Vergangenes Jahr stellte Girard-Perregaux zum 225-jährigen Bestehen der Marke ein Sondermodell vor: die Laureato. Eine Uhr mit wahlweise blauem oder silbernem Clous de Paris Blatt, im flachen Stahlgehäuse, mit integriertem Armband, finissiert mit unzähligen satinierten Flächen und polierten Kanten und – einer achteckigen Lünette.
Girard-Perregaux Laureato 42 MM, Ref. 81010-11-431-11A
Nun, die Beschreibung könnte auch gut auf die Kultuhr eines anderen Schweizer Herstellers zutreffen. Und liest man die damalige Presseaussendung, so könnte man ums ein oder andere Mal dann auch tatsächlich auf die Idee kommen, hier würde von der Royal Oak gesprochen.
Jene erblickt im Jahr 1972 das Licht der Uhrenwelt, die Laureato folgt erst drei Jahre später, 1975, und kommt damit noch einmal ein Jahr vor der Nautilus und der Ingenieur Jumbo auf dem Markt. Die Designideen jener Uhren weisen in der Tat eine ähnliche DNA auf. Aber gut, so war dann wohl eben einfach der Zeitgeist der 70er Jahre. Akzeptiert.
Ref. 81010-35-1734BBBA, Einzelstück in Bronze für die diesjährige Only Watch Auktion
Was die Technik angeht allerdings, geht die Laureato damals ganz eigene Wege. Denn Girard-Perregaux entscheidet sich für den Einbau eines eigenentwickelten Quarzkalibers, welches damals in dieser Qualität ihresgleichen sucht.
Die Laureato durchlebt die darauffolgenden Jahrzehnte mit mal mehr mal weniger groß ausfallender Modellpflege, werkmäßig schafft es sogar der legendäre Drei-Brücken-Tourbillon in die Uhr. Doch seien wir ehrlich, so richtig bekannt wird die Laureato für die breite Masse in dieser Zeit dennoch nicht.
Vergangenes Jahr dann also die Neuauflage. Zwei Modelle in 41 Millimetern, limitiert auf jeweils 225 Stück und bepreist mit 14.700 Euro. Ein stolzer Preis, bei dem die deutlich bekannteren Mitbewerber – zumindest gebraucht – dann auch nicht mehr wirklich weit entfernt sind.
Ob man sich das letztlich ebenfalls in La Chaux-de-Fonds überlegt? Als in diesem Jahr die Neuauflage der Laureato als unlimitiertes Serienmodell in den Messefenstern liegt, schrumpft der Preis des nun 42 Millimeter messenden Stahlmodells jedenfalls auf nur noch 11.100 Euro.
Bei meinem Besuch anlässlich des SIHH schenke ich dem eleganten Sportmodell dennoch nur wenig Beachtung. Girard-Perregaux, das ist für mich in erster Linie eine Marke der horologischen Extraklasse. Da will ich eben jenes Drei-Brücken-Tourbillon sehen oder das Drei-Achsen-Tourbillon bei seiner beruhigenden Bewegung beobachten. Uhrmacherkunst in ihrer traditionellsten Form, verstaubt aber wunderschön.
Eine „me too“ Uhr, und als solches sehe ich die Laureato zu jener Zeit definitiv, passt da für mich einfach nicht ins Bild. Aber ok, wenn sie schon einmal daliegt, macht man halt zwei, drei Fotos.
Nicht einmal zu einem Wristshot reicht es damals. Dennoch – auf irgendeine Art lässt mich die Laureato auch jetzt noch, ein gutes halbes Jahr nach der Messe, nicht los. Und beim besten Willen – ich kann nicht sagen, warum. Es ist einfach so.
Nach den zwei Sondermodellen 2016 gönnt Girard-Perregaux dem Modell 2017 gleich eine komplette Kollektion. Drei Größen stehen zur Wahl: 42, 38 und 34 Millimeter, hinzu kommt ein Tourbillon mit 45 Millimetern Gehäusedurchmesser.
Volumenmodell, zumindest bei den Herren, dürfte aber eindeutig die 42 Millimeter Variante werden. Hier hat man, neben zwei skelettierten Uhren (Stahl und Roségold), die Wahl zwischen acht unterschiedlichen Modellen.
Girard-Perregaux Laureato 42 MM, Ref. 81010-11-231-BB6A und 81010-11-131-11A
Die Stahlversion gibt es mit silbergrauem, schiefergrauem oder blauem Zifferblatt, jeweils entweder am Stahlband oder am Alligator-Lederband. Hinzu kommt ein Bicolormodell in Roségold / Titan, ebenfalls am Leder- oder Metallband.
Girard-Perregaux Laureato 42 MM, Ref. 81010-11-431-BB6A
Die für mich persönlich hervorstechendste Variante ist die Referenz 81010-11-431-11A, Stahl mit Stahlband und blauem Blatt. Und siehe da, live betrachtet wirkt die Laureato dann auch wesentlich eigenständiger als es die Fotos und Beschreibungen zunächst vermuten lassen.
Die Lünette, deren achteckige Oberseite beim neuen Modell nun satiniert statt hochglanzpoliert ist, ist ein wenig dezenter, feiner, was die Laureato insgesamt weniger sportlich, mehr elegant wirken lässt.
Im Gegensatz zur Ursprungsversion von 1975 tickt im 10,88 Millimeter flachen und bis 10 bar (100m) wasserdichten Gehäuse heute auch kein Quarzwerk mehr.
Beim Kaliber GP01800-0008 handelt es sich um ein Manufakturwerk mit automatischem Aufzug, 13 1/4 Linien (30mm) und 3,97 Millimetern Höhe. Es arbeitet mit 28.800 Halbschwingungen (4 Hz) und hat eine Gangreserve von 54 Stunden.
Stunden- und Minutenzeiger haben, wie auch die Indexe, eine ansehnliche Breite und sind mit Leuchtmasse belegt. Einzig der Stundenzeiger wirkt auf mich, rein subjektiv betrachtet, ein winziges Stück zu kurz.
Schön gelöst: die Datumsscheibe, deren Farbe zum jeweiligen Zifferblatt passt. Jenes ist äußerst perfekt verarbeitet, die vielen kleinen Pyramiden spielen mit dem einfallenden Licht und geben der Uhr so mächtig Glanz.
Dazu trägt auch das integrierte Stahlband mit seinen breiten, satinierten H-Gliedern und den polierten Mittelstücken und feinen abgeschrägten Kanten bei.
Mein Fazit: wer in der Laureato nur eine günstige(re) Royal Oak Alternative sieht, der tut Girard Perregaux‘ elegantem Sportmodell Unrecht. Ja, auch sie zitiert die Formensprache der 70er Jahre, mit all ihren Besonderheiten. Doch sie macht das auf ihre ganz eigene Art. Ich jedenfalls werde bei nächster Gelegenheit sicher nochmal einen zweiten, genaueren Blick riskieren.
Fotos: © Girard-Perregaux (8), PCS (7)
Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2017
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