Liebhaber der Vintage Heuer Modelle habe ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis recht viele. Und mit steigender Beliebtheit dieser Uhren werden es auch immer mehr. Als TAG Heuer vergangenes Jahr dazu aufrief, das Vorbild für eine Neuauflage der legendären Autavia zu wählen, waren sie alle Feuer und Flamme.
Nun, da die fertige Uhr präsentiert ist allerdings, folgt auf Vorfreude ein wenig Kritik. Die Neue, so sagen sie, sei viel zu groß geraten, die dicke Lünette zerstöre die klassischen Proportionen.
So ganz unvoreingenommen war ich also nicht, als ich zur Produktvorlage bei TAG Heuer spazierte. Und in der Tat wirkt der Heritage Calibre Heuer 02 Chronograph, so die offizielle Bezeichnung, schon auf den ersten Blick erstaunlich modern.
Klar, die Wurzeln lassen sich nicht verleugnen, das wäre ja aber auch nicht Sinn der Sache gewesen. Die Referenz CBE2110, die es wahlweise als CBE2110.FC8226 mit braunem Kalbslederband für 4.600 Euro oder als CBE2110.BA0687 mit Edelstahlband für 4.750 Euro gibt, kommt aber, nicht zuletzt durch ihre Größe von 42 Millimetern Durchmesser, ziemlich zeitgemäß daher.
Dazu trägt auch gerade die breite Lünette bei, die mit 12 Stundenmarkierungen bedruckt ist und sich wie beim Urahn in beide Richtungen drehen lässt.
Von diesem übernommen hat man auch das „Reverse-Panda“ Zifferblatt, also Schwarz mit weißen Hilfszifferblättern bei 3, 6 und 9. Die kleine Sekunde wandert allerdings auf Grund des nun eingesetzten neuen Kalibers von der 9- auf die 6-Uhr Position, versehen mit einem Heuer 02 Aufdruck und einem unauffälligen Datumsfenster.
Der Zeiger der zentralen Stoppsekunde ist wie beim Vorbild weiß lackiert und auch die applizierten Indizes stellen eine Reminiszenz an die „Rindt“ Autavia dar.
Ebenso klar Heritage: das klassische Heuer Logo, das Schließe, Krone und Zifferblatt ziert, sowie der beim Zifferblatt über dem Logo liegende Autavia Schriftzug.
Dennoch – die Autavia Neuauflage anno 2017 geht optisch ihren eigenen Weg, bemüht sich gar nicht erst, irgendwie „alt“ daher zu kommen. Für mein Empfinden daher unnötig: die beige eingefärbte Leuchtmasse. Hier hätte reinweißes SuperLuminova einfach besser gepasst.
Am Arm sitzen die 42 Millimeter des Edelstahl-Gehäuses ziemlich perfekt, obgleich die charakteristische Form der langgezogenen Bandanstöße dafür sorgt, dass diese bei kleineren Handgelenken entsprechend überstehen. Dennoch: die neue Autavia macht sich im kurzen Tragetest richtig gut.
Richtig gut klingen aber auch ihre inneren Werte. Das Heuer 02 Kaliber ist ein Chronographenkaliber mit automatischem Aufzug, besteht aus 168 Komponenten und bringt es bei 28.800 Halbschwingungen (4 Hz) auf eine Gangreserve von mindestens 75 Stunden.
Die Finissage ist äußerst ansprechend gehalten und so schaut man sehr gerne durch das Saphirglasfenster des verschraubten Bodendeckels.
A propos Saphirglas: auch das Frontglas besteht daraus, beidseitig entspiegelt, versteht sich. Und in noch einem Punkt ist die neue Autavia ihren Vorgängern überlegen: sie ist bis 100 Meter wasserdicht.
Mein Fazit: aller im Vorfeld vernommenen Kritik zum Trotz hat mich die Autavia Neuauflage 2017 live sehr positiv überrascht. Sie versucht nicht krampfhaft, der Klon einer 50 Jahre alten Uhr zu sein, sondern schafft es, ihren historischen Bezügen ein modernes Zuhause zu geben. Einfach ein schöner Chronograph, der mit Sicherheit seine Fans finden wird. Vielleicht ja auch in meinem Freundes- und Bekanntenkreis.
Datenblatt:
- Modell: TAG Heuer Calibre Heuer 02 Chronograph, Ref. CBE2110.FC8226 (CBE2110.BA0687)
- Gehäuse: 42 mm, Edelstahl poliert, wasserdicht bis 100 Meter, Saphirglas gewölbt, beidseitig entspiegelt, verschraubter Sichtboden mit Saphirglas, beidseitig drehbare Lünette
- Zifferblatt: schwarz, opalisierend, weiß azurierte Hilfszifferblätter
- Armband: braunes Kalbsleder (CBE2110.BA0687: Edelstahl, 7-reihig), Sicherheits-Faltschließe aus Edelstahl
- Uhrwerk: Calibre 02, Automatik, 28.800 A/h (4 Hz), 75 Stunden Gangreserve
- Funktionen: Chronograph, Datum
- Preis: (UVP für Deutschland): 4.600 Euro (CBE2110.BA0687: 4.750 Euro)
Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2017
Kommentare