Endlich war es soweit: In Saint Tropez trafen sich vom 29. September bis zum 5. Oktober wieder Hunderte von modernen und historischen Segelyachten zum Saisonausklang der Superlative. 1981 trugen zwei Segler aus einer Bierlaune heraus mit ihren Booten ein kleines Privatrennen vom Hafen bis zur berühmten Strandbar Club 55 gleich um die Ecke aus. Schnell wurde daraus ein regelmäßiges Event, zunächst unter dem Namen La Nioulargue, seit 1997 als Les Voiles de St. Tropez weltweit ebenso bekannt wie beliebt. Den besonderen Reiz machen nicht nur der berühmte Veranstaltungsort, das Wet­ter, die Stimmung und die große Zahl der Yachten aus, sondern auch die einzigartige Mischung von modernsten Hightechjachten und über hundert Jahre alten Segellegenden.

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So trifft man draußen in der Bucht brand­neue Wally-Rennyachten, die mit ihren Rümpfen und Masten aus Carbon und Segeln aus geklebten Polyester­folien den zurzeit modernsten Jachtbau darstellen. Im Hafen liegen sie später Reling an Reling neben dem historischen Gaf­felkutter Mariette von 1915 oder der schlanken, rassigen Rennjacht Moonbeam. Im ‚Goldenen Zeitalter’ Anfang des 20. Jh. waren diese Rennyachten schon berühmt, genau wie die riesigen J-Class-Yachten Velsheda oder Shamrock V., ebenfalls Stammgäste der Voiles. Shamrock V gehörte 1929 dem Tee­baron Lipton, der sie speziell für die Teilnahme am America’s Cup bauen ließ. Schon damals gab es begeisterte Mä­zene, die einen Großteil ihres Vermögens in den prestige­träch­tigen Jacht­rennsport steckten. Und viele dieser wunderschönen Boote wurden in den vergan­genen Jahren vor dem Verfall gerettet und mit großem finanziellem Aufwand restauriert.

Für See- und Sehleute sind die Voiles ein fester Termin in ihrem Kalender. Wer nicht das Glück hat, auf einer Privatjacht die Regatten zu verfolgen, kann auf den zahlreichen Begleitbooten Fahrten unterschiedlicher Dauer buchen, und man ist bis auf Rufweite beim Wettfahrtgeschehen dabei. Nicht ganz ungefährlich sind die Manöver, große Jachten sind schwerfällig und haben einen langen Bremsweg. So hält man sich am besten in sicherer Entfernung. Auch von Land aus hat man erstklassige Sicht, legen die Organisatoren die Regattabahn der klassischen Jachten doch möglichst dicht an die Hafenmole.

Meist mittwochs messen sich die Crews abends auf den Place des Lices im traditionellen Boulespiel, wobei es gerne gesehen wird, wenn die Mannschaften ein wenig fachkundige Verstärkung durch Einheimische bekommen. Wenn das Wetter mitspielt, fordern sich am Donnerstag etliche Crews gegenseitig zum Rennen Boot gegen Boot heraus. Es geht auf dem klassischen Kurs von der Hafeneinfahrt bis zum Club 55 in der Bucht von Pampelonne. Abends zeigen die Crews dann in einem farbenfrohen Kostüm-Umzug, dass sie auch eine gehörige Portion Humor haben. Es wird von Crews berichtet, denen ein gutes Abschneiden beim défilé des équipages wichtiger als eine gute Regattaplatzierung sei.

Gleich neben der Capitainerie treffen sich Crewmitglieder und Zuschauer im Seglerdorf. Es gibt mari­time Produkte zu kaufen, oder man informiert sich über den aktuellen Stand der Wettfahrten und schaut bei einer Tasse Kaffee oder einem kühlen Bier dem bunten Treiben zu. Das An- und Ablegen der Yachten aus nächster Nähe beobachten, eine Partie Boule auf dem Place des Lices spielen oder durch die Gassen von St. Tropez bummeln: Wer die Regattawoche erlebt hat, wird wiederkommen. Ganz bestimmt.

In diesem Jahr hatten mehr als 300 Jachten zu der einwöchigen Regattaserie gemeldet, die wie immer auch von Rolex unterstützt wird. Nicht zuletzt wird auch die Rolex-Trophy ausgesegelt, ein Sonderpreis für die klassischen Jachten über 15 Metern Länge. Dieses Jahr gewann wieder einmal Ikra, eine klassische 12mR-Rennjacht. Es ist die Jacht, mit der 1981 alles begann.

Nicht dabei waren dagegen so bekannte Namen wie Avel (mit den beiden Gucci-Schwestern, eine davon schwanger, daher diesmal nicht am Start), die 15mR-Jachten Hispania (Mast kaput), Tuiga (nicht so recht Lust) und The Lady Anne, dann die Herreshoff-Jacht Mariette of 1915, sie hat die Saison schon beendet. Und auch Lulworth, ein Wahnsinns-Kutter, liegt seit Jahren fest, angeblich an der Kette, letztes Mal war sie 2008 in Saint Tropez.

Dennoch, es gab genug zu gucken, zu stauen und natürlich zu fotografieren. Viel Spaß beim Gucken!

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Fotos & Text: © Gerhard Standop, 2013 – www.standop.net/voiles

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