Ist das gerade wirklich noch die Realität? Oder einfach ein Traum? Ich stehe hier, mitten im mondänen Yachthafen von Monaco. Vor mir exakt die Straße, die die Formel 1 Boliden nehmen, wenn sie aus dem legendären Tunnel hin zur Schikane schießen. Heute allerdings parken hier Autos. Lamborghini SUVs, jede Menge Rolls Royce und was noch so alles selten und teuer ist.

Luxify Review Richard Mille RM 62-01 ACJ Airbus Corporate Jets

Zu Gast auf der Monaco Yacht Show 2019

Die Richard Mille RM 62-01 ACJ

Ein Blick auf mein Handgelenk, und mein Herz schlägt noch ein Stück schneller. Denn was sich an jenem befindet, stellt den Wert der meisten hier versammelten Sportwagen noch einmal deutlich in den Schatten. Es ist die neuste Kreation aus dem Hause Richard Mille: die RM 62-01 Tourbillon Vibrations Alarm Airbus Corporate Jets.

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Richard Mille meets ACJ

So also fühlt es sich an, 1,2 Millionen am Handgelenk zu haben. In freier Wildbahn. Auf offener Straße. Wohlgemerkt: 1,2 Millionen Schweizer Franken. Plus Steuern. Verrückt irgendwie. Und doch gerade im Fall von Richard Mille gar nicht mal so ungewöhnlich.

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Richard Mille RM 62-01 Airbus Corporate Jets

Die RM 50-02 war die erste Edition

Es ist kein großes Geheimnis, dass ich den Uhren im charakteristischen Tonneau-Gehäuse ziemlich zugetan bin. Und wer mich kennt, der weiß, dass die 2016 vorgestellte RM 50-02 ACJ Tourbillon Split Seconds Chronograph meine absolute Traumuhr aus diesem Hause ist. Ein in vielfacher Hinsicht unerfüllter Traum, denn damals auf der Messe kurz hinter Glas gesehen, war es mir nie vergönnt, meine Hände auch nur für ein einziges Foto an dieses Modell zu bekommen.

Luxify Review Richard Mille RM 50-02 ACJ Airbus Corporate Jets

Vorgängermodell: Richard Mille RM 50-02 ACJ

Um so größer die Ehre, ausgerechnet bei der Präsentation des Nachfolgemodells im Rahmen der Monaco Yacht Show dabei sein zu können. Unvorstellbar, mit jener Uhr am Handgelenk nun auch noch im nächtlichen Monaco unterwegs sein zu dürfen. Meine Gedanken springen sekündlich zwischen „wo sind meine Bodyguards“ und „jede goldene Rolex wäre wahrscheinlich auffälliger als diese Uhr“.

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Zu Gast auf der Maxi 72 Yacht Sorcha

Carbon-TPT trifft auf Titanium

Denn wo das Vorgängermodell in erster Linie durch seine weiße Keramiklünette durchaus ins Auge fiel, gibt sich die Neue dank schwarzem TPT-Carbon ein wenig dezenter. Die Lünette ist dabei zweiteilig ausgeführt. Die nur 1,8 Millimeter dünne Karbon-Einlage ist umgeben von satiniertem und poliertem Titan.

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Und sie nimmt exakt die Form jener ersten Uhr wieder auf, die aus der Kooperation von Richard Mille und Airbus Corporate Jets entstand. Eine Form, an die ich jedes Mal denken muss, blicke ich aus dem Fenster eines Airbus A320, sprich also alle zwei bis drei Tage. Sie ist inspiriert von der Form der Flugzeugfenster jener Modellreihe, aus der auch die meisten Exemplare der Airbus Corporate Jets stammen.

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Das Glas als Reminiszenz an die Airbus Corporate Jets

Die ovale Form des Glases harmoniert extrem gut mit dem typischen Tonneau-Gehäuse. Dieses ist im Falle der RM 62-01 ebenfalls in TPT-Carbon und Titan gehalten und greift auch sonst noch weitere Formen der Airbus Jets auf. So sind die Seiten und Drücker in der Form jener Träger gehalten, die beim Jet Triebwerk und Tragfläche miteinander verbinden. Die Krone erinnert an eine Turbine.

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Seitenansicht der RM 62-01

Jene Krone, sie dient hier als Function Selector. Ein Drücken, und die jeweils nächste Funktion wird ausgewählt und kann durch Drehen des Kronenrings eingestellt werden. Ein Indikator unterhalb der 3-Uhr-Position gibt dabei Auskunft, welche Funktion gerade aktiviert ist: N für Neutral, W für den Handaufzug, T für das Stellen von Stunden und Minutenzeiger, A für die Alarmfunktion, und U für die zweite Zeitzone (UTC).

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Kleiner Hinweis zur Herkunft im Werk

RM 62-01: Tourbillon – und mehr

Womit wir auch schon bei den Besonderheiten des Modells sind. Abgesehen vom Tourbillon natürlich, welches bei 9 Uhr seine Runden dreht und bei den „großen“ Richard Mille Editionen ja quasi schon standardmäßig zum guten Ton gehört. Die RM 62-01 ist eine Uhr für Reisende. Als solche hat sie einen zusätzlichen Zeiger für eine zweite Zeitzone. Dessen grüne Pfeilspitze zeigt auf die 24-Stunden Skala, welche neben der rot-weißen Minuterie zu finden ist.

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Rot-weiß umrandet ist auch das Großdatum bei 12 Uhr, welches sich mittels des oberen Drückers direkt schalten lässt. Eine AM/PM Anzeige für die Hauptzeiger liegt zwischen sechs und sieben Uhr, die Gangreserveanzeige (bis zu 70 Stunden sind möglich) findet sich bei 11 Uhr.

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Minutengenaue Alarmzeit

Ihr gespiegelt, bei sieben Uhr, liegt eine weitere Gangreserveanzeige. Sie gibt Auskunft über den Spannungszustand des zusätzlichen Federhauses der Alarmfunktion. Aufgezogen wird dieses – wohl einzigartig in der Uhrenwelt – durch Betätigen des unteren linken Drückers. 12x Drücken reicht dabei für Vollaufzug und somit einen rund 12-sekündigen Alarm.

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Drücker für den Aufzug des Alarms auf der linken Flanke

Eingestellt werden kann die Alarmzeit minutengenau dank eines Hilfszifferblattes mit Minuten- und 24-Stundenzeiger. Eine Funktionsanzeige gibt auf einen Blick Auskunft, ob der Alarm gerade ein- oder ausgeschaltet ist. Die Aktivierung erfolgt dabei durch den unteren rechten Drücker.

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Die RM 62-01 ist die komplexeste Richard Mille aller Zeiten

Klingt kompliziert? Ist es auch! Auf 816 Teile bringt es das Werk. So viele, dass trotz Skelettierung kein Licht mehr durch kommt. 2 Federhäuser, 7 Zeiger, 11 Anzeigen plus Tourbillonkäfig – was die Komplexität angeht, ist die RM 62-01 bei Richard Mille ziemlich weit vorne dabei. Man spricht gar von der komplexesten Uhr, die man je entwickelte.

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Doch so bunt einem das Zifferblatt durch die vielen unterschiedlichen Anzeigen im ersten Moment auch vorkommen mag, beschäftigt man sich kurz mit der Uhr und ihren unterschiedlichen, farblich getrennten Funktionen, ist es letztlich ziemlich klar und logisch abzulesen. Grelles Grün für UTC, zartes Orange für Alarm. Einzig die beiden Hauptzeiger hätte ich persönlich in Weiß harmonischer empfunden, aber das ist ja wie so oft Geschmacksache.

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Nicht einfach irgend ein Alarm!

Die Alarmfunktion – wer nun an einen Wecker denkt, wie er klassischerweise in mechanischen Armbanduhren verbaut ist, der liegt falsch. Denn Richard Mille wäre nicht Richard Mille, würde man da nicht noch eines draufsetzen. Und so verfügt die RM 62-01 über einen Vibrationsalarm!

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Hilfszifferblatt für die Alarmzeit

Entwickelt wurde dieser, wie das gesamte Kaliber, in enger Zusammenarbeit mit Audemars Piguet Renaud & Papi (APR&P). Für den Alarm wird ein kleiner Oszillator aus Weißgold in Bewegung gesetzt. Dieser ähnelt in seiner Form der Schwungmasse eines klassischen Automatikwerks, dreht sich aber für 12 Sekunden extrem schnell und versetzt so die Uhr in Schwingungen.

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Der Oszillator für den Vibrationsalarm

Auf die Drehzahl kommt es an

Auf diese Art ist die Alarmfunktion nur ganz diskret für den Träger der Uhr selbst spürbar, das Umfeld hingegen bekommt davon nichts mit. Nun sind starke Vibrationen gemeinhin eigentlich das Letzte, was man einem komplizierten, mechanischen Uhrwerk zumuten möchte. Und so suchte man lange nach der optimalen Frequenz, die einerseits gut spürbar ist, andererseits die übrigen Komponenten nicht über Gebühr beeinflusst. Gefunden hat man sie bei 5.400 Umdrehungen pro Minute.

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Am Handgelenk ist der Alarm deutlich spürbar, die Dauer von 12 Sekunden ausreichend, um entsprechend auf den bevorstehenden Termin aufmerksam zu machen. Ob man von jenem Alarm auch aus dem Schlaf geweckt würde, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt. Ich zumindest hätte da so meine Zweifel. Doch als Einsatzgebiet sieht man bei Richard Mille und ACJ sowieso eher Meetings oder die diskrete Atmosphäre einer Flugzeugkabine. Etwa die, eines Airbus Corporate Jets.

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RM 62-01: Abschied von der Million-Dollar-Watch

In einen solchen würde ich jetzt auch am liebsten einsteigen und die Funktion der RM 62-01 auf dem Flug zum nächsten Hotspot der oberen Zehntausend ausprobieren. Doch leider wartet auf mich heute nur noch der Hotelshuttle. Ein letztes Mal blicke ich also abwechselnd auf die überwältigend erstrahlenden Boote der Monaco Yacht Show und „meine“ neue Traumuhr, ehe ich auch diese wieder abgeben muss. Zumindest kurz aber – war dieser Traum – Realität.

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Fazit

Mein Fazit: für die RM 62-01 kooperiert Richard Mille zum zweiten Mal mit Airbus Corporate Jets. Endlich! Auf diese Uhr hatte ich lange gewartet – und wurde nicht enttäuscht. Die Uhr ist ein Meisterstück in Sachen Komplexität und Design. Das Price-Tag dazu ist typisch für Richard Mille. Fünf Jahre Entwicklungszeit spielen hier ebenso eine Rolle wie die Tatsache, dass man in der glücklichen Position ist, für ein solches Produkt einfach einen derartigen Preis verlangen zu können. Die 30 zukünftig glücklichen Besitzer jedenfalls werden sich die Frage „ob die Uhr das auch Wert sei“ sicherlich nicht stellen müssen. Ihre Airbus Corporate Jets kosten schließlich rund 100x mehr.

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Datenblatt:

  • Modell: Richard Mille RM 62-01 Tourbillon Vibrations Alarm Airbus Corporate Jets
  • Gehäuse: 49,94 x 42,00 x 16,90 mm, dreiteilig, verschraubt, TPT Karbon und Titan, wasserdicht bis 50 Meter, Saphirglas gewölbt, beidseitig entspiegelt, Boden mit beidseitig entspiegeltem Saphirglas
  • Zifferblatt: Grade-5-Titan, schwarz, skelettiert
  • Armband: Kautschuk, Doppelfaltschließe in Titan
  • Uhrwerk: Manufakturwerk, Kaliber RM62-01, skelettiert, Tourbillon, Handaufzug, 21.600 A/h (3 Hz), ca. 70 Stunden Gangreserve
  • Funktionen: Stunde, Minute, 24-Stunden-UTC, Alarm, Großdatum, Gangreserve- und Funktionsanzeigen
  • Auflage: 30 Stück
  • Preis: ca. 1.260.900 Euro (DE)
  • Link zum Hersteller: https://www.richardmille.com/collections/rm-62-01-tourbillon-vibrating-alarm-acj

Luxify Review Richard Mille RM 62-01 ACJ Airbus Corporate Jets

Hinweis zur Transparenz

Der Bericht entstand auf Einladung von Richard Mille und Airbus Corporate Jets & Helicopters im Rahmen der Monaco Yacht Show. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand nicht statt.

Fotos: © Richard Mille (8), PCS (14)

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