Heute ist Dienstag. Doch für Omega Fans ist das nicht irgendein beliebiger Speedy Tuesday. Nein. Heute vor exakt 50 Jahren startete vom Launch Complex 39A des Kennedy Space Centers in Florida eine Saturn-V-Rakete. An Bord – die Astronauten Neil Armstrong, „Buzz“ Aldrin und Michael Collins. Vier Tage später, am 20. Juli 1969, setzte Apollo 11 zur ersten bemannten Mondlandung an. Es ist die vielleicht berühmteste Raumfahrtmission aller Zeiten. Immer mit dabei: Chronographen vom Typ Omega Speedmaster.
Omega Speedmaster – unzählige Sondermodelle
Unzählige Sondermodelle hat Omega in den vergangenen Jahrzehnten zu diversen Missionen bzw. Jubiläen herausgebracht. Dass zum 50er von Apollo 11 etwas ganz Großes bevorstünde, war daher klar. Und als man in Biel die Neuauflage des Kalibers 321 (mehr zum Kaliber hier) präsentierte, fühlten sich bereits viele Moonwatch Fans bestätigt.
Doch es kam dann doch ein wenig anders. Denn die zwei vorgestellten Apollo 11 50th Anniversary Limited Editions, sie kommen mit dem Kaliber 3861. Warum das so ist, das erzählt mir Jean-Claude Monachon am Rande des großen Apollo 11 Events in München (den Bericht zum Event gibt es hier).
Vier Jahre Planung für die neue Apollo 11
Die Planungen zur Special Edition begannen bereits 2015. Und die erste Idee war denn auch tatsächlich die einer Neuauflage des Kalibers 321. Dieses sollte exklusiv im Hause Breguet gefertigt werden. Doch als Monachon ein Jahr später das Ordervolumen bekannt gab, hielt man ihn fast schon für verrückt. 10.000 Uhrwerke des Kalibers 321 wollte er für seine Special Editions. Bedenkt man, dass Breguet für sich selbst nur rund 2000 Werke im Jahr produziert, eine unmögliche Mission.
Was tun? Die erweitere Konzernleitung tagte und der Chef der Eta erklärte, dass man ja durchaus auch einen eigenen Workshop bei Omega aufbauen könnte, der dann jenes Kaliber exklusiv fertige. Gesagt, getan. Und so geschieht genau das aktuell. Die ersten zwei Modelle mit Kaliber 321 werden Ende 2019 / Anfang 2020 im Handel erwartet. Allerdings in weitaus kleinerer Auflage. 1000 Werke im ersten Jahr seien realistisch, später vielleicht auch 2000. Mehr nicht.
Omega Kaliber 321 vs. 3861
Das Problem mit Kaliber 321 war gelöst. Nicht aber jenes mit dem Apollo 11 Sondermodell. Welches Werk soll in ihm schlagen? Bei Einführung des Master Chronometers (mehr dazu hier) war der Plan, irgendwann alle Werke von Omega als solche zertifizieren zu lassen. Mit Ausnahme der Moonwatch. Aber – warum eigentlich? Warum nicht auch die Moonwatch mit der neusten Technologie ausrüsten? Das Resultat nennt sich Kaliber 3861. Es ist ein Master Chronometer, der auf dem Kaliber 1861 basiert und feiert sein Debut in eben jenen zwei Sondermodellen zur Apollo 11 Mission.
Muss dieses Kaliber streng genommen nicht eigentlich noch einmal zwecks Zertifizierung zur NASA, will ich wissen. Laut James H. Ragan, dem Mann, der damals das Testprogramm der NASA leitete, wird dies wohl nicht notwendig sein. Denn das neue Werk basiert ja in seinen ganz wesentlichen Teilen noch immer auf dem einst Zertifizierten.
Zwei Sondermodelle zum 50-jährigen Apollo 11 Jubiläum
Die zwei Sondermodelle mit dem neuen Werk sind zum Einen die in einer Auflage von 1014 Stück erscheinende und bereits im März vorgestellte Omega Speedmaster Apollo 11 50th Anniversary Limited Edition in Moonshine Gold, zum anderen das Objekt unseres heutigen Reviews.
Die Omega Speedmaster Apollo 11 50th Anniversary Limited Edition kommt in einer auf den ersten Blick recht ungewohnten, leichten Bicolor Optik. Zum legendären Speedmaster Stahlgehäuse gesellt sich eine Lünette in Moonshine Gold, einer gegenüber klassischem Gelbgold blasseren Legierung. Ebenso sind Zeiger und Indexe aus diesem Material gefertigt. Ziffern und die anderen Zifferblattdetails erscheinen farblich passend ebenfalls in Gold.
Warum Bicolor? Die ganze Wahrheit!
Ich muss zugeben, auf den ersten Fotos überzeugte mich dieser Look nicht wirklich. Erst als ich die Uhr live sah, begann ich mich mit der Kombination aus Stahl und Gold anzufreunden. Warum aber überhaupt Moonshine Gold? Warum nicht eine reguläre Stahl-Uhr? Eben wie jene einst bei Apollo 11 eingesetzten Modelle? Auch das frage ich Jean-Claude Monachon. Und er hat eine äußert ungewöhnliche Antwort für mich. Die Wahrheit über Stahl-Gold quasi.
Man hatte ein Projekt mit Buzz Aldrin in Arbeit. Eines Tages kam dessen Agentur mit einem Stück goldener Folie. Das Stück stammt von genau jener Folie, die an der Apollo Kapsel angebracht war, um sie beim Wiedereintritt in die Atmosphäre zu schützen. Nachdem die Kapsel erfolgreich im Ozean gelandet war, steckte sich Buzz kurzerhand ein Stückchen davon ein. Und nun lag dieses Stück eben bei Omega auf dem Tisch. Die Idee: kleine Teile dieser Folie sollten in die Jubiläumsuhr eingearbeitet werden. Und dieses goldene Detail sollte durch Lünette und Zifferblattdetails wieder aufgegriffen werden.
Ein schöner Plan. Doch mit der Zeit gab es Bedenken. Denn streng genommen war die Folie ja Eigentum der NASA. Was, wenn diese auf einmal käme und sagte „hört mal, das geht so nicht…“. Der Plan wurde gestoppt, doch das Projekt war bereits zu weit fortgeschritten um die Uhr ohne eben jene goldenen Details zu produzieren.
Details, Details, Details
Ein genauer Blick auf genau diese Details lohnt. Die auf 6.969 Stück limitierte Edition kommt mit einem sogenannten Step Dial. Dieses werden wir wohl auch zukünftig in einigen weiteren Versionen der Speedy sehen. In die Serien-Moonwatch allerdings soll es auch weiterhin nicht wieder Einzug erhalten. Der 11-Uhr-Index ist als goldene „11“ ausgeführt. In dem Schriftfont, der einst für das Missionslogo verwendet wurde. Das aufgesetzte Omega-Zeichen stammt optisch ebenfalls aus früheren Zeiten.
Markantestes Detail aber ist die gelaserte Plakette in der kleinen Sekunde bei 9-Uhr. Sie zeigt, wie Buzz Aldrin die Mondlandefähre Eagle verlässt. Was auffällt – und für mich ein wenig störend wirkt – ist, dass im Gegensatz zu den Hilfszifferblättern bei 3 Uhr und 6 Uhr, die kleine Sekunde sich nicht abgeschrägt vom Hauptzifferblatt absetzt, sondern wie herausgeschnitten wirkt. Grund hierfür ist, dass es sich bei der Plakete tatsächlich um ein zweites Teil handelt, welches hinter dem Zifferblatt sitzt. Dennoch, ganz subjektiv gesagt: das hätte man schöner lösen können. Ebenso werden Puristen wohl das Hesalithglas vermissen, welches einem beidseitig entspiegelten Saphirglas gewichen ist.
One small step for man
Perfekt hingegen: der Gehäuseboden. Er zeigt den Fußabdruck, zusammen mit Neil Armstrongs legendären Worten „That’s one small step for man – one giant leap for mankind“. Selbst an die feinen Kreuze, die einst auf den Originalaufnahmen zu finden waren, hat man gedacht.
Auffällig ist, dass die Uhr, die auf die Referenz 310.20.42.50.01.001 hört, mit dem sogenannten Naiad Lock System ausgerüstet ist. Naiad Lock (mehr dazu hier) ist ein Bajonett-System, mit dem das Gehäuse verschlossen wird. Vorteil: Gehäuse und Deckel stehen immer gleich zueinander, was speziell bei Gravuren einen ästhetischen Vorteil birgt. Die Apollo 11 50th Anniversary Edition ist die erste Speedmaster Moonwatch, bei der Omega dieses System einsetzt.
Ein Band, das begeistert!
Auch ein weiteres Detail der Uhr ist eine Neuentwicklung: das Band. Das dreireihige Gliederarmband lässt seit seinem Erscheinen den Puls von so ziemlich jedem Speedy Fan in ungeahnte Höhen steigen. Auch im Liveeindruck entpuppt es sich als ziemlich großer Wurf. Optisch dezent und perfekt dimensioniert vereint es das Beste aus der Optik früherer Zeiten und der Technik von heute. Klar, dass ich Jean-Claude da fragen muss, ob man das Band zukünftig auch einzeln erhalten wird können.
Dinge, die mit einer Limited Edition herauskommen, so sagt er mir, werden immer nur für die Besitzer eben jener Uhr erhältlich sein. Auf offiziellem Wege wird es also dieses Band so nicht zu kaufen geben. Diesbezüglich führt somit kein Weg an einem der 6.969 Exemplare vorbei.
Doch eine kleine Hoffnung bleibt. Eine Neuauflage der regulären Moonwatch könnte ein ähnliches Band zieren. Eventuell wird man aber auch jenem 5-gliedrigen Band, welches mit dem Moonshine Gold Sondermodell herauskam, den Vorzug geben. Dann natürlich in Stahl.
Die Apollo 11 und die Zukunft der Moonwatch
Was die Frage aufwirft, wie es generell so weiter geht, an der Moonwatch-Front. Dass das bisherige Modell erneuert wird, ist so gut wie sicher. Auch die neue Standard-Moonwatch kommt dann mit dem neuen Kaliber 3861.
Warum nicht das Kaliber 321? Theoretisch könnte man dessen Produktion nämlich deutlich erhöhen. Mit mehr Uhrmachern wären gar bis zu 20.000 Stück möglich. Doch Omega sieht seine Zukunft in den Master Chronometern. Und so obsiegt das neue 3861 mit Sekundenstopp, Co-Axial Technologie und einer Magnetfeldresistenz von 15.000 Gauss. Das 321 hingegen kommt als kleine Nische für Sammler ins Programm.
Die erste neue Speedy mit Kaliber 321 kommt am Sonntag
Am Samstag jährt sich die erste bemannte Mondlandung zum 50. Mal. Am Sonntag wird Omega die erste jener zwei Uhren präsentieren, die mit Kaliber 321 ab Ende diesen, Anfang kommenden Jahres auf den Markt kommen. Es werde sich dabei übrigens nicht um eine Online Edition handeln, verrät Jean-Claude. Omega plane für die Zukunft nämlich deutlich weniger Limited Editions als dies in der Vergangenheit der Fall war. Auch die Speedy Tuesday Editionen werde es keinesfalls mehr jedes Jahr geben, weil die Gefahr groß sei, die Kunden zu frustrieren. Warten wir also ab, was uns kommenden Sonntag genau erwartet.
Fazit
Mein Fazit: die Omega Speedmaster Apollo 11 50th Anniversary Limited Edition ist eine spannende Uhr mit einer noch spannenderen Hintergrundgeschichte. Mit einer verhältnismäßig hohen Auflage von 6.969 Stück will Omega sicherstellen, dass die Uhr wirklich an die Fans geht und nicht an Spekulanten, wie dies bei den Speedmaster Limited Editions der letzten Jahre des Öfteren der Fall war. Die Uhr ist eine klassische Moonwatch mit modernem Innenleben. Sie ist die erste Moonwatch einer neuen Generation. Auch dies hat ihren Reiz. Die Bicolor Optik des Sondermodells spaltet die Meinungen der Community, kommt live aber durchaus attraktiv rüber. Definitiv eine würdige Jubiläumsuhr, auch wenn viele wohl von einer reinen Stahluhr mit Kaliber 321 geträumt hatten.
Datenblatt:
- Modell: Omega Speedmaster Moonwatch Anniversary Limited Series Apollo 11 50th Anniversary, Ref. 311.20.42.50.01.001
- Gehäuse 42 mm, Edelstahl, wasserdicht bis 5 bar (50 Meter), Lünette aus 18K Moonshine-Gold mit Keramik-Inlay, beidseitig entspiegeltes Saphirglas
- Zifferblatt: grau-schwarz mit Indexen und Zeigern aus 18K Moonshine-Gold und goldfarbenen Details
- Armband: Dreigliedriges Metallarmband aus Edelstahl mit Faltschließe, zusätzliches Velcro Strap
- Uhrwerk: Kaliber 3861, METAS Master Chronometer, Handaufzug, 21.600 A/h, 50 Stunden Gangreserve
- Funktionen: Stunde, Minute, kleine Sekunde mit Sekundenstopp, Chronograph
- Limitierung: 6969 Exemplare
- Preis: 9.100 Euro
- Link zum Hersteller: https://www.omegawatches.com/watches/speedmaster/moonwatch/apollo-11-50th-anniversary/product
Hinweis zur Transparenz
Omega ist Kooperations- und Werbepartner von Luxify. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand nicht statt. Vielen Dank an Omega Österreich und die Omega Boutique Wien für die Möglichkeit des Shootings.
Fotos: © Omega (10), PCS (15) 2019
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