Dass Jaeger-LeCoultre zur Genfer Uhrenmesse die Fachwelt mit dem ein oder anderen ganz besonderen uhrmacherischen Leckerbissen ins Staunen versetzt, ist nichts wirklich Neues. Doch das, was man auf der Watches and Wonders Geneva 2022 präsentierte, kann wirklich schwindlig machen.
Jaeger-LeCoultre Master Grande Tradition Calibre 948
Beginnen wir mit der Jaeger-LeCoultre Master Grande Tradition Calibre 948. Bereits seit den 1930er Jahren entwickelt man in der in Le Sentier beheimateten Manufaktur Uhren, die mehrere Zeitzonen gleichzeitig anzeigen. Der jüngste Neuzugang unter diesen Weltzeit-Uhren vereint die nicht nur für Vielreisende nützliche Kombination mit einem Tourbillon und Champlevé-Emaille Verzierungen aus den Métiers Rares.
Das Tourbillon vollführt binnen eines Tages eine komplette 360° Drehung und nimmt Weltkarte und Städtering mit auf seine Reise. Auf diese Art zeigen die Städtenamen immer auf die jeweils korrekte Uhrzeit, die mittels eines 24-Stunden-Ringes für jede Stadt gleichzeitig abgelesen werden kann.
Die aktuelle Ortszeit wird mittels der zentralen Zeiger angezeigt und über die Krone eingestellt. Der Stundenzeiger kann so in Stundenschritten vor oder zurück bewegt werden. Die 43 Millimeter große Jaeger-LeCoultre Master Grande Tradition Calibre 948, Ref. Q52834E1, gibt es in einer Auflage von 20 Stück, ausschließlich in Weißgold, zum Preis von 238.000 Euro.
Jaeger-LeCoultre Master Hybris Artistica Calibre 945
Richtet sich eben vorgestellte Neuheit klar nach der Sonnenzeit mit ihrem 24-stündigen Zyklus, so haben die beiden Modelle der Jaeger-LeCoultre Master Hybris Artistica Calibre 945 die Sternzeit im Visier.
Diese wird über die Erdrotation in Bezug auf weiter entfernte Fixsterne berechnet und ergibt so eine Tagesdauer von 23 Stunden, 56 Minuten und 4,1 Sekunden. Die beiden Galaxia und Atomium getauften Neuheiten sind in der Lage, beide Zeiten parallel anzuzeigen.
Sternzeit trifft auf Sonnenzeit
Während man am zentralen Stunden- und Minutenzeiger ganz klassisch die Standardzeit ablesen kann, zeigt die kleine, goldene Sonne die Sternzeit an. Diese kann mittels des 24-Stunden-Rings abgelesen werden. Jene kleine Sonne dreht sich, zusammen mit dem Tourbillon, entgegen dem Uhrzeigersinn und zeigt zusätzlich auch noch auf den jeweiligen Tag und den Monat.
Die Sternkarte zeigt dabei den Nachthimmel der nördlichen Hemisphäre an, ganz so, wie man ihn im Vallée de Joux entlang des 46. Breitengrades aus sehen kann. Mit dem speziellen Zifferblatt belebt Jaeger-LeCoultre eine Maltechnik namens Grisaille-Emaille. Bei dieser entsteht durch die Nutzung eines Hell-Dunkel-Effekts ein gewisser dreidimensionaler Eindruck.
Als würde dies noch nicht reichen, stattet Jaeger-LeCoultre die Master Hybris Artistica Calibre 945 auch noch mit einer Minutenrepetiton aus. Der spitz zulaufende Schieber ist an der linken Seite des 45 Millimeter großen Gehäuses untergebracht.
Zwei Versionen, limitiert auf fünf Exemplare
Sowohl von der Jaeger-LeCoultre Master Hybris Artistica Calibre 945 Galaxia in Rotgold (Ref. Q5262470) als auch von der Jaeger-LeCoultre Master Hybris Artistica Calibre 945 Atomium in Weißgold (Ref. Q5263481) entstehen jeweils nur lediglich fünf Exemplare. Der Preis für das Rotgold-Modell liegt dabei bei 540.000, der des Weißgold-Modells bei 560.000 Euro.
Ob nun nach Sonnen- oder Sternzeit, die Rotation der Erde, der Lauf der Erde um die Sonne und der des Mondes um die Erde, das alles sind präzise, vorhersehbare Ereignisse. Ganz im Gegenteil zu einem anderen Himmelsphänomen: der Sternschnuppe.
Jaeger-LeCoultre Rendez-Vous Dazzling Star
Die Zufälligkeit, mit der eine Sternschnuppe den Nachthimmel erhellt stand Pate für eine weitere Watches & Wonders Neuheit des Jahres 2022: die Jaeger-LeCoultre Rendez-Vous Dazzling Star. Und auch, wenn Damenuhren hier auf Luxify normalerweise ein ebenfalls eher seltenes Phänomen sind, Idee und Umsetzung dieser Neuheit verdienen einer genaueren Betrachtung.
Denn ein unvorhersehbares, zufällig eintretendes Ereignis steht nunmal in komplettem Widerspruch zu dem, was die Uhrmacherei mit ihren präzisen Kalibern ausmacht. Dennoch: die Sternschnuppe der Dazzling Star erscheint ohne festen Rhythmus, meist vier bis sechs Mal in der Stunde und verschwindet danach wieder hinter dem aus blauem Aventurin gefertigten Zifferblatt.
Sternschnuppe fürs Zifferblatt
Ausgelöst wird die Komplikation durch die Bewegungen des Handgelenks. Wer dem Zufall ein wenig nachhelfen möchte, der kann das Phänomen auch mittels mehrmaligen Drehs an der Aufzugskrone auslösen.
Mit ihrem 36 Millimeter Rotgold-Gehäuse, den 181 Diamanten und dem blauen Aligator-Lederband hat die Jaeger-LeCoultre Rendez-Vous Dazzling Star, Ref. Q3642470, einen Preis von 77.500 Euro. Das automatische Manufaktur-Kaliber 734 mit 70 Stunden Gangreserve und eine Wasserdichtigkeit von 5 bar sorgen für die nötige Alltagstauglichkeit.
Jaeger-LeCoultre Polaris Perpetual Calendar
Gegen all diese stellaren Komplikationen wirkt ein Ewiger Kalender dann fast schon wieder weltlich. Einen solchen gibt es ab jetzt in der Jaeger-LeCoultre Polaris, wahlweise in Stahl oder in Rotgold. Die Kombination von ewigem Kalender und sportlichem Look klingt zunächst vielleicht ein wenig widersprüchlich, passt optisch dann aber extrem gut zusammen.
Der untere Totalisator informiert über die Mondphase sowohl der nördlichen als auch der südlichen Hemisphäre, das Datum ist auf dem linken, der Wochentag auf dem rechten Hilfszifferblatt abzulesen. Bei 12 Uhr schließlich wartet die Monats-, sowie die vierstellige Jahresanzeige.
Ein ewiger Kalender für die sportliche JLC
Eingestellt wird der Kalender mittels eines in die linke Gehäuseflanke eingelassenen Korrekturdrückers. Wie bei den Polaris Modellen üblich, lässt sich mit der oberen Krone die innenliegende Lünette verstellen, die untere Krone ist für die Uhrzeit zuständig.
Wasserdicht bis 10 bar oder 100 Meter macht die Polaris auch mit Ewigem Kalender das ein oder andere Wasserabenteuer mit. Entsprechend gibt es zum Stahlarmband des Stahlmodells bzw. dem Alligator-Lederarmband der Rotgold-Version jeweils ein Kautschukband zum Wechseln dazu.
Stoppschild im Zifferblatt
Eines nur sollte man tunlichst vermeiden: den Kalender zwischen 20 Uhr abends und 4 Uhr morgens manuell zu verstellen. Als Erinnerung ist oberhalb der zentralen Zeigeraufnahme ein Fenster zu sehen, das im entsprechenden Zeitraum rot unterlegt ist.
Die 42 Millimeter große Uhr trägt sich, wie von den übrigen Modellen der Jaeger-LeCoultre Polaris Kollektion bereits gewohnt, sehr angenehm und kostet in Edelstahl 30.500 Euro, in Rotgold 45.600 Euro. Kleiner Wermutstropfen: da die Kronen nicht verschraubt sind, verdreht sich die innere Lünette gerne mal ein Stück, kommt man zufällig an den Mechanismus.
Jaeger-LeCoultre Atmos Infinite
Für 15.500 Euro gibt es die neue Atmos Infinite zu erstehen. Typisch: auch bei ihr reicht eine Schwankung der Umgebungstemperatur von nur einem Grad Celsius aus, um eine Gangautonomie von zwei Tagen sicherzustellen. Unter normalen Bedingungen kommt die Uhr mit ihrer einmal pro Minute schwingenden Unruh also einem Perpetuum Mobile sehr sehr nahe.
Die neue Version ist ganz klassisch mit einer Stunden- und Minutenanzeige ausgestattet und dazu mit gebürsteten Oberflächen, polierten Kanten und Genfer Streifen verziert. Das Zifferblatt ist schwarz lackiert und besteht aus zwei konzentrischen Kreisen mit polierten, aufgesetzten Stabindexen.
Eingesetzt ist die Atmos in ein zylindrisches Glasgehäuse, welches an die allerersten Modelle aus den späten 1920er und frühen 1930er Jahren erinnern soll. Durch diese Konstruktion entsteht fast der Eindruck, die Uhr würde in Schwerelosigkeit schweben.
Jaeger-LeCoultre Atmos Tellurium
Setzt die Atmos Infinite bewusst auf Schlichtheit, ist die Atmos Tellurium ihr genaues Gegenteil. Sie ist die komplexeste Atmos, die je entwickelt wurde. In einem Ring aus Meteoritgestein dreht sich die Erde einmal pro Tag um sich selbst, der Mond einmal in 29 Tagen, 12 Stunden, 44 Minuten und 2 Sekunden um die Erde.
Das komplette Gebilde wiederum reist um die in der Zifferblattmitte durch goldene Strahlen symbolisierte Sonne und benötigt dafür 365,2466 Tage. Das bedeutet, dass die Uhr erst im Jahr 2412 um einen Tag Abweichung korrigiert werden muss.
Die komplizierteste Atmos aller Zeiten
Auf dem äußeren Ring sind neben den Stunden- und Minutenindexen auch noch die Jahreszeiten aufgebracht, eine Monatsanzeige ist in einem Sichtfenster bei 6 Uhr abzulesen. Eine Scheibe aus blauem Saphirglas, graviert mit den Tierkreiszeichen, vervollständigt die Atmos Tellurium.
Trotz der Komplexität des Werkes reicht auch bei ihr eine Temperaturschwankung von einem Grad Celsius aus, um für 48 Stunden Gangreserve zu sorgen. Eine gleichermaßen großartige wie faszinierende Uhr, die mit einem Preis von 595.000 Euro die Spitze der diesjährigen Jaeger-LeCoultre Neuheiten darstellt. Insgesamt entstehen von ihr 10 Exemplare.
Das Video zum Review
Weitere Informationen
Mehr Informationen zur diesjährigen „Stellar Odyssey“ und den Jaeger-LeCoultre Neuheiten der Watches and Wonders Geneva 2022 gibt es in einem Special auf der JLC Website.
Hinweis zur Transparenz
Jaeger-LeCoultre ist Kooperations- und Werbepartner von Luxify. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand – wie üblich – nicht statt.
Fotos: © Jaeger-LeCoultre (9), PCS (20) 2022
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