Die Bahamas. Hier wollte ich schon immer einmal hin. In den vergangenen Tagen habe ich die Insel New Providence mit der Hauptstadt Nassau kennen gelernt, war auf den Spuren von James Bond unterwegs, habe jede Menge Kreuzfahrtschiffe gesehen und mit dem Cabbage Beach einen der schönsten Strände der Insel besucht (mehr dazu in Teil 1).

Auf den Spuren der Loyalisten: Denkmal in New Plymouth

Heute geht es weiter. Nach Great Abaco. Viel zu früh bin ich am Flughafen von Nassau, also überbrücken wir die Wartezeit einfach mal mit ein wenig Geographie. Die Bahamas bestehen aus einigen wichtigen Hauptinseln, kleineren Inseln und nahezu unzähligen so genannten Cays.

Unterwegs auf den Abacos

Die Abacos sind ganz im Norden der Bahamas zu finden. Die Inselgruppe besteht aus zwei Hauptinseln, Great Abaco und Little Abaco, sowie den vorgelagerten Cays. Hauptort ist Marsh Harbour und genau hier hin geht Flug UP 235 der BahamasAir.

New Providence mit dem neuen Baha Mar Komplex

35 Minuten beträgt die Flugzeit, während der ich einen perfekten Eindruck von genau dem erhalte, was ich mir schon immer unter den Bahamas vorgestellt habe: blaues Meer, noch blaueres Meer, türkises Meer, weiße Strände, grüne Wälder. Unglaubliche Schönheit.

Traumhafte Bahamas: Abendstimmung in Hope Town

Vom Marsh Harbor International Airport (ja, der heißt tatsächlich so, denn es gibt Direktflüge, etwa aus den USA hierher) geht es mit zwei Taxis in Richtung The Moorings Marina. Unsere Segelgruppe besteht aus acht Personen und wird auf zwei Boote aufgeteilt, was den Vorteil hat, dass so jeder eine Kabine inklusive Dusche und WC für sich hat.

Unser Schiff: die Anything Goes (Mitte)

In der Marina liegen jede Menge weißer Segelschiffe. Unsere beiden heißen Haute Water und Anything Goes. Beides sind Segelkatamarane vom Typ Moorings 4800. Gebaut werden sie bei Robertson & Caine in Südafrika unter dem Namen Leopard 48.

Kabine auf einer Moorings 4800

The Moorings ist ein weltweit operierender Yacht-Charterer mit Basen in mehr als 20 Destinationen wie etwa den Seychellen, der Karibik, dem Mittelmeer, Südostasien, dem Südpazifik, Belize und eben – den Bahamas. Die Moorings 4800 ist mit ihren 48,5 Fuß Länge der derzeit zweitgrößte Segelkatamaran der Flotte.

The Moorings Yachten vor Little Harbour

Wie oft ich schon mit Kreuzfahrtschiffen unterwegs war, ich kann es nicht mehr zählen. Doch das hier, das ist für mich etwas vollkommen Neues. Unterwegs mit einem Segelkatamaran? Das gab’s noch nicht. Erster Eindruck: Wow! Ich hatte keine Ahnung, wie großzügig solche Segelyachten sein können.

Helles Holz auf der Haute Water…

Vorne wie hinten gibt es an Deck massig Platz, das gemütliche „Wohnzimmer“ ist riesig und auch die Kabinen – oder sagt man hier Kajüten? – sind ordentlich groß und bieten sehr viel Stauraum. Sogar mein 73er Rimowa findet ein Plätzchen, einfacher macht man es sich allerdings dennoch, mit Softbags anzureisen.

… dunkles auf der Anything Goes

Eine kurze Einweisung durch unsere Skipper Tony und Floyd, dann geht das Abenteuer los. Ich werde dem „Team Anything Goes“ zugewiesen, unser Skipper ist Tony. Während wir noch unsere Sachen verstauen, nimmt Floyd mit seiner Haute Water schon Fahrt auf. Also nichts wie hinterher.

Skipper Tony bei der Arbeit

Unter Motorkraft und in langsamer Fahrt verlassen wir die Marina und nehmen Kurs auf die Cays. Erstes Ziel ist das Nippers, eine Strandbar auf Great Guana Cay, die man, so heißt es, unbedingt gesehen haben muss. Rund acht Seemeilen ist Great Guana Cay von Marsh Harbor entfernt.

Segeln auf den Abacos

Segeln auf den Abacos

Problem dabei: dazwischen hat sich ein fulminantes Gewitter zusammengebraut. Es blitzt, es donnert – und das nicht zu knapp. Was passiert eigentlich, wenn in so einem Segelboot der Blitz einschlägt? Dank mobilem Hotspot google ich das schnell. Hätte ich mal besser gelassen. Die nächsten Minuten setze ich mich jedenfalls auf die bequeme lederne Sitzecke im Inneren der Anything Goes und versuche so gut es geht, maximalen Abstand von allem Metallischen zu halten.

Stillleben

Doch schnell ist der Spuk dann auch wieder vorbei. Unter blauem Himmel setzen wir die Fahrt nach Great Guana Cay fort und machen in der Orchid Bay Marina fest.

Farbenfroh geht es im Nippers zu

Das Nippers liegt auf der anderen Seite der Insel. Das klingt jetzt weiter, als es ist, in ungefähr 10 Minuten ist man zu Fuß dort. Wer will, der nimmt ein Golfkart. Das ist auf den Cays DAS Fortbewegungsmittel und entsprechend ist der „Parkplatz“ vor der Strandbar auch bis auf den letzten Platz von diesen Gefährten belegt. Ein erst einmal skurriler Anblick.

Standard-Fortbewegungsmittel auf den Cays (hier in Green Turtle Cay)

Skurril geht es direkt weiter. Denn das Nippers ist komplett anders, als ich das erwartet hatte. Ein Mix aus Sansibar und Ballermann, gemischt mit karibischem Lebensgefühl. Es herrscht Party! Mädels im Bikini, Skipper in Badehosen, hier tummelt sich so ziemlich alles und jeder.

Party und „Sunday Pig Roast“ im Nippers

Über die leicht windschiefe Holztreppe gelangt man zum rund fünfeinhalb Meilen langen Strand. Einem – klar – der schönsten der Bahamas. Baden im türkisen Wasser, entweder mit den Party People des Nippers oder, nur ein paar Meter weiter, fast alleine. Paradies. Isso.

Ruhe am Strand

Mit nahendem Sonnenuntergang werden die Sandflies langsam aktiv. Lästige, nahezu unsichtbare Viecher. Also zurück zum Boot. Auf der Haute Water wird bereits gekocht. Es gibt Spaghetti für alle. Seeluft macht hungrig und auf so einer Yacht schmeckt alles nochmal doppelt so gut.

Zurück in der Marina

Einziges Problem: die Gezeiten. Als wir ankamen, war ja noch Ebbe. Nun aber kommt die Flut. Und da die Holzpiers der Marina statisch sind, wird der Zustieg zum Boot als absoluter Segel-N00b zusehends problematischer. Tony, der Skipper, und Herbert, ebenfalls erfahrener Segler und glücklicherweise auch Mitglied des Team Anything Goes, zeigen mir den ein oder anderen Trick, dennoch sicher an und von Bord zu kommen. Läuft bei mir.

Sunset over Great Guana Cay

Die erste Nacht auf der Anything Goes ist ruhig. Fast schon zu ruhig, denn dass man auf dem Wasser ist, merkt man hier in der Marina kaum. Dazu Annehmlichkeiten wie Strom, Klimaanlage, fließend Wasser und sogar W-Lan – Puristen würden aufschreien, ich verwöhnter Kreuzfahrt-Massentourist allerdings find’s recht nett so.

Hier ist noch Handarbeit gefragt

Der nächste Morgen. Punkt 6 Uhr bin ich wach. Nicht so ganz freiwillig. Da wir uns in der Nacht gegen einen weiteren Einsatz der überaus effizienten Klimaanlage entschieden hatten, hieß es ab dann alle Fenster und Luken auf. Das ist recht einfach und dank Fliegengittern bleibt ungebetener Besuch auch draußen, dafür weht eine ganz leichte, angenehme Briese und: man kann das Wasser hören. Schön!

Meeresrauschen, visuell

Doof nur, wenn sich das am frühen Morgen ansammelnde Kondenswasser am Boot seinen Weg genau durch die Luke oberhalb meines Bettes sucht und, geteilt durch das Fliegengitter, als feiner Spray auf meinem Gesicht landet. Egal. Genug geschlafen.

Morgendlicher Blick nach oben

Draußen ist’s schon richtig schön, die Sonne ist grad aufgegangen, die Luft noch ein wenig frisch, die zum Trocknen herausgehängten Badetücher – noch feuchter (hätte man wissen können). Ab zu den Duschen, denn wenn das Schiff schon im Hafen liegt, nutzt man besser die weitaus geräumigeren Fazilitäten der Marina.

Living The Dream…. – hier in Little Harbour

Kaum zurück, legt Floyd mit der Haute Water auch schon wieder ab. Also Leinen los und nix wie hinterher. In der Nähe von Spoil Bank Cay wird der Anker gesetzt. Ein wenig Schwimmen im türkisblauen Wasser oder – mit dem Dinghi (dem kleinen Beiboot, welches ich bisher immer als Zodiac bezeichnet hatte) zu noch seichterem Gefilde und dort auf Conch-Suche gehen.

Kurzer Badestopp

Conch, wir erinnern uns aus Teil 1, ist die Meeresschnecke, die auf den Bahamas sowas wie das Grundnahrungsmittel darstellt. Die Große Fechterschnecke oder auch Riesen-Flügelschnecke lebt in Seegraswiesen und auf Sand. Schnell hat Tony die ersten Exemplare gefunden.

Conch

Wichtig: nur erwachsene Conchs dürfen gefangen werden, da die Bestände durch jahrelange Überfischung gefährdet sind. Erkennen kann man das Alter anhand der Größe der „Lippe“, also des Randes des charakteristischen Gehäuses. Ist diese zu klein heißt es zurück ins Wasser. Glück gehabt.

No Name Cay

Nach erfolgreicher Jagd geht die Reise weiter zum No Name Cay. Ein auf der Insel lebender Farmer, so heißt es, hatte vor einigen Jahren das Interesse an seinen Schweinen verloren. Diese leben jetzt frei auf der Insel und werden von Fischern und Besuchern mit Wasser und allerlei anderen Köstlichkeiten versorgt.

Schweine im Weltall Wasser

Das kleine und große Borstenvieh ist ein Touristenmagnet und einfach süß anzuschauen. Aber Vorsicht: die Kleinen sind gierig und landet man mit dem Dinghi am Strand, kann es durchaus sein, dass sie binnen Sekunden von allen Seiten das Boot entern.

Nein, die Kamera ist nix zum Essen!

Direkt neben No Name Cay liegt Green Turtle Cay mit der „Stadt“ New Plymouth. Ein wunderhübsches, leicht verschlafenes Dörfchen, das im 18. Jahrhundert gegründet wurde und über eine für die Bahamas einzigartige Architektur verfügt.

New Plymouth

Wir kehren im „The wrecking Tree“ ein, wo es – natürlich – wieder Conch in allen Variationen gibt. Anschließend setzen Floyd und Tony Kurs auf Treasure Cay.

Cracked Conch, Coleslaw

Treasure Cay, und jetzt wird’s kompliziert, ist eigentlich gar kein Cay, denn es befindet sich auf Great Abaco Island, sozusagen dem „Festland“ der Abacos. Egal. Entstanden sind hier zahlreiche Villen, eine große Marina und ein Golfclub.

Ja Servus!

Gesehen haben muss man den Coco Beach, einen der, wir ahnen es schon, schönsten Strände der Bahamas. Und in der Tat ist das, was sich nach ein paar Minuten Fußweg von der Marina auftut mit das Schönste, was ich in meinem bisherigen Strandleben gesehen habe. Der Sand scheint hier noch ein wenig feiner, noch ein wenig weißer, das Meer noch ein wenig farbenfroher zu sein als anderswo. Paradiesisch.

Coco Beach, Treasure Cay

Fast schon schade, dass wir irgendwann wieder zurück auf die Katamarane müssen. Muss aber sein. Schließlich gibt’s noch was zu essen.

Conch Salad

Nach einem Ausflug zum „Blue Hole“ am nächsten Morgen geht die Reise dann auch schon weiter. Ein weiterer Segelturn steht an. Ein weiterer Segelturn? Streng genommen ist es heute das erste Mal, dass wir Segel setzen.

Treasure Cay Blue Hole

Vorbei am berühmten Leuchtturm von Hope Town und dem Sichelstrand von Tahiti Beach, der nur bei Ebbe zu sehen ist, geht es unter vollem Segel bis zum Tilloo Nationalpark und wieder zurück nach Elbow Cay. Ein herrliches Erlebnis.

Der Leuchtturm von Hope Town

Dort ankern wir vor dem Fire Fly, auf dessen Terrasse wir bei Sonnenuntergang ein herrliches Abendessen genießen dürfen.

Firefly, Elbow Cay

Am nächsten Morgen erneut Aufbruch in Richtung Süden, diesmal bis Little Harbour, gelegen auf Great Abaco und Heimat von Pete’s Pub. Vor der nicht nur unter Seglern sehr bekannten Strandbar haben bereits etliche Boote an den Muringbojen festgemacht.

Tony und das Dinghi in Little Harbour

In der Bar herrscht schon zu Mittag eine ausgelassene Stimmung. Überall sieht man T-Shirts, die, von den Besuchern unterschrieben, an Decken und Wänden aufgehängt wurden.

Pete’s Pub

Mittags kann man Gerichte wie den Sweet-Chilli Snapper, den Lemon-Pepper Mahi Wrap oder das BBQ Wild Pork Sandwich genießen. Bis 16 Uhr ist die Lunch Karte verfügbar, so lange haben wir heute allerdings keine Zeit. Die Ebbe kommt und wir müssen vorher wieder Kurs in Richtung Elbow Cay setzen.

Atlantikküste

Atlantikküste

Heute weht ein kräftiger Wind, sodass, wie schon am Vormittag, nun auch am Rückweg die Segel gehisst werden. Die Anything Goes schafft es so auf rund zehn Knoten. Klingt nach wenig, fühlt sich aber in Wirklichkeit pfeilschnell an. Insbesondere, liegt man auf dem Trampolin zwischen den beiden Rümpfen.

Wasserdichtes Equipment ist durchaus von Vorteil

Hier peitscht das Wasser von allen Seiten auf einen ein, binnen Sekunden ist man komplett durchnässt. Bei den Temperaturen und dem Anblick des Meeres einfach nur herrlich.

Und immer gut festhalten

Die Fahrt zurück nach Elbow Cay gehört definitiv zu den schönsten Erlebnissen meines bisherigen Lebens. Fast schon traurig wird man da, je näher der gestreifte Leuchtturm von Hope Town kommt.

Hope Town kommt in Sicht

Kurz vor Eagle Rock holt Tony die Segel ein, unter Motorkraft geht es in den Hafen, wo wir mit vereinten Kräften wieder an einer Muringboje festmachen, ehe uns Tony mit dem Dinghi an Land bringt.

Catch me – if you can: Mooringboje

Hope Town ist architektonisch wohl die typischste Stadt der Bahamas. Die Gebäude erstrahlen in den buntesten Farben und sind allesamt extrem gepflegt. Für Neubauten gibt es strenge Vorschriften, sodass sie von den historischen Gebäuden kaum zu unterscheiden sind.

Hope Town

Immer wieder fällt der Blick auf den ikonischen Leuchtturm, einer von nur noch drei handbetriebenen, kerosinbefeuerten Leuchttürmen weltweit.

Unverkennbar Bahamas

Unverkennbar Bahamas

Bei Sonnenuntergang genießen wir ein letztes Mal karibisches Essen, diesmal im Harbour’s Edge, ehe der Segelturn am nächsten Morgen nach einer kurzen Fahrt ins gegenüberliegende Marsh Harbour sein Ende findet.

Der letzte Sonnenuntergang dieses paradiesischen Trips

Mein Fazit: Vier Tage Segeln auf den Bahamas. Vier Tage das erleben, wofür man sich normalerweise eine ganze oder gar zwei Wochen Zeit nimmt. Ein durch und durch intensives Erlebnis. Eines, von dem ich mit Sicherheit noch sehr lange sprechen werde. Beeindruckt hat mich die Vielfalt der Inseln und Cays der Abacos, die Verträumtheit und Schönheit der Dörfer, die Stimmung in den Beach Bars. Ebenfalls beeindruckend aber auch der Komfort, den man auf einer Segelyacht wie der Moorings 4800 genießt. Hätte ich das gewusst, ich wäre schon viel früher dieser Form des Urlaubs verfallen!

It’s better in the Bahamas!

Diese Reise wurde unterstützt vom Segelanbieter The Moorings www.moorings.de und dem Fremdenverkehrsamt der Bahamas www.bahamas.de. Die Strand- und Wasseraufnahmen entstanden mit Hilfe des Catalyst Unterwassergehäuses für iPhone. Auch hier ein herzliches Dankeschön!

Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2017

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