Bist deppert! Zwei Worte – und mein Ausspruch, als ich meine Terrasse im mama thresl betrete. Dabei wollte ich eigentlich ganz wo anders hin. Ins Priesteregg nämlich, jenes idyllische Bergdorf, welches nur ein paar Kilometer von hier entfernt liegt.
Doch das Problem beim Priesteregg: ein Chalet zu bekommen, noch dazu zu einem selbstgenannten Termin, das ist nahezu unmöglich. Eine Nacht galt es daher zu überbrücken und so entschied ich mich für das mama thresl.
Willkommensgruß von mama thresl
Ein erster Blick auf die Homepage suggerierte mir zunächst einmal eines: da bist du zu alt für. Und bei weitem nicht ‚hip‘ genug. Von sportlich ganz zu schweigen. Nein, da wirst du dich nicht wohl fühlen. Aber egal. Es ist ja schließlich nur für eine Nacht.
Ja, das ist das, wonach es aussieht…
Das mama thresl ist so neu, dass es auf den meisten Karten und Navis noch gar nicht aufgeführt ist. Erst am 29. November 2014 wurde das Hotel mit 50 Zimmern eröffnet.
„urban soul meets the alps“, das ist hier das Motto. Verzichtet werde, so der Pressetext, auf Klischees und Konventionen, stattdessen wolle man zeigen, wie zeitgenössische Hotellerie in den Alpen aussehen könne. Soso.
Die Idee zum Konzept hatten Renate und Huwi Oberlader, immerhin genau das Paar also, das bereits 2009 mit dem Priesteregg schon einmal Hotelgeschichte geschrieben hat. Thresl, die Namensgeberin, ist übrigens die Mama von Renate. Hotel Mama also, in modern? Ich muss zugeben, so ein bisschen gespannt kann man da schon drauf sein.
Direkt gegenüber der Talstation der Asitzbahn liegt das mama thresl. Es ist ein Vollholzbau mit Natursteinsockel und schaut von außen gemütlicher aus, als ich das jetzt erwartet hätte.
Einzig der Kletterparcours, der von einem etwa sieben Meter hohen Felsen über eine Seilbrücke zum Gebäude führt, sich dann an der Fassade entlangschlängelt bis hoch aufs Dach und selbst dort noch nicht endet, lässt erahnen, dass das hier vielleicht doch kein ganz so klassisches Hotel ist.
Den Klettersteig nehme ich natürlich nicht, stattdessen die paar Stufen zum Eingang. Im Inneren der, ja ich möchte es nun gar nicht Hotellobby nennen, jedenfalls dort, wo man nun eigentlich die Rezeption erwartet, da stößt man zunächst – auf eine große Bar.
Große Steintafel und Flatscreenwand für selbstgedrehte GoPro Videos (Kameras kann man sich kostenlos leihen)
Keineswegs unsympathisch. Auch hier gibt es wieder einen Klettersteig. Der führt von innen bis hoch unters Dach. Links von mir ein große Natursteintisch, rechts das Restaurant.
Die Rezeption? Sie befindet sich schräg hinter mir. Nach kurzem, äußerst freundlichem Check-In geht es dann auch schon direkt hinauf aufs Zimmer.
Die Rezeption ist gleichzeitig auch Shop
Sechs Zimmerkategorien gibt es im mama thresl, alle sechs sind vom Grundkonzept ziemlich identisch. Sie zeichnen sich in erster Linie durch ihren Mix aus Zirben- und Lärchenholz, Naturstein und Leinen aus. Auf 24 Quadratmetern findet sich im Grunde alles, was man so erwartet. Und mehr.
Hotelzimmer der „near to heaven“ Kategorie
Ein kleiner begehbarer Kleiderschrank, eine kleine Sitzgruppe, ein Waschbecken, herausgeschlagen aus einem Felsen, Felsendusche, separates WC, Doppelbett und ein ziemlich genial versteckter Flatscreen. Dazu noch ein Balkon und kostenloses High-Speed WLAN – was will man eigentlich mehr?
Im Gegensatz zum „woodenstyle“ Zimmer bietet das „woodenstyle plus“ noch einen Blick auf die Leoganger Steinberge. Eine freistehende Badewanne gibt es im „woodenstyle & splash“, das „woodenstyle & spa“ bietet noch dazu eine Sauna im Zimmer. Entsprechend sind diese Kategorien dann ein wenig größer.
Mein Zimmer gehört zur Kategorie „near to haven“. Statt eines Balkons verfügt es über eine Dachterrasse mit Hängematte und Hotpot.
Bist deppert! Die Terrasse ist riesig. Sie ist wunderschön. Mit Blick auf den Asitz – und von der äußerst coolen fatboy Hängematte auch noch auf die Leoganger Steinberge. Und das bei dem Wetter. Ist das genial!
Wer noch eine Schippe mehr mag, der bucht „thresl’s one & only“, das alle Annehmlichkeiten verbindet und mit Badewanne, Hotpot, Balkon UND Terrasse, Aussensauna, Ecklage und speziellem Holzbett glänzt. Wie der Name schon suggeriert, davon gibt es hier nur ein einziges Zimmer.
„thresl’s one & only“
Allen Kategorien gemein ist die unendliche Liebe zum Detail. Etwa das schon erwähnte TV-Gerät, welches man erst einmal suchen muss, die coolen und lustigen Sprüche, mit denen Stühle, Kissen und Accessoires verziert sind das fatboy Kissen oder die Louis Trenker Stoffblume auf dem verschiebbaren Klapptisch.
Wo ist der Fernseher?
Da ist der Fernseher!
Fällt es mir normal nicht schwer, Dinge zu beschreiben, so muss ich an dieser Stelle sagen, das muss man einfach mit eigenen Augen gesehen haben.
Weder Worte noch Bilder vermögen ebenfalls zu zeigen, was die Gäste am Abend erwartet. Von Donnerstag bis Samstag spielt ab 21 Uhr ein Live DJ, im Restaurant mit offener Küche gibt es – ja – Essen.
Ich habe in dem Fall zwar keine Ahnung, ob die verwendeten Produkte nun sonderlich regional und nachhaltig sind, das was dabei rauskommt allerdings, das ist einfach nur ‚geil‘. Es gibt Homemade Burgers, Steaks, Salate und Flammkuchen.
Riesige Portionen, die eigentlich kaum zu schaffen sind, die man aber andererseits auch keinesfalls übrig lassen kann. Nein, nicht bei diesen Geschmacksexplosionen.
Wohl dem, der zuvor auf den gut 400 Kilometern ausgewiesener Wanderwege unterwegs war, der im großen Bikepark trainiert hat oder im Winter einige der 270 Kilometer Pisten abgefahren hat. Der kann nun ohne Reue genießen.
Neben Rotwild Miet-Bikes gibt es im Keller für Fahrräder einen Waschplatz, Servicestation und verschließbare Boxen
Aber Achtung: das Restaurant steht, wie ebenfalls die Bar, auch Nicht-Hotelgästen offen. Und da sich so eine Küche schnell herumspricht, empfiehlt es sich, rechtzeitig zu reservieren.
Einen ganz besonderen Tisch gibt es übrigens unter dem Dach. Hinauf führt die bereits erwähnte Indoor Kletterwand. Von oben kann man sich Essen und Getränke mit einem Seilzug bringen lassen. Und wenn es derer dann am Ende des Abends doch zu viele wurden, keine Sorge – runter kommt man auch wieder ganz normal mit dem Lift.
Geschafft! Am Ende des Kletterparcours wartet ein Extratisch mit Terrasse (ok, ich habe den Lift genommen)
Der Kletterpfad an der Außenwand, der führt übrigens bis zur herrlichen, großen Dachterrasse. Auch hier lässt sich der Abend ganz fantastisch ausklingen. Ohne Service allerdings, dafür aber steht ein Kühlschrank mit Getränken bereit.
Die große Dachterrasse
Unterhalb der Dachterrasse befindet sich der Saunabereich. Dieser ist zwar nicht ganz so groß, es gibt eine Sauna und einen Ruheraum, dafür aber wirklich sehr schön gestaltet.
Gäste der „normalen“ Zimmerkategorien zahlen hierfür einmalig 10 Euro pro Person und Aufenthalt, bei den höheren Kategorien ist die Nutzung inkludiert.
Sauna mit Ausblick
Für mich allerdings geht es heute nur noch in den eigenen Hotpot. Hier im heißen Wasser zu sitzen, über mir der Sternenhimmel, das ist wirklich fantastisch. Bist deppert!
Raum der Stille
Am nächsten Morgen wartet im Restaurant schon das in den Zimmerpreisen inkludierte Frühstücksbuffet. Die Auswahl ist groß und wie zu erwarten auch ziemlich lecker. Die einzelnen Stationen aber liegen etwas verstreut. Dadurch irrt man zunächst ein wenig umher. Und da der Platz zwischen den Tischen nicht all zu großzügig bemessen ist, steht man sich dabei dann auch immer mal wieder gegenseitig im Weg.
Offene Showküche – hier beim Frühstück
Spätestens am zweiten Morgen weiß man aber sicher, wo man hin muss. Schätze ich, denn schließlich bleibt es bei mir ja nur bei diesem einen Morgen hier.
Eigentlich wollte ich ganz woanders hin. Jetzt will ich aber auf einmal gar nicht mehr weg. Das mama thresl ist cool. Es ist modern, auf seine Art dann aber doch auch traditionell. Und: es ist genau mein Ding. Zu alt? Ich? Bist deppert?
Mein Fazit: mit dem mama thresl ist Renate und Huwi Oberlader ein großer Wurf gelungen. Durchdachte Zimmer, cooles Ambiente, fantastisches Essen und viel Liebe zum Detail. Perfekt für Paare, ob junge oder junggebliebene. Unbedingt anschauen!
Das mama thresl finden Sie am Sonnberg 252, 5771 Leogang. Die Zimmerpreise beginnen bei 65 Euro im woodenstyle Zimmer bzw. 70 Euro im woodenstyle plus. woodenstyle splash startet bei 75 Euro, woodenstyle spa und near to heaven bei 95 Euro. thresl’s one&only gibt es ab 145 Euro, jeweils pro Person und Nacht. Mehr Informationen unter mama-thresl.com.
Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2015
Kommentare