Der König ist tot, lang lebe der König. Vergangenes Jahr verkündete Patek Philippe Präsident Thierry Stern das Ende der Ref. 5711, der „Jumbo“ Nautilus. Mit einem Nachfolger hätte man allgemein wohl erst zum 50. Nautilus-Jubiläum 2026 gerechnet. Doch so lange wollte man in Genf scheinbar dann doch nicht warten. Und so folgt auf das Ende der Ref. 5711 nun doch schon direkt der Beginn der Ref. 5811. Den Anfang macht dabei mit der 5811/1G-001 eine Variante in Weißgold.
Nur konsequent, hatte Stern doch in der jüngeren Vergangenheit verlauten lassen, wie wichtig Edelmetall für Patek Philippe ist und dass somit Materialien wie Gold und Platin eben eine deutlich größere Rolle spielen als eben Edelstahl.
Patek Philippe Nautilus 5811/1G-001
Umsetzen konnte man mit der Neuheit so auch äußerst elegant eine neue Preisliga. Während die 5711 in Edelstahl zu ihrem Ende noch rund 30.000 Euro kostete, das Modell in Rotgold mit 51.000 Euro zu Buche schlug, kommt die 5811 in Weißgold für 68.822 Euro auf den Markt. Ankündigungen, dass auch dieses Modell wieder nur eine begrenzte Laufzeit haben werde – eine Ablösung eben 2026 durch ein Modell, dann wieder aus Edelstahl, erscheint logisch – werden die Sekundärmarktpreise aber auch für die „neue Jumbo“ in ungeahnte Höhen katapultieren.
„Jumbo“ ist die neue Jumbo tatsächlich. Mit 41 Millimetern Durchmesser hat sie einen Millimeter gegenüber dem Vorgängermodell zugelegt. Und auf den ersten Blick kann man kaum glauben, dass es sich tatsächlich nur um einen Millimeter handelt. Die 5811 wirkt – riesig! Aber: sie wirkt gleichzeitig auch hervorragend proportioniert.
Das Zifferblatt mit seinem an das Jubiläumsmodell von 2016 angelehnten, kräftigen Blauton, wirkt dank eines intensiven Schwarzverlaufs jetzt noch stärker und bildet einen harmonischen Kontrast zum warmen Weißgoldton von Gehäuse und Lünette. Das Datumsfenster ist, wie schon bei den letzten Versionen der 5711, umrandet.
Größeres Gehäuse und neue Schließe
Als Reminiszenz an die erste Nautilus von 1976, die Ref. 3700, hat man sich für eine Konstruktion des bis 120 Meter wasserdichten Gehäuses aus zwei Teilen entschieden. Durch das Saphirglasfenster sichtbar ist das Kaliber 26-330 S C mit automatischem Aufzug und Sekundenstopp.
Premiere feiert ein neues Armband, welches mit einer Faltschließe ausgestattet ist, die nicht nur durch vier unabhängige Rasten gesichert ist, sondern erstmalig auch eine Komfortverstellung bietet. Durch das Drücken und gleichzeitige Ziehen an der Innenseite der jeweiligen Bandhälfte kann die Länge um 2 Millimeter pro Seite verstellt werden. Das geht recht einfach und schnell.
Die neue Schließe mit Komfortverstellung soll nach und nach in allen Nautilus Herrenmodellen Einzug erhalten. Bereits damit ausgestattet sind die beiden weiteren Herbst-Neuheiten der Linie. Die Nautilus mit Zeigerdatum, Mondphase und Gangreserveanzeige erscheint als Ref. 5712/1R-001 nun auch als Variante in Roségold mit Roségoldband.
Patek Philippe Nautilus 5712/1R-001
Als Zifferblatt wählt Patek Philippe hier ein braunes Sonnenschliffblatt, ebenfalls mit Schwarzverlauf. Wie die drei bisherigen Versionen der Referenz, so wird auch die 5712/1R-001 vom extraflachen Automatikkaliber 240 PS IRM C LU angetrieben und ist bis 60 Meter wasserdicht.
Auch im Falle der 5712 kommt es zu einer mehr oder minder „dezenten“ Preisanpassung. Kostet das Modell in Roségold am Lederband aktuell noch 49.720 Euro, so werden für ihr Derivat am Roségold-Gliederarmband sportive 81.416 Euro fällig.
Patek Philippe Nautilus 5990/1A-011
Dass man in der Nautilus-Reihe dann aber doch nicht ganz auf Stahl verzichten möchte, zeigt die Patek Philippe Nautilus Travel Time Chronograph der Referenz 5990. Die ursprüngliche 5990/1A-001 mit anthrazitfarbenem Blatt wurde aus dem Programm genommen, nun gibt es mit der 5990/1A-011 also einen Nachfolger.
Wie bisher, schlägt im 40,5 mm großen Gehäuse das automatische Kaliber CH 28-520 C FUS, welches einen Flyback-Chronographen mit der über die zwei Drücker an der linken Gehäuseseite zu bedienende Travel-Time-Funktion kombiniert. Das auf der 12 Uhr Position zu findende Zeigerdatum ist dabei mit der jeweiligen Ortszeit synchronisiert.
Vom Vorgänger unterscheidet sich die bis 120 Meter wasserdichte Uhr zum Einen durch ein blaues Sonnenschliffblatt mit Schwarz-Verlauf, zum Anderen auch durch besagtes neue Band mit Komfort-Schließe. Lag das Vorgängermodell noch bei rund 51.000 Euro, ist die Neuauflage nun bei 67.460 Euro verortet.
Patek Philippe Worldtime 5935A-001
Einen Flyback-Chronographen mit der beliebten Worldtime-Weltzeitfunktion kombiniert das Patek Philippe Automatik-Kaliber CH 28-520 HU. Dieses kennen wir bereits aus der ein Jahr zuvor vorgestellten Ref. 5930P-001. Dieses Jahr nun erhält es ebenfalls Einzug in die neue Ref. 5935A-001. Wo es das Platin-Modell auf einen Gehäusedurchmesser von 39,5 Millimetern bringt, zeigt sich die neue Edelstahlvariante im 41-Millimeter-Gehäuse, welches allerdings etwas weniger Bauhöhe hat.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Das Rosévergoldete Blatt wirkt wie aus einer anderen Zeit und harmoniert mit dem kalten Farbton des Edelstahls. Für das Zifferblattzentrum entschied man sich seitens Patek Philippe für jenes Karbon-Motiv, welches schon die limitierte Ref. 6007, herausgebracht anlässlich des neuen Manufakturgebäudes, zierte.
Die Mischung aus Vintage-Stilelementen und dem dann doch eher sportlich-modernen Karbon-Look wirkt auf den ersten Blick ein wenig gegensätzlich, fällt live aber wesentlich weniger auf, als auf Bildern. Die 5935A-001 wird mit zwei Armbändern aus Kalbsleder geliefert, einmal grau genarbt und einmal in beigem Nubuk-Finish. Mit 62.807 Euro ist sie sie rund 36.000 Euro günstiger als ihre kleinere Schwester in Platin.
Patek Philippe 5204G-001
Erstmals in Weißgold erscheint eine der traditionsreichsten Grandes Complcations Uhren von Patek Philippe überhaupt. Die Rede ist von der Ref. 5204, dem Schleppzeiger-Chronograph mit ewigem Kalender und Mondphase. Vor einem Jahr stattete Patek Philippe die roségoldene Variante mit einem schiefergrauen Blatt aus. Jene Ref. 5204R-011 bleibt auch weiter im Programm, wird nun aber durch die neue Ref. 5204G-001 ergänzt.
Bei dieser entschied man sich in Genf – passend zur letztjährigen Offensive an grünen Zifferblättern – für ein Sonnenschliffblatt in Olivgrün, auch hier wieder mit Schwarzverlauf. Es ist ein eher dezentes Dunkelgrün, welches seine wahre Farbe nur unter bestimmten Lichtbedingungen vollends entblößt.
Passend dazu wird die Uhr an einem glänzenden, olivgrünnen Kalbslederband ausgeliefert. Durch die beigen Kontrastnähte wirkt die gesamte Uhr ein wenig sportlicher als gewohnt. Als Schließe setzt man auf eine Faltschließe in Weißgold.
Patek Philippe Aquanaut Luce Rainbow 7968/300R-001
Viele spannende Neuheiten im Herrensegment also, doch von der Aquanaut, die in diesem Jahr eigentlich ihr 25-jähriges Jubiläum feiert, schon wieder nichts. Zumindest ein Modell der charismatischen Serie aber präsentiert man im Herbst 2022 dann doch: den roségoldenen Chronograph Aquanaut Luce „Rainbow“, Ref. 7968/300R-001.
Patek Philippe rechnet die Uhr explizit der Aquanaut Luce Damenkollektion zu. Eine so klare Positionierung erscheint aber alleine schon ob der Größe von 39,9 Millimetern ein wenig unzeitgemäß. Und so wirkt die Uhr auch am Herrenhandgelenk nicht vollkommen deplatziert, zumal ja Uhren mit Rainbow-Besatz in den letzten Jahren durchaus auch von Männern getragen werden.
Die 7968 ist ausgestattet mit dem Kaliber CH 28-520, was ihn zum ersten Chronographen mit automatischem Aufzug – in der Damenkollektion – macht. Die Lünette ist zweifach unterteilt, während an der dem Zifferblatt anliegenden Seite 40 Diamanten unsichtbar gefasst sind, warten am außenliegenden Rand 40 Saphir-Baguetten in den Farben des Regenbogens.
Jene Farben finden sich auch noch einmal in den 12 Index-Appliken auf dem gravierten Perlmuttblatt wieder. Geliefert wird die Uhr an einem roten Armband aus Verbundmaterial mit einer Faltschließe aus Roségold, besetzt mit noch einmal zehn Diamanten. Ebenfalls liegen zwei weitere Aquanaut-Armbänder zum Wechseln bei. Mattes Beige und Weiß lassen die Uhr dabei noch einmal unterschiedlich wirken. Erhältlich ist die 7968/300R-001 für 209.354 Euro.
Patek Philippe Nautilus Joaillerie 7118/1300R-001
Als Nautilus Joaillerie wird die 35,2 Millimeter große Ref. 7118/1300R-001 geführt. Ihr Roségold-Gehäuse wird durch eine Lünette, besetzt mit 68 Spessartinen im Baguetteschliff, gekrönt, die einen doppelten Farbverlauf von Champagner- bis Cognacfarben bilden. Das Zifferblatt in Wellenform zieren ebenfalls noch einmal 11 cognacfarbene Spessartinen in gotischer Form. Ausgerüstet wird die 7118 mit dem Automatikkaliber 324 S C und ist für 81.416 Euro erhältlich.
Patek Philippe 5373P-001
Die letzte und vielleicht bedeutendste Neuheit ist die Ref. 5373P-001. Der Monopusher-Schleppzeiger-Chronograph mit ewigem Kalender ist mit dem flachsten je gebauten Uhrwerk dieser Art, dem Handaufzugskaliber CHR 27-525 PS Q, ausgestattet.
Die 5373P ist der erste Linkshänder-Chronograph der jüngeren Patek Philippe Geschichte und unterscheidet sich von der Vorgängerreferenz 5372 recht deutlich. Zum einen sind die Anzeigen des anthrazitfarbenen Zifferblattes mit Schwarzverlauf nun gedreht angeordnet, zum anderen gibt sich die Uhr deutlich moderner, sportlicher, erinnert in ihrem Auftritt mit dem schwarzen Kalbslederband in Textilprägung und mit roten Ziernähten an die im Frühjahr vorgestellte Ref. 5470P.
Doch statt 41 Millimetern misst das Platingehäuse der 5373P, wie das ihres Vorgängers, 38,3 Millimeter. Waren deren beide, inzwischen eingestellte Platin-Varianten noch für rund 480.000 Euro im Programm, schlägt der Neuzugang für Linkshänder – und Sammler besonders seltener Stücke – nun mit 552.461 Schweizer Franken zum jeweils tagesaktuellen Wechselkurs zu Buche.
Fazit
Patek Philippe hat mit den Herbstneuheiten des Jahres 2022 quer durch die Baureihen – von neuen Farb- und Materialkombinationen bis hin zu komplett neuen Modellen – einen ausgewogenen Mix präsentiert. Die neue Nautilus „Jumbo“ wird natürlich das Talking Piece sein, bleibt aber im Grunde nur eine unter vielen gelungenen Neuvorstellungen. Erkennbar ist dabei recht deutlich, wie sich Patek Philippe preislich noch einmal deutlich höher positioniert als bisher. Zweifel ob des Erfolges dieser Strategie aber scheinen, zumindest augenblicklich, eher fehl am Platze.
Weitere Informationen
Mehr zu den Patek Philippe Neuheiten 2022 gibt es auf der Website des Herstellers.
Das Video zum Review
Fotos: © Patek Philippe (3), PCS 2022
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