Starten wir dieses Review einmal mit etwas Persönlichem. Dann haben wir es hinter uns. Ich mag sie nicht, die Batman GMT. Und ich kann den Hype, der sich um dieses Modell entwickelt hat, nicht nachvollziehen. Die Farbkombination aus jenem wirklich viel zu grellen Blau und Schwarz, meiner Meinung nach entstand sie damals rein aus einer Not heraus. So. Jetzt ist es raus. Nun, da dies gesagt ist, beginnen wir mit ein wenig neuzeitlicher GMT Geschichte.
Die Geschichte der Rolex GMT-Master II Cerachrom
2005 startete die neue GMT-Master II Reihe mit dem Vollgoldmodell 116718 LN. Neben einem deutlich dickeren Gehäuse bestach das Modell in erster Linie durch seine schwarze Cerachrom Lünette. Ein Jahr später folgte die Bicolor Version 116713 LN, in 2007 dann kam mit der 116710 LN auch die Variante in Edelstahl heraus.
Die perfekte Uhr, wie ich in einem Vergleichstest vor über 10 Jahren feststellte (Rolex‘ drei Siebentausender – eine Kaufberatung: hier geht’s zum Artikel). Einziges Problem: seit ihrer Premiere in den 50er Jahren war das Charakteristischste an der GMT immer ihre zweifarbige Lünette. Und so wollte Rolex auch der neuen GMT endlich wieder zur Zweifarbigkeit verhelfen.
Da die Ergebnisse mit roter Keramik zu jener Zeit noch nicht ganz befriedigend, die Produktion einer einteiligen blau-roten Keramiklünette für ein Volumenmodell wie die Stahl GMT noch dazu wohl zu aufwendig und somit zu teuer war, startete man 2013 also mit einer Notlösung. Einer Lünette aus blauer Keramik. Sowas kannte man schließlich bereits von der Yacht-Master II. Mittels chemischer Prozesse beim Brennen ließ man die obere (Nacht-)Hälfte dann schwarz werden. Die 116710 BLNR war geboren (mehr dazu in der damaligen Vorstellung auf Luxify).
Die perfekte Rolex war gar nicht perfekt
Historisch betrachtet hat die Batman Lünette in der GMT also nichts zu suchen, denn die eigentliche Lünette der GMT war Blau-Rot, gefolgt von einfarbig Schwarz. Die GMT II wiederum hatte in Stahl bis ins Jahr 2000 nur eine einzige legitime Lünette: Schwarz-Burgunderfarben. Sei es drum, die 116710BLNR wurde dennoch ein Erfolg.
Mit Ausnahme der Ergänzung um jene BLNR und der im Jahr darauf präsentierten, lange erwarteten Pepsi Lünette im Weißgoldmodell 116719 BLRO (mehr zu ihr in der Vorstellung und dem Hands-on Review aus 2014), ließ man die GMT-Master II Reihe bis zum vergangenen Jahr komplett unberührt. Die Verfügbarkeit war einigermaßen gegeben, auf die Batman musste man ein wenig länger warten, meist aber auch keine Ewigkeit.
126710 BLRO – die Pepsi ändert alles
Dann öffneten sich die Tore zur Baselworld 2018. Und alles änderte sich. Mit der neuen Pepsi in Edelstahl, der 126710 BLRO, setzte ein Hype ein, der kurzzeitig sogar jenen der Stahl-Daytona überflügelte. Jeder, so schien es, wollte diese Uhr, im Gegensatz zur Stahl-Daytona bekam sie aber wirklich kaum jemand. Und das, obwohl sich Rolex durchaus an die Versprechungen hielt, dieses Modell „gut“ auszuliefern.
Ein wenig Verwirrung herrschte kurzzeitig angesichts der zwei bisherigen Stahl-Modelle 116710 LN und 116710 BLNR. Im Katalog nicht mehr abgedruckt, waren sie im Schaufenster sehr wohl zu sehen. Sie bleiben in der Kollektion, hieß es denn auch letztes Jahr in Basel.
Die Batman ist eingestellt. Oder auch nicht.
Doch Anfang Dezember erreichte einige Konzessionäre die Info, dass zumindest die BLNR nicht mehr länger bestellbar sei. Die Batman sei eingestellt. Und der Hype, der sich bislang hauptsächlich um die Pepsi drehte, erreichte nun auch sie. Zu Recht?
Seit vorletzter Woche wissen wir: Nein! Nicht die Batman wurde eingestellt, die Modelle mit schwarzer Lünette hat es getroffen. Rolex bereinigt sein GMT Portfolio, welches von nun an ausschließlich aus Modellen mit neuen Werken und zweifarbigen Lünetten besteht.
Neben der Stahl-Pepsi ist das die ebenfalls im vergangenen Jahr vorgestellte 126715 CHNR aus Everose Roségold, sowie deren Bicolor Schwester, die 126711 CHNR in Rolesor Everose (das Review der 126711CHNR gibt es hier noch einmal zum Nachlesen).
116710LN, 116713LN und 116718LN sind discontinued, aus 116719BLRO wird 126719BLRO, aus 116710BLNR die 126710BLNR. Batman ist tot, lang lebe Batman!
126710 BLNR – Wiedergeburt der Batman mit neuem Werk
Das neue Modell hat mit der alten Batman weit weniger gemein als es der erste Blick vermuten lässt. Ja, im Grunde ist sie bis auf GMT-Zeiger und Lünetteninlay identisch zur letztjährigen Pepsi (mehr über die Uhr und den sie begleitenden Hype im damaligen Review). Auch sie verfügt nun über das leicht modifizierte Gehäuse mit anderem Schliff, auch sie hat mit dem Kaliber 3285 ein Next Generation Uhrwerk mit 70 Stunden Gangreserve, erkennbar an der kleinen zusätzlichen Krone bei 6 Uhr auf dem Zifferblatt, und – auch sie trägt nun ein Jubilé-Band.
GMTs in Oystersteel nur noch an Jubilé, eine äußerst konsequente, wenn auch unter historischen Gesichtspunkten nicht ganz nachvollziehbare Entscheidung. Zwar war die GMT-Master über Jahrzehnte das einzige Sportmodell, welches auch mit der Option des fünf-gliedrigen Schmuckbandes in der Preisliste stand, nur hatte man eben immer die Wahl. Jene fällt nun weg, da Rolex die Oysterbänder nur noch den Modellen in Rolesor Everose, Everose Rosé und Weißgold gönnt.
Rolex Uhren als Wertanlage
Und auch wenn ich es vermeiden möchte, über Dinge wie Rolex als Wertanlage und das Wertsteigerungspotential einzelner Modelle zu schreiben: interessant ist es schon, was seit Eröffnung der Baselworld im Gebrauchtuhrenmarkt passiert. Die (aufgerufenen) Preise der beiden eingestellten Stahl-GMT Referenzen sind seither jedenfalls schon deutlich gestiegen. Und das, obgleich Konzessionäre aktuell durchaus noch mit den „Auslaufmodellen“ beliefert werden sollen.
Ob die neue Batman mit Jubiléband indes auch so eine extreme Nachfrage haben wird, wie dies vergangenes Jahr bei der Pepsi der Fall war, das wird sich erst noch zeigen. Mit 8.400 Euro sind die beiden nun jedenfalls gleich bepreist. Fraglich ist aber auch, ob Rolex die Batman großzügiger ausliefert als bislang die Pepsi oder ob gar Kapazitäten von der BLRO hin zur BLNR abgezogen werden, diese also noch einmal deutlich weniger ausgeliefert werden könnte. Es bleibt spannend.
Fazit
Mein Fazit: bei der Bereinigung der GMT-Master II Modellpalette handelt Rolex konsequent. Die Entscheidung, mit der 126710 BLNR nun ein zweites Modell am Jubiléband herauszubringen und das Oysterband für die Stahl-Modelle somit komplett zu streichen, wird allerdings nicht jeden GMT Fan glücklich machen. Ob traditionelle schwarze Lünette und Stahl-Oysterband irgendwann einmal zurückkehren werden, bleibt fraglich, wurde zumindest auf der Baselworld erst einmal ausgeschlossen.
Von den strategischen Entscheidungen abgesehen ist die neue Batman definitiv die bessere Batman. Stimmiges Gehäuse und neues Werk mit mehr Gangreserve sind gute Argumente, auf das neue Modell zu gehen. Sofern man denn überhaupt eines beim Konzessionär bekommt. Und sofern einem die grellblau-schwarze Lünette wirklich besser gefällt als die Pepsi. Aber ok, das Persönliche hatten wir ja oben bereits abgehakt.
Datenblatt:
- Modell: Rolex Oyster Perpetual GMT-Master II, Ref. 126710 BLNR
- Gehäuse: 40 mm, Oystersteel Edelstahl, wasserdicht bis 100 Meter, Saphirglas mit doppelt entspiegelter Zykloplupe
- Armband: fünfreihiges Jubilé Metallarmband, Ref. 69200, massive Elemente in satiniertem und poliertem Oystersteel, Oysterlock Sicherheitsfaltschließe mit Easylink-Verlängerung um 5 mm.
- Uhrwerk: Manufakturwerk, Kaliber 3285, Automatik, 28.800 A/h (4 Hz), ca. 70 Stunden Gangreserve
- Funktionen: 24-Stunden-Anzeige, unabhängig verstellbare, springende Stunde für eine zweite Zeitzone, Minute, Zentralsekunde mit Sekundenstopp, Fensterdatum bei 3 Uhr
- Preis: 8.400 Euro (UVP Deutschland)
Fotos: © PCS 2019
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