Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten. Viele Menschen sehen ein modernes Kreuzfahrtschiff ab einer gewissen Größe pauschal als hässlich an. Natürlich, wer auf die Linien der klassischen Ozeandampfer der 50er und 60er Jahre steht, der wird mit den heutigen Megalinern nicht viel anfangen können. Und dennoch, auch hier gibt es Unterschiede.
MSC Splendida am Hamburger Kreuzfahrt Terminal
Die Reederei, die es – meiner ganz persönlichen Meinung nach – derzeit am besten schafft, ihre großen Schiffe tatsächlich recht hübsch „in Form“ zu bringen, ist MSC.
Im Original im Ganzen kaum auf ein Foto zu bekommen – im Modell schon
MSC ist so etwas wie die Ausnahmeerscheinung in der Kreuzfahrtbranche. Haben sich mittlerweile alle wichtigen Kreuzfahrt-Reedereien zu großen Konzernen zusammengeschlossen, ist MSC bis heute ein Familienunternehmen. Eine Tatsache, die, wenn man deren gigantisches Wachstum der letzten Jahre beobachte, man kaum für möglich hält.
Doch der Markt scheint den ehrgeizigen Plänen der Italiener Recht zu geben. Er wächst und wächst. Auch in Europa und gerade in Deutschland. Am Besten wird das am Standort Hamburg deutlich.
Blick über Hamburg – und die neue Hamburgerin
Gerade einmal drei Jahre ist es her, dass man sich seitens MSC entschloss, erstmals ein Schiff in der Sommersaison ab Hamburg einzusetzen. Die Wahl fiel auf die MSC Lirica, ein 251 Meter langes und 28,8 Meter breites Schiff mit 780 Kabinen und damit Platz für bis zu 2.069 Passagiere.
Auch andere Reedereien haben Hamburg fest im Programm
Zu wenig scheinbar, denn bereits ein Jahr später wurde die MSC Lirica durch die MSC Magnifica abgelöst, die mit 293,8 Metern Länge, 32,3 Metern Breite und 1.259 Kabinen erheblich mehr Kapazität bot.
Kleine Stärkung für die Passagiere im Bora Bora Buffet Restaurant
Nun, 2015, setzt MSC ein Schiff ihrer derzeit größten Klasse ein, die MSC Splendida. 333 Meter ist sie lang, 37 Meter breit, in 1.637 Kabinen finden bis zu 4.300 Passagiere ihr Zuhause auf Zeit.
Extra für den Deutschen Markt gibt es Nutella, Schwarzbrot und – Weißbier an Bord
Am 1. Mai begrüßte die Hansestadt Hamburg zum ersten Mal ihr „neues“ Schiff. So ganz neu ist die Splendida allerdings nicht mehr. Im Juli ist sie bereits sechs Jahre auf den Weltmeeren unterwegs.
Und wo das Erdinger ist, ist auch der Kaiser nicht weit. Franz Beckenbauer mit MSC Splendida
Wie Eingangs erwähnt sieht die Splendida für ein Schiff ihrer Größe verdammt gut aus. Die Designer haben es verstanden, die Maße des Schiffes gekonnt zu kaschieren.
Nicht, dass sie dadurch jetzt unbedingt zierlich wirken würde, aber trotzdem, so ein wenig Yacht-Charakter kann man ihr nicht absprechen. Ein elegantes Schiff, keine Frage.
The One Bar im MSC Yacht Club
Anlässlich des Erstanlaufs hatte ich die Möglichkeit, mich nun auch im Inneren ein wenig umzusehen.
Wirkt die MSC Splendida von außen eher modern, schnittig und kühl, so fällt, einmal an Bord, sofort auf, dass im Inneren ein deutlich anderer Wind weht.
Dezent? Kühl? Modern? Aber nicht doch. Hier wird geklotzt. Mit Farben, mit Stoffen, mit Plüsch, mit Gold. Überall glitzert und funkelt es, das Auge taumelt von einem visuellen Höhepunkt zum nächsten.
LaPiazetta
Hauptrestaurant La Reggia
Das ist, ist man das dezente Ambiente anderer auf dem deutschen Markt eingesetzter Schiffe gewohnt, zunächst fast wie ein kleiner Schock, ein Overkill.
Das Atrium
Doch lässt man das Design auf sich wirken, streift seine ersten Vorbehalte ab, so stellt sich schon nach kurzer Zeit ein gegenteiliger Effekt ein. Alles wirkt so unwirklich, so kitschig, so überdosiert, dass es in seiner Gesamtheit schon wieder äußerst stimmig ist.
The Purple Jazz Bar
Die Splendida wirkt, als kämen jeden Moment Prinz und Prinzessin aus einer Disney Geschichte ums Eck. Wie hätte man sich selbst früher wohl ein Traumschiff vorgestellt?
Wahrscheinlich genau so. Ja, ich bin auf so einer Art Märchenschloss auf hoher See. Und irgendwie, so ungewohnt das ist, macht das auch Spaß.
Das Märchenschloss-Design ist dabei an Bord wirklich konsequent umgesetzt. Lobby, öffentliche Räume, ja auch Kabinen machen da keine Ausnahme. Einzig im Spa Bereich Aurea kann neben Körper und Geist dann auch das Auge ein wenig zur Ruhe kommen.
Da die MSC Splendida zur Fantasia-Klasse und damit zur größten Schiffsklasse bei MSC gehört, bietet sie – erstmalig auf dem deutschen Markt – einen ganz besonderen Vorteil: den MSC Yacht Club.
Der Yacht Club befindet sich oberhalb des Aurea Spa, im vorderen Teil der Decks 15, 16 und 18 (die 17 wird auf dem gesamten Schiff als Unglückszahl ausgelassen).
Top Sail Lounge im MSC Yacht Club
Er ist so eine Art Schiff im Schiff. Nur wer eine Kabine im Yacht Club bucht, hat auch Zugang zu diesem Bereich, alle anderen müssen draußen bleiben.
Reist man im Yacht Club, stehen einem umgekehrt aber selbstverständlich alle Annehmlichkeiten des gesamten Schiffes zur Verfügung, ergänzt eben durch einen Concierge Service, Priority Check In etc.
Royal Suite
Der Yacht Club verfügt über eine eigene Lounge, ein Restaurant und ein äußerst schönes Sonnendeck mit Pool, Whirlpools und Bar.
Whirlpools der MSC Yacht Club Area
The One Pool
An einem eigenen Whirlpool und Loungemöbeln können sich auch Gäste des Top 18 Sonnendeck erfreuen. Dieses liegt auf Deck 18, direkt vor dem Schornstein.
Loungemöbel im Top 18 Exclusive Solarium
Erwachsene, die keine Lust auf den Trouble rund um die Pools des Aqua Parks mittschiffs haben, genießen hier gegen Aufpreis ein wenig mehr Ungestörtheit.
Aqua Park
Fünf Restaurants, dreizehn Bars und Lounges, ein Theater mit über 1.600 Plätzen, Formel 1 Simulator, 4D Kino, Bowlingbahn, diverse Pools, einer davon sogar überdachbar, Casino, Boutiquen – ein Schiff dieser Größe mal eben schnell im Hafen zu erkunden ist ein Ding der Unmöglichkeit.
Überdachter Poolbereich L’Equatore
Ebenfalls unmöglich ist es, auf Grund eines so kurzen Aufenthalts so wichtige Dinge wie den Service im Yacht Club und generell auf dem Schiff, das Entertainment oder auch das Essen in den einzelnen Restaurants, zu beurteilen.
Vorspeise im Villa Verde Restaurant
So belasse ich es an dieser Stelle bei einem ersten, optischen Eindruck. Die MSC Splendida ist ein sehr schönes Schiff, welches in Bezug auf die Inneneinrichtung vielleicht nicht jeden Geschmack trifft. Aber über Geschmack – Sie wissen schon.
Mir zumindest machte der Kurzbesuch der „neuen Hamburgerin“ Lust auf mehr. Und Lust auf Meer – sowieso.
Die MSC Splendida ist noch bis Mitte September auf 10- bis 14-tägigen Fahrten ab / bis Hamburg unterwegs. Neben Touren rund um Großbritannien stehen Reisen zum Nordkap, Spitzbergen, Island und zu den Metropolen der Nordsee auf dem Programm.
Mehr Informationen unter www.msc-kreuzfahrten.de
Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2015
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