Die späten 1960er Jahre müssen uhrentechnisch eine extrem spannende Zeit gewesen sein und gerne würde ich auch fünfeinhalb Jahrzehnte später mal die Zeitmaschine anschmeißen, um einen Blick in die Manufakturen zu jener Zeit werfen zu können. Im Schweizerischen Saint-Imier könnte man da zum Beispiel die Konstruktion einer ganz besonderen Uhr beobachten: der Longines Ultra-Chron Diver, Ref. 7970.

Luxify Review Hands-on Longines Ultra-Chron Diver 2022

Vintage Longines Ultra-Chron Diver aus ca. 1968

Longines legt die Ultra-Chron neu auf

Ab 1968 ergänzte sie die bereits ein Jahr zuvor vorgestellte erste Longines Ultra-Chron, die Ref. 7950. In beiden arbeitete mit dem Kaliber 431 ein Hochfrequenz-Automatikuhrwerk, das es auf eine Frequenz von 5 Hertz, sprich 36.000 Halbschwingungen brachte. Bei den zu jener Zeit vorherrschenden 2,5 oder 2,75 Hertz eine echte Sensation.

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Neuauflage 2022: Longines Ultra-Chron, Ref. L2.836.4.52.8

36.000 Halbschwingungen verbinden heutzutage die meisten Uhrenfans maßgeblich mit den Werken der El Primero Linie. Doch Ende der 1960er Jahre war dies nur eine unter vielen Werkeentwicklungen in der Schweizer Uhrenindustrie.

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Ziel jener Kaliber war es nämlich primär, die Ganggenauigkeit markant zu steigern und so den mehr und mehr aufkommenden Quarzwerken Paroli zu bieten. Eine Gangabweichung von unter einer Minute, auf den Monat berechnet, war das Versprechen, mit dem auch Longines seinerzeit warb. Das entspricht weniger als zwei Sekunden durchschnittlicher Gangabweichung pro Tag. Ein Wert, der heute noch die strengen Chronometer-Normen deutlich unterbietet.

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Die Ultra-Chron war nicht die erste 5 Hz Uhr von Longines

Longines konnte schon seinerzeit auf ordentlich Erfahrung zurückgreifen. Bereits seit 1914 fertigte man Hochfrequenzinstrumente, stellte 1959 mit einem Observations-Chronometer fürs Handgelenk Rekorde in Sachen Präzision auf.

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Longines Stoppuhr mit 5 Hz Hochfrequenzwerk aus ca. 1914

Die Ref. 7970 aus 1968 dürfte als Kombination von Präzisionswerk und Taucheruhr bis heute allerdings das am meisten bekannte Modell darstellen. Und exakt das stand Pate bei der Neuauflage der Longines Ultra-Chron, Jahrgang 2022.

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Die neue Ultra-Chron ist kein Vintage Klon

Longines ließ sich dabei zwar durchaus vom historischen Vorbild inspirieren, verzichtet aber darauf, eine Art 1:1 Vintage-Klon auf den Markt zu bringen. Die Proportionen sind der heutigen Zeit angepasst, die Form ein wenig dezenter, gefälliger und doch ist die Uhr schon auf den ersten Blick als Ultra-Chron erkennbar.

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Die Referenz L2.836.52.9 (bzw. L2.836.4.52.8 mit Lederband) misst nun 43 Millimeter statt 41 wie das Vorbild. Die Wasserdichtigkeit stieg von 200 auf nun 300 Meter. Zwar hat auch das aktuelle Modell ein Edelstahl-Gehäuse in Kissenform, doch ist diese Form nicht mehr ganz so stark ausgeprägt, wie fünfeinhalb Jahrzehnte zuvor.

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Das Design der Lünette, die im Falle der Neuauflage mit einem Saphirglas-Inlay ausgefasst ist, überzeugt mit authentischem Look. Speziell die aus der Bauweise resultierende Schattenwirkung der Indexstriche und Leuchtziffern ist äußerst spannend umgesetzt. Auch die Form der Indexe und der Zeiger wurde weitgehend vom Original übernommen. Auf braun-beige Fake-Patina wurde dabei aber verzichtet. Stattdessen strahlen die aufgedruckten Indexe in reinem Weiß, für die Super-LumiNova Leuchtmasse wurde ein grünlich-gelber Farbton gewählt.

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Kein Datum und die Frage: bleibt das so?

Damals wie heute ist das Longines Logo in Form einer geflügelten Sanduhr ebenso auf das gekörnte, schwarze Zifferblatt aufgesetzt wie das charakteristische Ultra-Chron Symbol. Interessant: war die einstige Referenz 7970 mit einem Fensterdatum bei 3 Uhr ausgerüstet, verzichtet man bei der Neuauflage auf dieses. Ein eher ungewöhnlicher Schritt, der der Uhr allerdings maximale Harmonie beschert.

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Erinnern wir uns an die Anfänge der Neuauflage der Longines Heritage Diver, so mag man auch bei der Ultra-Chron nun darüber spekulieren, dass das jetzige Modell nach nur kurzer Zeit von einer Variante mit Datum abgelöst werden könnte. Ob dem wirklich so sein wird, das allerdings liegt in den Sternen.

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Für den Anfang kommt die Uhr jedenfalls in zwei Versionen. Die Erste verfügt über ein sehr gut verarbeitetes, extra langes Gliederarmband in Edelstahl mit einer satt schließenden Faltschließe. Zu bemängeln wäre hier, wenn überhaupt, dann die fehlende Schnellverstellung. Mittels Federstegbesteck oder eines Zahnstochers zumindest lässt sich das Band aber in vier Positionen um insgesamt 8 Millimeter feinverstellen.

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Zwei Varianten und ein Nato-Strap on top

Variante Zwei kommt an einem braunen Lederband mit Dornschließe. Beide Versionen sind zu Beginn in einer speziellen Holzbox, ausgestattet mit Bandwechselwerkzeug und einem zusätzlichen schwarzen Natostrap mit rotem Streifen, erhältlich.

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Lieferumfang der Longines Ultra-Chron, Ref. L2.836.4.52.8

Unter dem verschraubten Stahlboden mit Ultra-Chron Logo und dem Hochfrequenz-Symbol vollzieht das Automatik-Kaliber 836.6 seinen Dienst. Es ist mit einer Silizium-Spiralfeder ausgestattet und bietet, trotz der erhöhten Frequenz von 5 Hertz, eine Gangreserve von immerhin noch rund 52 Sunden.

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Ultra-Chronometer – Officially Certified

Jede Uhr wird beim unabhängigen Genfer Prüflabors Timelab 15 Tage lang in unterschiedlichen Positionen und bei drei verschiedenen Temperaturen getestet. Wichtig zu wissen ist, dass bei der Ultra-Chonometer Zertifizierung der gesamte Uhrenkopf geprüft wird und nicht nur das unverbaute Werk.

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Im Fall der hier gezeigten Testuhr liegt die bescheinigte mittlere Gangabweichung übrigens bei 1,56 Sekunden pro Tag. Das macht mit anderen Worten nicht einmal 47,5 Sekunden pro Monat und damit noch einmal deutlich weniger als die 1967 versprochene Minute.

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Fazit

Mein Fazit: als ich die Neuauflage der Longines Ultra-Chron auf einem ersten Foto sah, war für mich sofort klar, die Uhr, die musst du dir näher anschauen. Auch live enttäuscht die Diver nicht. Sie bietet angenehmen Tragekomfort trotz stattlicher Größe und eine perfekte Portion Sixties-Style. Das Beobachten des fein gleitenden Sekundenzeigers macht ebenso Spaß wie dem Hochfrequenz-Werk mit dem Ohr zu lauschen. Für mich schon jetzt eine der Uhren-Überraschungen des Jahres.

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Das Video zum Review

Datenblatt:

  • Modell: Longines Ultra-Chron, Ref. L2.836.4.52.9
  • Gehäuse: 43 Millimeter, Edelstahl, wasserdicht bis 30 bar (300 Meter), boxed Saphirglas, verschraubter Edelstahlboden, einseitig drehbare Lünette mit Saphirglas-Einsatz
  • Zifferblatt: Schwarz, gekörnt, Indexe und Zeiger mit Super-LumiNova
  • Armband: Gliederarmband aus Edelstahl, Faltschließe, zusätzliches NATO Band aus recyceltem Material in Schwarz mit rotem Strich
  • Uhrwerk: Kaliber L836.6, Automatik, 36.000 A/h (5 Hz), 52 Stunden Gangreserve
  • Funktionen: Stunde, Minute, Sekunde
  • Limitierung: keine
  • Garantie: 5 Jahre
  • Preis: EUR 3.510 (DE), EUR 3.540 (AT)
  • Verfügbarkeit: Juni 2022
  • Link zum Hersteller: https://www.longines.com/de/ultra-chron/
  • Varianten: Ref. L2.836.4.52.8 mit braunem Lederband, Dornschließe und zusätzlichem NATO Strap für EUR 3.310 (DE), EUR 3.330 (AT)

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Fotos: © Longines (3), PCS (15) 2022

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