Alles, nur nicht rot! Was Autos angeht, bin ich in Bezug auf die Lackierung nun wirklich nicht anspruchsvoll. Um so mehr entgleisten meine Gesichtszüge, als mein Testwagen um die Ecke bog. Nein! Das ist doch wohl ein schlechter Scherz!

Mercedes-AMG GLC 43 4MATIC

Mercedes-AMG GLC 43 4MATIC

Hyazinthrot Metallic heißt die Farbe, die Mercedes vor einiger Zeit weiß Gott warum zusammenmischte. Schon einmal hatte ich das „Vergnügen“ damit, damals in Form eines C 250d Coupé. Ein Auto, welchem diese Farbe nun wirklich alles andere als gutstand.

Bei einem SUV wie dem Mercedes GLC allerdings wäre ich nicht auf die Idee gekommen, dass jemand diese Kombination auch nur ernsthaft in Betracht ziehen würde. Nun gut. Jetzt ist es halt so. Ein Spitzname für S CG 4303 ist dank der Kreativität unserer Forencommunity auch direkt gefunden: die Renn-Himbeere.

Der GLC – für Mercedes war das sowas wie der 6er im Lotto. Plus Superzahl. Der kleine, nein, mittelgroße SUV verkauft sich wie das vielzitierte geschnitten Brot, Wartezeiten wurden schnell zur leidvollen Selbstverständlichkeit. Als Spitzenmodell führte Mercedes zunächst die AMG Version GLC 43 ein, ehe die Modellpalette mit dem Mercedes-AMG GLC 63 bzw. 63 S in diesem Jahr dann doch noch einmal nach oben erweitert wurde.

Doch schon jener Mercedes-AMG GLC 43 4matic bringt es auf stattliche 367 PS, die er aus einem 3,0 Liter V6 Biturbomotor herausholt. Auf die Straße gebracht werden die 520 Nm über eine 9G-Tronic Automatik mit verkürzten Schaltzeiten.

Die 43er AMGs, für mich waren sie bislang im wahrsten Sinne des Wortes mehr so zweite Wahl. Kein Wunder, wenn man diese Modelle auch immer im direkten Vergleich mit ihren jeweiligen 63er V8 Biturbo Geschwistern fährt. Dieses Mal allerdings: kein direkter Vergleich, somit eine faire Chance für den „schon irgendwie, aber dann doch nicht so ganz richtigen“ AMG.

Zu Gast auf Schloss Johannisberg

Klar, das Prinzip „One Man, one Engine“, das gibt’s beim 43er Motor noch nicht, nur machen wir uns nichts vor: die Leistungsdaten, gepaart mit einer Beschleunigung von 4,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h klingen, gerade für einen SUV, schon auf dem Papier alles andere als schwachbrüstig.

Blick unter die Motorhaube

Schlüsselübergabe. Nun ist sie also mir, die Renn-Himbeere. Zumindest für die nächsten Tage. In meiner Mercedes me App ist der GLC 43 auch schon drin. Ziemlich praktisches Programm übrigens. Denn mit der App ist man immer informiert, ob man das Auto auch wirklich, wirklich wirklich verschlossen hat, kann dies im Notfall sogar nachholen, kann Ziele bereits vor Fahrtantritt ans Navi senden und und und. Technik, die begeistert. Ach nein, das war ja wer anders.

Drinnen geht es in meiner Renn-Himbeere dann doch weit konservativer zu, als es die Außenfarbe vermuten ließe. Schwarzes Leder, schwarzer Klavierlack, silberne Applikationen. Ok, ein wenig Rot gibt’s auch – in Form von roten Ziernähten. Sehr hübsch, wenngleich einen der schwarze Klavierlack, was Staub und Fingerabdrücke angeht, schnell zur Verzweiflung bringt.

Zündschlüssel umdrehen (Keyless Go gibt’s als Sonderoption), schon blinkt mich ein kleiner GLC aus den Armaturen an, während die Zeiger für Tacho und Drehzahlmesser kurz zur Maximalposition ausschlagen. Trotz des geräuschdämmenden Akustikglases dringt ein bulliger Sound in den Innenraum vor. Dieser wird noch etwas rauer, schaltet man das AMG Dynamic Select in den Sport Plus Modus. Deutlich mehr Grollen, als ich das erwartet hätte, Zwischengassound inklusive.

Auch fahrdynamisch macht der GLC 43 vom ersten Augenblick an eine verdammt gute Figur. Seinen Beitrag dazu leistet der AMG Performance 4matic Allradantrieb, der mit einem Verhältnis von 31% zu 69% deutlich heckbetont ausgelegt ist.

Auch das Fahrwerk wurde für die „kleine“ AMG Version überarbeitet. Das AMG Ride Control Sportfahrwerk mit adaptiver Verstelldämpfung basiert auf dem Air Body Control Fahrwerk, ist aber noch einmal speziell auf den Midsize SUV abgestimmt.

Das Fahren im GLC 43 macht ordentlich Spaß und auch auf der Autobahn ist erst bei 250 km/h Schluss. Elektronisch abgeregelt natürlich, sonst ginge wohl noch ein bisschen mehr.

Off Road mit dem Offroad SUV

Sprechen wir über die Optik. Gut, die ist in erster Linie mal rot. Hyazinthrot. Aber lassen wir das einen Moment außenvor. AMG spendiert dem 43er eine eigenständige Front- und Heckschürze, dazu gibt es einen Diamantgrill mit verchromten Pins und einer Lamelle in Hochglanzschwarz. Das hebt die AMG Version vom Standard-GLC ab. Sie wirkt bullig, ohne den SUV dabei aber zu laut, zu aggressiv erscheinen zu lassen. Gerade verglichen mit dem GLC 63 und seinem Panamericana Grill wirkt der GLC 43 äußerst dezent und – nennen wir es Nachbarschaftskompatibel.

Auf zum Fotoshooting. Das Wetter im Rheingau: zunächst wenig erfreulich. Dicke graue Wolken, Matsch, nasskalt. Nicht die idealsten Bedingungen eigentlich. Es sei denn, man hat die Renn-Himbeere dabei. Ein Farbtupfer auf jedem Bild und von Foto zu Foto kann ich mich des Eindrucks immer weniger erwehren, dass jenes Hyazinthrot vielleicht doch gar keine so schlechte Wahl war. Also nicht, dass ich wirklich eine gehabt hätte. Nein, irgendwie schaut das sogar richtig gut aus!

Weiter geht’s in den Taunus, nach Kronberg und auf den Großen Feldberg. Das Wetter klart auf, die Straßen werden trocken, der GLC 43 beweist, dass er nicht nur für den Weg zum Supermarkt oder lange Autobahnfahrten gemacht ist. Auch das Kurvenräubern auf der Landstraße macht mit ihm erstaunlich viel Laune.

Und praktisch ist das Ding noch dazu. Endlich mal all das Leergut zurückbringen, für das ich mit meinem regulären Auto den halben Vormittag hin und her hätte fahren müssen. Wahnsinn, was da alles reinpasst! Auf dem Rückweg dann direkt nochmal einen kleinen Abstecher hierhin – oder dorthin. Wohin genau, das ist eigentlich komplett egal. Einfach nur fahren. Weil’s im GLC 43 eben so viel Spaß macht.

Sooooooo viel Platz: sichtlich begeisterter Autor in roter Renn-Himbeere

Als der hyazinthrote Testwagen das erste Mal ums Eck bog dachte ich, das sei ein schlechter Scherz. Ein paar Tage später aber, jetzt, da die Abholung ansteht, ist mir ziemlich schnell klar: ich werde sie vermissen, meine kleine Renn-Himbeere.

Mein Fazit: mit dem GLC hat Mercedes einen praktischen und optisch sündhaft gutaussehenden Midsize SUV auf den Markt gebracht. Der GLC 43 ist die perfekte Alternative für all diejenigen, die zur Alltagstauglichkeit auch noch die gewisse Extraportion an Spaß und Sportlichkeit schätzen. Ein rundum gelungenes Auto, ein echtes Alltags-Spaß-Mobil, dem sogar Hyazinthrot ziemlich gutsteht.

Datenblatt:

Mercedes-AMG GLC 43
Motor3,0 Liter V6 Biturbo
Hubraum2.996 ccm
Leistung270 kW (367 PS) bei 5.500-6.000/min
Drehmoment520 Nm bei 2.500-4.500/min
AntriebAllrad mit heckbetonter Momentverteilung (31%/69%)
Getriebe9G-TRONIC Automatikgetriebe
Beschleunigung4,9 s (0-100 km/h)
Höchstgeschwindigkeit250 km/h (elektronisch begrenzt)
Grundpreis62.177,50 Euro (Preisliste Deutschland, Stand 28.11.2017)
Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2017

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