Wohl im Leben eines jeden Uhrenliebhabers gibt es diese Momente, auf die er wehmütig zurückblickt und sich denkt, „ach hätt‘ ich doch“. Einer dieser Momente liegt bei mir knappe sechs Jahre zurück. Es war der Tag, an dem die Omega Boutique in Frankfurt eine ganze Ladung Omega Seamaster 300 „Spectre“ geliefert bekam und ich zum Shooting vorbei schaute.
Omega Seamaster 300 und das Drama mit 007
Ja hätt‘ ich doch damals direkt eine mitgenommen. Das habe ich mir seither oft schon gedacht. Denn von da an strahlte zwar jede Omega Seamaster 300 ihre eigene Faszination auf mich aus, doch in virtueller Konkurrenz zum einstigen James Bond 007 Sondermodell wären sie für mich dann doch irgendwie immer nur zweite Wahl gewesen.
Nun macht Omega einen neuen Anlauf, frischt die Kollektion auf und stellt den Modellen eine Variante in Bronze-Gold als Talking Piece zur Seite. Keine Frage, ein Blick auf die Omega Seamaster 300 Neuheiten des Jahres 2021 wird sich lohnen. Und kürzlich hatte ich – Dank der freundlichen Teams der Omega Boutiquen in Wien und in Salzburg – endlich Gelegenheit dazu.
Das Video-Review der Omega Seamaster 300
„Schaut auf den Bildern schön aus“, wer meine YouTube Sessions verfolgt (hier geht’s zum Kanal), der wird diesen Satz schon des Öfteren gehört haben. Er zeigt, wie hilflos man doch, gerade im Bereich der Uhren, ist, will man etwas beurteilen, das man selbst nicht in der Hand, respektive am Handgelenk hatte. Um so gespannter blicke ich daher immer wieder den ersten Live-Eindrücken entgegen und auch die Omega Bronze-Gold machte da keine Ausnahme.
Bronze-Gold – eine kleine Metallkunde
Was ist überhaupt Bronze-Gold? An dieser Stelle bin ich so frei, ganz nonchalant auf meine Ausführungen bei der damaligen Kurzvorstellung zurückzugreifen. Bronze-Gold, der Name deutet schonmal auf die zwei Hauptkomponenten jener von Omega zum Patent angemeldeten Legierung hin. Tatsächlich besteht jenes Bronze-Gold zu 50% aus Kupfer, zweitstärkstes Metall ist dann aber bereits Gold mit einem Anteil von 37,5%. Das entspricht genau 9 Karat, worüber auch eine entsprechende Gravur Auskunft gibt.
Weitere „Zutaten“ sind Silber, Gallium und Palladium. Heraus kommt ein Metall, welches man – im Gegensatz zu herkömmlicher Bronze – auch ganz angenehm und dauerhaft direkt auf der Haut tragen können soll. Ebenfalls soll sich Omegas Bronze-Gold durch eine besondere Korrosionsbeständigkeit auszeichnen. Die bekannte (beim ein oder anderen aber auch beliebte) Grünspan-Oxidation bliebe somit aus.
Altern soll Bronze-Gold aber trotzdem. Langsam allerdings, und dabei eine schöne, natürliche Patina entwickeln. Diese soll dann über einen langen Zeitraum bestehen bleiben. Keine Frage, von einem einsetzenden Alterungsprozess ist das Vorführmodell natürlich noch weit entfernt und auch mit einem Langzeittest bzgl. der Hautverträglichkeit kann ich im heutigen Hands-on nicht dienen. Dafür aber mit der einen oder anderen Erkenntnis zur Optik.
Bilder sagen mehr als Worte?
Denn die Omega Seamaster 300 Bronze-Gold kommt live durchaus anders rüber, als dies die Bilder der Pressemitteilung damals suggerierten. Dies gilt vor Allem für das Zifferblatt. Es ist als Sandwich-Dial ausgeführt. Das untere Zifferblatt trägt dabei die Leuchtmasse, während das obere Zifferblatt dieser Konstruktion an den Stellen der Ziffern und Stundenindexe ausgeschnitten ist.
Jenes obere Blatt besteht aus einer gängigen Bronzelegierung (CuSn8) mit 92% Kupfer und 8% Zinn. Es wird gebürstet und erhält durch einen speziellen Alterungsprozess eine besondere Patina. Ein anschließend aufgetragener transparenter Schutzfilm soll ein weiteres Altern verhindern, sodass der starke Kontrast zum Bronze-Gold des Gehäuses auf Dauer bestehen bleibt.
Soweit zumindest die Theorie. Doch zumindest in den Kunstlichtverhältnissen der Boutique, wirkt das Zifferblatt auf einmal gar nicht mehr so braun, wie auf den Fotos. Es wirkt eher schon grau, bestenfalls schwarz, jedenfalls irgendwie ein wenig farblos. Um so erstaunlicher, dass der hübsche Braunton auf den von mir gemachten Fotos auf einmal wieder da ist. Gut möglich also, dass die Uhr erst unter Sonnenlicht ihre wahre Schönheit entfaltet.
Omega Seamaster 300 Bronze-Gold
Extrem schön, auch schon im Kunstlicht der Boutique, wirkt der Farbton des Bronze-Gold. Ein ziemlich geniales Roségold, nicht ganz so stark wie Omegas eigene Sedna-Gold Legierung vielleicht, doch auf jeden Fall ziemlich gelungen.
Ebenso gelungen: die leicht veränderte Optik der Uhr insgesamt. Und hier bringen wir, neben der Bronze-Gold, doch gleich noch die reguläre Stahl-Variante ins Spiel. Auch bei dieser ist das Zifferblatt nämlich als Sandwich-Dial ausgeführt, verfügt also ebenfalls über zwei Lagen, bei welcher die Untere mit Super-LumiNova Leuchtmasse im „Vintage“ Ton gefüllt ist.
Aufgeräumtes Zifferblatt als Sandwich
Aufgeräumt hat man mit den das Zifferblatt zierenden Schriftzügen. Das Omega Logo ist geblieben, der Seamaster 300 Schriftzug findet sich über der 6, das war’s dann auch schon. Alle anderen Angaben sind auf der Gehäuserückseite zu finden. Die Vorderansicht erstrahlt somit in einem wirklich erfrischend cleanen Look.
Bei den Zeigern setzt Omega weiterhin auf die Broad Arrow Hands. Sie sind mit Leuchtmasse befüllt, die Nachts in zwei unterschiedlichen Farben leuchtet. Der große optische Unterschied zwischen der Bronze-Gold und der Stahl-Seamaster: letztere darf nun mit einem Lollipop-Sekundenzeiger aufwarten. Eben genau solch einem, wie er einst bei der James Bond 007 Spectre-Edition zum Einsatz kam.
Die Rückkehr des Lollipop-Zeigers
Ein für mich nicht unwichtiges Detail, denn die etwas seltsame Anmutung dieses Lollipop Zeigers gibt der Uhr das gewisse Etwas. Für die Bronze-Gold hingegen wählte man in Biel den etwa eleganteren, dezenteren Look mit klassischem Sekundenzeiger.
Ebenfalls Unterschiede macht man bei der Wahl des Materials für das Lünetteninlay. Darf die Bronze-Gold hier mit Keramik glänzen, muss sich das Standard-Modell mit einer herkömmlichen Einlage aus eloxiertem Aluminium begnügen. Nicht, dass das nun schlecht wäre, doch der subtile Glanz der Keramik hätte auch der Stahl Seamaster 300 gewiss gut gestanden. Erwähnt sei an dieser Stelle übrigens kurz, dass es neben der schwarzen natürlich auch eine blaue Stahlvariante im Programm gibt.
Eher subtil sind die weiteren Änderungen gegenüber der Vorgänger-Version ausgefallen. Und doch lassen sie die Uhr deutlich anders wirken. Da hätten wir zum Beispiel die Zifferblattöffnung. Diese ist von vormals 29,5 auf nun 30,4 Millimeter im Durchmesser gewachsen, lässt die gesamte Uhr größer wirken.
Subtile Änderungen führen zu einem neuen Erscheinungsbild
Auch das darüber thronende Saphirglas ist nun stärker gewölbt. Ebenfalls geändert wurde das Design der Aufzugskrone. Sie ist deutlich konischer gehalten als bei der bisherigen Seamaster 300.
Von dieser übernommen wurde der Durchmesser. Er liegt bei 41 Millimetern. Und natürlich beruht das Design auch weiterhin auf dem historischen Vorbild von 1957. Mit Ausnahme des Glasbodens, denn den gab es zu jener Zeit selbstverständlich noch nicht.
Heute schon, und so kann man durch ihn das Omega Co-Axial Kaliber 8912 bei seiner Arbeit beobachten. Selbstverständlich ist es als Master Chronometer zertifiziert, ein Umstand, auf den eine entsprechende Gravur hinweist. Es arbeitet mit 25.200 A/h (3,5 Hz) und bietet 60 Stunden Gangreserve.
Fünf Varianten der neuen Omega Seamaster 300 stehen aktuell zur Wahl
Während die Omega Seamaster 300 Bronze-Gold derzeit ausschließlich an einem braunen Lederarmband mit Dornschließe ausgeliefert wird, hat man bei den Stahl-Varianten die Wahl zwischen Leder- oder Stahlband.
Für die 2021er Neuauflage der Seamster 300 hat Omega auch das Gliederarmband verändert. Es verjüngt sich nunmehr von 21 auf 16 Millimeter und beinhaltet eine neue Faltschließe mit Feinverstellung. Dabei sind drei Rastungen vorgesehen. Ein Druck auf den „Push“ Button genügt, um das Band zu verstellen. Insgesamt kann es so um sechs Millimeter erweitert werden.
Die Verarbeitungsqualität des Gliederbandes ist auf gewohnt hohem Omega Qualitätsniveau, dennoch kommt die Seamaster 300 für mich auch in ihrer neuen Version am Lederband ausgesprochen gut rüber. Noch besser allerdings würde ihr ein Nato-Band stehen. Und da sind wir wieder bei einem Problem, welches mich schon bei meiner Omega Speedmaster Dark Side of the Moon in den Wahnsinn treibt: 21 Millimeter breite Bandanstöße.
Leider nämlich bietet die Omega Homepage zwar eine großartige Auswahl an Nato-Straps aller Couleur in 20 und 22 Millimetern, bei 21 Millimetern allerdings schaut es noch immer eher mau aus. Es bleibt also nur, ein 22 Millimeter Strap hineinzuquetschen, was im Zweifel mehr wie gewollt denn wie gekonnt ausschaut. Meine wiederholte Bitte an Biel daher an dieser Stelle: Sortiment erweitern. Denn bei 160 Euro für ein Stück Stoff darf dieses auch gerne passgenau sein.
Fazit
Genug geschnackt. Kommen wir zu meinem Fazit. Omega hat mit der neuen Seamaster 300 eine der schönsten Uhren im Programm behutsam überarbeitet und sie noch ein kleines bisschen stimmiger gemacht. Gerade das Sandwich Dial, obgleich hier ohne historisches Vorbild, steht der Uhr ausgezeichnet und auch die Rückkehr des Lollipop Zeigers lässt das Herz erfreuen. Ein wenig schade allenfalls, dass dieser bei der Bronze-Gold fehlt bzw. dass die Stahl-Varianten ihrerseits ohne das Keramik-Inlay auskommen müssen. Beides aber ist durchaus verschmerzbar. In jedem Fall aber ein gelungenes Upgrade.
Und was ist jetzt mit der Spectre? Können die Neuvorstellungen an diese herankommen? Nun, zumindest preislich ja. Kostete die Spectre im Jahr 2015 nämlich noch 6.200 Euro, liegt die Neue Standard Stahl Seamaster 300 bei 6.300 Euro am Stahl- bzw. 6.000 Euro am Lederband. Die Omega Seamaster 300 Bronze-Gold ist für 11.300 Euro erhältlich. Der aktuelle Gebrauchtmarktpreis eines Full-Set der alten Spectre liegt irgendwo dazwischen. Ach hätt‘ ich doch. Damals…
Datenblatt Omega Seamaster 300 Bronze-Gold:
- Modell: Omega Seamaster 300 Bronze-Gold, Ref. 234.92.41.21.10.001
- Gehäuse: 41 Millimeter, Bronze-Au375 Gold, gewölbtes Saphirglas, gewölbter Saphirglasboden, wasserdicht bis 30 bar (300 Meter), braune ZrO2 Keramik-Lünette, einseitig drehbar
- Zifferblatt: Bronze (CuSn8), braun, Sandwich-Architektur mit „Vintage“ Super-LumiNova Leuchtmasse auf der Grundplatte
- Armband: braunes Lederarmband mit Dornschließe aus Bronze-Au375 Gold
- Uhrwerk: Manufakturkaliber, Automatik, Kaliber 8912, Co-Axial Master Chronometer, 25.200 A/h (3,5 Hz), 60 Stunden Gangreserve
- Funktionen: Stunde, Minute, Sekunde aus dem Zentrum, Zeit-Zonen-Funktion
- Limitierung: keine
- Garantie: 5 Jahre
- Preis: EUR 11.300 (DE) / EUR 11.400 (AT)
- Verfügbarkeit: ab ca. Juni 2021
- Link zum Hersteller: https://www.omegawatches.com/de-de/watch-omega-seamaster-300-co-axial-master-chronometer-41-mm-23492412110001
- Varianten: ./.
Datenblatt Omega Seamaster 300 Edelstahl:
- Modell: Omega Seamaster 300, Ref. 234.30.41.21.01.001
- Gehäuse: 41 Millimeter, Edelstahl, gewölbtes Saphirglas, Saphirglasboden, wasserdicht bis 30 bar (300 Meter), schwarze Aluminium-Lünette, einseitig drehbar
- Zifferblatt: Schwarz, Sandwich-Architektur mit „Vintage“ Super-LumiNova Leuchtmasse auf der Grundplatte
- Armband: Gliederarmband aus Edelstahl, Faltschließe mit Feinverstellung in drei Positionen (gesamt 6mm)
- Uhrwerk: Manufakturkaliber, Automatik, Kaliber 8912, Co-Axial Master Chronometer, 25.200 A/h (3,5 Hz), 60 Stunden Gangreserve
- Funktionen: Stunde, Minute, Sekunde aus dem Zentrum, Zeit-Zonen-Funktion
- Limitierung: keine
- Garantie: 5 Jahre
- Preis: EUR 6.300 (DE) / EUR 6.400 (AT)
- Verfügbarkeit: ab ca. April 2021
- Link zum Hersteller: https://www.omegawatches.com/de-de/watch-omega-seamaster-300-co-axial-master-chronometer-41-mm-23430412101001
- Varianten: Ref. 234.30.41.21.03.001 mit Stahlband, blauem Blatt und blauer Lünette, EUR 6.300 (DE) / EUR 6.400 (AT); Ref. 234.32.41.21.01.001 mit dunkelbraunem Lederarmband, schwarzem Blatt und schwarzer Lünette, EUR 6.000 (DE) / EUR 6.100 (AT); Ref. 234.32.41.21.03.001 mit hellbraunem Lederarmband, blauem Blatt und blauer Lünette, EUR 6.000 (DE) / EUR 6.100 (AT)
Fotos: © PCS 2021
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