Nehmen wir einmal an, Sie wären Privatdetektiv. In der schönen, wenn auch etwas verschlafenen hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Welches Auto würden Sie fahren, um möglichst nicht aufzufallen?

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Claus Theo Gärtner, alias Josef Matula, würde einen Alfa wählen. Aber wäre das wirklich so schlau? Eher nicht. Denn am wenigsten Aufsehen erregt man in Wiesbaden mit einem Porsche 911. Der steht hier schließlich an jeder Ecke.

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Sie dürfen das jetzt nicht falsch verstehen. Wiesbaden ist nicht München. Mitleidigen Blicken der Bentley, Lamborghini und Ferrari Gemeinde ist man hier als Elfer-Fahrer eher selten ausgesetzt. Nein. Der 911 ist eher sowas wie ein Murciélago in Dubai oder eben ein Golf in Braunschweig. Standard.

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Für einen Tag darf auch ich mich in die anonyme Masse einreihen. Mit einem Porsche Carrera Cabriolet der aktuellen Baureihe 991. Aktuell ist dieses Fahrzeug fürwahr. Gerade einmal 260 Kilometer stehen auf dem Tacho, genau eine Woche ist seit der Erstzulassung vergangen.

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Farbkombination: schwarz / schwarz. Mehr Inkognito? Geht nicht. Alles perfekt also. Für Matula. Aber der fährt ja Alfa bzw. jetzt im wohlverdienten Ruhestand eher mit dem Wohnmobil die US-Westküste entlang. Oder so.

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Die Krux an der Sache: ICH bin kein Privatdetektiv. Und in der anonymen Masse unterzugehen ist meine Sache denn dann auch eher weniger. Normal fahre ich Boxster und da – SIND – mir mitleidige Blicke anderer Autofahrer gewiss. Ist mir aber egal.

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Jetzt also Elfer. Endlich erwachsen quasi, wenn auch nur für einen Tag. Mein heutiger Elfer besitzt nur (ohweh, bei der Aussage werden die Puristen mich hassen) Heckantrieb statt Allrad, zu erkennen am fehlenden Leuchtenband hinten und den etwas weniger ausgestellten hinteren Kotflügeln. Verschmerzbar.

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Schwerwiegender ist da schon das Fehlen des sagenumwobenen „S“ am Carrera Schriftzug, einhergehend mit etwas weniger Leistung und – ganz schrecklich – schwarzen statt roten Bremssätteln. Wobei wir wieder bei den mitleidigen Blicken wären. Also – fast.

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Von diesen kleinen, aber feinen Details einmal abgesehen muss man schon zugeben, der aktuelle Elfer, er ist einfach eine Wucht. Und auch, wenn es mir noch immer schwer fällt, zwischen 997 und 991 einen klaren Sieger zu küren, so muss man gerade dem Cabriolet des Neuen schon eine wunderschöne Form attestieren. Dem „Schlüssel“ übrigens auch.

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Trotzdem, auffallen tut er hier nicht. Gar nicht. Allerdings gibt es dagegen ein Mittel. Und dieses hat Porsche für meinen heutigen Begleiter freundlicherweise gleich mitgeordert. Das Mittel gegen das automobile Elferlei befindet sich auf der Mittelkonsole in Form von zwei, streng genommen drei Knöpfen. Wichtig dabei ist insbesondere aber einer und auf dem steht „Sport Plus“.

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Die Kombination von Sport Chrono Paket und Sportabgasanlage macht’s möglich, und auf einmal wird aus dem ach so unscheinbaren Cabrio klanglich der Bolide, der er es zu sein verdient. Ein echter Krawallmacher. Dezent? War gestern. Respektive gerade eben noch.

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Vorbei mit dem grauen Leben als Privatermittler. Aus Claus Theo wird Karl Theo. Per Knopfdruck. Wenn unser ehemaliger Minister vor dem Adlon vorführe, er würde sicherlich nicht mehr Aufmerksamkeit erregen als ich gerade vor dem – was ist das hier? Holiday Inn? Naja, jeder halt das, was er verdient.

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Ein wenig störend allerdings, dass das PDK Getriebe im Sport Plus Modus gerne auch einen auf Hochtourer macht und im Stadtverkehr eigentlich nur einen Gang kennt: den Ersten nämlich. Selbst bei manuellem Hochschalten schaltet Freund PDK bei geringer werdender Geschwindigkeit schnurstracks wieder zurück in Gang Nummer Eins. Freilich nicht ohne dabei auch noch eine gewaltige Fehlzündung von sich zu geben.

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Natürlich direkt vor einer vollbesetzen Bushaltestelle. Verschämt beobachte ich aus dem Augenwinkel meiner glücklicherweise stark getönten Sonnenbrille die Reaktionen der eben vor Schreck zusammengezuckten Passanten.

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Ein paar schütteln mit dem Kopf, einer wedelt mit der Hand wild vor seinem Gesicht herum, zwei Mädels lächeln. Immerhin. Ich schalte von Sport Plus zurück auf Sport. Der Elfer schaltet früher, allerdings büßt das auch wieder etwas vom Sound ein. Dilemma.

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Beim Verlassen der Innenstadt wechsle ich daher wieder auf Sport Plus, dazu in den eben erst entdeckten (ja sorry, ich fahr‘ normal Handschalter) komplett manuellen Schaltmodus und – bin glücklich. Das Schalten mit Hilfe der Lenkradpaddles macht Spaß und erfreulicherweise drehen sich diese auch mit. So lässt sich das machen. Perfekt.

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Auf der Autobahn in Richtung Taunus und den Weinbergen im Rheingau kann der 350 PS starke 3,4 Liter dann zeigen, was er so kann. Allein schon auf dem Papier ist das viel, immerhin sind 287 km/h Spitze und eine Beschleunigung von 4,6 Sekunden nun wirklich kein Schmutz. Doch in der Realität lädt der Carrera dann doch weit mehr zum zügigen Cruisen ein. Ganz subjektiv fehlen mir tatsächlich die 50 PS Mehrpower der S-Version. Vielleicht aber auch Einbildung. Nein, bestimmt nicht.

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Im schönen Eltville, direkt am Rhein liegt Burg Crass. Ein hübsches Ziel für ein paar Fotos. Zehn Minuten brauche ich dafür. Zehn Minuten, in denen ich viermal auf das Auto angesprochen werde. Vom jungen Mann bis zur rüstigen Rentnerin (warum eigentlich nicht umgekehrt?) – alle sind begeistert von „meinem“ Elfer. Und wenn ich ihn mir nochmal so anschaue, er ist mit Sicherheit das schönste Wald-und-Wiesen Gefährt, welches ich kenne.

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In der Masse mitschwimmen kann also auch mal schön sein. Zumindest auf diese Art. Vielleicht sollte ich ja doch noch zum Privatdetektiv umsatteln. Das richtige Auto hätte ich ja jetzt. Zumindest, solange Sport Plus aus bleibt.

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Mein Fazit: Ein Porsche 911 ist und bleibt einzigartig. Man kann sich seinem Mythos einfach nicht entziehen. Das Cabriolet der Modellreihe 991 ist ein rundum perfektes Alltagsauto. Sport-Chrono Paket , PDK Getriebe und Sportabgasanlage sind empfehlenswerte Zusatzausstattungen. Und wo wir schon bei empfehlenswert sind – wer noch mehr Spaß möchte, der sollte zum S-Modell greifen.

Das von mir getestete Porsche 911 Carrera Cabriolet ist erhältlich im Porsche Zentrum Hofheim.

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2014

 

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