Jeder, der Anzüge auf Reisen nehmen muss oder auch möchte, steht beim Packen vor der Herausforderung seinen feinen Zwirn in möglichst knitterarmer Weise zu verstauen. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten. Einige Male falten und ab in den Koffer beispielsweise oder ein unter den häufig reisenden Anzugträgern weit verbreitetes Gepäckstück nutzen – die Kleidertasche. Ich stelle hier allerdings keine dieser beiden Möglichkeiten vor.

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In diesem Artikelt geht es um den Rollor suitroller, der das Prinzip des Aufrollens nutzt, um Anzüge von A nach B zu bringen – und das natürlich in möglichst knitterarmer Form. 2010 kam Teun van der Laan beim, wie kann es anders sein, Sushi-Essen, auf die generelle Idee, Anzüge aufgerollt zu transportieren. Dabei sollte gewährleistet werden, dass Druck durch Quetschungen vermieden wird.

Soweit seine Überlegungen. Doch wie wurden diese beim Rollor suitroller nun umgesetzt?

Zuerst einmal sprechen wir über die Optik und den ersten Eindruck. Dieser ist, man kann es nicht anders sagen, hochwertig. Komplett schwarz kommt das Gepäckstück daher. Alles was nach Metall aussieht, ist auch aus Metall. Der Verschluss, welcher durch ein elastisches Band in der Position gehalten wird, schließt sicher und macht einen massiven Eindruck. Das Obermaterial wirkt stabil und gibt einem das Gefühl, dass der Rollor Einiges mitmachen kann. Besonders der „Kern“ des Produkts, gefühlt aus massivem Metall, der im geschlossenen Zustand an den beiden Enden für ein optisches Highlight sorgt und in gravierter Form die patentierte Technologie in Schriftform offenbart, unterstreicht den fast perfekten Auftritt. Innen ist das Produkt ebenfalls gut verarbeitet. Alle Beschläge sind auch hier aus Metall.

Einzig die Griffe und der obere Teil haben rein haptisch noch Optimierungspotential. Sie sind aus PU-„Leder“. Echtes Leder würde hier sicherlich den Gesamteindruck noch einmal deutlich verbessern. Zum Lieferumfang gehört außerdem noch ein spezieller, flexibler Bügel, der sich im Inneren befindet und ein Tragegurt, um auch mal die Hände frei zu haben.

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Einmal geöffnet wird das Prinzip des druckfreien Anzug-Transports schnell klar. Zum einen ist da der Untergrund, auf den der Anzug gelegt wird. Er besteht aus Filz. Einmal den Anzug richtig platziert und aufgerollt, kann man sich sicher sein, dass der Inhalt nicht an anderer Stelle hervortritt oder gar verrutscht. Zum anderen bestehen die Kanten aus Schaumstoff. Diese sind etwa 4cm dick und sorgen dafür, dass die Rolle nicht zu stark aufgerollt werden kann und dadurch der Anzug gequetscht würde.

Kommen wir nun allerdings zu dem viel wichtigeren Teil: Wie schlägt sich der Rollor suitroller im Alltag? Bringt er einen Anzug wirklich knitterfrei von A nach B? Und lässt sich das Produkt so einfach verwenden, wie versprochen?

Nach dem vollständigen Öffnen zeigt sich ein weiterer Aspekt, den ich rein konstruktionsbedingt super finde: der suitroller liegt, dafür dass er immer aufgerollt sein Dasein fristet, ziemlich zuverlässig da und rollt sich nicht von alleine wieder auf. Mit Öffnen des Rollors wird gleichzeitig eine Anleitung zur korrekten Nutzung präsentiert. Rein optisch wäre es allerdings schöner, wenn diese Anleitung irgendwie entfernbar wäre, denn sie ist fest vernäht und bleibt bei jedem Öffnen weiterhin sichtbar, obwohl einmal verinnertlicht, die Verwendung selbstredend ist.

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Die Platzierung des Anzugs ist hierbei einfach: das Sakko mit dem speziellen Rollor Bügel etwas über den Filz bis zur Grenze des flacher werdenden Schaumrands ziehen, den restlichen Platz für die Hose nutzen und waagerecht diese darunter ablegen. Die noch freie Fläche kann man, auch wenn es nicht in der Anleitung steht, für beispielsweise Krawatten nutzen.

Und jetzt der finale Schritt, um endlich loszuziehen: das Aufrollen. Dazu einfach die Rolle umklappen und – anfangen aufzurollen. Man muss dabei gar nicht stark zudrücken, das geht wie von selbst. Allerdings sollte man zwischendurch den Inhalt etwas zurechtrücken, da durch das Aufrollen der Stoff knicken kann. Durch das einfache Korrigieren sind potenzielle Knicke allerdings passé. Wenn man fertig ist, einfach den schönen metallenen Verschluss schließen und schon ist der Anzug gut verstaut.

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Es wird empfohlen, den Anzug nicht länger als 24 Stunden im suitroller zu belassen. Das habe ich natürlich erstmal eingehalten. Allerdings habe ich später den Anzug dann auch mal längere Zeit darin verweilen lassen und es gab optisch keinen Unterschied. Selbstredend allerdings, dass eine hängende Lagerung von Hose und Sakko, frei von jeglichem Druck, die trotzdem wohl beste Variante der Lagerung bleibt.

Nach 24 Stunden kam der Anzug jedenfalls nahezu knitterfrei aus der Rolle heraus und bestätigte damit den primären Nutzen. Perfekt knitterfrei wird der Inhalt allerdings erst, wenn man den Anzug anschließend noch einmal kurz auf einem dicken Bügel aushängen lässt.

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Ein klares Plus gegenüber normalen Anzugtaschen ist sicherlich die Optik. Die Verarbeitung ist super. Auch die Form weiß zu überzeugen, macht einen tollen Eindruck und zieht ohne Zweifel den Blick auf sich. Auch seinen primären Nutzen, den Transport eines Anzugs, meistert der Rollor bravourös. Des weiteren lässt sich die Rolle angenehm um die Schulter tragen, was den Transport sicherlich einfacher macht, als eine große Anzugtasche auf dem Rücken diagonal zu transportieren. An der Optik gibt es hier sicherlich gar nichts zu kritisieren.

Darüber hinaus allerdings sehe ich keine weiteren Vorteile gegenüber Anzugtaschen. Ein Aufgeben des Rollors suitrollers bei Flügen ist sicherlich möglich, wäre mir allerdings nicht sicher genug. Der Verschluss macht zwar einen hochwertigen Eindruck, wirkt aber nicht so perfekt, als dass ich bei Flügen reinen Gewissen einsteigen könnte und mir sicher wäre, dass die Rolle so geschlossen auch das Gepäckband am Zielflughafen erreicht. Für Flugreisende ist der Rollor damit nicht unbedingt ganz so geeignet, auch, da er die zulässige Handgepäckgröße deutlich überschreitet.

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Des weiteren ist der Rollor suitroller nur für einen Anzug konzipiert. Die Platzierung weiterer Artikel, sei es eine zweite Hose, Krawatten oder auch andere Kleidungsstücke neben eines Anzugs, ist sicherlich möglich, aber dafür ist das Produkt eigentlich nicht gemacht. Einen zweiten Anzug kann der Rollor erst recht nicht aufnehmen. Für Reisende, die kleidungstechnisch mehr als einen Anzug mitnehmen müssen, ist der Rollor also nichts. Zusätzlichen Stauraum gibt es ebenfalls nicht, somit ist weiteres Gepäck obligatorisch.

Bleibt abschließend die Frage, für wen ist der Rollor suitroller überhaupt geeignet? Ich versuche das mal zu definieren: der mit der Bahn oder dem Auto reisende Anzugträger, der allerdings den Inhalt des Rollors nur an einem Tag benötigt oder gar einen einzelnen Anzug für mehrere Tage nutzt. Optisch wie haptisch sicherlich ein Hingucker, muss sich der Rollor suitroller aber, speziell auf längeren Reisen, einem funktionellen Kleidersack geschlagen geben.

Der Rollor suitroller ist über rollor.com erhältlich. Er kostet 179 Euro.

Fotos & Text: © Marius Möhlenbeck

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