. Haben die das wirklich gemacht? Dieses Konzept von Himmel und Hölle derart krass durchgezogen? Chapeau! Und irgendwie – im wahrsten Sinne des Wortes „verdammt“ – lässig.
Bereits ein gutes Jahr, seit dem 14. September 2021 nämlich, gibt es das 25hours Hotel Piazza San Paolino. Es ist das erste Hotel der Gruppe in Italien und jener 14. September 2021 als Eröffnungstag kein Zufall. Dieser war nämlich der 700. Todestag von Dante Alighieri, dem Verfasser jener Göttlichen Komödie, die im Hotel so derart allgegenwärtig ist.
Das wohl verrückteste Hotel in Florenz!
Gelegen ist das 25hours Hotel Florenz im Stadtteil Santa Maria Novella, nur wenige Fußminuten vom Bahnhof entfernt und in einer Gegend, die, positiv formuliert, zu den authentischsten und weniger bekannten Vierteln der Stadt gehört.
Man könnte auch sagen, dass sich, trotz der recht zentralen Lage und der Nähe zu Duomo und der Ponte Vecchio, hier noch vor ein paar Jahren kein Tourist freiwillig hin verirrt hätte.
Doch Dinge ändern sich. Und so trägt das neue Hotel mit seinem Restaurant San Paolino, seiner Negroni-Bar Companion und dem Alimentari benannten Lebensmittelladen dazu bei, dass jenes Gebiet zwischen der für ihre Antiquitäten bekannten Via de Fossi und der Via del Porcellana mehr und mehr in Mode kommt und sich mittlerweile zum angesagten Ausgehviertel wandelt.
Einst war das 25hours ein Kloster. Und eine Pfandleihe.
Einst befand sich im Hauptgebäude die Pfandleihe der Florentinischen Sparkasse. Der zentrale Kern des Hotels wiederum war früher das Kloster der benachbarten Kirche San Paolino. 66 Zimmer finden heute in diesen historischen Gemäuern Platz, hinzu kommen noch einmal 104 Zimmer im angrenzenden Neubau, welche über Balkone bzw. Terrassen verfügen.
Inferno- und Paradiso-Zimmer halten sich dabei weitestgehend die Waage. Sie gibt es in verschiedenen Größen. Als Medium (Altbau) bzw. Medium mit Balkon (Neubau) bringen sie es auf eine Größe zwischen 21 und 24 Quadratmetern, 23 bis 27 Quadratmeter groß sind die Large Inferno Zimmer im Erdgeschoss des Neubaus, welche über ihren eigenen, kleinen Garten verfügen.
Wer es gerne eine Spur größer mag, dem stehen in den Extra Large Zimmern zwischen 30 und 35 Quadratmetern, in der Kategorie Gigantic gar 45 bis 54 Quadratmeter zur Verfügung.
Das 171. Zimmer des 25hours Florenz ist die Casetta del Giardino, ein versteckt gelegenes Appartement mit eigenem Zugang, privatem Garten, Grill, Pizzaofen, vollwertiger Küche und sogar einem eigenen Pool.
Über 10.000 Quadratmeter purer Wahnsinn!
Insgesamt umfasst das Gebäude-Ensemble des 25h Piazza San Paolino eine Fläche von 10.750 Quadratmetern. Und darauf gibt es wirklich jede Menge zu entdecken. Das beginnt bereits beim Betreten des Hotels, entweder durch den Eingang zur schmalen Via Palazzuolo oder durch das Alimentari Lebensmittelgeschäft an der Piazza di San Paolino.
Im Rezeptionsbereich steht man umgehend inmitten einer Kofferlandschaft. Hier findet man auch einen Shop, der eine ganze Reihe an sorgfältig kuratierten Mitbringseln und Postkarten bereithält. Wer seine Gedanken gerne in Form einer Flaschenpost versenden möchte, auch dafür steht ein eigener Tisch bereit.
In der Lobbybar fallen die vielen Couchen und Stühle sofort ins Auge, die Paola Navone mit ihrem Team auf verschiedenen Vintage Märkten und bei traditionellen Handwerksbetrieben auf der ganzen Welt aufgestöbert hat. Eine wirklich einzigartige Mischung.
Der Patio des ehemaligen Bankgebäudes wurde mit einer großen Glaskuppel versehen und beherbergt nun das Hotelrestaurant San Paolino, in dem es selbstverständlich äußerst italienisch zugeht. Das Beste aus allen Regionen des Landes möchte man hier auf den Tisch bringen, auch wenn die Toskana hierbei natürlich die Hauptrolle einnimmt.
Beste Kulinarik aus Italien – und dazu einen Negroni. Oder zwei?
Ein Bistecca alla fiorentina gehört da selbstredend dazu. Gegessen wird von Geschirr, welches von Paola Navone entworfen wurde und mit verschiedene Silhouetten Dantes verziert ist.
Gemütlich geht es im großen Kamin zu, in welchem man seinen Pre-Dinner-Drink mit Blick auf das Treiben im Restaurant und die dort überall zu entdeckenden Monster und Gespenster genießen kann.
Alternativ lädt aber auch jener hübsche Außenbereich des ehemaligen Klosters zum Verweilen ein, der einst den Hof des Kreuzgangs darstellte. Hier zu sitzen und den Blick gen blauen Himmel gleiten zu lassen ist, speziell bei Sonnenuntergang und in der blauen Stunde, ein gar mystisches Erlebnis.
In direkter Nachbarschaft des Innenhofs findet man die Bibliothek. Sie liegt ein wenig versteckt, doch wer sie einmal entdeckt, den zieht es immer wieder dorthin zurück. Das gilt insbesondere für Freunde des Billardspiels. Denn auch ein Pooltisch steht hier bereit.
Auf der anderen Seite des Hofes wartet ein weiteres Highlight des 25h Florenz: das Cinema Paradiso. Es ist ein hoteleigener Kinosaal, in welchem am Abend eine Auswahl an von Dante inspirierten Filmen aus der Vergangenheit, aber auch neueren Datums gezeigt werden. Platz nehmen kann man auch hier wieder auf Vintage-Möbeln unterschiedlicher Epochen und Stilrichtungen.
Kino, Bibliothek, Sauna – das 25hours Florenz überrascht an jeder Ecke
Wieder ein paar Meter weiter befinden sich die Außensauna und der in Grün gehaltene, optisch ebenfalls recht außergewöhnliche Ruheraum.
Für den abendlichen Absacker dann ist ein Besuch in der hauseigenen Dolce Amaro Bar Companion absolutes Pflichtprogramm. Die Kombination aus verschiedenen Bitters, Wermuts und Gins sorgt hier, neben dem klassischen Negroni, für jede Menge kreativer Interpretationen des für Florenz so bekannten Cocktails.
Der späte Weg zurück aufs Zimmer führt alternativ über die Treppenhäuser – oder die Aufzüge. Spätestens hier bekommt dann „Fahr zur Hölle“ plötzlich eine ganz eigene Doppeldeutigkeit. Schon beim Öffnen der Aufzugstüren wartet nämlich die nächste Überraschung. Getreu dem Konzept des Hotels, stehen die Chancen auch hier Fifty-Fifty, in einem Fahrstuhl aus Himmel oder Hölle zu landen.
Die Stringenz, mit der jenes Thema im 25h Hotel Florenz durchgezogen wird, ist eben einfach nur beeindruckend und wie schon beim Hotelzimmer selbst, ertappe ich mich spätestens am zweiten Tag auch hier ein jedes Mal dabei, die Hölle dem Himmel eindeutig vorzuziehen. Wenn schon krass, dann eben gleich richtig.
Fazit
Mein Fazit: dass mich mit dem 25hours Hotel Piazza San Paolino Florenz ein „etwas anderes“ Hotel erwarten würde, war mir schon vor Anreise klar. Doch das Konzept lässt den Gast den gesamten Aufenthalt über aus dem Staunen nicht herauskommen. Wer ein wirklich außergewöhnliches Hotel sucht, von dem er sicherlich auch noch Jahre später seinen Mitmenschen berichten wird, der ist hier genau richtig. Ob man sich nun ins Inferno traut oder dem gefälligeren Paradiso den Vorzug gibt, die angenehme Atmosphäre, das gute Essen und die zentrale Lage tun ihr Übriges, einen Städtetrip nach Florenz zum unvergesslichen Erlebnis zu machen.
Infos und Links
Das 25hours Hotel Florenz Piazza San Paolino ist zu finden an der Piazza di San Paolino 1, 50123 Florenz. Die Übernachtungs-Preise beginnen bei 169 Euro für das Medium Paradiso bzw. Medium Inferno oder 194 Euro mit Balkon. Die Kategorie Large ist ab 244 Euro, Extra Large ab 269 Euro und Gigantic ab 319 Euro zu buchen, die Casetta del Giardino gibt es ab 1.000 Euro (alle Preise pro Zimmer und Nacht / Stand 2022). Mehr Informationen zum Hotel gibt es auf der Website von 25 hours hotels.
Hinweis zur Transparenz
Der Bericht entstand im Rahmen einer Pressereise mit freundlicher Unterstützung der 25hours Hotelgruppe. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand – wie üblich – nicht statt.
Fotos: © PCS 2022
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