Im vergangenen Jahr präsentierte Hermès die neue Uhrenlinie Slim d’Hermès (das große Review gibt es hier). Schon damals war ich sofort Feuer und Flamme für dieses Modell, welches sich durch ein sehr flaches Gehäuse mit Manufakturkaliber und eine außergewöhnliche Typographie auf dem Zifferblatt auszeichnet.
Jene Typographie stammt aus der Feder von Philippe Apeloig, der seinen Entwurf so beschreibt: „Ich habe sie mit fundamentalen Elementen kreiert, so wie ein Komponist nur sieben Noten auf einem Liniensystem arrangiert, um daraus eine Symphonie entstehen zu lassen“
„Der menschliche Körper in Bewegung inspiriert mich; ich erforsche das Volumen und den Rhythmus, der durch die Wiederholung zustande kommt.“, erklärt Philippe Apeloig weiter. Die teilweise unterbrochenen Linien der Ziffern unterstreichen dabei wie Pausen in einer Partitur den Rhythmus der Zeit.
Seit diesem Jahr nun gibt es das Herrenmodell der Slim d’Hermès in zwei äußerst spannenden neuen Farbvarianten.
Schiefergrau ist das Blatt der ersten Neuheit.
Die Ziffern haben natürlich auch hier die spezielle Typographie und auch das schiefergraue Zifferblatt ist in drei Ebenen unterteilt.
Ein erster Ring ist dabei für den Zifferkranz zuständig, ein Zweiter liegt im Zentrum. Die Kleine Sekunde hat ihr eigenes Mikro-Zifferblatt.
Passend zum Farbton des Zifferblatts ist das Alligatorlederband in Elefantengrau gehalten.
Die zweite Neuheit hat ein indigoblaues, mattes Alligatorlederband, welches, ebenso wie das der grauen Version, in den Hermès Lederateliers gefertigt wird.
Das Zifferblatt glänzt in Nachtblau mit einem strahlend schönen Sonnenschliff.
Alle drei Varianten der Herrenversion haben den gleichen Preis: sehr faire 5.650 Euro.
In den Neuheiten ist natürlich wieder das Hermès Manufakturwerk H1950 verbaut, welches Dank des Microrotors auf eine Höhe von gerade einmal 2,6 Millimetern kommt.
Über dieses Werk verfügt auch eine weitere Neuheit, die auf der Baselworld 2016 leider nur in der Vitrine zu bestaunen war: die Slim d’Hermès Email Grand Feu im 39,5 Millimeter Roségoldgehäuse.
Nachdem die Kupferplatte des Zifferblattes auf etwa 0,2 Millimeter Dicke verfeinert wird, wird sie mit einer leicht entflammbaren Flüssigkeit beschichtet. Danach bestäubt der Emailleur die Oberfläche mit einer dünnen Schicht aus weißem Emaillepulver. Beim anschließenden Brennen im Ofen bei 830° entzünden sich Flüssigkeit und Pulver, eine Emailleschicht entsteht. Etwa 5-6 mal wird der Vorgang wiederholt, bis das Zifferblatt perfekt ist und die Markierungen mit schwarzer Emaille gestempelt und noch einmal gebrannt werden.
Das Ergebnis des Grand Feu Verfahrens (Grand Feu = großes Feuer) ist wirklich atemberaubend, der Preis liegt bei 19.400 Euro. Mehr als das Dreifache, exakt 60.000 Euro, kostet die ausschließlich in den Ateliers des Hauses hergestellte Millefleurs du Mexique in Weißgold. Das Motiv des Zifferblattes ist an ein Carré der Grafikerin Laëtitia Bianchi angelehnt und wird in etwa zwanzig Schichten mit einer Pinselspitze auf das Perlmuttblatt aufgetragen.
Mein Fazit: die Slim d’Hermès wächst allmählich zu einer richtigen Familie. Die beiden neuen Herrenversionen sind ein Traum, die Emaille Grand Feu fasziniert, ebenso die sicherlich eher für die Damenwelt geschaffene Millefleurs du Mexique, die zeigt, was so alles machbar ist und an die Métiers d’Art Reihe des letzten Jahrs anknüpft. Mein ganz persönlicher Favorit: die Slim d’Hermès 39,5 Millimeter Stahl mit blauem Blatt.
Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2016
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