In meinem Review der Patek Philippe Nautilus 5726 vergangene Woche erwähnte ich ja schon, dass ich eigentlich wegen einer ganz anderen Uhr zu meinem offiziellen Konzessionär gekommen war. Die Nautilus drängte sich dazwischen, heute aber kommen wir endlich zum eigentlichen Hauptdarsteller.

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Die meisten Uhren-Reviews handeln entweder von Uhren, die gerade erst vorgestellt wurden, frisch auf den Markt kommen oder von Vintage Highlights. Das alles trifft auf den Patek Philippe Chronograph 5170J – nicht – zu. Und doch macht gerade das ihn so besonders.

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Die 5170J ist, ich glaube damit übertreibe ich nicht, schon jetzt ein Stück Patek Geschichte. Bis vor ziemlich genau fünf Jahren basierten die Handaufzug-Chronographenkaliber bei Patek Philippe auf einem Rohwerk von Lémania. Bis eben zu jenem November 2009, als die neuen Ladies First Chronographen lanciert wurden.

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Man stelle sich das einmal vor. Patek Philippe präsentiert endlich sein erstes eigenes Chronographenwerk mit Handaufzug – und baut es in eine Damenuhr ein! Ladies First eben. Doch all zu lange mussten sich auch die Herren nicht gedulden, und so wurde das Kaliber CH 29-535 PS zur Baselworld 2010 auch in einer Herrenuhr vorgestellt: in der 5170J, wie der Buchstabe schon verrät, gefertigt aus 18 Karat Gelbgold.

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Drei Jahre später kam mit der 5170G dann auch eine Weißgold-Variante auf den Markt. Bereits kurz darauf wurde, wie bei Patek nicht ganz unüblich, die Gelbgold-Version eingestellt. Das Objekt unseres heutigen Hands-on, es gibt es also streng genommen seit einem guten Jahr gar nicht mehr.

Ich weiß nicht, ob diese 5170J nun wirklich das letzte noch frei beim Konzessionär erhältliche Exemplar ist, viele allerdings werden es wohl nicht mehr sein, die man auf diesem Wege erstehen kann.

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Herzstück der 5170J ist natürlich das neue Kaliber, dessen Entwicklung mehr als fünf Jahre beansprucht hat. Das CH 29-535 PS ist mit einem Sekundenstopp ausgerüstet und bringt es auf eine Gangreserve von 65 Stunden, bzw. 58. Stunden bei eingeschaltetem Chronographen. Die Gyromax Unruh schlägt mit einer Frequenz von 4 Hertz bzw. 28.800 Halbschwingungen pro Stunde.

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Sechs patentierter Innovationen hat Patek Philippe in das Kaliber einfließen lassen, darunter ein optimiertes Zahnprofil, welches den bekannten Zeigersprung bzw. -rückfall beim Starten der Chrono-Funktion unterdrückt, für einen vibrationsfreien Lauf und letztlich für weniger mechanische Abnutzung sorgt.

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Das Werk ist wunderschön mit Genfer Streifen verziert, die Bauteile besitzen Kanten, die von Hand angliert und poliert werden, längs abgezogene Flanken und feine geschliffene Oberflächen. Patek Philippe bezeichnet das Kaliber von der Konzeption bis hin zur Finissierung als ein perfektes Abbild jener Qualität, die für das Patek Philippe Siegel gefordert ist. Folglich ziert dieses denn auch das Werk, angebracht auf dem Kolben des Minutenzählers.

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Mit 39 (bzw. 39,5 – da gehen die Meinungen etwas auseinander) Millimetern ist die 5170J kleiner als ihr direkter Vorgänger, die ab 1998 gebaute 5070. Das Gehäuse ist sehr schlicht gehalten, was der Optik der Uhr gut tut. Markant wirkt die Form der Drücker in Form schmaler Rechtecke.

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Beim Zifferblatt setze Patek auf ein silberweißes Opalen-Blatt mit aufgesetzten Stundenindizes aus Gelbgold. Für die Indizes bei 6 Uhr und 12 Uhr wählte man römische Ziffern. Hier besteht, neben der Farbe des Materials, der größte Unterschied zur aktuellen weißgoldenen 5170G, bei der sämtliche aufgesetzten Indizes als Breguetziffen ausgeführt sind.

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Breguetziffern, wenn auch abgeflachte, finden sich aber auch auf dem Zifferblatt der Gelbgold-Version wieder. Sie zieren die Minuterie in Schienenoptik. Um diese herum ist noch Platz für die Pulsometerskala, welche auf 15 Pulsschlägen basiert.

Die Hilfszifferblätter liegen, wie auch bei der Grande Complication Ref. 5270, etwas unterhalb der horizontalen Mittelachse, eine Besonderheit der neuen, eigenen Kaliber, die der Ausgewogenheit des Zifferblattes dienen soll. Die kleine Sekunde bei 9 Uhr und der augenblickliche (sprich von Minute zu Minute springende) 30-Minutenzähler bei 3 Uhr liegen leicht ins Zifferblatt eingesenkt.

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Währen die Zeiger von Stunde, Minute und kleiner Sekunde in Gelbgold strahlen, sind der zentrale Chronographenzeiger und der Zeiger des Minutenzählers in schwarz gehalten.

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Am Arm ist die 5170J natürlich ein echter Augenschmaus. Auch wenn ich mich für gewöhnlich nicht ganz so für Gelbgold erwärmen kann, übt die Uhr, gerade im Zusammenspiel mit dem strahlenden Zifferblatt, eine mächtige Faszination aus. Sie wirkt von ihren Proportionen trotz der Größe von unter 40 Millimetern geradezu perfekt, wozu die dezentrale Anordnung der Totalisatoren und der bis an den Rehaut heranreichende Chronographenzeiger mit Sicherheit ihren Teil beitragen.

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Die Patek Philippe 5170J wird geliefert mit einem verschraubten Sichtboden mit Saphirglas und einem Aligatorleder-Band mit Faltschließe aus 18 Karat Gelbgold. Die Uhr ist bis 30 Meter wasserdicht und kostet 64.180 Euro.

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Die 5170J aus diesem Review habe ich entdeckt bei Juwelier Oberleitner in Wiesbaden, bei welchem ich mich auch an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für die Zeit, die Informationen und natürlich die Fotomöglichkeit bedanke.

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2014

 

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