Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht? Nach Mein Schiff 3, 4, 5 und 6 folgt? Klar doch. Mein Schiff 7. In der Tat, das könnte man so machen. Aber bei TUI Cruises wird anders gezählt. Da kommen nämlich zwischen 6 und 7 noch 1 und 2. Logisch? Ja, naja. Geht so.
Sieben ist die neue Eins
Und wenn wir schon dabei sind, schaffen wir doch gleich noch ein wenig mehr Verwirrung. Das siebte Schiff der Flotte (und gleichzeitig der fünfte Neubau) wurde in den Katalogen und auf der Homepage „Neue Mein Schiff 1“ genannt. Neu, weil es bis zum vergangenen Jahr ja noch die alte Mein Schiff 1 gab. Jetzt gibt es die aber nicht mehr (sie ging zum TUI UK Ableger Marella Cruises). Also darf die Neue Mein Schiff 1 nun dann letztlich doch einfach wieder Mein Schiff 1 heißen.
Dabei hätte das „Neu“ in dem Fall wirklich sehr gut gepasst. Denn was auf den ersten Blick so ausschaut wie ein weiteres Schwesterschiff der bisherigen Liner in elegantem Dunkelblau und Schneeweiß, unterscheidet sich bei genauerem Hinsehen an vielen Stellen ganz erheblich von diesen.
Die größte „Mein Schiff“ aller Zeiten
Mein Schiff 1 – also die Neue – hat zum Beispiel ordentlich zugelegt. Mit 315,7 Metern von Bugspitze bis Heckdiamant ist sie rund 20 Meter länger als Mein Schiff 3-6, die Tonnage wächst auf 111.500 BRZ (Mein Schiff 6: ca. 99.000 BRZ). Auch in der Höhe gibt es Zuwachs: ein zusätzliches Deck 15 beherbergt Suiten, einen vergrößerten, nun über drei Decks reichenden X-Bereich, sowie das Fitnessstudio.
Sport, Fitness, Wellbeing – darauf legt TUI Cruises beim neusten Schiff ein ganz besonderes Augenmerk. Der Fitnessbereich wechselt, wie eben erwähnt, auf Deck 15 rund um den Schornstein, dahinter findet man nun eine vollwertige, komplett überdachte und geschlossene Arena, also quasi eine echte Turnhalle auf hoher See.
Sport- und Wellness-Schiff
Dort kann nun sogar geklettert werden. Rund um den Sport-Bereich (und den davor liegenden 25-Meter-Pool) verläuft eine 438 Meter lange Joggingstrecke die, auch das ist neu, Steigung und Gefälle aufweist. Hoch über dem Wasser hat man hier noch dazu einen tollen Blick beim Laufen.
Neu gestaltet wurde auch der Spa-Bereich, die bisherige Osteria auf Deck 5 gegenüber dem Tag & Nacht Bistro weicht einem „Ganz Schön Gesund“ Restaurant, bei dessen Speisenangebot der Name quasi Programm ist.
Anzahl der Suiten fast verdoppelt
Die zweite große Neuerung: auf der neuen Mein Schiff 1 legt man wesentlich mehr Augenmerk auf die höheren Kabinenkategorien. Die Anzahl der Suiten hat sich gegenüber der Mein Schiff 6 fast verdoppelt, zusätzlich zu den zwölf Himmel & Meer Suiten, die nun ein Deck weiter hinauf wandern, gesellen sich auf Deck 14 acht ihnen sehr ähnliche, allerdings eingeschossige Übersee Suiten.
Die weiteren Suiten, sechs Panorama-, acht Horizont- und vier Schöne Aussicht Suiten, finden sich am Heck des Schiffes. Ihnen zu Füßen auf Deck 6: das X-Sonnendeck. Genauer das zweite X-Sonnendeck, denn das erste, eigentliche, befindet sich auch weiterhin ganz vorne, nun allerdings auf Deck 16.
Größere X-Lounge
Die X-Lounge selbst findet man wie gewohnt auf Deck 14. Doch betritt man sie, ist der Aha-Effekt gewaltig. Denn verglichen mit den vorherigen Schiffen ist sie geradezu riesig. Angesichts der vielen neuen Suiten ist diese Neudimensionierung allerdings auch nötig und geht – zumindest auf der Vorfreudefahrt, bei der naturgemäß noch auf eine volle Auslastung verzichtet wird – sehr gut auf.
Selbst am Seetag oder bei schlechtem Wetter findet man hier immer noch ein Plätzchen. Das Ambiente ist deutlich moderner geworden und überzeugt sofort. Einzig die gedämpfte Ruhe, die man bisher von den X-Lounges gewohnt war, geht bei hoher Frequentierung ein wenig verloren.
Neu: die X-Bar
Zwischen X-Lounge und X-Sonnendeck hat man auf der Mein Schiff 1 nun die X-Bar gesetzt. Ein Außenbereich mit vielen Schattenplätzen und jeder Menge Sonnenliegen. Zusammen mit den beiden X-Sonnendecks sollten also jederzeit genügend Liegen für die Suitengäste zu Verfügung stehen. Einziger kleiner Nachteil: die großen und sehr hochwertigen Dedon Möbel sind ein wenig arg dicht beieinander platziert.
Die X-Bar ist durch eine Treppe direkt mit der X-Lounge verbunden. Wer zum X-Sonnendeck möchte, der muss allerdings auch weiterhin einen kleinen Umweg bestreiten. Auf diesem Weg kommt man übrigens auch am ebenfalls neuen Raucherbereich vorbei, der auf Deck 15 mit Blick auf das Pooldeck zu finden ist. Wie bereits von der Mein Schiff 6 bekannt, verfügt auch die Mein Schiff 1 über einen Whirlpool auf dem vorderen X-Sonnendeck und – unglaublich – erstmals gibt es hier sogar eine Toilette!
Zweites X-Sonnendeck
Diese fehlt auf dem hinteren X-Sonnendeck zwar, doch sind die zugehörigen Suiten hier ja auch nur einen Steinwurf entfernt. Theoretisch zumindest. Praktisch muss man, sofern man keine der zwei Panorama Suiten auf Deck 6 gebucht hat, erst einmal vor zum nächstgelegenen Treppenhaus und anschließend wieder zurück zum Heck. Da das „hintere“ Treppenhaus mehr oder weniger in der Mitte des Schiffes zu finden ist, hat man hier also jedes Mal eine ganz ordentliche Strecke zu bewältigen. Der vordere X-Bereich ist dann vom Weg her im Grunde auch nicht mehr wirklich viel weiter entfernt.
Zumal man sich auf dem hinteren X-Sonnendeck von den Balkonen der es umgebenden Kabinen und Suiten mitunter schon ein wenig beobachtet vorkommen kann. Gleiches gilt umgekehrt für die jeweiligen Suiten untereinander. Diese räumliche Nähe muss man mögen. Für diejenigen, die lieber ein wenig mehr Privatsphäre bevorzugen wäre jedenfalls meine Empfehlung, im Heckbereich dann doch eher eine der außenliegenden Suiten zu buchen.
Unterhalb des hinteren X-Sonnendecks liegt der bereits von Mein Schiff 3-6 bekannte „Diamant“. Dieser wirkt auf dem neuen Schiff leicht gestutzt und lässt dadurch ein wenig die Weite der „Große Freiheit“ getauften Räumlichkeiten vermissen. Dafür allerdings wurde in diesem Bereich bei der neuen Mein Schiff 1 auf Raumteiler verzichtet, was dem Ganzen dann wiederum doch ein Stück weit mehr „Freiheit“ gibt.
„Große Freiheit“ mit neuen Restaurant-Konzepten
Diamant-Bar, das Steak-Restaurant Surf & Turf, sowie das neue Restaurant „Manufaktur“, welches nun das Schmankerl ersetzt, gehen so räumlich ineinander über. In Kombination mit einem dunkleren Holz-Ton wirkt der Bereich recht gemütlich.
Einzig wenn DJ Rob (ein Roboter-DJ, dessen Sinn ich ehrlich gesagt noch immer nicht ganz verstanden habe) auflegt, ist es in den Restaurants mit der gemütlichen Ruhe vorbei. Aber: wir sind auf einer Vorfreudefahrt, einiges wird sich in den kommenden Wochen noch einspielen und so denke ich, dass man auch hier schnell eine Lösung finden wird, die die Fans eines gediegenen, spätabendlichen Dinners zufriedenstellen wird.
Etwas ruhiger ist das auf der unteren Ebene der Großen Freiheit gelegene Ess-Zimmer, welches das Hanami ablöst. Hier gibt es die Lieblingsspeisen der Gäste, über die jene im Vorfeld abgestimmt haben. Heraus kommt eine lieb gemachte Karte mit allerlei Köstlichkeiten der deutschen bzw. deutschsprachigen Küche wie etwa Gulaschsuppe oder Königsberger Klopse.
Erwähnenswert sei hier das durchaus solide Wiener Schnitzel vom Milchkalb, sowie der Kaiserschmarrn, der – unglaublich, aber wahr – sogar jenen der Mein Schiff 5 toppt. Serviert mit etwas Vanillesauce, Apfelkompott und Zwetschgenröster ist er nichts weniger als eine Sensation.
Ebenfalls mehr als erwähnenswert: die Pizza in der Manufaktur. Für mich die beste Pizza, die ich bisher an Bord eines Kreuzfahrtschiffes gegessen habe. Einzig die aufgerufenen Preise, sowohl was Manufaktur als auch Ess-Zimmer angeht, stimmen ein wenig nachdenklich. Für sich genommen und verglichen mit einem Restaurant an Land durchaus fair, halte ich sie als reinen Aufpreis zur gebuchten Vollpension wiederum für etwas ambitioniert.
Der Döner – bleibt schöner
Bleiben wir noch beim Essen. Eine weitere Neuerung ist das Restaurant Fischmarkt, welches das bisherige Gosch ablöst. Geblieben ist das Bosporus. Der Döner wird nun wahlweise auch mit Teller und Besteck ausgegeben (DANKE TUI Cruises!) und ist auch auf Mein Schiff 1 wieder ein herrlicher Snack für den großen Hunger zwischendurch.
Ebenfalls mit an Bord: die Klassiker Atlantik und Atlantik Mediterran, das Tag & Nacht Bistro, sowie das Buffetrestaurant Anckelmannsplatz. Dieses wirkt nun durch eine neue Bestuhlung wesentlich schöner und einladender.
Gelungenes Interieur-Design
Generell ist das Interieur-Design der Mein Schiff 1 nochmal ein Quantensprung im Vergleich zu den eh schon nicht gerade unattraktiven Mein Schiff 3-6. Hier wurden mit sehr viel Liebe zum Detail wahre Wohlfühlwelten erschaffen. Das klingt jetzt nach typischer Pressetextformulierung, ist aber durchaus ernst gemeint. So schön war bisher noch keine Mein Schiff, zumindest an dieser Stelle ist das Wort „Krönung“ also schonmal durchaus angebracht.
Nicht nur von der Lage her gleichfalls königlich: die neue Hohe Luft Bar, die die bisherige Champagner Bar ablöst und nun oberhalb der Außenalster Bar auf Deck 15 zu finden ist. Neu hinzugekommen ist die Ebbe & Flut Bier-Bar auf Deck 5. Hier kann man (gegen Aufpreis) allerhand Sorten von Craft Beer, sowie ausländische Biere, Whiskey & Co. ausprobieren. Ein gemütlicher Platz, den man allerdings, inmitten des Neuer Wall Shopping-Bereichs, erst einmal finden muss.
Auf die Suche müssen sich auch Fans der Himmel & Meer Lounge machen. Statt wie bisher am vorderen Ende des Spa-Bereichs, kann man die überragende Aussicht nun auf der Steuerbordseite von Deck 12 im Bereich des vorderen Treppenhauses genießen. Der Blick hinaus nach vorne allerdings bleibt nun, neben dem Kapitän, dem Spa-/Saunabereich und den Gästen der X-Lounge vorbehalten.
Hier startete unser kleiner Rundgang über die Neue Mein Schiff 1 und hier soll er auch wieder enden. Traditionell bei einem Glas Champagner. Weiß oder Rosé? Was darf es sein? Wenngleich die Getränkekarte einige Änderungen vorweist und in manchen Bereichen auch nicht ganz an die bisherige Vielfalt heranreicht (so fehlt nun etwa das ausgezeichnete Leffe Bier), auf den beliebten Pommery – und natürlich auch die ein oder andere Portion Kaviar dazu – müssen Suitengäste auch zukünftig nicht verzichten.
Fazit
Zeit für mein Fazit: TUI Cruises spricht im Fall der neuen Mein Schiff 1 von der Krönung der Mein Schiff Flotte. Das klang für mich im ersten Moment ein wenig despektierlich, denn schließlich hatte es ja bereits bei den letzten Neubauten im Grunde an Nichts gefehlt. Doch zeigt sich schnell: beim neusten Flottenzugang ist TUI Cruises auf sehr viele Kundenwünsche eingegangen, die sich in einer ganzen Reihe kleiner wie großer Verbesserungen niederschlagen. Manches Konzept muss sich zwar erst in der Praxis beweisen, doch zusammengefasst bleibt eine Erkenntnis: die neue Mein Schiff 1 ist einmal mehr die beste Mein Schiff aller Zeiten. Definitiv die Krönung der Flotte. Zumindest, bis im kommenden Jahr die neue Mein Schiff 2 an den Start geht. Mal schauen, was die dann wieder alles besser kann.
Hinweis zur Transparenz
Der Bericht entstand im Rahmen einer von TUI-Cruises veranstalteten Gruppen-Pressereise. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand nicht statt.
Fotos: © PCS 2018
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