Hanseatic Spirit – endlich wieder zurück zum Meer

Es ist 4:30 Uhr morgens an jenem Mittwoch im August, als ich mich entscheide, nach nur wenigen Stunden des hin und her wälzens, aufzustehen. Schlaflos wegen einer Reise? Auch noch wegen einer, die mich gerade mal für 36 Stunden von und bis Hamburg hinaus auf die Nordsee führt? Also DAS hätte es früher ja nicht gegeben.

Adieu Kreuzfahrt. 597 Tage an Land – es reicht!

Früher allerdings ist lange her. Pandemiebedingt sind es, um exakt zu sein, 597 Tage, die ich nun unfreiwillig an Land verweilen musste. Undenkbar eigentlich und so hat eine Runde auf der Nordsee heute denn auch (fast) den gleichen Stellenwert für mich wie früher drei Wochen Antarktis.

Von daher letztlich auch nur konsequent, dass mich mein Weg zu einem Schiff führt, welches genau für solche Einsatzgebiete gebaut wurde. Also – Antarktis jetzt. Nicht Nordsee. Aber das kann sie natürlich auch, die Hanseatic Spirit.

Hanseatic Spirit – das dritte neue Expeditionsschiff von Hapag-Lloyd Cruises

Sie ist das dritte Schiff der neusten Generation von Expeditionseinheiten, welches Hapag-Lloyd Cruises, inzwischen Tochtermarke von TUI Cruises, in Dienst stellt und welche die bisherigen und ein wenig in die Jahre gekommenen Liner Hanseatic und Bremen ablösen.

Auf den Schiffen der Expeditionsklasse finden im Regelfall 230, bei Reisen in die Antarktis sogar weniger als 200 Passagiere in den 120 Kabinen und Suiten an Bord Platz. Umsorgt werden sie von rund 175 Besatzungsmitgliedern. Im Falle der heutigen Reise schaut das mit der Passagierzahl allerdings ein wenig anders aus. Denn wir sprechen hier von einer Shakedown Cruise.

Shakedown Cruise mit der Hanseatic Spirit

Nie gehört? Willkommen im Club. Ich nämlich auch nicht. Sollte ich aber eigentlich, schließlich hielt ich mich bisweilen ja irgendwie als „vom Fach“. Worum geht’s also? Die Hanseatic Spirit, die eigentlich „Hanseatic spirit“ (oder ganz ganz korrekt „HANSEATIC spirit“) geschrieben wird, was meines Erachtens im Text aber immer ein wenig nach Schreibfehler ausschaut und so von mir hier ganz und gar eigenmächtig mit nur zwei einzelnen Kapitälchen versehen wird, jenes Schiff also geht heute auf seine erste Reise mit Passagieren.

Diese setzen sich zusammen aus den Mitarbeitern von Reisebüros und ein paar Hand voll Journalisten, Bloggern, YouTubern. Größtenteils also Alleinreisenden und da pro Kabinen-Kategorie mindestens eine als Showkabine freigehalten wird, kommen wir auf dieser Kreuzfahrt wohl auf leidlich 100 Gäste.

Als Betatester an Bord der Hanseatic Spirit

Wir sind so eine Art von Betatestern auf dieser Reise. Das bedeutet schauen, ob alles funktioniert, anmerken was es noch zu ändern, zu optimieren gilt. Erfahrungsgemäß ja bei einem Schiff der Hapag-Lloyd Marke eher schwierig (wir erinnern uns an meine erste Testmission, damals auf der Europa 2 und hier noch einmal nachzulesen).

Aber gut, schauen wir mal, wie es so läuft, an Bord der Hanseatic Spirit. Kreuzfahrten im Jahr 2021, seit meinem letzten Hochseeabenteuer 2019 (auch davon gibt’s noch einen Bericht), hat sich einiges geändert. So habe ich einen Check-In Slot, um Menschenansammlungen vor und im Terminal zu vermeiden. Dieser ist in meinem Fall um 11:00 Uhr und mein Taxi landet nahezu punktgenau am Hamburger Cruise Terminal in Altona.

Schnelltest ist Pflicht – auch für Geimpfte

Nun heißt es erst einmal testen lassen. Der Schnelltest vor Einschiffung ist für alle Passagiere ebenso obligatorisch wie das tägliche Messen der Körpertemperatur. Alle, die noch nicht vollständig geimpft sind, müssen darüber hinaus einen aktuellen PCR-Test vorweisen. Noch, denn ab Herbst stehen die Schiffe von Hapag-Lloyd Cruises dann ausschließlich vollständig geimpften Passagieren offen.

In einer Zeit, in der sich die Regularien der angefahrenen Zielländer nahezu täglich ändern können, ist dies der einzige Weg, zumindest halbwegs eine gewisse Sicherheit, was die Fahrtroute angeht, zu gewährleisten. Interessantes Detail: bereits heute, so sagt man mir, erfüllen nahezu alle Gäste der Flotte dieses Kriterium.

Damit lassen wir es aber mal gut sein mit dem leidigen Corona Thema. Nein, eine Info noch: Masken müssen an Bord nämlich nur überall dort getragen werden, wo ein Mindestabstand von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann. Im Zweifel also hauptsächlich auf den Wegen von und zur Kabine oder zum Platz im Restaurant. Die Bars, also die Hocker am eigentlichen Bartresen, sind derzeit sowieso noch abgesperrt.

Am großen Cruise Center wirkt die Hanseatic Spirit gar winzig

Doch zurück zum Terminal. Denn noch bin ich ja nicht einmal an Bord. Ich sitze in der Halle des Kreuzfahrt-Terminals und warte. Auf mein Testergebnis, Nach negativem Befund und einer kurzen Sicherheitskontrolle geht’s dann aber endlich in Richtung Schiff.

Süß, wie es da so daliegt. Hinter dem Terminalgebäude hat man es von der Straße aus gar nicht gesehen. Kein Wunder, bei gerade einmal 138 Metern Länge, 22 Metern Breite, 15.650 BRZ, insgesamt sieben Passagierdecks und derzeit dann sogar auch noch Ebbe auf der Elbe.

Gebaut in Rumänien und Norwegen

Die Spirit hat übrigens bereits eine stattliche Anzahl an Seemeilen absolviert, bevor es auf die erste Reise geht. Das liegt daran, dass die zur großen Fincantieri gehörende Vard Gruppe Werften in verschiedenen Teilen der Welt unterhält und die drei neuen Hanseatics zunächst im rumänischen Tulcea gebaut und dann zur Endausrüstung in den norwegischen Tomrefjord geschleppt werden.

Von dort ging es nun über die Ostsee nach Hamburg, damit Leute wie ich jetzt also mal schauen können, was der neuste Flottenzugang so kann. Da ich gut zwei Jahre zuvor bereits den ersten Neubau, die Hanseatic Nature, Entschuldigung, die „Hanseatic nature“, nein die „HANSEATIC nature“ besuchen durfte (mehr dazu hier), finde ich mich auch auf Anhieb zurecht. Gut, bei einem Schiff dieser Größe ist dies nun auch kein wirkliches Kunststück.

Ein Schiffsrundgang ist schnell absolviert

Auf Deck 4 findet sich die Rezeption, die zentrale Lounge HanseAtrium, das Hanseatic Restaurant und ein Spezialitätenrestaurant. Jenes variiert in der Tat von Schiff zu Schiff, heißt im Falle der Spirit „l’esprit“ und ist entsprechend französisch angehaucht. Ein weiteres Restaurant befindet sich auf Deck 5. Es ist das Lido und gibt sich mit seinem Buffetkonzept ein wenig legerer.

Observation Lounge, Ocean Academy, sowie der SPA und Sportbereich haben ihren Platz auf Deck 8 gefunden, wo auch der Poolbereich verortet ist. Ja, und dann sind wir auch schon durch. Klingt wenig? Wie man’s nimmt. In Anbetracht der Größe des Schiffes, der Passagieranzahl, der Reiseziele und der Ausrichtung des Schiffes (die Spirit ist im Gegensatz zu ihren Schwestern als reines Adults Only Schiff konzipiert), scheint mir das alles mehr als ausreichend.

Die üppigen Platzverhältnisse, der nordisch-klare Einrichtungsstil, die hochwertigen Möbel lassen die Hanseatic Schiffe zwar wie kleine MS Europa 2 wirken, dennoch sollte man sich bewusst sein, hier auf einem Expeditionsschiff einzuchecken. Eine Sansibar sucht man daher ebenso vergebens wie ein Theater (das übernimmt das Atrium gleich mit) und auch die Auswahl an Getränken, etwa was Weinraritäten angeht, ist hier auf Grund der geringeren Lagermöglichkeiten ein wenig übersichtlicher.

Eine der exklusivsten Möglichkeiten, auf Expedition zu gehen

Nein, wer an Bord der Hanseatic Spirit, respektive der Hanseatic Nature und der Hanseatic Inspiration geht, dem geht es in erster Linie um die Ziele. Der möchte in Gebiete vorstoßen, die er noch nicht kennt, möchte Informationen aufsaugen, sich weiterbilden und ein unvergleichliches Expeditionserlebnis auf 5-Sterne-Niveau haben.

Dazu gehört auch, über dem Wasser zu stehen und Wale und Delphine zu beobachten, die am Schiff vorbei schwimmen. Gut, jetzt nicht unbedingt im Hamburger Hafen, aber in arktischen und antarktischen Gewässern ist dies sicherlich ein echtes Highlight.

Die beiden gläsernen Balkone sind so etwas wie das Signature Feature der drei Hanseatic Schwestern. Sie sind am Pooldeck angebracht und fahren bei Bedarf seitlich am Schiff heraus. Ein bisschen Mut braucht es für den ein oder anderen, sie zu betreten, lohnenswert ist das dann aber in jedem Fall. Obacht, die Damen, von den darunter liegenden Kabinen hat man beim Sonnen auf dem Balkon natürlich ebenfalls freien Blick zurück.

Viel Freifläche, viel Blick auf den Ozean

Apropos Sonnen. Dafür gibt es an Bord wahrhaft mannigfaltige Plätze. Für ein Expeditionsschiff verfügen die Hanseatic Einheiten für außergewöhnlich viel Liegefläche. Am Heck, an den Seiten und ganz oben auf Deck 9. Hierher führt der Weg allerdings nur über zwei verwunderlich steile Treppen. Barrierefreiheit schaut anders aus, allerdings sind die typischen Gäste einer Expeditionskreuzfahrt für gewöhnlich sowieso recht gut zu Fuß.

Wobei mir gerade auffällt, dass das Wort „Luxus“ in diesem, meinen Bericht bislang noch gar nicht gefallen ist. Vollkommen zu Unrecht, und das wird spätestens klar, als ich meine Kabine betrete. Unter dem Motto „manchmal läuft’s halt einfach“ habe ich das Glück, für die nächsten zwei Tage eine Junior-Suite mein Zuhause nennen zu dürfen. Davon gibt es lediglich 14 Stück an Bord und mit einer Fläche von 42 Quadratmetern werden sie einzig noch von den vier Grand Suiten mit jeweils 71 Quadratmetern getoppt.

Dort wartet zur Begrüßung auch ein Fläschchen Dom Pérignon, bei mir ist’s „nur“ Jacquart, aber auch der erweist sich umgehend als äußerst trinkbar. Die Kabine selbst besteht aus einem Wohn-/Essbereich mit Balkon, einem Schlafzimmer mit raumhohem wie -breitem Panoramafenster, einem Bad mit Dusche inklusive Dampfsauna, sowie der separaten Toilette.

Kabinencheck: die Junior Suite der Hanseatic Spirit

Die Einrichtung: stilvoll wie durchdacht. Etwa der kleine Schrank neben der Tür, in welchem neben den Rettungs- und Zodiac-Westen auch die gerade für Ausflüge in der Antarktis nicht unwichtigen Walking Sticks warten. Die Ablage- und Schrankflächen sind üppigst dimensioniert, ein Swarovski Fernglas liegt bereit, wenn mal ein Wal, ein seltener Vogel oder etwas Anderes vorbeizieht, die Minibar, im Falle der Junior-Suite inkludiert, ist wirklich alles andere als Mini und im Bad sorgt eine beheizte Wand dafür, dass nasse Kleidung schnell wieder trocken wird.

Jene Wand spielt bei meinem Aufenthalt zwar ein wenig verrückt, heizt das Badezimmer regelmäßig auf 30 Grad und lässt die Klimaanlage an ihre Grenzen stoßen, doch um genau solche „Kinderkrankheiten“ festzustellen, sind wir ja schließlich an Bord. Anzunehmen also, dass diese, wenn die ersten „echten“ Gäste an Bord gehen, längst behoben sind.

Ein wenig anders schaut es mit den ausgewählten Bademänteln aus. Warum man sich hier für ein Modell ohne Seitentaschen entschieden hat, bleibt ein Rätsel und wird die Mitreisenden wohl auch erstmal weiterhin beschäftigen. Eine Kleinigkeit, zweifelsohne, aber bei der sonstigen Perfektion fällt so etwas dann eben um so mehr auf.

Durchdachtes Konzept mit viel Platz

Für besondere Freude hingegen sorgen bei mir beispielsweise die große Anzahl an Steckdosen, ja sogar an USB Ladebuchsen am Bett hat man gedacht, und der Safe. Oft leidiges Thema, ist er hier an Bord groß genug für ein 16“ Laptop, bietet eine eigene Stromversorgung und lässt sich dank eingearbeiteter Magnete besonders einfach auch mit einer Hand schließen.

Das Sofa ist bequem, das Bett, elektrisch verstellbar, ohnehin, einzig die Möglichkeit, eines der seitlichen Bullaugen im Schlafzimmer für ein wenig nächtliche Frischluft öffnen zu können, wäre schön gewesen, wird aber wohl aus Sicherheitsgründen nicht umgesetzt worden sein.

Leinen los – zur ersten Kreuzfahrt seit Corona

Nach der obligatorischen Seenotrettungsübung, zu der man hier an Bord mit angelegter Rettungsweste erscheint, wartet am Pool bereits der Champagner zum Auslaufen. Nicht nur die zwei Gläser jenes prickelnden Elixiers lassen meinen Puls beschleunigen. Nein, gleich heißt es tatsächlich Leinen los! Das erste Mal für mich seit Dezember 2019, sieht man von einer kleinen Runde um den zweiten und zwanzigsten Wiener Gemeindebezirk mit der berühmten Donaudampfschifffahrtsgesellschaft einmal ab.

Nein, heute geht es so richtig wieder los. Und zu diesem Ereignis zeigt sich selbst der Himmel über Hamburg von seiner allerschönsten Seite. Die Sonne steht bereits tief, als sich die Hanseatic Spirit in Bewegung setzt. Statt des direkten Kurses Elbabwärts hat Kapitän Axel Engeldrum allerdings noch eine kleine Überraschung.

Hafenrundfahrt und dann elbabwärts im Sonnenuntergang

Dank eingeholter Sondergenehmigung geht es nämlich erst einmal auf Große Hafenrundfahrt. Ohne Speicherstadt natürlich, so klein ist die Spirit nun auch wieder nicht. Spontanes Geleit erhalten wir vom Schwesterschiff, der Hanseatic Inspiration, die am Cruise Terminal Steinwerder auf uns wartet.

Gemeinsam ziehen wir an der glanzvollen Elbphilharmonie vorbei, drehen vor der Kulisse der Hafencity. Dann geht es dem Sonnenuntergang entgegen. Ehrlich, schöner kann der Wiedereintritt ins Kreuzfahrerleben wirklich nicht sein. Wenn einem da nicht die ein oder andere Träne kommt, dann weiß ich jedenfalls auch nicht.

Eigentlich wäre nun schon Zeit fürs Dinner, aber ganz ehrlich, wer kann bei solchen Bildern schon ans Essen denken. Nein, bis Blankenese bleibe ich noch an Deck, die neusten Airbus Modelle in Finkenwerder dann schaue ich mir aber doch lieber vom Restaurant aus an.

Das Essen an Bord? Natürlich auf Sterne-Niveau.

Das Essen ist erwartungsgemäß grandios und auch die spontan auf meine Unverträglichkeiten zugeschnittenen Gänge überzeugen sowohl geschmacklich als auch optisch auf ganzer Linie. Auch die Weinauswahl ist perfekt.

Am nächsten Morgen weckt mich die Sonne durch das große Panoramafenster meines Schlafzimmers. Jenes Fenster, beziehungsweise der Blick aus demselben, lädt förmlich dazu ein, die sehr gut abdunkelnden Vorhänge nicht zuzuziehen. Warum das jedoch keine so gute Idee ist, dazu kommen wir später. Zunächst einmal ruft das Frühstück. Beziehungsweise ruft es nicht mehr, da ich, nachdem ich ob der frühen Uhrzeit die Vorhänge dann doch noch einmal zuzog und einschlief, zu spät dran war.

In der Observation Lounge jedoch wird für Leute wie mich zumindest noch ein Spätaufsteher-Frühstück angeboten. Neben Joghurts und Sandwiches gibt es hier auch Croissants und die sind wirklich ziemlich gut. Mehr braucht es auch nicht, denn zu Mittag heißt es bereits Barbecue am Pool. Hummer, Lamm, Filetsteak, Lachs oder einfach nur Würstel? Alles da. Dazu Sonne satt vom Himmel über Süd-Dänemark.

So weit nach Norden sind wir also gekommen, drehen nun aber wieder bis zu einer seichten Stelle nord-westlich von Sylt. Es ist Zeit, die Zodiacs zu testen. 17 Stück gibt es an Bord, aufgeteilt auf zwei Größen. Heute reichen die kleineren Boote. Bestückt mit jeweils nur vier statt der normalerweise zehn Passagiere fahren wir eine Runde um unser Schiff, schauen uns die ausklappbare Marina, sowie den verstärkten Bug aus der Nähe an.

Auf Zodiac-Tour um die Hanseatic Spirit

Die Hanseatic Expeditionsschiffe entsprechen der Eisklasse PC 6. Jene ist vergleichbar mit der höchsten baltischen Eisklasse (Eisdicke bis zu einem Meter) und lässt auch Sommerfahrten im mittleren Eis der Antarktis zu.

Mit sowas ist heute allerdings hier nicht zu rechnen und so gibt unser Zodiac-Fahrer noch einmal Vollgas auf seiner Ehrenrunde. Immer wieder ein herrlicher Spaß und die Sehnsucht, so etwas mal wieder im Ewigen Eis zu machen, steigt sofort wieder in mir auf.

Bei der Vorbeifahrt bei meiner Kabine fällt mir dann aber auch auf, wie wunderbar man von außen in mein Schlafzimmer und auf mein Bett schauen kann. Da man ja nie weiß, wo und wie man mit dem Schiff am nächsten Morgen im Hafen so liegt, ist es also, trotz des reizvollen Ausblickes, wohl besser, die Vorhänge im Schlafzimmer vorsichtshalber dann doch zu schließen. Hier wäre eine wie auch immer geartete Beschichtung der Scheiben vielleicht ganz sinnvoll gewesen.

Zurück an Bord jedenfalls steht noch ein letzter Pflichtpunkt auf dem Programm, ehe es noch einmal zum Abendessen geht: das Bestellen einer Waffel mit Beerenkompott und Vanilleeis nämlich. Die Waffelzeit am Nachmittag ist ein MUSS auf den Schiffen von Hapag-Lloyd Cruises und kann auch im Falle der Spirit wieder vollkommen überzeugen.

So schnell gehen 36 Stunden Seereise zu Ende…

Für das Abendessen selbst wähle ich heute das Lido Restaurant am Heck des Schiffes. Mit seinem hübschen Außenbereich ist es beim heute auf der Nordsee herrschenden Wetter ideal. Die aufmerksame Crew, das gute Essen und die untergehende Sonne sorgen für einen perfekten Ausklang dieser kurzen Shakedown Cruise.

Am nächsten Morgen machen wir dann erneut am Cruise Center Altona fest. Sehr angenehm: da man die Kabine erst um 11 Uhr verlassen muss, entsteht keine Hektik und auch ein ordentliches Frühstück, diesmal habe ich es rechtzeitig geschafft, ist heute noch drin. Vom sonnigen Deck des Lido Restaurants aus sehe ich bereits die Landstrom-Maschine anrollen.

Damit die Spirit zukünftig in Häfen die Maschinen (getankt wird übrigens nur der teure Marine-Diesel, kein Schweröl) abstellen kann, muss der Landstromanschluss ausgiebig getestet werden. Auch dazu dient also diese Reise, zumindest an deren Ende.

Shakedown Cruise auf der Hanseatic Spirit. Für mich war es weit mehr als nur eine Testfahrt. Es war eine Reise dorthin, wo einst für mich die Normalität lag. Auf den unendlichen Weiten des Ozeans. 36 Stunden das leichte, ganz leichte Schwanken des Bodens unter den Füßen, die Seeluft, den Fahrtwind genießen zu können, kein Wunder, dass ich im Vorfeld eine schlaflose Nacht hatte.

Fazit

Mein Fazit: die Hanseatic Spirit verbindet die Vorteile eines kleinen, explizit auf Expeditionen ausgelegten Schiffes, mit den optischen und kulinarischen Vorzügen einer MS Europa 2 und bietet so Reisen zu außergewöhnlichen Zielen auf Luxus-Niveau. Als Adults only Schiff ist sie natürlich insbesondere für Paare und Alleinreisende geeignet, die fernab der klassischen Kreuzfahrt-Routen schöne Momente und interessante Vorträge genießen möchten.

Kommende Routen

Die Hanseatic Spirit ist – vorbehaltlich in diesen Zeiten immer drohender, unvorhersehbarer Fahrplanänderungen – bis Ende Oktober 2021 zunächst in Nord- und Ostsee unterwegs. Statt in der Antarktis wird sie ihre erste Wintersaison dann am nördlichen Polarkreis absolvieren. Eine eher ungewöhnliche Zeit für dieses Fahrgebiet. Auf absolutes Neuland begibt man sich anschließend mit der Weihnachtsreise zum bottnischen Meerbusen.

Für das Frühjahr 2022 sind nach aktuellem Katalog-Stand noch Reisen tief in den Amazonas geplant, in jedem Fall aber stehen Island und Grönland im Sommer auf dem Programm, ehe dann, nach einem Abstecher nach Südafrika und Madagaskar im Herbst, ab 20.12.2022 die erste Antarktis-Saison der Spirit beginnt.

Preisbeispiele

Für eine 10-Tages-Tour ab/bis Hamburg (14.-24.10.) beginnen die Preise pro Person bei 2er-Belegung bei 5.190 Euro in der Panoramakabine bzw. 6.490 Euro in der Balkonkabine. Eine Junior Suite ist ab 7.890 Euro, die Grand Suite ab 11.090 Euro buchbar. Wer in die Antarktis möchte, der ist ab 14.592 Euro inklusive Sonderflug dabei.

Weitere Informationen

Mehr Informationen und Preise gibt es auf der Website von Hapag-Lloyd Cruises.

Hinweis zur Transparenz

Der Bericht entstand im Rahmen einer Gruppen-Pressereise von Hapag-Lloyd Cruises. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand nicht statt.

Fotos: © PCS