Normalerweise findet man ungewöhnliche Gehäusematerialien bei Panerai zunächst eher in den streng limitierten, jährlich wechselnden Special Editions wieder. Bei der in diesem Jahr vorgestellten BMG-Tech aber ist das anders. Und damit bereits zur ersten guten Nachricht. Ein „Hauen und Stechen“ wie bei der Bronzo (ihr Review gibt es hier) dürfte es bei der PAM 692 tendenziell also eher nicht geben. Dabei ist sie in meinen Augen ähnlich attraktiv wie die PAM 671.

Das Herausstechendste an der BMG-Tech ist dabei zunächst gar nicht mal die eigentliche Innovation, auf die ich gleich eingehen möchte. Nein, diese Submersible überzeugt optisch erst einmal durch ihr strahlend blaues Blatt. Dieses ist poliert und hat dadurch einen ganz eigenen Glanz und eine wunderbare Tiefe. Dazu passen die silberfarben umrandeten reinweißen Indexe ausgezeichnet. Es muss schließlich ja nicht immer Fake-Patina sein. Auch die Schrift ist reinweiß gehalten, mit hellblauen Akzenten in Form des BMG-Tech Schriftzugs und des Sekundenzeigers.

Typisch Panerai findet sich die kleine Sekunde auf der 9-Uhr-Position wieder, das Fensterdatum liegt ihr gegenüber, an der Stelle des 3-Uhr-Indexes. Interessantes Detail: Panerai verwendet für dieses Modell zwei unterschiedliche Super-LumiNova Leuchtmassen. So leuchten Minutenzeiger und Lünettenperle blau, während die restlichen Indexe und Zeiger in gewohntem Grün scheinen.

Die einseitig drehbare Lünette besteht, wie Gehäuse und Kronenschutzbrücke, aus Bulk Metallic Glass. Wobei wir nun endlich beim eigentlichen Thema bzw. der größten Innovation der PAM 692 wären. Und bei einer zunächst etwas verwirrenden Assoziation. Denn Glas, das klingt erstmal nicht nach einem Material, welches für das Gehäuse einer Taucheruhr nun so wirklich sonderlich geeignet wäre.

Tatsächlich bezieht sich der Name denn auch eher auf die Art der Herstellung. Die Legierung, die Panerai verwendet, besteht in erster Linie aus Zirkonium, ergänzt durch Kupfer, Aluminium, Titan und Nickel. Bei hoher Temperatur und Druck wird diese flüssige Legierung dann in einem Hochdruckinjektionsverfahren in Form gebracht und binnen Sekunden abgekühlt.

Dies hat zur Folge, dass den Atomen keine Zeit bleibt, sich in regelmäßige, geordnete Strukturen anzuordnen. Man spricht hier von einer amorphen, statt wie sonst üblich kristallinen Struktur. Dieses „Chaos“ der Atome nun hat gewisse Vorteile gegenüber klassischem Metall. So ist BMG leichter, gleichzeitig aber auch kratzfester, hat eine höhere Korrosionsbeständigkeit, eine große Härte und Stoßfestigkeit, sowie einen höheren Widerstand gegenüber Magnetfeldern.

Farblich beschreibt Panerai das Material als Titan ähnlich, mit etwas dunklerem Grauton. Mich erinnert der Farbton eher an Weißgold, wobei das nur sehr leicht satinierte Gehäuse eine Strahlkraft besitzt, die fast schon Assoziationen zu Platin wecken. Am besten lässt sich der Farbunterschied zu Titan auf der Unterseite erkennen, denn während Gehäuse, Lünette und Kronenschutzbrücke wie bereits erwähnt aus BMG-Tech gefertigt sind, ist der Bodendeckel der PAM 692 aus Titan. Grund dafür könnte der in der BMG Legierung vorhandene Anteil an Nickel sein.

Die BMG-Tech kommt in einem 47 Millimeter großen Submersible 1950 Gehäuse. 47 Millimeter sind wahrlich nicht ohne, doch Gehäuseform, Leichtigkeit des Materials und die im Vergleich zu früheren Submersible Modellen etwas geringere Bauhöhe sorgen für ein sehr angenehmes Tragegefühl.

Die geringere Bauhöhe ist übrigens dem nun auch in diesem Modell zum Einsatz kommenden Manufakturkaliber P.9010 zu verdanken, welches es auf nur noch 6 Millimeter Bauhöhe bringt. Zum Vergleich: beim Vorgänger, dem P.9000, reden wir noch von 7,9 Millimetern. Dennoch verfügt auch das P.9010 über automatischen Aufzug und, dank zwei Federhäusern, 72 Stunden Gangreserve. Ebenfalls integriert: die speziell für das Reisen in andere Zeitzonen sehr angenehme Möglichkeit, den Stundenzeiger separat in Stundenschritten vor- und zurückzustellen.

Mein Fazit

Alle reden mal wieder von der Bronzo, die meines Erachtens wesentlich interessantere Innovation aber verbirgt sich in der BMG-Tech. Ein Gehäusematerial, was in Zukunft durchaus eine größere Rolle in der Uhrenindustrie spielen könnte und in der PAM 692 ihren Anfang nahm. Eine spannende Uhr, eine Submersible mit einem ganz eigenen Glanz und einem wunderschönen Zifferblatt.

Datenblatt

  • Modell: Panerai Submersible 1950 BMG-Tech 3 Days Automatic, Ref. PAM00692
  • Gehäuse: 47mm, Bulk Metallic Glass, wasserdicht bis 30 bar (300 Meter), Saphirglas, verschraubter Gehäuseboden aus Titan mit Gravur
  • Zifferblatt: blau, poliert
  • Armband: Kautschuk, schwarz, 26 auf 22 Millimeter, Dornschließe
  • Uhrwerk: Kaliber P.9010, Manufakturkaliber, Automatik, 28.800 A/h (4 Hz), 72 Stunden Gangreserve
  • Funktionen: Stunde, Minute, kleine Sekunde, Datum, Stundenzeiger separat verstellbar
  • Auflage: 1.000 Stück für 2017, bleibt Bestandteil des Modellprogramms
  • Preis: 9.900 Euro (UVP für Deutschland)
Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2017

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