Eine Ferienwohnung in den Bergen. Kaum etwas klingt für mich mehr nach Spießigkeit als das. Als ich noch ein Kind war, ging es im Sommer in die Berge. In eine Ferienwohnung. Einen Sommer? Jeden Sommer! Zehn Jahre lang. Sicherlich mit ein Grund, warum es mich heute so sehr hin zu Meer und Schiffen zieht. Berge? Ferienwohnung? Nee, lass mal.

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Altes Chalet an der Via Muschetg

Entsprechend reserviert war ich, als sich die Gelegenheit ergab, das rocksresort im Graubündnerischen Laax zu besuchen. Soll das mal der Nico machen, dachte ich mir. Der liebt die Berge und ist einem „Aktivurlaub“ – alleine bei dem Wort schüttelt es mich schon – sicher nicht abgeneigt. Man habe aber weit mehr zu bieten, in der Region Flims-Laax-Falera hieß es, als nur wandern und Action. Und das rocksresort alleine sei sowieso schon einen Besuch wert. Ok, dann komme ich mit. „Wunderbar, Sie können sich dann ja eine Ferienwohnung teilen.“ Eine – WAS????

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Das rocksresort in LAAX

Szenenwechsel. Ein paar Wochen später. Der Postbus lässt Nico und mich an der Station Laax Bergbahnen heraus und zeigt, dass in der Schweiz die Uhren wirklich anders gehen. Die Anreise zum rocksresort, Flug nach Zürich, Zug nach Chur, von dort Postbus, klingt nur auf dem Papier anstrengend. Im Gegensatz zu Deutschland funktioniert hier der öffentliche Personenverkehr aber präzise wie eben jenes vielzitierte Schweizer Uhrwerk. Und im Postbus gibt’s sogar kostenloses W-Lan. Die Haltestelle liegt dann auch noch, sehr bequem, genau gegenüber dem Eingang des rocksresorts.

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Als dieses vor knapp 5 Jahren eröffnete, war es Vorreiter eines Konzepts, welches sich inzwischen mehr und mehr in großen Teilen der Schweiz etabliert. Es will einer Entwicklung, einem Problem, Einhalt gebieten, das in der Schweiz als „Kalte Betten“ bekannt ist.

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Da die Quote an Zweitwohnsitzen stetig ansteigt, jene aber meist nur während maximal zwei Monaten der Hauptsaison wirklich genutzt werden und den Rest des Jahres eben „kalt“ bleiben, sterben die Orte während der restlichen Zeit mehr und mehr aus.

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Unsere goldigen Begleiter auf dieser Reise: die Jaeger-LeCoultre Memovox und die Jaeger-LeCoultre Reverso

Das rocksresort hat geholfen, dies zumindest für Laax zu ändern. Die 122 Appartements mit insgesamt 587 Betten können käuflich erworben werden. Die Käufer dürfen die Wohnungen allerdings maximal 3 Wochen während der Hauptsaison selbst nutzen, die restliche Zeit wird vermietet.

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Treppenhaus von Haus Eco

Die Vermietung übernimmt das Resort, die gesamten Mieteinnahmen wiederum werden entsprechend auf die Wohnungen und deren Eigner umgelegt und schaffen so eine Rendite.

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Wermutstropfen dabei: die Wohnungen dürfen nicht mit persönlichen Dingen ausgerüstet werden. Schade zwar für die Besitzer, gut allerdings für die Gäste. Denn die (Standard-) Einrichtung der 4-, 6- und 8-Bett Appartements verschlägt mir direkt mal die Sprache. Das sollen Ferienwohnungen sein? Was ich hier sehe, das ist wirklich vom feinsten.

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Das beginnt beim Mex Cube Sofa von Cassina, dem Small Irony Table von Zeus Notta oder der ikonischen Malagola Hängeleuchte von Catellani & Smith und endet bei Armaturen von Dornbracht, Küchenausstattung von Alessi oder den Betten von Hüsler Nest.

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In den architektonisch äußerst spannend gestalteten Treppenhäusern warten Cloud 30 und Mama Cloud Leuchten von Belux.

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Ferienwohnungen, so bieder sie klingen mögen, so durchgestylt geben sie sich hier. Extrem cool, durch die verwendeten Hölzer und übergroßen Fenster, zum Teil mit Sitzbänken, aber trotzdem auch äußerst wohnlich und charmant.

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Unser Appartement gehört zur Kategorie der 4-Bett-Appartements. Diese haben eine Grundfläche von 55 bis 61 Quadratmetern und, je nach Stockwerk und Lage, einen Kaufpreis zwischen 620.000 und 720.000 Schweizer Franken.

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An Gäste werden sie zu Wochenpreisen zwischen 969 und 2.833 Franken, abhängig von der jeweiligen Saison, vermietet.

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Das Appartement besitzt zwei Schlafzimmer, Wohnraum, Badezimmer mit Dampfbad, separates WC und eine Küche mit Induktionsherd, Backofen, Spülmaschine und großem Kühlschrank.

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Letzterer erwartet einen auf Wunsch bei Ankunft auch schon direkt gefüllt, sodass man nicht gleich einkaufen muss. Wobei, so schwierig wäre dies nun wirklich nicht. Denn Bäckerei, Kiosk und ein gut ausgestatteter Supermarkt sind genauso im bzw. direkt um das Resort zu finden wie ein Friseur, diverse Shops, Bars und Restaurants.

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Da das rocksresort direkt an der Talstation der großen Seilbahn liegt und ein kostenloser Shuttlebus von hier aus zwischen Laax, Flims und Falera pendelt, kommt man auch ohne Auto perfekt zurecht. Sollte man dennoch mit dem eigenen Gefährt anreisen, parkt man dieses bequem in der großen Tiefgarage mit Direktzugang zum jeweiligen Haus.

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Die derzeit acht Häuser – drei weitere sind in Planung – sind als Kuben aus massivem Valser Quarzit gestaltet und brachten der Anlage bereits den Design Award des Wallpaper Magazins ein. Ebenfalls ist das rocksresort eines der Member of Design Hotels.

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Valser Quarzit, im Innenbereich geschliffen, hier an der Aussenfassade naturbelassen

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Das rocksresort im Prospekt der Design Hotels

Die kühle Architektur ist speziell und will im ersten Moment so gar nicht zu den typischen Alpenbauten mit Holzbalkonen und Blumenschmuck der Umgebung passen. Die Kuben wirken demgegenüber mehr wie Fremdkörper, wie Felsen, die zufällig hineingewürfelt wurden.

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Wer sich ein wenig mit der Geschichte der Region und dem großen Flimser Bergsturz befasst, der allerdings erkennt im rocksresort eine augenzwinkernde Verneigung vor eben jenem Ereignis, knapp neuneinhalbtausend Jahre zuvor.

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In krassem Gegensatz zu den steinernen Kuben gibt sich das signinahotel in eben jenem typischen alpenländischen Baustil. Das 4-Sterne Haus gehört mit zur Anlage und so können Gäste des rocksresorts optional denn auch hier ein Frühstück einnehmen, den Sport- und Wellnessbereich nutzen oder im Ristorante Camino eine der äußerst hervorragenden Pizzen aus dem Holzofen oder andere mediterrane Köstlichkeiten genießen.

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Cloud 30 Leuchten in den Treppenhäusern

Insgesamt warten im Resort sieben Restaurants. Neben dem Camino lädt die Casa Veglia Bodega zu Tapas & Co. ein, im Nooba gibt es asiatische Spezialitäten, kleine Snacks findet man im Piazza Caffé & Panini, frisches Fast Food im Burgers.

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Ustria da Vin

Wer es etwas luxuriöser mag, den erwartet im Mulania eine mit 15 Gault-Millau Punkten prämierte Küche. Besonders schön: die Grandis Ustria da Vin Vinothek & Grill mit einer wirklich überwältigenden Weinauswahl.

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Küchenbereich der Vinothek

Wer einmal urige Schweizer Spezialitäten genießen möchte, der hat dazu im etwas außerhalb gelegenen Tegia Larnags Gelegenheit. Neben den Restaurants laden auch noch sechs Bars zum Aprés Ski ein.

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Zur Hauptsaison sind alle Restaurants und Bars geöffnet, bei unserem Besuch Anfang September, in der absoluten Nebensaison also zwischen Sommer und Winter, kann man hingegen leider nur unter drei der sieben Restaurants wählen. Ein wenig Schade auch, dass die große Seilbahn zu dieser Zeit nur an den Wochenenden verkehrt.

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Das Wetter heute? Gemischt. 

Ein bisschen Vorstellungskraft braucht es da angesichts der momentan noch grünen Wiesen schon. Wie es hier wohl im Winter ausschaut? Wenn die Piste direkt an den Bars endet, man Quasi direkt bis vor die Tür seines Appartementhauses fahren kann, es sich bei eisiger Kälte an den Kaminen der Restaurants gemütlich macht oder erst einmal ein ausgiebiges Bad in der eigenen Dampfsauna genießt bevor man sich mit Freunden trifft?

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Badezimmer mit Dampfsauna-Funktion

So schön es in dieser Gegend bereits schon im Spätsommer sein mag, den Winter würde ich hier im rocksresort nur zu gerne auch einmal erleben.

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Piste mit Spielplatz

Der Aufbau des Resorts, rund um den zentralen Platz, in den die Skipiste ausläuft, ist äußerst durchdacht, die im Erdgeschoss der Quader beheimatete Vielzahl an Ladengeschäften stark auf die Wintersaison und somit auch auf die Wintersportklientel ausgerichtet.

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Denn Wintersportmäßig gibt’s hier wirklich einiges. Das Skigebiet LAAX erstreckt sich über mehr als 100 Quadratkilometer und ist damit das größte zusammenhängende Skigebiet in Graubünden. Besonders beliebt ist es bei Snowboardern und Freestylern. Diese finden hier vier Snowparks und die derzeit größte Halfpipe Europas, ab 6. Dezember 2014 sogar die größte Halfpipe der Welt vor.

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Die Bahn kommt. Leider nur eine Versorgungsfahrt.

Aber auch außerhalb der Wintersaison hat die Region Flims-Laax-Falera viel zu bieten. Etwa die Freestyle-Academy, die erste Freestyle-Halle Europas direkt neben dem Resort, oder Mountainbike-Touren unterschiedlicher Schwierigkeit bis hin zum Freeride-Trail. Ein Hochseilpark begrüßt ebenso die Gäste wie diverse Wanderwege, entweder ganz gemütlich an den schönen Seen und der Rheinschlucht vorbei oder herausfordernder über die Klettersteige.

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Das Equipment wartet auf seinen Einsatz

Mein ganz spezieller Tipp ist ein Besuch der Sternwarte Mirasteilas in Falera. Sie ist das größte öffentlich zugängliche Observatorium der Schweiz. Ein wahrhaft „interstellares“ Erlebnis und definitiv einen eigenen Bericht wert.

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Wer hat an der Uhr gedreht? Wir müssen schon wieder zurück.

Kurzum, es gibt viel zu entdecken, genug zu erleben für zwei Wochen Urlaub. Wir hatten gerade einmal 48 Stunden Zeit. Was wir in diesem schmalen Zeitfenster so alles erlebt haben, das lesen Sie in unserem zweiten Teil, hier auf luxify.

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Mein Fazit: Ferienwohnung, dieses Wort wird den Appartements im rocksresort nicht einmal ansatzweise gerecht. Wer auf Design und hochwertige Ausstattung steht, der kommt hier voll auf seine Kosten. Die große Auswahl an Restaurants, Bars und Geschäften ist bemerkenswert. Das rocksresort ist Winters wie Sommers ein idealer Ausgangspunkt um die Region rund um Flims, Laax und Falera zu erkunden. Und dank der hinzubuchbaren Annehmlichkeiten des signinahotel werden die Selbstversorger-Appartements dann doch fast schon selbst zum Hotel.

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Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2014

 

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