Etwa anderthalb Jahre war ich im R-L-X-Forum dabei, als mir meine Lieblingsuhr über den Weg lief. Damals schwappte eine Welle der Vintage-Begeisterung durchs Forum. Oder war es eher ein Tsunami?
Es war die Zeit, in der GeorgB uns die wunderbare und zuweilen wundersame Welt der GMTs erklärte. Smile zauberte unglaubliche Uhren mit noch unglaublicheren Geschichten von höchst unglaublichen Erstbesitzern aus dem Hut. Vanessa und Steboe posteten legendäre Threads über fantastische Taucheruhren. Und Bullibeer befeuerte das alles mit wöchentlich mindestens drei Vintage-Threads und den Passion-Meetings.
Diese Stimmung steckte an. Viele Member begannen, sich für Vintage-Rolex zu interessieren und zu begeistern. So auch ich. Handaufzug-Daytonas, Bakelit-GMTs oder alte Milgauss-Referenzen waren schon damals für die meisten finanziell außer Reichweite.
Aber schöne Exemplare der Referenzen 5513, 1675 oder 1665, seinerzeit auch gerne mal als „Volks-Vintage“ bezeichnet, waren mit ein bisschen Zeit und Mühe für jedermann zu haben.
An einem Sommertag im Jahre 2008 entdeckte ich also auf der Homepage eines Münchner Uhrenhändlers eine Sea-Dweller 1665. Diese Referenz ist für mich als technik-affinen Menschen aufgrund ihrer Entwicklungsgeschichte die Rolex-Taucheruhr schlechthin.
Eine Uhr, die aus einer Zeit stammt, als die Funktion noch ganz klar im Vordergrund stand. Ein Instrument, das entwickelt wurde, um die Anforderungen des Sättigungstauchens bei Offshore-Arbeiten zu erfüllen.
Und ganz nebenbei sieht sie auch noch großartig aus. Insbesondere das Profil, geprägt durch die der Druckfestigkeit geschuldeten imposanten Bauhöhe, ist ein Leckerbissen.
Ich hatte schon einige ziemlich rund polierte Uhren dieses Typs angesehen und nicht gekauft, aber diese hier schien in einem außergewöhnlich guten Zustand zu sein. Vor Ort wurde auch schnell klar warum.
Die Uhr hatte in den neunziger Jahren im Zuge eines Service bei Rolex Köln ein Tritium Tauschblatt und ein Tauschgehäuse erhalten und war somit für Sammler uninteressant. Nicht aber für mich. Liebe auf den ersten Blick, die Uhr gefiel mir so gut, dass ich sie gleich mitnehmen musste.
Im Laufe der Zeit und mit Hilfe einiger Freunde aus dem R-L-X-Forum erfuhr die Uhr dann noch zwei Veränderungen. Zunächst konnte ich ein sogenanntes Superdomed-Plexiglas ergattern, was ich jedem Besitzer einer 1665 nur wärmstens empfehlen kann.
Sicher, die sind nicht billig, aber der optische Gewinn ist schlichtweg unbezahlbar. Dann kam noch ein dunkelblaues Lünetten-Inlay dazu, welches von alten Tudor Plexi-Modellen stammt und auf der Sea-Dweller normalerweise nichts verloren hat.
Aber wer fragt schon danach, wenn die Sommersonne strahlt und das Inlay mit dem Himmel und dem Meer um den Preis für das schönste Blau wetteifert? Jetzt werden Schwarz und Blau je nach Lust und Laune im Wechsel getragen.
Das ist sie also: meine Lieblingsuhr. Weil sie so umwerfend schön ist. Weil sie so eine spannende Entwicklungsgeschichte hat. Und weil ich, wenn ich sie trage, oft mit einem Lächeln an meine Anfangsjahre im R-L-X-Forum denke, als die Rolex-Welt für mich noch neu, groß und aufregend war.
Fotos & Text: © Erik (Bullit) 2015
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