Nein, ich brauche keinen neuen Koffer. Ich brauche – wirklich – keinen neuen Koffer! Über die Jahre hat sich meine Sammlung an Multiwheel Trolleys aus dem Hause Rimowa nämlich zu einer Größe entwickelt, die man so oder so keinem normalen und vernünftig denkenden Menschen gegenüber auch nur im Ansatz rechtfertigen könnte. Gut, mir selbst gegenüber gelingt das schon. Doch bin ich, was solch Dinge betrifft auch alles andere als normal. Vernünftig schon einmal gar nicht. Ein Opfer? Na, na. So weit wollen wir jetzt aber nicht gehen.
Lieferumfang eines Rimowa Topas der aktuellen Generation
Das Ziel: der passende Rimowa für jede Reise
Denn letztlich verfolge ich nur einen Plan. Für jede Reise der passende Koffer, so lautet dieser. Und die Umsetzung dessen begann vor sieben Jahren mit dem Kauf eines 73er Topas Multiwheel. Natürlich war ich mir damals weder des Planes an sich, noch dessen letztlichen Umfangs bewusst.
89 Liter Volumen: Rimowa Topas Sport Multiwheel (92375004)
Warum es überhaupt ein Multiwheel sein musste – schließlich war ich zu dem Zeitpunkt bereits stolzer Besitzer zweier „normaler“ Alu-Rimowas – das kann, wer mag, gerne noch einmal in meinem „Leidensweg zum Multiwheel“ (hier der Link) nachlesen, sozusagen Teil 1 dieses kleinen Fortsetzungsromans.
Das aktuelle Modell hat die Schlösser auf der „falschen“ Seite
Kurze Zeit später jedenfalls war klar, so ein Board-Trolley, der muss eigentlich auch noch her, denn das dauernde Schleppen der zugegeben klassisch-schönen Louis Vuitton Keepall Reisetaschen wurde mir auf Dauer irgendwann ein wenig zu mühsam. Gesagt, getan, schon stand er da, der Topas in der 52er Bord-Größe. Alles gut also. Optimal ausgerüstet. Für jede Reise der passende Koffer. Perfekt.
Aktuelles Rimowa Felgen-Design
Dilemma: zwei Topas sind einer zu wenig
Nunja, nicht so ganz. Der Bordtrolley, er ist ideal für Kurztrips von 1-2 Nächten. Der 73er hingegen spielt seine Trümpfe bei Reisen ab 7, 8, 9 Nächten aus. Dummerweise kam ich irgendwann aber zu der Erkenntnis, dass meine durchschnittliche Reisezeit eher bei 4-5 Nächten liegt. Der Eine zu klein, der Andere zu groß also. Wirklich zu dumm das.
Rimowa Topas in den Größen 63, 75 Sport und 73
Nur gut, dass Rimowa auch für genau diese Fälle ein Ass im Ärmel, respektive einen Topas im Programm hat: den 63er nämlich, den meines Erachtens besten Rimowa von allen. Nun, nachdem also die gleichermaßen absolute wie dringliche Notwendigkeit dieses einen, weiteren Multiwheels geklärt war, wuchs 2013 meine „Flotte“ auf finale drei Exemplare an.
Innenleben des Sport Multiwheel
Perfekt. Denn mehr braucht nun wirklich kein Mensch. Nein, ehrlich gesagt braucht kein Mensch überhaupt drei Aluminium-Koffer im Wert von jeweils rund 700 Euro, aber diesen Punkt verdrängen wir jetzt dann auch ganz schnell wieder. Ich war jedenfalls ideal ausgestattet, fully equipped, nur das zählt. Koffermäßig zweifelsohne angekommen, da für jede Reise nun tatsächlich der perfekte Koffer zur Hand.
Leder im 2013er Modell, Plastik im 2018er
Gar keine andere Wahl bei Rimowa Nummer 4
Rimowa Multiwheel Nummer 4 folgte vor zwei Jahren. Nein, wirklich, dieses Mal war die Anschaffung eine absolute Notwendigkeit. Sie war unumgänglich, sowas wie höhere Gewalt. Ich konnte nichts dafür. Ich schwöre es! Der Grund? Die „freundlichen“ Mitarbeiter der Handgepäck-Task-Force des Flughafens Wien. Wie Raubtiere auf Beutezug lauern sie, versteckt hinter ihren Countern, auf Leute wie mich. Unschuldige Reisende mit Handgepäckkoffern.
Der neue Klettverschluss schont empfindliche Kleidung
Mit meinem 52er Topas, so sollte man meinen, bin ich vor ihnen in Sicherheit. Er hat schließlich die IATA-Größe von 40 x 55 x 20 cm. Mit diesen Ausmaßen strotzt man jedem Handgepäcksmesskäfig. An jedem Gate der Welt. Überall. Nur nicht in Wien.
So schön sieht ein Rimowa Topas nur vor dem ersten Einsatz aus
Das Problem: Mit einem Leergewicht von 4,8 Kilogramm verbleiben gerade einmal noch 3,2 Kilogramm „Zuladung“ bevor man der Meute der Handgepäcksraubtiere als Fraß dient. Mit anderen Worten, egal wie ich es anstellte, mein Topas war nie unter zehn, elf Kilo zu bringen. Keine Chance. Das war’s dann für ihn. Leider.
Voll versenkter Teleskop-Griff beim Sport Multiwheel
Unterschätztes Leichtgewicht: Rimowa Salsa Air
Der Ausweg: ein Salsa Air. Genau das Modell also, von welchem ich über Jahre jedem, der es wissen wollte (oder auch nicht wissen wollte – das war mir ja grad egal), abriet. Wink des Schicksals? Karma? Ausgerechnet so ein Salsa Air also musste es nun sein. Ich wollte ja wirklich nicht, aber wie ich es auch drehte und wendete, 1,9 Kilogramm Eigengewicht sprechen eine klare Sprache. Und so stand er dann vor mir. In Marineblau.
Viermal Topas, einmal Salsa Air
Zwei Jahre und rund 180 Flüge später bin ich noch immer begeistert von jenem kleinen, leichten Rimowa Salsa Air. Ein von mir definitiv lange unterschätztes Stück Gepäck, ein bisher erfreulich treuer Wegbegleiter, der es im Regelfall immer auf ziemlich genau 7,9 Kilogramm Gesamtgewicht bringt.
Made in Germany: Rimowa produziert ebenfalls in Kanada, Brasilien und der Tschechischen Republik
Ein Salsa Air fürs Handgepäck, dazu nun notgedrungen also drei Topas Multiwheel in allen wichtigen Größen, keine Frage, mehr braucht kein Mensch. Also eigentlich braucht selbst das kein Mensch, aber diesen Punkt haben wir ja bereits weiter oben abgehakt.
Keine Verbesserung: Plastikhalter statt mittlerem Zugschloss
Neues Design, Rimowa Electronic Tag und die LVMH Übernahme
Nein, mit Koffern, das stand nach diesem letzten, allerletzten notwendigen Kauf unumstößlich fest, war ich durch. Zumal man bei Rimowa das schöne Rillendesign 2016 sowieso verhunzt – ich meine aufgefrischt – hat und im Zuge der Electronic Tags das so praktische dritte, mittlere Zugschloss eingespart wurde. Und zwar unabhängig davon, ob man nun das für mich von Anfang an vollkommen unnütze E-Tag orderte, oder nicht. Nein, alles gut. Ich hatte alles, was ich brauchte. Für jede Reise den perfekten Koffer. Ich war durch. Angekommen.
Auch optisch fehlt das dritte Schloss
So löste auch die Meldung, dass Rimowa von LVMH übernommen werde, nur ein leichtes Schulterzucken aus. Und auch als die ersten Bilder des neuen Designs, der neuen CI herauskamen, war mir das herzlich egal. Ich brauchte ja eh nix mehr.
In den Rahmen eingelaserte Seriennummer im aktuellen Modell
Als vor ein paar Wochen die neuen Preise bekannt wurden (mehr dazu hier), zuckte ich dann aber doch. Ganz kurz allerdings nur. Die Preisanstiege, sie sind gewaltig. Konnte mir allerdings egal sein. Denn: ich hatte ja schon alles.
Zum Vergleich: altes Modell mit eingestanzter Seriennummer
Du brauchst nicht noch einen Koffer!
Auf der anderen Seite – da gibt es seit ein paar Jahren noch diesen einen ganz bestimmten Koffer. Klar, den brauche ich nicht, aber irgendwie ist der halt schon cool. Die Rede ist vom 75er Rimowa Topas Sport Multiwheel. Spannend an ihm sind seine ungewöhnlichen Maße mit einer fast schon quadratischen Grundfläche. Aber ok, wofür denn noch? Schließlich bin ich doch auch so schon wirklich bestens ausgestattet.
Praktische Rimowa Packplatten in beiden Kofferhälften
„Der kostet WAS????“ – als ich auf die neue (inzwischen übrigens zumindest rudimentär auch schon ins Deutsche übersetzte) Rimowa Homepage schaute, konnte ich meinen Augen kaum trauen. Das Objekt der Begierde, neuer Name Rimowa Original Trunk Silver, wird dort nun mit einem Verkaufspreis von stattlichen 1.200 Euro geführt. Bisheriger Listenpreis: 779 Euro. Macht eine Preissteigerung von satten 54%, etwaige derzeit noch gewährte Rabatte gar nicht mit einberechnet!
Unter LVMH ändert sich die Farbe des Innenlebens von Blau zu Schwarz
Aber: ich brauche diesen Koffer nicht. Ich brauche GAR KEINEN Koffer mehr. Für jede Reise der perfekte Koffer, das war der Plan. Ich habe fertig. Doch Halt! Was nun, wenn sich mein Bedarf in den kommenden Jahren ändert? Und zwar gerade genau dahingehend, dass so ein Sport Multiwheel, oder dann „Trunk“, unabdingbar ist?
Der Rimowa Topas Sport Multiwheel (Original Trunk) baut höher
Opfer – Expert Level
Außerdem spricht viel für genau dieses Modell: die kleineren Flächen dürften Dellen nicht so anziehen wie beim 73er. Die Ausmaße sind ideal für das Stapeln von Hemden. Auf den Koffergestellen der Hotelzimmer dieser Welt hat diese Anordnung einen besseren Stand. Außerdem schaut er einfach verdammt gut aus, hat noch das alte Rillen Design und den nun unter LVMH-Regie eingesparten Add-a-Bag Holder gibt’s auch noch. Darüber hinaus liegt er mit einem Gurtmaß von 153,5 cm noch innerhalb des von Fluggesellschaften akzeptierten Maximum von 158 cm. Ein Wert, den sein großer Bruder, der 80er Sport Multiwheel, bereits überschreitet.
Platz für jede Menge Hemden
Auf der anderen Seite – er hat auch Nachteile: ein Koffer rechts, ein Koffer links und ich passe nicht mehr durch das Treppenhaus. Gut, da würde notfalls ein Umzug helfen. Aber wäre das nicht ein wenig übertrieben? Auch der Kofferraum von so manchem Cabriolet wird anhand der Höhe kapitulieren, respektive das Öffnen des Daches nicht mehr erlauben. Aber wann fahre ich denn überhaupt noch Auto? Gut, dann wäre da allerdings noch das mittlere Schloss, bzw. das Fehlen ebenjenes. Und: mit seinen Dimensionen wird der Sport Multiwheel wohl in den engen Gängen von Reisezügen recht schwierig zu manövrieren sein. Außerdem wird er in so einem Zug wahrscheinlich kaum in eines der Gepäckfächer passen, geschweige denn zwischen die Sitze. Durchaus handfeste Argumente also gegen den Kauf genau dieses Modells.
Der Neuzugang mit seinen weitgereisten „Kollegen“
Unschlagbares Gegenargument da wiederum: ich hasse Zugfahren. Deswegen fahre ich kein Zug. Und wenn doch, so habe ich ja noch drei andere Multiwheel Topas am Start. Wobei wir dann letztlich auch schon wieder zurück beim eigentlichen Thema wären: vier, respektive fünf von den Dingern? Mein Umfeld wird mich für verrückt erklären. Ok, nein. Nicht dieses Umfeld. Denn wie sich in unserem Forum (hier geht’s zum großen Rimowa Thread) schnell zeigt – ich bin keineswegs allein mit meiner Sucht.
Fünf Rimowa Multiwheel – mehr braucht kein Mensch. Oder?
Dennoch, ich habe dieses Mal wirklich schwer mit mir gerungen. Ich habe mich gewehrt. Innerlich gesträubt. Ich wollte es nicht. Wirklich nicht. Doch am Ende da konnte ich nichts tun. Drei Tage später brachte der freundliche Mensch vom Paketdienst meinen neuen Rimowa. Meinen letzten, allerletzten, wirklich allerallerletzten Rimowa. Wobei….. Ja ok, man darf mich dann wahrscheinlich doch einfach nur „Opfer“ nennen.
Fotos: © PCS 2018
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