Obacht! Beim heutigen Review kommt es extrem auf die korrekte Schreibweise an. Denn Deep Sea ist nicht gleich Deepsea. Handelt es sich bei letztgenannter nämlich um eine vom Gehäuse eher klobige, schwere Dreizeiger-Uhr für Extremtaucher (die zugegeben auch ihren Reiz hat), ist die Deep Sea von Jaeger-LeCoultre das genaue Gegenteil.
Meine Zuneigung begann, als wir vor unserem luxify Weihnachtsessen 2014 in der Jaeger-LeCoultre Boutique in Frankfurt eingeladen waren. Da sah ich sie in einer Vitrine und dachte mir nur: Wow, was für eine Schönheit. Dieses klassische Chronographen-Zifferblatt, kombiniert mit der schwarzen Taucherlünette, irgendwie Vintage und doch zeitlos. Eine extrem schöne Uhr.
Seither verging kein Besuch, kein Fototermin in der Boutique, ohne dass ich nach der Deep Sea fragte. Und immer – hatte ich Pech. Gerade verkauft, kommt erst wieder, ist nicht da. Jedes Mal. Nur dieses Mal nicht. Denn vergangene Woche war das Glück endlich mal auf meiner Seite. Und obwohl an jenem Tag eigentlich die SIHH-Neuheiten im Vordergrund standen, musste ich den Jaeger-LeCoultre Deep Sea Chronograph Vintage Cermet, Referenz 208A57J, so der korrekte Name, für ein paar Fotos „entführen“.
Direkt hat es mich wieder erwischt. Sofort. Natürlich, Jaeger-LeCoultre baut eine Menge schöner Uhren, dennoch, der Deep Sea Chronograph gehört, gerade in der ausschließlich in den Monobrand-Boutiquen erhältlichen Vintage Version mit beiger Leuchtmasse, für mich zu den allerschönsten.
So ganz verstehe ich das übrigens selbst nicht. Denn eigentlich müsste mich, abgesehen von der für eine Uhr mit Namen Deep Sea eher überschaubaren Druckbeständigkeit von 10 bar (100m) noch etwas anderes stören: ich stehe nämlich nicht sonderlich auf Bicolor, oder sagen wir besser zweifarbige Uhren.
Der Deep Sea Chronograph Cermet aber ist zweifarbig. Zum Gehäuse aus Cermet mit leicht gewölbtem Saphirglas gesellen sich die Lünette und ein dicker Bodendeckel aus – ja aus was eigentlich? Titan? Zumindest eben in anderer Farbe. Auch Drücker und Aufzugskrone glänzen silbern und heben sich so stark vom Gehäusemittelteil ab.
Trotzdem – oder vielleicht auch gerade deswegen – die Deep Sea wirkt in der Cermet Version stimmig, wie ein robustes Werkzeug, bei dem die Form, bzw. das Aussehen, rein der Funktion folgt. Eine Uhr mit spannenden Kontrasten.
Cermet, was ist das eigentlich? Im Grunde sagt’s der Name schon. Eine Mischung aus CERamic und METall. Eine Aluminiummatrix wird dabei mit Keramikpartikeln verstärkt. Das macht den Werkstoff widerstandsfähiger, etwa gegenüber harten Stößen. Schadenbilder, wie man sie bei reinen Keramikgehäusen ab und an mal sieht, etwa nach einem Sturz abgebrochene Hörner, sollten bei Cermet somit nicht vorkommen.
Um die Uhr optimal vor Kratzern zu schützen, wird auf das Cermet noch eine 40 Mikron dicke Schutzschicht aus Keramik aufgebracht. So erhält man quasi das Beste aus zwei Welten und bleibt gewichtsmäßig rund ein Drittel unter Titan. Mit ein Grund, warum sich die Uhr trotz ihrer Größe von 44 Millimetern Durchmesser und 14,46 Millimetern Gesamthöhe angenehm leicht trägt.
Der Deep Sea Chronograph ist mit dem hauseigenen Kaliber 758 ausgerüstet, einem Uhrwerk mit automatischem Aufzug, 28.800 Halbschwingungen und einer Gangreserve von rund 65 Stunden bzw. 36 Stunden bei laufendem Chronographen. Der hat übrigens eine ganz besondere Eigenheit, eine Betriebsanzeige nämlich. Oberhalb des Zentrums gibt eine kreisrunde Anzeige Auskunft, ob der Chronograph gerade in Betrieb ist (rot), stoppt (halb weiß, halb rot), oder in Nullstellung weilt (weiß).
Die Anwendung kommt eigentlich aus der Luftfahrt, wo es in den 1930er Jahren darum ging, Gesamtflugzeiten addieren zu können, bei der Deep Sea soll so nun auch der Taucher unter Wasser auf einen Blick erkennen können, was gerade Sache ist. Ein hübsches Detail, wenn auch in der täglichen Anwendung vielleicht nicht ganz so notwendig.
Mein Fazit: was soll ich groß sagen, es war ja schon vorher alles klar. Der Deep Sea Chrono in seiner Vintage Cermet Variante ist eine echte Traumuhr. Eine der schönsten Sportuhren auf dem Markt, erstklassig verarbeitet und einfach toll anzusehen. Da verzeiht man auch gerne die dem Namen nicht ganz gerecht werdende Druckbeständigkeit. Denn mal ehrlich, zum Tauchen wäre sie mir eh viel zu schade.
Mein Tipp: schnell sein, denn wie ich hörte, gibt es von der Vintage Boutique Edition nur noch wenige Exemplare.
Den Jaeger-LeCoultre Deep Sea Chronograph Cermet gibt es in zwei Versionen. Die „Vintage“ Variante Q208A57J ist ausschließlich in den Jaeger-LeCoultre Boutiquen erhältlich, die Variante mit weißer Leuchtmasse (Q208A570) gibt es auch bei den offiziellen Konzessionären. Beide Modelle sind mit einem Textilstrukturband mit Dornschließe ausgestattet und kosten je 16.100 Euro. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage von Jaeger-LeCoultre.
Vielen Dank an das Team der Jaeger-LeCoultre Boutique in der Frankfurter Goethestraße für die Fotomöglichkeit.
Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2016
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