Eigentlich sollte dieses Review ja von einer ganz anderen Uhr handeln. Entsprechendes Modell nämlich hatte ich schon länger im Sinn. Doch dann entdeckte ich auf einer Veranstaltung in der Vitrine neben meinem eigentlichen „Modell der Wahl“ eine Uhr, die ich zuvor so gar nicht auf dem Schirm hatte. Aber ein Blick genügte und die Sache war klar: die musst du dir näher anschauen. Die Rede ist von der Longines Avigation BigEye Titanium.

Luxify Review Hands-on The Longines Avigation BigEye Chronograph Titanium

The Longines Avigation BigEye und ihre Geschichte

Die BigEye fand ihren Weg bereits 2017 ins Longines Programm. Und die Geschichte dahinter ist ein wenig skurril. Eines Tages nämlich, so heißt es, brachte ein Sammler eine aus den 1930er Jahren stammende Uhr zum Longines Museum, die für großes Staunen vor Ort sorgte. Denn weder wusste man dort etwas über jenes Stück, noch war in den Archiven etwas darüber zu finden.

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Doch war man sofort ziemlich begeistert von der ganz speziellen Optik mit ihrem übergroßen Minutenzähler, der der Uhr letztlich ihren Namen gibt. Der Entschluss, jene „BigEye“ als Re-Edition herauszubringen, war geboren. In Stahl und ausgestattet mit einem schwarzen Blatt hat sie seither viele Fans gefunden.

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Nach der BigEye in Stahl nun Titan

2021 nun ergänzte man die 41 Millimeter große Stahluhr durch eine weitere Variante aus Titan. Und eben jene stach mir mit ihrem wahrhaft atemberaubenden Zifferblatt sofort ins Auge. Während die Variante in Stahl recht nah am damaligen Original gestaltet ist, hat das petrolfarbene Blatt der Titan-Variante keinerlei historischen Bezug. Man kann es also als eine Art Fantasiemodell bezeichnen, was die Ausstrahlung aber nicht im Geringsten schmälert. Oder eben als Neuintepretation des Themas Big Eye.

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Longines selbst spricht bei der Farbwahl des Zifferblattes von Petrol, doch nicht nur auf Bildern wirkt es oftmals mehr wie ein sattes Blau, dass da unter dem prominenten Glas hervorstrahlt. Je nach Licht aber kommt dann auch der feine Petrolton stärker heraus.

Das Blatt hat eine sehr schöne Körnung und der Farbverlauf hin zu den tief dunkelblauen, ja fast schon schwarz wirkenden Rändern passt perfekt. Für mich definitiv eines der schönsten Zifferblätter, die ich bisher sehen durfte. Die aufgedruckten, arabischen Ziffern sind, wie die zentralen Stunden- und Minutenzeiger, mit Leuchtmasse im „Old Radium“ Farbton belegt. Faux Patina, ein Thema, über das es sich ja immer trefflich streiten lässt.

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Ein großartiges Zifferblatt – mit einer Schwäche

In Verbindung mit dem petrol-blauen Blatt passt das feine Beige durchaus, die reinweiße Minuterie aber zeigt, dass auch klassisches, weißes Super-LumiNova der Uhr gut zu Gesicht gestanden hätte. Dann hätte die Longines Avigation BigEye vielleicht auch von einer besseren Leuchtfähigkeit profitieren können, denn diese ist, gerade was die Ziffern angeht, bestenfalls mäßig. Die Zeiger hingegen sind zwar nach Anleuchten deutlich besser zu erkennen, doch auch hier wäre definitiv mehr möglich gewesen.

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Das Zifferblatt teilt sich die kleine Sekunde bei der 9 mit einem 12-Stunden-Totalisator bei der 6 und jenem übergroßen 30-Minuten-Zähler bei der 3, auf dessen Hilfszifferblatt jede dritte Minute durch einen überlangen Strich gekennzeichnet ist. Ein Datum gibt es nicht. Und ich kann nicht genug betonen, wie glücklich ich darüber bin. In welcher Position auch immer angeordnet, es hätte überall gestört. Richtige Entscheidung also, obgleich man sich in der Uhrenindustrie ja gemeinhin eher etwas schwerer tut mit datumslosen Uhren.

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Kein Datum – und doch kann man es spüren, zieht man die Aufzugskrone der BigEye ganz vorsichtig heraus. Wer genau darauf achtet, der merkt einen leichten Zwischenschritt hin zur Kronenposition für die Verstellung der Zeiger. Das liegt am verwendeten Kaliber. Das Longines-eigene L688 stammt vom Grundkaliber ETA Valgranges A08.L01 ab, welches eben ein Datum hat und auf dem beispielsweise auch das Omega 3330 basiert, das unter anderem in der Omega Speedmaster Racing seinen Dienst verrichtet.

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Kaliberkunde: das L688 der Longines Avigation BigEye

Die ursprüngliche Basisarchitektur wiederum kommt vom bekannten Valjoux 7750. Und das erkennt man besonders gut am typischen, einseitig aufziehenden Aufzugsrotor, der in der Gegenrichtung das Gehäuse immer mal wieder leicht schnatternd in Schwingung versetzt. Lange nicht mehr bei einer Uhr erlebt und sofort ein leichtes Schmunzeln im Gesicht gehabt.

Auch wenn ich persönlich kein Problem mit dieser typischen Eigenart habe, sei dennoch die Frage gestattet, warum man dem Werk nicht auch dahingehend ein Upgrade gegönnt hat. Denn ansonsten wurden gleich einige Dinge am L688 komplett neu entwickelt.

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So etwa der Chronograph, der nun als Säulenradchrono daher kommt und sich entsprechend traumhaft sanft und präzise schalten lässt. Auch verfügt das Werk nun über eine Spiralfeder aus Silizium und bietet laut Longines sogar 66 statt der sonst üblichen 54 Stunden Gangreserve. Getaktet ist es mit den traditionellen 4Hz, sprich 28.800 Halbschwingungen pro Stunde.

Seinen Dienst verrichten muss das L688 bei der Avigation BigEye allerdings im Verborgenen. Longines verzichtet auf einen Glasboden und stattet die Uhr stattdessen mit einem massiven Schraubboden aus, in dessen Mitte die Umrisse eines Flugzeuges zu sehen sind.

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Die Maße der Longines Avigation BigEye

Das 41 Millimeter große Gehäuse ist aus Titan Grad 5 gefertigt, was zu einem entsprechend mattgrauen Ton führt. Selbst nicht der größte Fan von Titan, muss ich dennoch zugeben, dass der Farbton in Kombination mit dem Blatt und dem braunen Kalbslederband extrem gut rüberkommt.

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Mit Krone misst die Uhr 44,75 Millimeter, ihr Lug to Lug Maß beträgt 48,7 Millimeter. Leider legt man seitens Longines wenig Wert auf eine auch nur halbwegs zeitgemäße Wasserdichtigkeit. 30 Meter sind meiner Meinung nach deutlich zu wenig, das können andere besser, auch wenn man nun natürlich mit dem Argument kommen könnte, dass es sich bei der Longines Avigation BigEye ja um eine Fliegeruhr handele.

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Ein Gehäuse im Vintage Stil

Spannend jedenfalls sind die Details, mit denen das Gehäuse aufwarten kann und die den Vintage Look der Uhr vervollständigen. So ist die Lünette fein abgestuft und umrandet ein schön geformtes Boxed Saphirglas. Die Bandanstöße wiederum sind mit ihrer charakteristischen Oldschool Form mittig aus dem Gehäuse herausgearbeitet.

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Auf Grund dieses Designmerkmals wirkt das Gehäusemittelteil, gerade an der 9 Uhr Flanke, aber noch ein wenig höher, als es sowieso schon ist. Mit Glas und Boden kommt die Uhr auf immerhin 14,7 Millimeter Höhe. Am Arm wirkt sie daher auch etwas wuchtiger, trägt sich aber dennoch sehr angenehm. Ein Eindruck, der natürlich auch durch die gerade einmal 70 Gramm Gewicht beeinflusst wird.

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Fazit

Mein Fazit zum „The Longines Avigation BigEye Chronograph Titanium” ist einfach. Es war Liebe auf den ersten Blick und trotz der einen oder anderen Eigenheit bleibt meine Begeisterung für diese Uhr auch nach näherer Begutachtung entfacht. Die Farbkombination könnte gelungener nicht sein, das Blatt ist ein Traum, das Big Eye herrlich ungewöhnlich.

Etwas schade, gerade in Bezug auf die Alltagstauglichkeit, finde ich die sehr geringe Druckbeständigkeit und die etwas schwache Leuchtkraft. Erfreut hingegen bin ich vom Preis-Leistungs-Verhältnis. Longines bietet mit der BigEye definitiv viel Uhr fürs Geld. Ein Chronograph, den man sich unbedingt anschauen – und umschnallen sollte.

Luxify Review Hands-on The Longines Avigation BigEye Chronograph Titanium

Datenblatt:

  • Modell: The Longines Avigation BigEye, Ref. L2.816.1.93.2
  • Gehäuse: 41 Millimeter, Titan Grade 5, wasserdicht bis 3 bar (30 Meter), Saphirglas, Schraubboden
  • Zifferblatt: Petrolfarben, gekörnt; mit „Old Radium“ Super-LumiNova beschichtete Stundenindizes, zentraler Stunden- und Minuten-Zeiger ebenfalls mit „Old Radium“ Super-LumiNova beschichtet
  • Armband: Lederarmband, braun, mit Dornschließe aus Titan
  • Uhrwerk: Kaliber L688, Automatik, 28.800 A/h (4 Hz), 66 Stunden Gangreserve
  • Funktionen: Stunde, Minute, kleine Sekunde, Chronograph mit zentraler Stopp-Sekunde, 30-Minuten- und 12-Stunden-Totalisator
  • Limitierung: keine
  • Garantie: 5 Jahre
  • Preis: EUR 3.430 (AT: EUR 3.460)
  • Verfügbarkeit: Neuheit 2021
  • Link zum Hersteller: https://www.longines.com/de/uhr-the-longines-avigation-bigeye-l2-816-1-93-2
  • Varianten: Ref. L2.816.4.53.2 in Edelstahl mit schwarzem Blatt und dunkelbraunem Lederband (DE: EUR 2.680 / AT: EUR 2.710)

Das Video zum Review

Fotos: © PCS 2022

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