Eigentlich fängt die Techno Classica schon etliche Kilometer vor Essen an – vorausgesetzt, man hat sich für die Art der Anreise stilecht für das Automobil als Reiseuntersatz entschieden. Genau dann nämlich, wenn man alle paar Nasenlängen kleine und große, seltene und teure und zumeist blitzblank herausgeputzte Oldtimer auf der Autobahn überholt, die alle nur ein Ziel vor Augen haben: das Messegelände rund um den Essener Gruga-Park.
Angekommen auf dem Messegelände, erwarten den Besucher dann noch mehr klassische Fahrzeuge: insgesamt 2.700 Oldtimer waren es auch dieses Jahr wieder auf der mittlerweile 30. Veranstaltung, die in insgesamt 14 Messehallen und drei Freigeländen zum Verkauf angeboten wurden.
Bei rund einem Drittel geschah dies auch erfolgreich – bereits am ersten Messetag hingen an zahlreichen Fahrzeugen Schilder mit „Sold“ oder „Verkauft“ hinter den Scheibenwischern. Und dies bei Klassikern, deren Preis oftmals 6- und manchmal sogar 7-stellig ist – vor dem Komma, wohlgemerkt.
Doch die knapp 190.000 Besucher, die aus über 40 Ländern jedes Jahr nach Essen kommen, erwartet nicht nur eine Parade an zum Verkauf herausgeputzter Oldtimer von Händlern aus über 30 Nationen, sondern auch eine Auswahl an Fahrzeugen aus den Archiven von Mercedes Benz, Volkswagen, BMW, Porsche & Co. Denn auch für die Fahrzeughersteller ist die Techno Classica im Bereich klassischer Fahrzeuge mittlerweile die weltweit bedeutendste Messe geworden.
So hat beispielsweise Mercedes Benz dieses Jahr die Techno Classica als Anlass genommen, die Deutschlandpremiere für das neue G-Modell zu zelebrieren – inklusive Mitfahrgelegenheit für ganz Mutige bzw. G-Begeisterte über den „Iron-Schöckl“ auf dem Freigelände. Wer wollte, konnte hier hautnah miterleben, wie sich 100% Steigung, eine Wippe in 8 Metern Höhe und 100% Gefälle anfühlen. Wahlweise in einem G350 CDI oder einem G63 AMG.
Auch die Halle der Volkswagen AG hat mehr als nur Fahrzeuge aus Wolfsburg zu bieten. Hier werden von nahezu allen Marken des Konzerns wie Porsche, Lamborghini, Audi, Bentley, Seat und Skoda Fahrzeuge ausgestellt, die sonst eher selten die heiligen Hallen der Hersteller verlassen: Prototypen, Versuchsfahrzeuge, Einzelstücke und Exoten, soweit das Auge reicht.
Unbedingt probieren sollte man auch die mittlerweile legendäre original VW-Currywurst, die hinter der Halle von VW auf dem Freigelände stilecht aus einem alten VW-Bus von freundlichen VW-Mitarbeitern verkauft wird. Nur anstellen sollte man sich rechtzeitig, denn um die Mittagszeit herum kann die Wartezeit auch mal eine halbe Stunde betragen. Wer Lust auf mehr hat, kann die in der VW-eigenen Metzgerei produzierte Currywurst übrigens auch bei jedem VW-Händler bestellen – samt des ebenso leckeren VW-Curry-Ketchup.
Nicht nur die zahlriechen Oldtimer- und Ersatzteilehändler und die Stände der Automobilhersteller, sondern auch über 200 Stände von Clubs und Organisationen rund um das Thema Oldtimer, bilden eine wichtige Säule der Techno Classica.
Die oftmals bunt, lustig und unterhaltsam gestalteten Stände laden zum Vorbeischauen ein und sind eine tolle Basis, sich über das ein oder andere Thema zu informieren.
Seit nunmehr über 25 Jahren mit von der Partie ist das bekannte Auktionshaus Coys, welches die Techno Classica als Plattform für eine Auktion nutzt, die ihresgleichen sucht. Rund 150 Fahrzeuge, von der BMW Isetta bis hin zum Lamborghini Miura wurden auch dieses Jahr auf einer gut besuchten Auktion in der Gruga-Halle versteigert und haben so manchen neuen Besitzer glücklich gemacht.
Ein Highlight dieses Jahres war sicherlich der gepanzerte Range Rover des spanischen Königs Juan Carlos, der mit nur 3000km auf dem Tacho, eingebauten Nebelwerfern und weiteren technischen Raffinessen à la James Bond, einen neuen Besitzer fand.
Ab 2019 übernimmt übrigens das nicht minder bekannte britische Auktionshaus Sotheby‘s die zur Techno Classica gehörige Auktion und verspricht dem Besucher bereits heute ein Portfolio an exquisiten Sammlerfahrzeugen von Weltruf.
Unter den insgesamt 1.250 Austellern sind allerdings nicht wenige dabei, die eigentlich eher wenig mit dem Thema „Automobil“ verbindet und die die Techno Classica als Plattform nutzen, um Ihre herrlichen Antiquitäten zu offerieren.
Wer sein Geld also nicht zwingend in einen fahrbaren Untersatz investieren möchte, kann dies z. B. auch in eine wunderschön restaurierte alte Truhe des Reisegepäckherstellers Louis Vuitton, eine restaurierte Parmaschinken-Schneidemaschine des niederländischen Herstellers Berkel oder in eine zum Wohnzimmertisch umgebaute Flugzeugtragfläche tun.
Auch im Bereich der Gemälde und Literatur wird man beim Stöbern sicherlich schnell auf das ein oder andere Objekt der Begierde stoßen. Über einen dicken Geldbeutel sollte man allerdings in jedem Fall verfügen.
Kurzum – die Techno Classica, angefangen 1989 in nur sechs Messehallen, hat sich in den vergangenen 30 Jahren nicht umsonst um den Ruf zur besten und größten Oldtimermesse der Welt verdient gemacht.
Wer die Möglichkeit hat, nach Essen zu kommen und automobilaffin ist, sollte diese Chance unbedingt nutzen und am besten gleich die ganze Familie mitnehmen: die nächste Techno Classica findet vom 10.-14. April 2019 statt.
Fotos & Text: © Peter Nasshan
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