Es war klar, dass das irgendwann passieren würde. Wenn es dann aber wirklich soweit ist, dann überkommt es einen doch recht unverhofft. Das Gefühl, alt geworden zu sein. Bei mir war es heute in der Früh soweit, als ich die Pressemeldung zur neuen IWC Pilot’s Watch Chronograph Edition „Tribute to 3705“ in meiner Mailbox vorfand.

Luxify Review Hands-on IWC Pilot's Watch Tribute to 3705 IW387905

WC Pilot’s Watch Chronograph Edition „Tribute to 3705“, Ref. 3879 (IW387905)

Dabei hatte ich mich eigentlich sehr auf den Launch gerade dieser Uhr gefreut. Und wie ein Blick in unser Forum zeigt, war ich damit auch keineswegs alleine. Seit 14 Tagen warteten Uhrenfans in aller Welt gespannt darauf, was sich wohl hinter dem Claim „Eine Ikone kehrt zurück“ verstecken würde.

Eine Neuauflage der 3705 – oder – nicht?

Auf eine Neuauflage der legendären 3705 tippten einige. Und die Vorfreude stieg. Seit heute ist klar: sie hatten Recht. Wobei – sagen wir mal, sie hatten im Ansatz Recht. Denn hinter der neuen Referenz IW387905 steckt weniger eine 1:1 Neuauflage des Ursprungsmodells denn eine sogenannte „Tribute“ Version.

An das Original kann ich mich noch ziemlich gut erinnern. Es stammt aus dem Jahr 1994 und somit exakt aus jener Zeit, in der ich damit begann, mich ganz intensiv mit dem Thema Uhren zu befassen. Über ein Vierteljahrhundert ist das nun her. Darauf weist die Pressemeldung von IWC schon gleich zu Beginn her. Das – kann – doch – nicht – sein! Das war doch gefühlt grad erst – gestern?

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Das Original: WC Pilot’s Watch Chronograph, Ref. 3705 aus 1994

Gedanken steigen in mir auf. Erinnerungen. An damals. Als man aufgeregt mit den Katalogen der Uhrenhersteller die Juweliere der Stadt verließ um dann daheim in Ruhe zu schmökern. Und natürlich kommt mir die geniale IWC Werbekampagne jener Zeiten wieder in den Sinn. Werbung, die sich etwas traute, was heute, ein Vierteljahrhundert später, absolut undenkbar wäre. Ja, früher war nicht alles schlecht. Halt! Habe ich das jetzt wirklich geschrieben? Verdammt, ich bin – tatsächlich – alt!

Die IWC Pilot’s Watch „Tribute to 3705“

Doch zurück ins Jetzt und zur neuen IWC „Tribute to 3705“. Als eine Hommage will IWC die Neuheit verstanden wissen. Und die erste Frage, die ich mir in diesem Zusammenhang stelle: warum jetzt? Warum 2021? Warum nicht schon 2019, als die 3705 wirklich ihr 25-Jähriges gefeiert hat und IWC sowieso neue Pilot’s Watches herausbrachte (hier gibt es diese noch einmal zu sehen).

Eine Frage, auf die auch die Pressemitteilung keine Antwort gibt. Aber gut, Hauptsache, sie ist nun endlich wieder zurück. Doch so ganz stimmt auch das nicht. Denn die Neue nimmt eher recht freizügig Bezug auf ihren Vorgänger. So wächst die Größe des Gehäuses etwa von einst 39 auf nun 41 Millimeter.

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Apropos Gehäuse. Der Clou damals: die 3705 trug ein Gehäuse aus Keramik. Bei der Tribute Version Anno 2021 setzt IWC hingegen auf Ceratanium. Eine spezielle Titanlegierung für die Gehäusekomponenten wird dabei in einem Ofenbrennprozess so behandelt, dass eine Phasentransformation stattfindet.

Das Ergebnis ist laut IWC ein Material, dass so leicht und bruchfest wie Titan, gleichzeitig aber auch ähnlich hart und kratzfest wie Keramik sei und auch eine diesem ähnliche Oberflächenanmutung habe. Es ist schwierig, dies rein anhand der zu Verfügung gestellten Pressebilder zu beurteilen, auf jenen aber wirkt IWCs jüngste Material-Innovation recht ansprechend.

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Anderes Material, andere Größe, insbesondere aber auch andere Anmutung, da Drücker und Aufzugskrone nun in Schwarz und nicht wie einst bei der 3705 in glänzendem Metall gearbeitet sind. Die richtigen Hardcore-Fans der 3705 wird das nicht wirklich freuen. Und auch ich denke mir beim Anblick: definitiv eine hübsche Uhr, aber an das, was ich aus meiner Jugend noch so in Erinnerung habe, erinnert mich die jetzt irgendwie weniger.

Irgendwie hatte ich sie anders in Erinnerung

Zumindest das Zifferblatt aber, das teilt die heutige Veröffentlichung stolz mit, ist eine originalgetreue Replik der Uhr aus den 1990er Jahren. Super. Klingt doch gut. Aber – halt! Wie soll das denn gehen? Die Uhr ist schließlich zwei Millimeter größer. Und tatsächlich: auch die Hilfszifferblätter sind gewachsen. So sehr gar, dass die großen Ziffern bei 10 und 11 Uhr angeschnitten erscheinen.

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Uhrenvergleich: die Neuauflage der 3705 aus 2021…

Das ist aber eh schon wurscht, da man sowieso einen anderen Schriftfont verwendet, als damals. Und auch der IWC Schaffhausen Schriftzug rund um das Wochentags- und Datumsfenster entspricht nicht mehr der damaligen Anordnung, sondern kommt so daher, wie dies bei der restlichen aktuellen Pilot’s Watch Collection gelöst ist.

Nicht dass dies nun schlechter aussehen würde, ganz im Gegenteil. Doch hier von einer „originalgetreuen Replik“ zu sprechen, ist ein wenig hoch gegriffen. Oder bin ich einfach nur zu alt und starrsinnig, dass ich mich an solchen Details aufhänge?

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… und das Original aus 1994

Es scheint so. Anders ist es auch nicht zu erklären, dass wohl niemandem in Schaffhausen aufgefallen zu sein scheint, dass die Anordnung der Hilfszifferblätter bei jener, ich muss es nochmals zitieren, „originalgetreuen Replik“ eine andere ist, als einst.

Kleine IWC Werkkunde

Typisch Valjoux 7750 war damals nämlich die permanente kleine Sekunde auf 9 Uhr zu finden. Bei der Neuauflage, die selbstverständlich mit einem IWC Manufakturkaliber, Typ 69380 ausgestattet ist, findet man diese nun allerdings auf der 6-Uhr-Position. War wohl nicht anders zu lösen.

Aber Moment. Basiert gerade jene Generation an IWC Manufakturkalibern schlussendlich nicht doch wieder auf der 7750er Architektur? Da hätte man dann ja eigentlich… Aber, wer schaut denn schon so genau hin? Außer mir halt. Aber ich bin ja auch schon alt. Und grumpy.

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Also halten wir uns an die positiven Dinge, denn der 30-Minuten Totalisator, der ist zumindest dort, wo er auch schon vor 27 Jahren war: bei 12 Uhr. Und das typische Dreieck darüber gibt es auch wieder. Nun zwar mit zwei Punkten, die beim Original fehlten, aber komm, passt schon. Auch die Zeiger sind gut getroffen. Super. Alles gut.

Und da Tritium, wie früher verwendet, in der Form ja schon lange nicht mehr erlaubt ist, trägt die Neue Super-LumiNova Leuchtmasse. Erfreulicherweise verzichtete man auf jedwede Form von künstlicher Patina, sodass der Kontrast von mattschwarzem Zifferblatt und weißer Leuchtmasse perfekt zur Geltung kommt.

Damals wie heute wird die Uhr an einem schwarzen Lederband ausgeliefert. Optisch nicht ganz gleich, aber da wollen wir jetzt wirklich nicht so sein. Und dazu gibt’s eine Dornschließe aus Ceratanium.

Die „Tribute to 3705“ ist auf 1.000 Stück limitiert

Kommen wir abschließend noch zu einem Punkt, der mir ganz besonders am Herzen liegt. Die neue IWC Pilot’s Watch Chronograph Edition „Tribute to 3705“ ist – limitiert. Man sollte also nicht zu lange warten, um eines der insgesamt 1.000 tatsächlich auch durchnummerierten (das ist ja heutzutage nicht mehr selbstverständlich) Exemplare zu ergattern.

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Einfach zum Fachhändler oder in eine IWC Boutique zu gehen ist allerdings nicht. Die Uhr gibt es exklusiv auf www.IWC.com, auf WeChat, auf YNAP und im offiziellen Flagship-Store auf Tmall. So, verehrtes Publikum. Und sollten Ihnen die letztgenannten Begriffe ebensowenig etwas sagen wie mir, dann kennen spätestens jetzt nun auch Sie dieses gar tragisch anmutende Gefühl, langsam aber sicher zum alten Eisen zu gehören.

Fazit

Mein Fazit: auch wenn meine zuvor getätigten Ausführungen sich vermeintlich anders anhörten: ich mag die neue IWC 387905. Ich finde sie sogar extrem gelungen und – zumindest was man von den Bildern her sagen kann – wunderschön. Ausgewogener, cleaner und zeitloser gar als das Original. IWC ist da wirklich was ganz Feines gelungen. Für die Vermarktung als „Tribute to 3705“ allerdings hätte man sich meines Erachtens doch gerade in den Details deutlich mehr am Original orientieren müssen. Die 3879 ist somit ein moderner Fliegeruhren-Chronograph im schwarzen Gehäuse. Nichts mehr und nichts weniger.

Datenblatt:

  • Modell: IWC Pilot’s Watch Chronograph Edition „Tribute to 3705“, Ref. 3879 (IW387905)
  • Gehäuse: 41 mm, Ceratanium, wasserdicht bis 6 bar (60 Meter), gewölbtes, beidseitig entspiegeltes Saphirglas
  • Zifferblatt: Schwarz, matt, Super-LumiNova Leuchtmasse für Zeiger und Indexe
  • Armband: Schwarzes Kalbsleder-Armband mit Stiftschließe aus Ceratanium
  • Uhrwerk: Manufakturwerk, Kaliber 69380, Automatik, 28.800 A/h (4 Hz), 46 Stunden Gangreserve
  • Funktionen: Stunde, Minute, kleine Sekunde bei 6 Uhr, Chronograph, Fensterdatum, Wochentagsanzeige
  • Limitierung: 1.000 Stück
  • Garantie: 2 Jahre (Erweiterung um 6 zusätzliche Jahre bei Registrierung)
  • Preis: 12.700 Euro (DE) / 12.800 Euro (AT)
  • Verfügbarkeit: Neuheit 2021, nur online erhältlich
  • Link zum Hersteller: https://www.iwc.com/de/de/watch-collections/pilot-watches/iw387905-pilot_s-watch-chonograph-edition-tribute-to-3705.html
Fotos: © IWC

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