Warum mache ich das überhaupt? Setze mich hier hin und schreibe ein Review über eine Uhr, bei der es doch sowieso so gut wie keine Chancen mehr gibt, sie auf „normalem“ Wege zu bekommen? Ist das so eine Art von Masochismus? Weil ich wieder mal zu doof war, mir ein Exemplar zu sichern, ja gar daran gedacht zu haben, es überhaupt zu versuchen? Ein Anruf! Egal, jetzt ist es zu spät.

PAM00671 „Bronzo“ – Special Edition 2017

1.000 Exemplare der Panerai Luminor Submersible 1950 3 Days Automatic Bronzo – 47 mm, kurz auch PAM00671, PAM671 oder einfach nur „die neue Bronzo“ genannt, wird es geben. Die Auslieferung soll im Juni 2017 beginnen, der Preis der Special Edition: 14.000 Euro.

Soviel zur Theorie. Die Praxis wird mal wieder anders aussehen. Wie, das zeigen die beiden Vorgänger, allem voran die PAM382, die allererste „Bronzo“ aus dem Jahr 2011. Damaliger Listenpreis der ebenfalls auf 1.000 Stück limitierten Special Edition: 7.400 Euro. Eine Hand voll Exemplare findet sich derzeit auf dem Sekundärmarkt, zu Preisen meist zwischen 30.000 und 35.000 Euro. Da beklage sich noch einer über den Marktpreis einer Nautilus 5711/1A oder Daytona 116500!

PAM00507 „Bronzo“ – Special Edition aus dem Jahr 2013

Als Panerai zwei Jahre später eine weitere Bronzo, die PAM507 (hier geht’s zum Review) herausbrachte, fragten sich einige, was nun in Punkto Werterhalt passieren würde. Ja was wohl? Auch hier sind nur wenige der 1.000 einst für 9.900 Euro ausgegebenen Uhren auf dem Markt. Die Preise? Ab 26.000 Euro geht’s los, meist aber ist auch hier schon eine „Drei“ davor.

Vier Jahre nun herrschte Ruhe an der Bronzo Front, da kommt Panerai 2017 also mit der PAM 671. Im Gegensatz zu den beiden Vorgängern glänzt das Zifferblatt nun in strahlendem Blau. Verortete man die Versionen mit grünem Blatt mehr an den Arm eines Marinetauchers, so vermutet man die Neue eher bei einem braungebrannten Skipper am Steuer seiner edlen Yacht vor Saint-Tropez.

Ist das jetzt gut? Ist das schlecht? Dieses Blau, dazu noch die Cremefarbene Leuchtmasse, nein, für mich gibt es da gar keinen Zweifel: die 671 ist einfach nur gelungen. Verdammt! Ein Anruf bei meinem Konzessionär! Ja, ich will! Es wäre doch so einfach gewesen. Und was mache ich? Fotos für dieses Review. Super! Doch was nutzt das hadern, es ist zu spät. Also weiter im Text.

Von der Zifferblattfarbe einmal abgesehen, heißt das Motto bei Panerai im Falle der Bronzo wohl „never change a winning team“. Das klassische Submersible 1950 Gehäuse misst 47 Millimeter und ist natürlich aus Bronze gefertigt. Als Armband kommt ein dunkelbraunes Kalbslederband „Ponte Vecchio“ mit beiger Naht zum Einsatz, welches sich von 26 auf 22 Millimeter verjüngt. Und ganz sicher wird es von zahlreichen Drittanbietern auch zu dieser Uhr wieder jede Menge wunderbarer Bänder geben.

Beim Uhrwerk setzt man auf das Manufakturkaliber P.9010, Nachfolger des P.9000, welches sechs Jahre zuvor in der PAM 382 zum Einsatz kam. Wie jenes verfügt das P.9010 über eine Datumsanzeige bei 3 Uhr und eine kleine Sekunde auf der 9, baut aber mit 6 Millimetern fast 25% weniger hoch als das Vorgängerkaliber. Dank zweier Federhäuser bringt es auch das P.9010 wieder auf eine Gangreserve von drei Tagen.

Die im Alltag recht hilfreiche Funktion des in 1-Stunden-Schritten vor und zurück zu verstellenden Stundenzeigers ist im 200 Bauteile zählenden Automatikkaliber ebenfalls integriert. Beobachten kann man das – wie bei Panerai üblich – in äußerst technischem Schick gehaltene Werk durch das Saphirglas im Boden.

Der Bodendeckel ist übrigens, wie auch die Schließe, in Titan gefertigt. Auf diese Art werden eventuelle Hautunverträglichkeiten bestmöglich vermieden, denn Bronze selbst besteht aus Kupfer und reinem Zinn. Vorteil jener Legierung: eine besonders hohe Korrosionsbeständigkeit, was Witterungseinflüsse angeht, vor allem aber gegenüber Meerwasser. Nachteil: Bronze reagiert mit den äußeren Einflüssen und bildet sehr schnell eine gewisse Patina.

Nachteil? Von wegen! Wer eine Uhr in Bronze kauft, der will genau diese Patina, der steht auf diesen optisch recht schnell einsetzenden Alterungsprozess. Genau das macht eine „Bronzo“ so einzigartig. So war es bei PAM382 und PAM507 und genauso wird es auch wieder bei der PAM671 sein.

Leichte Patina bei dieser PAM00507 in 2013

Nachdem Panerai bei den ersten beiden Bronzos etwaigen Gewinn aber hauptsächlich den Spekulanten und Hobbyhändlern überließ, wollte man bei der neuen Version allem Anschein nach diesmal selbst ein gutes Stück vom Kuchen haben. Nach 7.400 (bzw. recht schnell 7.700) Euro bei Bronzo I und 9.900 Euro bei Bronzo II lassen sich die glatten 14.000 Euro anders wohl kaum erklären.

Verglichen mit den Preisen, die aktuell für die ersten Versionen aufgerufen werden, sind die 14.000 Euro dennoch ein Schnäppchen. Vielleicht auch deswegen ist, wer jetzt noch eine Bestellung absetzen will, so chancenlos. Bleibt zu hoffen, dass die 1.000 Exemplare der PAM00671 jede Menge echte Paneristi und Bronzo-Fans glücklich machen, und nicht nur die Geldbörsen der Spekulanten.

Mein Fazit: Panerai hat im Rahmen des SIHH 2017 eine Menge interessanter und technisch innovativer Neuheiten präsentiert (eine Übersicht gibt es hier). Dennoch bleibt mir die Bronzo am meisten im Gedächtnis. Der Kontrast des im Neuzustand fast rotgold wirkenden Bronzegehäuses und des blauen Blattes ist einfach unverschämt schön. Fast schon unverschämt ist allerdings auch der Preis von 14.000 Euro. Fast, denn dafür wird man sie wohl eh nicht mehr bekommen. Ein Anruf! Ach hätt‘ ich nur. Vielleicht bin ich bei der Bronzo IV irgendwann dann ja schlauer.

 

 

Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2017

 

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