„Ich will hier rein“ soll Schröder vor seiner Kanzlerzeit gerufen haben, während er – nicht mehr ganz nüchtern – an den Gitterstäben des Kanzleramts rüttelte.
Ich muss nicht rütteln. Ich habe die höchste Berliner Auszeichnung erhalten. „Ich stehe auf der Liste“. Möglich hat das eine Instagram Freundin gemacht, die für den CDU Abgeordneten Thomas Heilmann arbeitet. Natürlich mit Sicherheitsüberprüfung im Vorfeld.
Es ist ein strahlender Samstag und zusammen mit 60 Instagrammern erforschen wir Paul Löbe Haus, Marie Elisabeth Lüders Haus, Jakob Kaiser Haus und Kanzleramt.
Telefonzellen mit defekten Telefonen – gerne benutzt.
Im Paul Löbe Haus stehen reichlich Telefonzellen. Die Telefone funktionieren nicht. Aber die Glaskabinen bieten Diskretion für vertrauliche Handygespräche.
Die Unterwelt – immer auf Empfang
Unter der Spree verbindet ein riesiges Tunnelsystem alle Gebäude. Die Tunnels sind teilweise breite Fahrstrassen, teilweise enge Versorgungsschächte. Man kann sich gut verlaufen. Und doch egal wo man ist: über 5 Balken und 4G Empfang. „Ich habe mich verlaufen, bitte hol mich hier raus“ ist unter Bundestagsneulingen keine Seltenheit.
Bierflaschen per Rohrpost – eine schlechte Idee
Die ganze Anlage ist unglaublich weiträumig. Also wurden die Eingangsbereiche mit einer Rohrpost verbunden, damit man Ausweise hin und her versenden kann. Oder eben Bierflaschen. Rohrpost läuft mit Unterdruck und die Bierflaschen platzen. Jetzt muss jeder Besucher denselben Ein- und Ausgang benutzen.
Sicherheit – zwischen entspannt und extrem wachsam
Im Bundestag war die Sicherheitslage entspannt, einmal eingescheckt und durch die Sicherheitskontrolle konnten wir uns in der Gruppe frei bewegen. Im Kanzleramt war das anders. Weite Bereiche waren abgesperrt, stets waren zwei Polizisten der Bundespolizei anwesend, die uns freundlich und sehr bestimmt in Linie hielten.
Der Statement Bereich
Merkel kommt von links, Journaille von vorne. Statements sind kurz und Zwischenfragen nur im Ausnahmefall. Pressekonferenzen sind lang und dialogisch. Merkel gibt nur Statements und keine Pressekonferenzen. Wenn sie mehr zu sagen hat, holt sie sich ausgewählte Journalisten für ein Hintergrund Gespräch.
Das Kanzleramt und der Porsche 911
Weite Strecken des Kanzleramts sind in einem grünen Lack gestrichen, den Porsche für ein 911 Modell verwendet hat.
Bedenke, du bist sterblich
Für Merkels Kanzlerportrait gibt es bereits eine Lücke in der Galerie der Kanzlerportraits. Wenn Merkels Portrait nach ihrer Amtszeit fertig ist, werden die Portraits neu gehängt und es wird eine Lücke für das Bild des aktuellen Amtsinhabers geben. Eine stete Mahnung an die Vergänglichkeit der Macht.
Über den Autor:
Martin U. Waltz lebt als freier Fotograf in Berlin. Er arbeitet in Serien und Projekten, die die verschiedenen Seiten Berlins zeigen. Martin hat zahlreiche internationale Fotografie Auszeichnungen gewonnen. Seine Arbeiten werden in Ausstellungen in New York, London, Dublin, Bukarest, Budapest, Rom und Berlin gezeigt.
Er bietet Street Photography Workshops in Berlin an. Mehr dazu hier.
Fotos: © Martin U. Waltz
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