Die 167 Rolex Neuheiten der Watches & Wonders 2022

Das Spielchen ist jedes Jahr das Gleiche: präsentiert Rolex die Neuheiten, scheint es zunächst nur einige wenige Modelle zu geben, die den Katalog bereichern. Doch ein Blick in die Schaufenster des Baselworld Messestands, der nun auf die Watches and Wonders nach Genf gezogen ist, offenbart viele weitere, spannende Neuigkeiten. Und dann gibt es da noch: die geheimen Referenzen. Die, die nicht im Katalog stehen und auch auf der Messe nicht offen präsentiert werden.

167 Rolex Neuheiten und das Ende der Stellas

So bringt es der Modellwechsel hin zur Rolex Kollektion 2022/2023 letztlich auf immerhin recht stolze 167 Neuheiten – und eine bittere Erkenntnis für all diejenigen, die noch auf eine Oyster Perpetual mit Stella Dial warten. Denn in der 41 Millimeter Variante steht neben den drei klassischen Standardblättern in Silber, Dunkelblau und Schwarz, zukünftig nur noch das grüne Blatt zur Wahl. Türkis, Koralle und Gelb hingegen sind nicht mehr länger Teil des Programms. Gleiches gilt im Falle der beiden letztgenannten Blätter auch für die 36 Millimeter Oyster Perpetual.

Dass Rolex eine solch erfolgreiche Serie nach nicht einmal zwei Jahren einstellt, scheint unverständlich, gibt aber auf der anderen Seite Hoffnung darauf, dass man zukünftig neue Farb-Editionen wird sehen können. Dennoch, gerade im Hinblick darauf, dass man seitens Rolex den Markt ja eben gerade nicht anheizen will, erscheint der nun gegangene Weg denkbar ungünstig.

Rolex GMT-Master II, Ref. 126720VTNR

Doch wenden wir uns lieber den Neuheiten zu. Über eine von ihnen wurde sicherlich schon genug diskutiert. Es ist die neue Rolex GMT-Master II, Ref. 126720VTNR. VTNR als Code der Cerachrom Keramiklünette steht für Vert et Noir, sprich ein Zusammenspiel von Grün für die Tages- und Schwarz für die Nachtstunden.

Die Nomenklatur passt zu den anderen GMT-Master II Modellen, beginnend mit der einstigen 116710BLNR bis hin zum aktuellen Spitzenmodell 126715CHNR, bei denen jeweils die Farbe des unteren Teils der Lünette zuerst genannt wird. Warum man bei der 126710BLRO, der Pepsi, den umgekehrten Weg ging und die Farben verkehrt herum benannte, entzieht sich meiner Kenntnis, doch verkehrt herum bringt uns zurück zur eigentlichen Neuheit, der „Heineken“ GMT, wie dies dieser Tage zu lesen war.

Die Lefthand-GMT ist eine Überraschung

Man könnte nun, wie in jedem Jahr, über mangelnden Erfindungsreichtum seitens Rolex debattieren, doch muss man sagen, dass man, wenn auch Gerüchte hinsichtlich der Lünettenfarbe schon seit einer ganzen Weile die Runde machten, hier die komplette Uhrenwelt überrascht hat.

Krone links, das ist für eine Marke wie Rolex nichts weniger als eine Sensation. Es ist zwar nicht das erste Mal, dass eine Rolex in der gemeinhin als Linkshänder-Konfiguration bezeichneten Variante auftaucht, wer ein wenig in den Vintage Referenzen stöbert, der wird hier und dort fündig, doch über die Hintergründe dieser Uhren weiß man oft nicht wirklich viel. Eine echte Serienversion einer Rolex mit Krone links, die gab es jedenfalls noch nicht. Und man fragt sich, warum man nun ausgerechnet auf diese Idee gekommen ist, bzw. warum ausgerechnet jetzt.

Egal wie, Krone links – alleine für sich genommen, ist das schon eine recht lässige Geschichte. Doch man hat sich für noch weit größere Umbaumaßnahmen entschieden. Zusätzlich zur Krone nämlich, wandert auch das Datumsfenster samt Lupe auf die Gegenüberliegende Seite.

Die GMT auf den Kopf gestellt

Das ist nur konsequent, erlaubt es doch das schnelle Ablesen des Datums, wenn die Uhr am rechten Handgelenk unter einer Hemdmanschette getragen wird. Eine Erklärung, auf die zugegebenermaßen auch ich erst durch unsere kompetente Community gestoßen werden musste.

Dennoch, durch den Wechsel von Krone, Kronenschutz, Datumsfenster und Lupe nach 9 Uhr wirkt die 126720VTNR, als ob man sie einfach nur morgens falsch angezogen hätte. Als langjähriger Träger von Rolex Sportmodellen hat man permanent das Gefühl, das Gehirn wolle einem einen Streich spielen. Es sieht irgendwie falsch aus und ich für meinen Teil habe Zweifel, mich jemals daran gewöhnen zu können.

Rolex Air-King, Ref. 126900

Ebenfalls nie gewöhnen konnte ich mich an die Air-King. Über ihre Einstellung gab es im Vorfeld der Messe immer wieder Gerüchte. Mal sollte sie ganz verschwinden, dann war es wieder die Milgauss, die aus dem Programm genommen werden sollte. Heute sind wir schlauer. Die Milgauss bleibt, als letzte Uhr mit der 31xx Kalibergeneration, erst einmal weiter im Programm, die Air-King bekommt ein Refit. Und was für eines.

Mit einem Kronenschutz an der Seite und klaren, geraden Flanken rückt sie als Ref. 126900 nun deutlich näher an die anderen Professional Modelle heran und unterscheidet sich stark von der bislang nahezu baugleichen Milgauss. Im Gegensatz zu Submariner & Co. greift die Air-King allerdings auf eine Twinlock-Aufzugskrone zu. Gut zu erkennen am horizontalen Strich statt der sonst üblichen drei Punkte. Ihre Wasserdichtigkeit liegt bei 100 Metern.

Deutlich mehr Eigenständigkeit für die Rolex Air-King

Bislang setzten Milgauss und Air-King auf das gleiche Kaliber und den das Uhrwerk umgebenden Magnetfeldschutz. Auf letzteren verzichtet man nun im Falle der nun mit dem 3230 ausgerüsteten Air-King. Dies hat einen deutlichen Einfluss auf die Bauhöhe. Die Air-King ist nun also entsprechend flacher als vorher. Modifiziert wurde das Band, es ist nun breiter, speziell was die Mittelglieder angeht, und verfügt über eine Oysterlock Schließe mit Sicherheitsbügel und Easylink Komfortverlängerung.

Gleich geblieben ist das Zifferblatt. Zumindest auf den ersten Blick. Wer genauer hinschaut, wird feststellen, dass auf der 1-Uhr-Position nun die Ziffern „05“ statt „5“ zu lesen sind. Zwar nur eine sehr kleine Veränderung, aber eine, die das Blatt deutlich harmonischer erscheinen lässt. Wie schon im Jahr zuvor bei der Rolex Explorer und Explorer II, setzt man nun auch bei der Air-King auf die neue, länger nachleuchtende Chromalight Leuchtmasse. Mit dieser sind nun auch die Ziffern 3, 6 und 9 gefüllt, welche zuvor rein in Weißgold ausgeführt waren. Dies führt zu einer deutlichen Verbesserung der Nachtablesbarkeit.

Fast wünschte man, Rolex wäre noch einen Schritt weiter gegangen und hätte sich vom arg bunten Druck des Schriftzugs in Grün und der Krone in Gelb verabschiedet, doch diesem, nennen wir es vorsichtig eher ungewöhnliche Design blieb man, sozusagen als Erkennungsmerkmal treu.

Rolex Day-Date Platinum, Ref. 128236 & 228236

Erkennungsmerkmal bei den Rolex Dress-Watches sind seit jeher die geriffelten Lünetten. Diese krönen auch die Rolex Day-Date, die Uhr der Präsidenten, wie sie ja ebenfalls oft genannt wird. Früher wahlweise auch mit bombierter Lünette erhältlich, setzt man bei der aktuellen Modellgeneration ausschließlich auf die charakteristische Riffel-Lünette. Mit einer Ausnahme: die Modelle aus Platin nämlich waren bislang immer nur mit glatter Lünette erhältlich.

Nun vermutete ich, wie wahrscheinlich viele andere auch, dies diene der besseren Unterscheidung, gerade verglichen mit den Weißgold Modellen. Stimmt aber nicht, sagt Rolex. Der wahre Grund sei ein anderer. Nie sei man in der Lage gewesen, eine geriffelte Lünette in Platin so herzustellen, dass diese den eigenen Qualitätsansprüchen genügte. Mit einem neuen, innovativen Verfahren, nähere Details kann man wie üblich nicht entlocken, sei dies nun aber möglich. Dennoch benötige die Bearbeitung etwa zehnmal mehr Zeit als dies bei Gold der Fall sei.

In Zusammenspiel mit dem Eisblauen Blatt, nun also letztes Erkennungsmerkmal für Platin, wirkt die Day-Date, ob nun als Ref. 128236 in 36 Millimetern oder als Ref. 228236 in 40 Millimetern, einfach nur gnadenlos schön und ist für mich eines der Highlights am Rolex-Stand. Ausgestattet ist sie nun mit einem innenseitig komplett entspiegelten Saphirglas, sowie einem gebläuten Sekundenzeiger beim großen Modell. Neben verschiedenen eisblauen Blättern stehen für das 40mm Modell auch solche in Weiß, Schiefergrau, Silber, Meteorit und Olivgrün zur Wahl, darüber hinaus ist auch ein Pavé-Blatt zu haben. Insgesamt gibt es die neue Platin Day-Date in sage und schreibe 28 unterschiedlichen Versionen.

125 neue Varianten der Rolex Datejust

Gleich 125 neue Varianten finden sich im Datejust Segment. Allem voran dominiert hier natürlich das in diesem Jahr neu präsentierte florale Motiv der Datejust 31. Wahlweise in Silberfarben, Olivgrün oder Azzurroblau zeigen die Blätter 24 Blüten, in deren Zentrum jeweils ein Diamant gesetzt ist. Erhältlich sind die Modelle in Gelbgold, Weißgold und Everose Roségold bzw. in den jeweiligen Rolesor Bicolor-Versionen.

Doch auch rund um die bereits im vergangenen Jahr ausgerollten neuen Blätter im Palmenmuster, sowie im Riffelmuster, tut sich Neues. Für die Datejust 36 Referenzen in Rolesor sind sie nun im Zusammenspiel mit 10 Brillant-Indexen erhältlich.

Das Riffelmuster gibt es nun auch für die Datejust 41

Das erfolgreiche Riffelmuster erhält in diesem Jahr darüber hinaus auch Einzug in die Datejust 41 Linie. Silber und Schiefergrau bereichern die Rolesor Everose Modelle, für Rolesor Gelb steht ein goldenes Blatt im Riffelmuster zur Wahl.

Den meisten Zuwachs aber erhält die Version in Oystersteel mit gerippter Weißgold-Lünette. Neben dem strahlend blauen Blatt im Riffelmuster, für mich eines der Highlights der Kollektion, setzt man auch auf eine komplett neue Zifferblattfarbe: Mintgrün. Hier ist sowohl eine Zifferblattvariante mit Riffelmuster, als auch eine ohne erhältlich.

Rolex Deepsea Sea-Dweller, Ref. 136660

Eher unscheinbar dagegen: die Änderungen bei der Rolex Deepsea. Vier Jahre nach ihrem Makeover erhält die Tiefsee-Taucheruhr eine neue Referenznummer. Äußerlich sind die Unterschiede zwischen alter Ref. 126660 und neuer Ref. 136660 marginal. Man spricht seitens Rolex von einer leicht schmäleren Lünette, eine Information, die man allein mit einem Blick durch die Genfer Auslage nicht wirklich verifizieren kann. Der Hauptunterschied aber liegt im Material des im Rückendeckel eingesetzten Stückes Titan. Dieses besteht nun aus dem Rolex-eigenen RLX Titanium.

Komplett aus jenem neuen Material besteht das im vergangenen Jahr vorgestellte Einzelstück einer Rolex Yacht-Master 42 für Segel-Legende Sir Ben Ainslie. Und mit großer Spannung und Vorfreude erwartete ich zum 30-jährigen Bestehen der Yacht-Master in diesem Jahr die Serienversion dieser genialen Uhr. Leider vergeblich, denn der runde Geburtstag der Yacht-Master verlief insgesamt weit weniger euphorisch als gedacht.

Rolex Yacht-Master 42, Ref. 226658 & 226659

Dennoch erweitert man die Kollektion um ein paar neue Modelle. Die Yacht-Master 42 am Oysterflex Band bekommt neben einer Weißgold- nun auch eine Gelbgold-Version. Die Ref. 226658 ist ausschließlich mit einem schwarzen Blatt erhältlich.

Eine neue Blattvariante gibt es für das Weißgold Modell der Yacht-Master 42, Ref. 226659. Das Falkenauge ist eine Variante des Quarzgesteins und zeichnet sich vor Allem durch einen bei Bewegung über die Oberfläche gleitenden Lichtstreifen aus. Steinblätter haben bei Rolex seit vielen Jahrzehnten Tradition, nun also auch in diesem sportlichen Modell am Oysterflex-Band.

Rolex Yacht-Master 40, Ref. 126679SABR

Noch ein echtes Highlight gibt es von der Yacht-Master 40 zu berichten. Wir erinnern uns noch an die ein paar Jahre zurückliegende „Haribo“, die Ref. 116695SATS in Everose Roségold. Sie hat in der weißgoldenen Ref. 126679SABR ihren Nachfolger gefunden.

Auf ihrer Lünette wechseln sich rosa Saphire, himmelblaue Saphire, Diamanten, violette Saphire und dunkelblaue Saphire ab. Die insgesamt 40 Steine sind im Trapezschliff gehalten und werden bei 12 Uhr durch einen Diamanten im Dreiecksschliff ergänzt. Auf den Oberseiten des Gehäuses, sowie dem Kronenschutz, sind noch einmal 46 Diamanten zu finden.

Rolex Prestige

Die Uhr ist Teil des Prestige Programms und wird wahlweise mit einem strahlend schwarzen Indexblatt oder einem vollbesetzten Pavé-Zifferblatt angeboten. Ebenfalls im Prestige Programm erscheint in diesem Jahr mit der Ref. 116588SACO eine Rolex Daytona in Gelbgold am Oysterflex Band mit strahlend schwarzem und mit 11 Saphir Cognac-Baguetten besetztem Blatt.

Und auch die legendäre Rainbow Daytona ist zurück. Als Ref. 116598RBOW bzw. 116599RBOW gibt es sie wahlweise in Gelbgold oder Weißgold, jeweils mit schwarzem Blatt und Gold Crystal Totalisatoren oder im Pavé Komplettbesatz. Alle Modelle zieren dabei 11 Saphir-Baguetten in den Farben des Regenbogens. Drei Day-Date 36 Modelle mit Vollbesatz-Gehäuse, Lederband und Stella-Dials, von denen aber noch nicht einmal die Referenznummern bekannt sind, ergänzen die 167 „offiziellen“ Rolex Neuheiten 2022.

Fazit

Kommen wir zu meinem Fazit. Die Watches and Wonders 2022 brachte, was Rolex betrifft, für mich gleich drei herbe Enttäuschungen mit sich. Zu gerne hätte ich eine Yacht-Master 42 in RLX Titanium gesehen, zu wenig kann ich mich mit einer GMT mit Krone und Datum links anfreunden, zu unverständlich erscheint für mich die Einstellung der Stella Dials in den Oyster Perpetual 41 Modellen.

Mit ein paar Tagen Abstand jedoch komme ich zum Schluss, dass Rolex auch in diesem Jahr wieder sehr vieles richtig gemacht hat. Die behutsamen Veränderungen bei Day-Date, Datejust und Yacht-Master sind allesamt überaus gelungen. Schöne Modelle, die die Kollektion auf wunderbare Art wieder ein Stück weiter modernisieren.

Mit der neuen Air-King hat man den Einstieg ins Rolex Professional Programm deutlich aufgehübscht, die Uhr hat in der neuen Ausführung extrem gewonnen, auch wenn das Zifferblatt-Design auch weiterhin nicht zu meinen Favoriten wird zählen können.

Mit der 126720VTNR letztlich hat man einmal mehr geschafft, dass die gesamte Messe über Rolex redet. Sie wird klar die größten Begehrlichkeiten wecken. Ob sie diesbezüglich der Pepsi den Rang ablaufen kann, wird die Zeit zeigen. Die Kombination aus Schwarz und Grün, sowie das ungewohnte Erscheinungsbild zumindest muss man mögen. Vorausgesetzt, es geht einem auch wirklich um die Uhr an sich und nicht um Wertentwicklung und Rendite. Doch das trifft ja in diesen Zeiten wohl leider nur noch auf eine immer kleiner werdende Gruppe zu. Aber gut, das wäre dann wieder eine andere Geschichte.

Weitere Informationen

Mehr Informationen zu den Rolex Neuheiten 2022 gibt es auf der Herstellerseite Rolex.com.

Fotos: © PCS 2022