„a magical step back in time“ – so nannte es der Belgier in französischem Akzent auf der Fahrt durch den Eurotunnel. Er musste es wissen, denn nach eigenen Angaben sollte dies sein siebtes Mal sein.

Ich hingegen sollte zum ersten mal dort sein. Und mein Gott war ich aufgeregt.

Das Goodwood Revival soll den Glanz vergangener Tage auf dem Goodwood Race Circuit wieder aufleben lassen. Es geht nicht nur darum, alte Fahrzeuge bestaunen zu können – hier wird die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis in die späten Sechziger bis ins Detail ausgelebt.

Größen wie Sir Jackie Stewart, Jochen Maas und sogar Sir Stirling Moss finden sich auf dem Revival ebenso wie autoverliebte Promis wie Rowan Atkinson oder Nick Mason, dessen Ferrari von Jean Alesi pilotiert wurde.

„Period correct“ lautet der alles prägende Ausdruck. Wer sich hier nicht passend kleidet hat den Sinn der Veranstaltung nicht verstanden. Monate vorher schon haben wir uns deshalb über passende Kleidung den Kopf zerbrochen. Tweed Anzüge wurden gesucht und bestellt, wir wurden zwischenzeitlich abgewiesen mit den Worten „sorry, Sir – we only deliver inside the UK“ und mussten schließlich etwas anderes finden. Man will sich ja nicht blamieren.

Unser Weg dorthin sollte jedoch nicht schnöde per Flug, Bahn oder einem modernen Auto hinter uns gebracht werden – es musste etwas besonderes sein. Etwas, das den Spirit der Veranstaltung voll trifft: ein Roadtrip in einem Touring 2000 der Bayerischen Motorenwerke München.  Mit diesem sollte uns auch die Ehre zuteil werden, den „Car Park B“ direkt vor dem Eingang des Festivalgeländes benutzen zu dürfen. Dort umringt von hunderten anderen Fahrzeugen vom kleinen MG über Jaguars bis hin zu den großen Granturismos wie Aston Martin DB5 oder Ferrari 250 lässt bereits das Gefühl aufkommen, man befände sich in einer anderen Zeit.

Zuerst trifft man von dort aus auf das Vergnügungsviertel „over the road“, gesäumt von alten Karussells, einem Helter Skelter und einer Wall of Death, die Vintageflair versprühen.

Spätestens jedoch wenn man die Brücke zum Goodwood Racecourse überschritten hat lässt es einem keine Zweifel mehr, dass man hier in einer anderen Zeit *ist*. Neben verschiedenen Läden inklusive einem Tesco Supermarkt, dessen Waren in zeitgenössischer Verpackung stecken, gibt es dort Hairdresser, Barber Shops, sogar Fahrradläden und eine Rolls Royce Vertretung – natürlich alles period correct.

Wer vor lauter Staunen nicht aufpasst, wurde manchmal fast von den Mädels von St.Trinians überrannt.

GoodwoodRevival2013-222

GoodwoodRevival2013-230

ganz dem Klischee vom braven Internatsmädchen folgend flirteten die Mädels zwischen ihren Kampfgesängen jeden an, der nicht bei drei auf den Bäumen war.

Dass ihre Kampfgesänge nicht nur leere Luft sind, sondern sich dahinter rabiate Hockeyspielerinnen verbergen, zeigt ihre Rolle bei der regelmäßigen Vorführung des großen Postraubs – hier werden im Gegensatz zum damaligen Raub die Räuber von den Hockeymädels grandios in die Flucht geschlagen.

Besonders süß war diese Schulklasse, um deren Gesangsvorführungen sich immer wieder Menschentrauben bildeten.

GoodwoodRevival2013-5

Jedes Jahr gibt es auf dem Revival verschiedene Jubiläen zu feiern, anlässlich derer verschiedene Tributes zurschaugestellt werden. Das wohl aufregendste Tribute dieses Jahr war die Whitsun Trophy: 50 Jahre Ford GT40.

Gleich 27 Fahrzeuge verschiedener Ausführungen und Evolutionen waren im Starterfeld vertreten, plus mehrere „zivile“ GT40, die zwischen den Rennen die Strecke abfuhren.

GoodwoodRevival2013-41

GoodwoodRevival2013-86

GoodwoodRevival2013-223

Bei dem feuchten Wetter hatten die Fahrer alle Hände voll zu tun, dementsprechend viele Abflüge und kleinere Schäden gab es zu sehen.

GoodwoodRevival2013-87

GoodwoodRevival2013-114

GoodwoodRevival2013-236

Ein weiteres Tribute war der 50. Jahrestag des ersten WM-Siegs von Jim Clark, der zu diesem Anlass an diesem Wochenende zum größten Rennfahrer aller Zeiten heroisiert wird.
Dazu gab es zwar kein Rennen, jedoch besondere Stücke aus der Karriere von Jim Clark zu sehen. Unter anderem der Lotus, mit dem er seinen ersten Weltmeistertitel gewann, das nie zum Einsatz gekommene keilförmige Turbine Car, oder der B.R.M. H16 mit dem unverwechselbaren Klang des H16 (sic) Motors.

GoodwoodRevival2013-66

GoodwoodRevival2013-30

GoodwoodRevival2013-70

Das von Jim Clark geteste Turbine Car kam leider nie im direkten Rennen zum Einsatz.

GoodwoodRevival2013-69

Der B.R.M. H16, dessen H-Motor einem wie zwei übereinanderliegende 8-Zylinder Boxermotoren vorkommt. Für den kompetitiven Renneinsatz leider jedoch zu schwer und träge.

GoodwoodRevival2013-67
Lotus Ford 40

Während andere 50. Jahrestag feiern ist es bereits 110 Jahre her, dass die Tour de France das erste mal stattfand. Dafür wurde auf dem Gelände extra ein kleines französisches Dorf aufgebaut. Neben Ständen mit französischen Köstlichkeiten konnte man dort auch Boule spielen lernen.

Auf der Strecke gab es dazu täglich ein Peloton mit verschiedenen Fahrrädern aus allen Epochen.  Als Spezialgast durfte Chris Hoy am Sonntag das Peloton anführen. Immer gefolgt von historischen Begleitfahrzeugen.

GoodwoodRevival2013-89  GoodwoodRevival2013-92 GoodwoodRevival2013-90GoodwoodRevival2013-91 GoodwoodRevival2013-95 GoodwoodRevival2013-97

Fotos & Text: © Joe (muigaulwurf) 2013

Kommentare