Was hat meinen Vater nur umtrieben, in jenem Herbst 1972? Ich weiß es nicht. Gerne würde ich ihn heute fragen, doch leider geht das schon sehr lange nicht mehr. War es mehr eine spontane Idee? Ein wohlüberlegter Kauf? Hatte er sich zuvor informiert über Uhren? Und wenn ja, wo? Heute würde er natürlich bei luxify schauen. Dessen bin ich mir sicher. Klar. Aber das gab es ja nunmal damals noch nicht.

Luxify Manufacture Visit Breitling Chronometrie

Morgengrauen am Neuenburgersee

Ein kleiner Ausflug in den Herbst 1972

Es war ein wunderschöner Tag (davon gehe ich jetzt einfach einmal aus) im malerischen Spätherbst, als mein Vater also hereinspazierte zu einem Konzessionär der Firma Breitling. Diese hatte drei Jahre zuvor eine Weltneuheit präsentiert. Die erste automatische Armbanduhr mit Chronograph. Oder den ersten Chronographen mit automatischem Aufzug. Wie man‘s halt nimmt.

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Ein wunderschöner Tag im malerischen Herbst von La-Chaux-de-Fonds

Was? Der kam von Zenith und hieß El Primero? Jaja, das mag schon sein aber hey, das ist meine Geschichte hier, okay? Während ich mir jene so vor mich hinspinne, befinde ich mich gerade im Landeanflug auf Genf. Respektive mein Flieger. Also auch nicht meiner, sondern der von Austrian.

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Die Schweizer Alpen im Sonnenuntergang

Im nahenden Sonnenuntergang kommt er in Sicht, der Genfer See. Heute umringt von schneebedeckten Bergen. An meinem Handgelenk: die Armbanduhr, die mein Vater damals, genauer am 28.10.1972 kaufte. Es ist eine Breitling Chrono-Matic. Chronograph und Automatic – gäbe es eine Bezeichnung, die treffender wäre?

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„Vaters Breitling“ im Anflug auf Genf

Am Handgelenk: die Breitling Chrono-Matic meines Vaters

Die Uhr trägt die Referenz 2120-2, heute besser bekannt als 2120-15, des Kalibers wegen. Exakt 545 D-Mark hat sie damals gekostet, so spricht es das beiliegende Hang Tag. Für damalige Verhältnisse ein stolzer Preis. Und doch für einen automatischen Chronographen am Milanaiseband fast schon ein Schnäppchen. Möglich wurde dieser „Kampfpreis“, indem man das Ursprungskaliber 11 seines 12-Stunden-Zählers beraubte und zusätzlich die Feinjustierung einsparte.

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Leon Breitling in allen Farben

Dafür gab’s nun eine permanente, kleine Sekunde, die – welch komplett verrücktes Design eigentlich (im wahrsten Sinne des Wortes) – bei 10 Uhr zu finden war. Das Datum entrückte man darüber hinaus auch noch seiner Mittelposition. Was haben die nur damals genommen, bei Breitling, denke ich mir, als mein Flieger auf der Landebahn in Coitrin aufsetzt.

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Vintage Breitling Fullset von 1972

Als „sensationeller automatischer Chronograph mit asymetrischem New-Look-Zifferblatt“ wurde die Uhr ihrerzeit beworben. Auch das kleine gelbe Garantieheftchen spart nicht an allerlei Superlativen. „Für Sie ist heute ein Festtag“ ist dort zu lesen. Ist ja wohl mal das Mindeste!

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Wo einst ein riesiger Soldat wachte, sorgen nun Piloten für Ordnung

Uhrenkauf, wie es früher einmal war

Ein Festtag muss es für meinen Vater tatsächlich gewesen sein. Denn auch er war schon Uhrenfan. Nicht so, wie das heutzutage die Meisten sind. Marken waren ihm relativ egal. Ihm ging es um die Technik. Und mehr noch um das Design. Brachte wohl sein Beruf als Grafiker und Art Director so mit sich.

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Zurück zum U(h)rsprung: Breitling Chrono-Matic vor Breitling Chronometrie

Wertstabilität? Wurscht! Und auch über das heutige Geschrei bezüglich Manufakturkalibern hätte man damals wohl mitleidig geschmunzelt. Die aufkommende Quarzkrise warf ihre Schatten voraus, da galt es zusammenzuarbeiten in der Schweizer Uhrenindustrie. Auch das Kaliber 11 mit seinen Derivaten 12, 14 und eben 15 wurde von Breitling bereits in Zusammenarbeit mit Heuer und Buren-Hamilton entwickelt.

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Willkommen in den Sechzigern!

Knapp 5 Jahrzehnte später ist die Lage eine Andere. Mechanische Armbanduhren haben zwar wieder ihren festen Platz an den Handgelenken stilbewusster Menschen gefunden, doch Manufaktur ist das Wort, das heute bei der Kaufentscheidung vielfach eine nicht unbeträchtliche Rolle spielt.

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Das Thema Aviation ist im Gebäude überall präsent

Breitling Chronometrie – seit 2001 in La-Chaux-de-Fonds

Breitling hat diesen Trend früh erkannt. Im Frühjahr 2009, und damit ziemlich exakt vier Jahrzehnte nach Präsentation des Kalibers 11, stellte man mit dem Kaliber B01 das erste Manufakturwerk vor. Gebaut wird es in der Breitling Chronometrie in La-Chaux-de-Fonds.

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Jene Chronometrie ist das Ziel meiner Reise. Bereits 1999 entschloss man sich, dass jedes einzelne Breitling Werk den Status eines zertifizierten Chronometers erhalten sollte. Es begannen die Planungen für eine Uhrenproduktionsstätte nach neustem Stand der Technik. 2001 eröffnete die Breitling Chronometrie, 2008 wurde sie bereits erweitert.

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Heute stellt Breitling dort rund 40.000 Werke pro Jahr her. Mit dem B09 hat jüngst nun auch ein Chronograph mit Handaufzug das Licht der (Manufaktur-) Welt erblickt und verrichtet in der 1959er Re-Edition des Navitimer seinen Dienst. Ja, aus dem B01 ist mittlerweile eine ganze Familie von Manufakturkalibern geworden.

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Das Breitling B01 ist auch bei anderen Herstellern beliebt

COSC-Zertifizierung, 30 Millimeter Durchmesser, kugelgelagerter Rotor mit bidirektionalem Aufzug, Schaltradsteuerung, Vertikalkupplung, 28.800 A/h und eine Gangreserve von rund 70 Stunden – die Qualitäten des B01 haben sich schnell herumgesprochen in der Uhrenszene.

Luxify Review Breitling B01 Chronograph Mosquito AB01194A1B1

Und so fertigt man mit dem MT5813 ebenfalls eine eigene Variante für die Rolex-Tochtermarke Tudor. Im Gegenzug verrichtet das Tudor Manufakturkaliber MT5612 als B20 wiederum seinen Dienst in klassischen Breitling 3-Zeiger-Uhren.

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Doch zurück zum B01. Dieses besteht aus 346 Einzelteilen. Nicht alle davon werden im Haus selbst hergestellt. Schrauben und Zahnräder etwa kauft man zu. Insgesamt gibt es 40 Zulieferer. Doch die meisten jener Teile könnte man notfalls auch im Haus in Eigenregie produzieren. Etwa, wenn es Lieferengpässe gibt.

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In 4 Tagen entsteht ein Uhrwerk in der Breitling Chronometrie

Die Montage eines B01 benötigt etwa 4 Tage. 40 Arbeitsplätze hat es im entsprechenden Bereich. Dank RFID Chips in den Werkhalteboxen kann der Weg jedes einzelnen Uhrwerkes genau nachvollzogen werden. 1145 Werke vom Typ B-01 befinden sich laut der großen Computeranzeige bei meinem Besuch aktuell im Umlauf.

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Ein Transportsystem bringt die Werke von Arbeitsplatz zu Arbeitsplatz. Dort geschieht noch immer das Meiste per Hand. Die Ölung allerdings funktioniert automatisch. Für das B01 hat Breitling ein eigenes Öl entwickelt. 4 Milliliter davon, so erzählt man mir, würden für die Produktion von 2 Jahren ausreichen. Beeindruckend.

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Auch das Setzen der Steine, 47 sind es in einem B01, erfolgt per Maschine. Die Wellen hingegen werden wieder von Hand gesetzt. In 5 Positionen wird jedes Werk anschließend für jeweils 2 Minuten gemessen. Die Positionen entsprechen dabei den Vorgaben der COSC: Krone links, Krone oben, Krone unten, Zifferblatt unten und Zifferblatt oben.

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Alle Breitling Kaliber sind COSC geprüfte Chronometer

Besteht ein Werk diesen Test nicht, kommt es in die Nachbearbeitung. Hierfür sind bis zu drei Personen abgestellt. Passt alles, reist das Uhrwerk weiter zur eigentlichen COSC Chronometer-Zertifizierung. Diese erfolgt nach ISO 3159 und dauert 15 Tage. Nach bestandenem Zertifizierungsverfahren erfolgt die Setzung der finalen Zeiger, die Montage des Uhrwerks im Gehäuse und die Bandmontage.

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Dann sind sie auch schon fertig. Die nächsten, neuen Breitling Chronographen mit Manufakturkaliber B01. Einige davon gehören bei meinem Besuch bereits zu einer der neusten Editionen der Schweizer: der Breitling Aviator 8 B01 Chronograph 43 Mosquito.

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Breitling Aviator 8 B01 Chronograph 43 Mosquito

Die Breitling Aviator 8 B01 Chronograph 43 Mosquito

„Aviator 8“ ist dabei der neue Name der ersten unter Georges Kern präsentierten und anfangs dann doch eher unglücklich als „Navitimer 8“ bezeichneten Modellinie.

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Die neue „Mosquito“ ist eine äußerst gelungene Neuinterpretation der als „Co-Pilot“ bekannt gewordenen Vintage Referenz 765 AVI. Ihren be-stechenden Beinamen erhält sie von der de Havilland Mosquito, einem britischen Flugzeug, welches auf Grund seiner sehr leichten Holzkonstruktion zu Beginn der 1940er Jahre eines der Schnellsten war.

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Das 43-Millimeter-Gehäuse der Referenz AB01194A1B1X1 (mit Dornschließe) bzw. AB01194A1B1X2 (mit Faltschließe) wird ergänzt durch eine satinierte und ADLC-beschichtete, beidseitig drehbare Lünette mit Stundeneinteilungen.

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Wunderschöne Mischung aus Vintage, Sixties und Moderne

Perfekt geradezu wirkt das inverse Panda Blatt mit seinen weißen Leuchtziffern und den roten Details. Zusammen mit dem gewölbten, beidseitig entspiegelten Saphirglas und dem braunen Vintage-Lederarmband ist die Mosquito die für mich schönste Breitling-Neuheit seit Beginn der Ära Kern.

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Beim Anblick jener Mosquito an meinem Handgelenk dann, muss ich wieder an meinen Vater denken. Und an besagten wunderschönen Tag im malerischen Spätherbst. An den Kauf seines Breitling Chronographen eben. Augenblicklich ertappe ich mich beim Gedanken, es ihm jetzt, 47 Jahre später, liebend gern gleichzutun.

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Am liebsten gleich mitnehmen

Von mir aus sofort. Gäbe es da nicht einen kleinen Haken. Denn für die Mosquito sind heute ein wenig mehr als die damaligen 545 D-Mark auf den Ladentisch zu legen. Der Listenpreis liegt bei 7.100 Euro (bzw. 7.330 Euro mit Faltschließe). Für einen automatischen Chronographen mit Manufakturkaliber allerdings noch immer fast ein Schnäppchen.

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Keine Uhr gekauft, dafür einen Kurs im Alphornblasen gewonnen: der Autor bei seinem kläglichen Scheitern

Datenblatt:

  • Modell: Breitling Aviator 8 B01 Chronograph 43 Mosquito, Ref. AB01194A1B1X1 (Dornschließe) bzw. AB01194A1B1X2 (Faltschließe)
  • Gehäuse: 43 mm, Edelstahl, wasserdicht bis 10 bar (100 Meter), gewölbtes, beidseitig entspiegeltes Saphirglas, beidseitig drehbare Lünette aus satiniertem, ADLC beschichtetem Edelstahl, verschraubter Edelstahlboden mit Saphirglas
  • Zifferblatt: Schwarz mit silberfarbenen Hilfszifferblättern, Leuchtzeiger und -ziffern aus Super-LumiNova
  • Armband: Braunes Vintage-Lederarmband, wahlweise mit Stift- oder Faltschließe
  • Uhrwerk: Manufakturwerk, Kaliber B01, Automatik, 28.800 A/h (4 Hz), ca. 70 Stunden Gangreserve
  • Funktionen: Stunde, Minute, kleine Sekunde bei 9 Uhr, Chronograph mit zentraler Stoppsekunde, 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler; Fensterdatum
  • Preis: 7.100 Euro (Stiftschließe), 7.330 Euro (Faltschließe)
  • Link zum Hersteller: https://www.breitling.com/de-de/watches/aviator-8/b01-chronograph-43/AB01194A1B1/

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Hinweis zur Transparenz

Die Einladung zur Besichtigung der Manufaktur und zum Shooting der Uhr erfolgte auf Kosten des Herstellers. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand nicht statt.

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Fotos: © Breitling (3), PCS (26)

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