Im Grunde hatte ich ja bereits alle Hoffnung verloren. Die 2021er Uhrenmesse Watches & Wonders Geneva würde schließlich rein virtuell stattfinden und meine Chancen, eine der vielen Neuheiten zeitnah einmal live in Händen zu halten, stand somit bei exakt Null. Schade, aber in Pandemie-Zeiten muss man sich mit so etwas eben abfinden. Doch da hatte ich meine Rechnung ohne die IWC gemacht. Denn die schickten ihren nagelneuen IWC Pilot’s Watch Chronograph 41 bereits vor dessen offiziellen Launch kurzerhand nach Wien!
Agentenkrimi um eine IWC in Wien
Die Übergabe, einst das Alltäglichste der Welt, sie glich diesmal schon fast einem Agententhriller. Am letzten Nachmittag vor der kurzerhand anberaumten „Osterruhe“ wartete ich geduldig vor der feinen, aber leider auch kleinen IWC Boutique auf Einlass. Viel Zeit war nicht, denn vor Ladenschluss musste das gute Stück auch schon wieder in der Obhut der Geschäftsräume sein. Also nix wie ran an den Speck, respektive die Uhr.
Für alle Freunde unseres neuen „Bewegtbild-Formats“: ergänzend zu diesem Hands-on erscheint auch ein Video-Review. Zu finden auf unserem YouTube-Kanal.
Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern gewesen… Fängt an wie eine Werbung für Karamellbonbons, geht aber in eine andere Richtung. Gute vier Jahre ist es her, dass ich in jener IWC Boutique meine erste IWC abholen durfte. Die Big Pilot, oder korrekterweise Big Pilot’s Watch in der Le Petit Prince Ausführung. Mein erster Gedanke damals: ganz schön groß. Fast schon zu groß. Nein, eigentlich wirklich viel zu groß, legitimierend einzig durch ihre Natur als Große Fliegeruhr, die ja, wie der Name schon sagt, eben groß sein muss.
Downsizing: IWC Big Pilot’s Watch 43
Im Freundes- und Bekanntenkreis jedoch kenne ich viele Fälle, in denen die Uhr zwar für wunderschön befunden wird, man sich dennoch aber selbst nicht dran traut. Auf Grund der Größe. 46 Millimeter beträgt übrigens der Durchmesser der klassischen Big Pilot. Ja und irgendwie scheint auch IWC dieses Dilemma vieler ihrer Fans zu Ohren gekommen zu sein. Anders ist es schlicht nicht zu erklären, dass das Jahr 2021 eine neue Big Pilot’s Watch bringt. Eine in nun nur noch 43 Millimetern. Für alle Fans des bisherigen Modells: keine Sorge, natürlich bleiben die „dicken Dinger“ im Programm.
Das Dilemma allerdings, das sich mir stellt: wie nennt man die 2021er Neuheit den jetzt? Big Pilot’s Watch? Big Pilot 43? Oder „Little Big Pilot“? Ein Glück, ist die neue große Fliegeruhr diesmal nicht mit nach Wien gereist, sodass ich mich – zumindest jetzt und an dieser Stelle – nicht weiter mit dieser Frage auseinandersetzen muss.
IWC Pilot’s Watch Chronograph 41
Und damit: Hallo, zweite große Fliegeruhrenneuheit, hallo IWC Pilot’s Watch Chronograph. „Große“ Neuheit stimmt allerdings auch hier nur bedingt, denn auch beim Chrono schrumpfte man den Durchmesser. Von 43 auf nunmehr 41 Millimeter. Das ist ja schon fast klein, könnte man meinen. Bis man die Uhr ums Handgelenk legt.
Dort nämlich wirkt sie auf einmal groß. Nicht zu groß, eher wohldimensioniert, aber auch nicht wie „nur“ 41 Millimeter. Die Proportionen sind typisch IWC Fliegeruhr, auf dem Zifferblatt ist, bedingt durch das Bisschen weniger Platz, etwas mehr los, ohne allerdings, dass es zu gedrängt wirken würde. Positiver Effekt sogar: die Position von Wochentagsfenster und Datum gefällt mehr denn zuvor.
Ablesbarkeit auf altersfreundlichem Niveau
Ein wenig schade allenfalls, dass man sich bei IWC entschied, auch weiterhin nur das klassische „Fadenkreuz“, bestehend aus den Strichindexen bei 3, 6 und 9 Uhr, sowie dem Dreieck auf der 12, mit Leuchtmasse zu belegen. Wo die Big Pilot 43 in voller Pracht, sprich mit allen Indexen und Ziffern, erstrahlen darf, bleibt es beim Chrono nachts ein wenig düster. Schlecht ablesbar macht ihn das aber nicht. Im Gegenteil! Die Kombination aus großen Ziffern und Zeigern machen ihn zur idealen Uhr, auch wenn man „in ein gewisses Alter kommt“. Kenne ich natürlich nur vom Hörensagen. Freilich.
Die Anordnung der Totalisatoren entspricht der vom Fliegerchrono gewohnten Art. Auf 6, 9 und 12 Uhr sind sie zu finden, obgleich die permanente Sekunde ihre Position bei 9 Uhr aufgegeben hat, und nun bei 6 Uhr ihr neues Zuhause gefunden hat. Ein kleiner, aber feiner Unterschied.
Kleine IWC Kaliberkunde
Denn an ihm lässt sich ausmachen, dass nun nicht mehr das auf dem ETA 7750 basierende Kaliber 79320 für Bewegung sorgt, sondern dessen Nachfolger, das IWC In-House Kaliber 69385, welches im neuen Manufakturzentrum (mehr dazu hier) in Schaffhausen entsteht.
Jenes Manufakturkaliber nimmt sich in seiner Grundkonstruktion zwar ebenfalls die Architektur des „Universaltraktors“ unter den Schweizer Chronographenwerken zum Vorbild, auch um von der Zifferblattgestaltung her „auf Linie“ zu bleiben, kann aber mit schönen Details wie einem in beide Richtungen aufziehenden Rotor, ähnlich des berühmten Pellaton-Aufzugs, aufwarten und bringt ebenfalls ein Kolonnenrad mit.
Erhöhte Wasserdichtigkeit und Bandwechselsystem
Beides lässt sich unter dem großen Bodenglas beobachten. Hier ist ebenfalls zu sehen, wie schön das Werk das Gehäuse des IWC Pilot’s Watch Chronograph 41 ausfüllt. Und noch ein weiteres Detail fällt, neben der recht technisch wirkenden aber sehr hübsch gestalteten Finissage, auf: der 10 BAR Schriftzug. Ja, der neue Fliegerchrono hat zugelegt, was seine Druckbeständigkeit angeht. 100 statt bislang 60 Meter. Da darf er auch gerne mal beim Schwimmen am Arm verweilen.
Damit dies nicht auf Kosten des schönen Lederbandes geht, bietet IWC nun auch Kautschukbänder an. Diese kann man in den Boutiquen nachkaufen und Dank des ebenfalls neuen EasX-CHANGE-Systems auch bequem wechseln.
Band-Feinverstellung wie sie sein sollte
Der Wechsel geht dabei gleichermaßen schnell wie sicher vonstatten, einzig die unterschiedliche Drucktechnik bei Leder-, Kautschuk- und Stahlband muss man sich zunächst kurz anlernen.
Stahlband! Fast hätte ich es vergessen. Auch das gibt es für den 41er Fliegerchrono. Im 5-reihigen Band wechseln sich satinierte und polierte Glieder einander ab. Das Band ist schwer und hochwertig, eigentlicher Clou aber ist die in die Faltschließe integrierte Feinverstellung. Für diese muss das Band noch nicht einmal aufgeklappt werden. Braucht der Arm mal etwas mehr Platz, genügt ein kleiner Druck auf das IWC Symbol und schon lässt sich die Feineinstellung aktivieren. Einfacher geht’s nun wirklich nicht.
Ein wenig komplizierter gibt sich derzeit noch die Möglichkeit, Bänder für das EasX-Change-System zu erwerben. So finden sich im deutschen Online-Shop auf IWC.com aktuell nur das blaue und braune Lederband für jeweils 210 Euro, die Kautschuk-Variante ist dort noch nicht gelistet.
Fazit
Mein Fazit: der neue IWC Pilot’s Watch Chronograph 41 ist eine rundum gelungene Uhr und bietet einen soliden Gegenwert. Die typische Fliegeruhrenoptik darf getrost als ikonisch bezeichnet werden und ist auch beim neuen Modell ziemlich perfekt getroffen. Die kleinere Größe lässt sie auch – aber nicht nur – an schmäleren Handgelenken gut aussehen, sodass sie quer über alle Geschlechter ihre Fans finden wird. Eine größtmögliche Ausweitung des Bandangebotes aber sollte man seitens IWC so schnell wie möglich initiieren.
Datenblatt:
- Modell: IWC Pilot’s Watch Chronograph 41, Ref. 3881 (IW388101 mit blauem Leder- bzw. IW388102 mit Stahlarmband)
- Gehäuse: 41 mm, Edelstahl, wasserdicht bis 10 bar (100 Meter), gewölbtes, beidseitig entspiegeltes Saphirglas, gegen Druckabfall gesichert, verschraubte Krone, Sichtboden aus Saphirglas
- Zifferblatt: Blau, Sonnenschliff, Super-LumiNova Leuchtmasse für Zeiger und Indexe
- Armband: Blaues Kalbsleder-Armband mit Stiftschließe aus Edelstahl bzw. Edelstahlarmband mit Faltschließe
- Uhrwerk: Manufakturwerk, Kaliber 69385, Automatik, 28.800 A/h (4 Hz), 46 Stunden Gangreserve
- Funktionen: Stunde, Minute, kleine Sekunde bei 6 Uhr, Chronograph mit 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler, Fensterdatum, Wochentagsanzeige
- Limitierung: keine
- Garantie: 2 Jahre (Erweiterung um 6 zusätzliche Jahre bei Registrierung)
- Preis: 6.850 Euro (DE) / 6.900 Euro (AT) am Lederband bzw. 7.600 Euro (DE) / 7.650 Euro (AT) am Stahlband
- Verfügbarkeit: Neuheit 2021
- Link zum Hersteller: https://www.iwc.com/de/de/watch-collections/pilot-watches/iw388101-pilot_s-watch-chronograph-41.html
- Varianten: IWC Pilot’s Watch Chronograph 41, Ref. 3881 mit grünem Blatt (IW388103 mit braunem Leder- bzw. IW388104 mit Stahlarmband)
Fotos: © IWC (2), PCS 2021
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