Im Frühjahr 1989 lief im Zweiten Deutschen Fernsehen eine brandneue Serie an. Es ging um Liebe, es ging um Geld und natürlich ging es auch um Intrigen. In erster Linie aber ging es um Pferderennen. Rivalen der Rennbahn war ein großer Erfolg für das ZDF, konnte aber quotenmäßig nicht mit der nur wenige Tage zuvor zu Ende gegangenen Schwarzwaldklinik mithalten. Vielleicht deshalb blieb es damals bei lediglich 11 Episoden.

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Kultserie der 80er (© Amazon)

Unvergessen für mich bleibt, auch gut 26 Jahre später, das Flair das diese Serie ausgestrahlt hat. Verkörpert nicht zuletzt durch den von Dieter Bohlen komponierten typischen 80er Jahre Soundtrack. Den gibt es übrigens bei spotify und ich empfehle für das perfekte Feeling dringend, ihn während der Lektüre dieses Artikels im Hintergrund laufen zu lassen.

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Jockeys des Großen Preis von Baden (© Longines)

Pferderennen, das konnte man bei Rivalen der Rennbahn lernen, war etwas ganz Besonderes, etwas Elitäres, Ort der Reichen und Schönen, der Paradiesvögel und knallharter Geschäftemacher.

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Uhren für Gewinner (© Longines)

Warum auch immer, die bloße Existenz von Pferderennen und der damit verbundenen Faszination geriet bei mir über die Jahre mehr und mehr in Vergessenheit. Ja als ich vergangene Woche die Einladung zum Longines Großen Preis von Baden erhielt, da war mein erster Gedanke sogar – was soll ich da?

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„Das ist ganz lustig, ich war da früher öfters“ sprach mein guter Freund Hannes und so sattelten wir vergangenen Sonntag gleich 571 Pferdchen und machten uns auf den Weg ins Badische Iffezheim.

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Bereits seit 1858 wird der Große Preis von Baden hier ausgetragen. Er ist eines der bedeutendsten Rennen weltweit und Teil der „Großen Woche“. Seit 2011 ist die im Schweizer Saint-Imier ansässige Uhrenmarke Longines Titelpartner und offizieller Zeitnehmer des Rennens.

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Durch beschauliche Wohngebiete führt die Anfahrt zu den großen Zuschauertribünen der Rennbahn. Hier ist ordentlich was los. Überall wird bereits über die Chancen diskutiert, der Boden ist übersäht mit Tippscheinen. Pferdewetten. Richtig, da war ja was.

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Auch im Longines Club selbst kann man seine Wetten platzieren. Aber wie wette ich eigentlich, worauf und warum? Das Programmheft gibt ganz genau Auskunft. Sieg, Platz, Zweier-, Dreier-, Viererwette, Kombination, Platz-Zwilling. Böhmische Dörfer, die Dank der Anleitungen schnell ihre Komplexität verlieren.

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So schwer kann das nicht sein, denke ich mir, und schon ist die erste Wette platziert. 2 Euro auf Fair Trade im zweiten Rennen. Reiter ist Andrasch Starke, den Namen habe ich schonmal gehört (meine ich zumindest in dem Moment). Alles auf Sieg. Was sonst.

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Dann raus auf die Tribüne. Auch weiter unten stürmt Alles an die Absperrungen. Es ist halt richtig was los. Frauen mit schönen Kleidern, Hüten oder Fascinators, Herren in farbenfrohen Anzügen, auch abseits der Pferde gibt es viel zu entdecken. Ein Fernglas ist allein schon von daher Pflicht.

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Das Rennen beginnt. Rennen 2 ist der Christian Schroff Gedächtnispreis und geht über 2.200 Meter. Das entspricht in Etwa einer Runde. Auf der Zielgeraden kann Fair Trade immer mehr Boden gut machen, ein Raunen geht durchs Publikum, es bleibt spannend.

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Gewonnen! Fair Trade hat gewonnen. Und ich auch. Ganze – ja wieviel eigentlich? Egal. Alles applaudiert, die Stimmung ist gut, ich im Rennfieber. Gleich den nächsten Tippschein abgeben. Scheinbar habe ich ja einen guten Riecher.

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Der Escada Cup, das dritte Rennen, geht nur über 1.800 Meter. Lili Moon gewinnt, ich verliere. So schnell kann’s gehen. Vielleicht ist mein Riecher ja doch nicht ganz so gut.

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Zwischen dem vierten und fünften Rennen steht ein ganz anderer Preis auf dem Programm. Der „Longines Prize for Elegance“ ist nicht etwa für das schönste Pferd des Tages ausgelobt sondern für die eleganteste Frau Deutschlands.

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Den Preis, eine Longines Damenuhr, gewinnt Franziska Becker.

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Immer näher rückt unterdessen der eigentliche Höhepunkt des Tages, der ganzen Woche: der Große Preis von Baden. Es ist das Rennen Nummer Sechs und geht über 2.400 Meter. Acht Teilnehmer sind gemeldet, Nummer 1, einer der absoluten Favoriten wie mir gesagt wird, muss leider kurzfristig aussetzen, bleiben also sieben.

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Wer nicht einfach nur vollkommen sinnlos und blind seinen Tipp abgeben will, also so wie ich, der hat am so genannten Führring vor dem jeweiligen Rennen Gelegenheit, Pferde und Jockeys aus der Nähe zu begutachten.

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Genau dorthin geht es nun auch für uns. Zum Führring, nein in den Führring sogar. Die Presse ist da, Kamerateams überall. All eyes on us! Beim nächsten Mal muss definitiv eine extravagantere Garderobe mit, das steht fest.

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Weitere Erkenntnis: Rennpferde sind schon verdammt schöne Tiere. Aber auf welches setzen? Besonders hübsch ist ja die Nummer 7, Palace Prince. Andererseits – da wäre noch die Nummer 5. Ein Pferd, dass Weltmacht heißt und aus England kommt – klingt ja spannend. Oder doch die 8? Nightflower hat immerhin Andrasch Starke als Jockey und der hat mir ja vorhin schon einmal Glück gebracht. Ich weiß es nicht.

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Wieder zurück im Longines Club auf der Bénazet-Tribüne gebe ich dann einfach zwei Wettscheine ab. Ich setze auf Sieg für Nummer 8, Nightflower, und auf Platz für Nummer 5, Weltmacht.

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Nightflower jagd Weltmacht (© Longines)

Das Rennen beginnt und Weltmacht liegt sofort in Führung. So geht es hinein in die erste Kurve. Vorbei am großen Iffezheim Schriftzug kann Weltmacht die Führung sogar noch weiter ausbauen. Für Nightflower sieht es hingegen nicht ganz so rosig aus. Egal, denn Weltmacht führt und hat als Außenseiter natürlich entsprechend hohe Quoten. Das wird was.

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Spend the cash holt auf (© Longines)

Das Feld kommt aus dem letzten Bogen. Nightflower setzt zum Endspurt an. Mit ihm die Nummer 2, Prince Gibraltar. Es wird noch einmal richtig spannend. 2 oder 8? 8 oder 2? Bei Weltmacht hingegen scheint die Luft so langsam raus. Die Kräfte – wohl schon aufgebraucht.

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Nightflower vs. Sirius (© Longines)

Ziel! Die 8! Oder doch die 2? Mein Tribünenplatz ist etwas versetzt zur Ziellinie. Daher schwer zu erkennen. Aber es muss die 8 sein. Es muss! Es ist – die 2. Verdammt!

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Andrasch Starke auf Nightflower (© Longines)

Prince Gibraltar gewinnt, Nightflower wird nur Zweiter. Und Weltmacht? Landet auf dem letzten Platz. Fassungslos. Wie konnte das nur geschehen? Alles verloren.

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Zieleinlauf (© Longines)

Im Gegensatz zu Prince Gibraltar. Dessen Team gewinnt und erhält, neben dem Preisgeld von 250.000 Euro, auch noch ganze vier Longines Uhren.

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Gewinner Fabrice Veron auf Prince Gibraltar (© Longines)

Für mich geht es nun noch ein letztes Mal zum Wettschalter. Denn da war ja noch der Gewinn aus dem zweiten Rennen. Der wiegt die Verluste des Großen Preises erfreulicherweise sogar fast auf.

Na bitte. Ist doch gar nicht so schlecht gelaufen. Und wenn ich beim nächsten Mal, dann schon fast als Vollprofi, so richtig einsteige, dann, ja dann……

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Preisverleihung (© Longines)

So oder so, das Virus, das hat mich schon jetzt gepackt. Die Stimmung an der Rennbahn, die Spannung, die Menschen, die Outfits das Drumherum – irgendwie fast genau so, wie damals im Fernsehen bei den Rivalen der Rennbahn.

Was für ein Event! Den Großen Preis von Baden muss man einfach erleben. Definitiv! Aber Obacht: Wetten kann süchtig machen.

 

Mehr Infos zum Rennen in Iffezheim gibt es unter baden-racing.com, alles zu Longines auf longines.com.

Fotos: © PCS (16), Longines (9), Amazon (1)
Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2015

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