Warum nur übt das ewige Eis eine derartige Faszination auf mich aus? Ausgerechnet auf mich? Weder bin ich ein großer Freund niedriger Umgebungstemperaturen noch bewege ich mich sonderlich sicher oder gar graziös auf rutschigem Terrain. Denkt man an eine Kreuzfahrt, so gäbe es damit gleich eine ganze Menge an Zielen, die besser für mich geeignet erschienen als die Polar-Regionen dieser Welt. Doch manche Dinge kann man einfach nicht erklären.
Grönland-Abenteuer mit der Seabourn Venture
Es begann vor fünf Jahren. Eher unfreiwillig übernahm ich damals einen Redaktionsauftrag, der mich ans andere Ende der Welt führen sollte. Eine Reise nach Patagonien und in die Antarktis, nachzulesen noch einmal hier und hier. Es war diese Reise, die hinsichtlich meiner bevorzugten Kreuzfahrt-Destinationen so ziemlich alles durcheinander wirbelte und in mir diese unerklärliche Sehnsucht nach etwas aufwarf, was eigentlich doch so gar nicht meins ist.
Der Blick aus dem Fenster verheißt diesbezüglich heute Gutes. Ich sehe: Eis. Jede Menge davon. Und das mitten im Hochsommer! Es ist Ende Juli und das, was der gecharterte A321neo der britischen Titan Air gerade überfliegt, das ist das Grönländische Eisschild. Perfekt.
Es geht nach Kangerlussuaq. Das liegt an der Westküste Grönlands und somit in einem für mich bislang noch vollkommen unentdeckten Territorium der nördlichen Polarregion. Wobei – Küste ist in diesem Fall ein durchaus dehnbarer Begriff. Denn von der offenen See trennt das keine 500 Einwohner zählende Örtchen ein gut 160 Kilometer langer Fjord.
Die Reise beginnt in Kangerlussuaq
Dennoch ist Kangerlussuaq Ausgangspunkt vieler Expeditionskreuzfahrten, denn es verfügt über den derzeit noch einzigen internationalen Flughafen des Landes! Von dem aus führt eine Schotterpiste 35 Kilometer ins Landesinnere. Zum Eisschild. Volkswagen hatte den Weg einst gebaut, um hier in Ruhe testen zu können. Zum Hafen aber geht’s in die andere Richtung. Sonderlich gut ausgebaut ist jene Straße zwar auch nicht, aber das ist mir gerade sowas von egal.
Ich bin aufgeregt. Ziemlich aufgeregt. Und ich schwitze wie verrückt, denn auch in Grönland herrscht heute Hochsommer. Die Temperaturen schreien also eher nach T-Shirt, denn nach der dicken Polar-Montur, die ich mir zuvor im Flieger noch schnell übergeworfen hatte.
Während die anderen Gäste eifrig dabei sind, die zahlreichen, ebenfalls in den Shuttlebus zugestiegenen Mücken zu eliminieren, blicke ich auf das Kondenswasser, dass sich angesichts der Temperaturen zwischen den Scheiben entwickelt hat und nun gemütlich hin und her schwenkt.
Auf dem orangenen Container im Hafen kleben zwei laminierte Blatt Papier. Eines ist mit einem Schiffssymbol, eines mit einem Pfeil nach Links gekennzeichnet. Nicht, dass man sich hier großartig verlaufen könnte, und auch das vor dem Hafen auf Reede liegende Schiff wäre an sich kaum zu übersehen, aber: sicher ist sicher.
Seabourn Venture – Home, away from Home
Statt, wie angekündigt, mit Schlauchbooten, erfolgt die Überfahrt mit Hilfe der bordeigenen Tenderboote. Gerade mit Handgepäck die deutlich komfortablere Alternative. Der erste Blick auf mein „Home, away from Home“ für die kommenden Tage und die sofortige Erkenntnis: ist die schön!
Mit jedem Meter, den sich das Boot, leicht schwankend, in Richtung des stolzen Schiffes bewegt, steigt die Vorfreude in mir, nun tatsächlich, endlich einmal an Bord jenes Kreuzfahrtschiffes zu gelangen, das mir gute 15 Monate lang nicht mehr aus dem Kopf ging. Damals hatte ich mich spontan verliebt, als ich das Schiff zum ersten Mal in Genua am Ausrüstungskai der Mariotti-Werft erblickt hatte.
Mittlerweile hat die Seabourn Venture bereits ihr erstes Dienstjahr absolviert und erhält in den Tagen meines Besuchs mit der Seabourn Pursuit sogar schon ein baugleiches Schwesterschiff. Beide werden in den hiesigen Wintermonaten in der Antarktis eingesetzt, im Sommer kreuzt die Seabourn Venture in der Arktis, während ihre Schwester auf der Südhalbkugel verbleibt und dort etwa Polynesien oder die Kimberleys erkundet.
Erkundung ist nun aber auch bei mir angesagt. Es ist so weit. Das Tenderboot geht an der Seabourn Venture längsseits und das Abenteuer Seabourn Expeditions beginnt. Wie sieht es aus, an Bord, was kommt einem bekannt vor, von den anderen Seabourn Schiffen, was ist neu? Fragen über Fragen.
Klein, fein und jede Menge Platz
Das Gute dabei: so eine Erkundungstour über die Decks dauert nicht gar all zu lang. Denn die Seabourn Venture bringt es auf eine überschaubare Länge von lediglich 172 Metern bei 24 Metern Breite. Das klingt zwar äußerst „handlich“, hat man die gigantischen Maße durchschnittlicher Kreuzfahrtschiffe der heutigen Zeit im Kopf, wirkt live aber dennoch ausgesprochen geräumig.
Auf dieser Reise sogar noch ein Stück mehr. Denn die 132 Kabinen an Bord bieten theoretisch 264 Passagieren Platz. Diesmal allerdings haben die 228 Besatzungsmitglieder gerade einmal 120 Gäste zu betreuen. Luxuriöser geht es kaum.
„Vikings & Volcanoes“ heißt die Reise, die das Schiff von Kangerlussuaq zunächst hinaus zur Davisstraße, jener Meerenge zwischen Grönland und Kanada führt, ehe es die Westküste Grönlands entlang in Richtung Südspitze der größten Insel der Erde geht. Der Prins Christian Sund eröffnet den Weg zur Ostküste, welcher die Seabourn Venture bis zum Örtchen Tasiilaq folgen wird, ehe die Route durch die Dänemarkstraße hinüber nach Island führt und die Tour im Hafen von Reykjavik endet.
Da genau dort die Reise tags zuvor auch schon offiziell startete, der Sonderflug ist bereits Teil des Programms, bleiben nun also noch 13 Tage Abenteuer im ewigen Eis, die vor mir liegen. Wobei: die Umgebung hier will so gar nicht zu jenem Bild von Grönland passen, welches ich bislang in Erinnerung hatte.
Der Fjord glänzt mit Meeresfarben, auf die so manche Karibikinsel neidisch wäre, die Sonne scheint vom blauen Himmel und damit, dass ich meine erste Erkundungstour über die Außendecks der Seabourn Venture mit hochgekrempelten Hemdsärmeln bestreiten könnte, hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
Vom Südpol zum Nordpol
Als es mich ans andere Ende der Welt verschlug, absolvierte noch die deutlich größere Seabourn Quest das Expeditionsprogramm von Seabourn Cruises. Das Ultra-Luxus-Kreuzfahrtschiff im Yacht-Design wurde für die Saisons in der Antarktis entsprechend präpariert.
Die Erfahrungen der Reisen der vergangenen Jahre flossen jetzt aber in die Entwicklung der zwei neuen, kleineren, reinen Expeditionsschiffe ein. Schon optisch unterscheiden diese sich ganz immanent von den anderen Schiffen der Flotte. Mit grünlich-schwarzem Rumpf und orangenem Streifen, mit steilerem Bug und langgezogenem Heck wirken sie modern und funktional, haben ihren Yacht-Charakter aber dennoch nicht verloren.
Dem Einsatzzweck angemessen ist auch die Ausstattung. 24 Zodiacs zum Beispiel, größtenteils vom größeren Typ Milpro Mk 6, stehen für die täglichen Ausflüge bereit und sind dank vier Kränen schnell im Einsatz.
Hinzu kommen eine ganze Reihe an Kajaks, sowie gleich zwei Cruise Sub 7 U-Boote aus dem Hause U-Boat Worx, mit denen man (kostenpflichtige) Touren buchen kann. Auf den Einsatz von bordeigenen Helikoptern verzichtet Seabourn Expeditions hingegen bewusst.
Der Fokus auf Exeditionskreuzfahrten zieht sich durch das gesamte Schiff. Das beginnt bei den zwei „Mud Rooms“, in denen die Gummistiefel für die Gäste gereinigt und gelagert werden und von welchen man dann direkt in die Zodiacs gelangt, und endet bei einem beheizbaren Kleiderschrank in der Kabine für den Fall, dass die Kleidung einmal feucht geworden sein sollte, Abstellblech für nasses Schuhwerk inklusive.
Zodiacs, Kajaks, U-Boote – alles an Bord
Dank großer Freiflächen ist die Seabourn Venture aber auch für wärmere Gefilde bestens geeignet. Darüber hinaus gewährleisten diese auch noch, dass man von jedem Punkt des Schiffes sehr schnell ganz nah dran ist an der Natur, wenn es etwas zu sehen gibt.
Damit man nichts verpasst, werden Informationen zu Sichtungen, etwa von Walen, Eisbären oder auch Polarlichtern, tags wie nachts in die Kabine geleitet. Entsprechender Lautsprecher kann, etwa zur Wahrung der Nachtruhe, aber auch jederzeit ausgeschaltet werden.
Meine Kabine, Suite 626, gehört zur Kategorie der Standard Veranda Suiten und bringt es auf eine Größe von 33 Quadratmetern inklusive Balkon. Die reine Kabinengröße dürfte somit bei ca. 27 Quadratmetern liegen, die recht optimal ausgenutzt werden.
Typisch Seabourn kommt die Kabine ein wenig dunkler, maritim-nostalgisch daher. Der begehbare Kleiderschrank ist ein wenig schmal ausgefallen, dafür kann das Bad mit Badewanne und separater Dusche mit einer angenehmen Größe punkten.
Gäste, mit etwas größerem Platzbedarf haben die Wahl zwischen Panorama Veranda-, Penthouse-, Owners- oder Signature-Suiten. Ein Highlight sind die beiden zweigeschossigen Wintergarden Suiten, die man mit den jeweils danebenliegenden Veranda-Kabinen auf bis zu 130 Quadratmeter erweitern kann.
Equipment für die Reise
Auf jeder Suite wartet bei Ankunft ein zweiteiliger Arktis-Parka, eine dicke Beanie-Mütze, ein wasserdichter Rucksack, sowie eine Alu-Trinkflasche pro Passagier. Wasserdichte Hosen, Thermo-Unterwäsche, dicke Socken, Handschuhe und einen Rundschal sollte man selbst im Gepäck haben, wasserdichte Stiefel hingegen bekommt man während der Reise ebenso gestellt, wie ein Swarovski Fernglas pro Suite.
Die Grönländische Hauptstadt Nuuk, die hübschen Städtchen Paamiut und Qaqortoq, sowie die Wikinger-Ruinen von Hvalsey und Brattahlid sind die Anlaufstellen der ersten fünf Tage der „Vikings & Volcanoes“ Tour gen Süden. Wer das ewige Eis sucht, der ist hier im Sommer allerdings weitestgehend fehl am Platze.
Denn die Westküste Grönlands zeigt sich von ihrer urbanen und wahrlich grünen Seite. Saftige Wiesen und der ewig blaue Himmel stehen in zum Teil schon fast surrealen Kontrast zu den vereinzelt hier gestrandeten Eisbergen.
Für die Bewohner der Dörfer sind Kreuzfahrttouristen nichts Ungewöhnliches. Museen und Handwerk laden zum Entdecken ein und auch an Bord der Seabourn Venture lassen Inuit in Shows und Vorträgen die Gäste an ihrer Kultur und den einheimischen Traditionen teilhaben.
Das Unterhaltungsprogramm an Bord von Seabourns Expeditions-Yachten ist, typisch für Expeditions-Kreuzfahrten, hingegen eher der Fortbildung verschrieben. Auf ein Tanz-Ensemble, mannigfaltige Gastkünstler oder große Shows verzichtet man. Highlight eines jeden Tages ist stattdessen das tägliche Recap & Briefing im Discovery Center, welches Platz für alle Gäste bietet.
Mit der Seabourn Venture in der Arktis
Verhaltensweisen in arktischen Gefilden werden hier ebenso angesprochen wie der richtige Ein- und Ausstieg aus den Schlauchbooten oder die richtige Kleidung. Was erwartet die Seabourn Venture und ihre Gäste am Folgetag, worauf ist zu achten, welche Vogelarten gibt es zu sehen, woran erkennt man die unterschiedlichen Wal-Arten, wie lebten die Wikinger, diese und viele andere Themen sorgen für jede Menge neues Wissen und sind dabei spannender als so manche Broadway-Show.
Auf jene muss man dann aber doch nicht ganz verzichten. Denn Brian Bailey, der Cruise Director, bringt ordentlich Erfahrung in Sachen Musical mit und teilt diese in seinem Abend. Pianist Arny und Gitarristin Kaylee wechseln sich abends im The Club ab, das Gesangs-Duo Elise & Eli ist meist in der Constellation Lounge anzutreffen.
Constellation Lounge und „The Club“ sind, neben der kleineren Expedition Lounge, die Bars an Bord. Die Constellation Lounge ist mit ihrem 270°-Blick insbesondere zur Tea Time äußerst beliebt, während The Club gerade vor und nach dem Dinner auflebt.
The Club ist die gemütliche Bar, die auf allen Seabourn Schiffen zu finden ist. An Bord der Seabourn Venture ist sie aber auch Arbeitsplatz zweier Sushi-Meister, die wirklich Großes vollbringen. Ob nur ein kleiner Snack zwischendurch oder ein komplettes Dinner – hier ist beides möglich.
Große Auswahl – das Essen an Bord
Darüber hinaus verfügt die Seabourn Venture aber natürlich auch über zwei Hauptrestaurant. Das „The Restaurant“ bietet dabei zu Frühstück, Mittag und Abend eine Menüauswahl, bestehend aus täglich wechselnden Speisen und Klassikern an.
Es ist das größte Restaurant an Bord und würde, selbst bei Vollauslastung, allen Passagieren Platz bieten. Wartezeiten sollten daher für Gewöhnlich nicht aufkommen.
Im „The Colonnade“ wiederum wird Frühstück und Mittagessen in Buffetform dargereicht, hinzu kommt eine kleine Auswahlkarte am Platz. Abends begibt man sich dagegen ganz a la carte auf eine thematische Weltreise mit Spezialitäten aus einem täglich wechselnden Gastland.
Wer schon einmal auf einem Schiff der Flotte war, dem ist der Seabourn Square ein Begriff. Diese Kombination aus Rezeption, Bibliothek, Internet-Café und Coffee Shop mit kleinen Snacks findet man natürlich auch auf der Seabourn Venture.
Dem teils anstrengenden und oftmals hektischen Alltag einer Expeditionsreise begegnet man darüber hinaus mit einer außergewöhnlich umfangreichen Room Service Karte. Die sechs zur Wahl stehenden Vorspeisen, zwölf Hauptgerichte und fünf Desserts muss man dabei nicht zwangsläufig nur in der Kabine genießen, man kann sie sich beispielsweise auch zum Pool ordern. Eine durchaus feine Sache.
Pooltime auf der Seabourn Venture
Der am Heck gelegene Infinity Pool ist umrahmt von zwei Jacuzzis, die, angesichts des Wetters, von den Passagieren eifrig genutzt werden. Bei einem Glas Champagner im warmen Wasser sitzend die Eisberge vorbeiziehen zu sehen ist auch Programm, als die Seabourn Venture an Tag Sieben, respektive Acht, zählt man die Vorübernachtung in Reykjavik hinzu, vor Nanortalik auf Reede geht.
Champagner übrigens ist, wie auch die meisten Weine an Bord, Cocktails und Spirituosen, sowie viele Ausflüge und das schnelle Bord-WiFi, im Reisepreis inkludiert. An zu viel Alkohol liegt es allerdings nicht, dass heute der ein oder andere Passagier, mich inkludiert, ziemlich kleine Augen hat.
Die Nacht zuvor war kurz. Denn eine Durchsage riss diejenigen, die den Lautsprecher glücklicherweise nicht auf Lautlos gestellt hatten, aus dem Schlaf. „We have some Polar Lights around“, so oder so ähnlich lauteten die Worte, die ich im Tiefschlaf vernahm und die mich dazu bewegten, umgehend in den flauschigen Bademantel zu schlüpfen.
Noch jetzt, schreibe ich diese Zeilen, überkommt mich Gänsehaut ob des Anblicks, der sich vom Balkon der Suite bot. Mit trotz der langen Dämmerung sichtbaren Nordlichtern zu dieser Jahreszeit hatte wohl kaum jemand gerechnet. Um so mystischer, spektakulärer die Stimmung in jener Nacht, um so kleiner die Augen nun aber eben tags drauf.
Statt großer Wanderungen setze ich mich daher an Land lieber auf eine einsame Bank und beobachte die Wolken, wie sie am Ausgang des Tasermiut Fjordes vorbei ziehen. Ein ruhiges, ein friedvolles Plätzchen Erde scheint Nanortalik, auch wenn der Name, übersetzt „Ort der Eisbären“ dann doch zur Vorsicht rät.
Auf dem Weg zum äußersten Süden Grönlands
Das Schnelle Ziehen der Wolken verrät: es herrscht Sturm auf der offenen See. Grund genug also für Kapitän Simon Bishop, zur Dinner-Zeit erst einmal noch den gesamten, windgeschützten Fjord entlangzufahren und an dessen Ende einem grandiosen Sonnenuntergang beizuwohnen.
Durch den Prins Christian Sund schließlich an der Ostküste angelangt, stehen mit dem Skjoldungen Fjord und der Umivik Bay zwei weitere landschaftliche Highlights auf dem Programm.
Spiegelglattes Wasser, ein äußerst aktiver Gletscher und an Land ein wahres Blumenmeer erwarten die Passagiere rund um jene Wasserstraße, die die Insel Skjoldungen vom übrigen Festland trennt.
Das krasse Gegenteil, eine vollkommen unwirtliche arktische Eislandschaft nämlich, mit Eisbergen wie aus dem Bilderbuch, bietet genau jene Bucht, die 1888 den Startpunkt der Grönland-Expedition von Fridtjof Nansen darstellte. Hier reicht das Grönländische Eisschild direkt bis zum Meer.
Endlich Eis! Der unwirtliche Osten Grönlands
Eis! Endlich! Und zwar so richtig. In der Umivik Bay bin ich denn auch tatsächlich ganz in meinem Element, möchte eigentlich gar nicht mehr fort von hier. Ein unglaublicher Anblick. Und auch generell gibt sich die Ostküste Grönlands weitaus schroffer, einsamer, eisiger als der grüne Westen.
Eine der wenigen Städte ist das rund 2000 Einwohner und angeblich gut 1000 Schlittenhunde zählende Tasilaq. Der Besuch hier ist gleichzeitig auch der Abschied von der größten Insel unseres Planeten.
Auf der anderen Seite der Dänemarkstraße wartet bereits Island, dazwischen: ein Sturm. Zwar umfährt die Seabourn Venture diesen, so gut es geht, ganz entfliehen kann man den Naturgewalten dann allerdings auch nicht. Die Folge: Leere in den Speisesälen und ein sich trotz Stabilisatoren noch immer recht ordentlich bewegendes Schiff.
Ich persönlich finde es ja durchaus nicht ganz unattraktiv, wenn man auf einer Kreuzfahrt ab und an auch einmal merkt, dass man auf einem Schiff ist. Am intensivsten ist dieses Gefühl in der Bow Lounge. Ausgestattet mit einem kleinen Self-Service Buffet kann man hier bei einem Tee recht gemütlich das Schiff bei der Arbeit beobachten.
Island: ein Sturm zieht auf!
Monitore, die direkt an jene auf der Brücke gekoppelt sind, geben Einblick in die aktuelle Lage, dazu kommen iPads mit aktuellen Sturm-, Seegangs- und Destinations-Informationen. Der Sturm macht dann auch das Anlanden auf der Insel Heimaey unmöglich, sodass die Anlaufpunkte auf Island somit auf Akranes und Reykjavik, unserer Enddestination, reduziert werden.
Expeditions-Kreuzfahrt, das heißt eben auch, dass sich Pläne ändern. Aufgrund des Wetters, des Windes, der Eislage. Und Nichts, zwischen Start und Ende der Reise, ist wirklich in Stein gemeißelt. Um so wichtiger ist es, unvoreingenommen und ohne zu konkrete Erwartungen auf eine solche Reise zu gehen. Denn eine Expeditionskreuzfahrt ist immer eine Überraschung.
Macht man im Sommer eine einwöchige Mittelmeerkreuzfahrt, so kann man mit großer Wahrscheinlichkeit einschätzen, was einen erwartet. Reist man 14 Tage nach Grönland, so kann man hingegen alles erleben. Und man kann unendlich dankbar dafür sein, was die dortige Natur so alles aufbietet.
Erwartungshaltung. Wenn man nicht darauf hofft, einen Eisbären zu sehen oder einen Papageientaucher von Nahem zu fotografieren, so kann man auch nicht enttäuscht sein, wenn genau das nicht passiert.
Anstelle dessen aber kann man glücklich sein über ganz andere Dinge. Die Begegnung mit Walen zum Beispiel, die Vielfältigkeit der Eisberge, die Naturgewalten, die ein Gletscher hervorbringt. Kurzum, die Schönheit der Natur. Und in diesem Fall das traumhafte Wetter, das über einen so langen Zeitraum so wohl wirklich nur selten anzutreffen ist.
Seabourn Venture – Mein Fazit
Verlassen hingegen kann man sich auf all das, was man auf der Seabourn Venture selbst geboten bekommt. Sie ist ein wunderbares und großzügiges Schiff mit einer für diese Fahrtgebiete äußerst angenehmen Größe und erfreulich wenig „Kinderkrankheiten“ für ein erstes Schiff einer ganz neuen Klasse.
Das größte Highlight an Bord aber ist, wie eigentlich immer bei Seabourn, die Crew. Extrem gut gelaunt, immer freundlich, sehr gut geschult, sehr aufmerksam, das alles auf einem fast schon freundschaftlichen Level. So etwas findet man selbst im Ultra-Luxus-Segment eher selten.
Das Schiff eignet sich ideal für Paare oder auch Alleinreisende, die von einer Kreuzfahrt viele Informationen, einmalige Erlebnisse und Aktivitäten, aber auch Entspannung und Ruhe an Bord erwarten.
Informationen
Die Seabourn Venture ist ab Juni wieder in arktischen Gefilden unterwegs. Die beschriebene Tour, allerdings in umgekehrter Reihenfolge, startet am 30. August 2024. Die dann 15-tägige Reise „Glaciers, Fjords & Indigenous Cultures“ ist, inklusive Sonderflug Kangerlussuaq – Reykjavik, zu Preisen ab 9.299 Euro p.P. in der Veranda Suite buchbar. Mehr Infos unter seabourn.com.
Die Videos zur Reise
Hinweis zur Transparenz
Der Bericht entstand im Rahmen einer Pressereise mit freundlicher Unterstützung von Seabourn Cruises. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand – wie üblich – nicht statt.
Fotos: © PCS 2024
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