Pepsi, Pepsi, Pepsi – zurzeit fliegt alles auf die Blau-Roten GMT-Modelle von Rolex und der Tochtermarke Tudor. Da tut es gut, auch einmal wieder über eine Uhr ohne zweite Zeitzone und jene markante Farbkombination zu schreiben.
Sechs Jahre Tudor Black Bay, 54 Varianten!
Dabei ist der heutige Review-Kandidat nicht weniger interessant. Im Gegenteil! 2012 startete Tudor mit der ersten Heritage Black Bay. Und ohne genaue Zahlen zu kennen darf man doch mutmaßen, dass es sich bei jenem Modell um einen vollen Erfolg gehandelt hat.
Anders kann man es sich jedenfalls kaum erklären, dass aus der roten Taucheruhr von damals mittlerweile eine durchaus stattliche Modellfamilie von, wenn ich richtig gerechnet habe 54 Modellvarianten geworden ist – Sondermodelle nicht mitgezählt.
Auf Rot folgt Blau – dann gibt’s kein Halten mehr
Zwei Jahre nach dem roten „Original“ kam 2014 die weitaus moderner aussehende Black Bay mit blauer Lünette heraus, ein Jahr darauf war die Heritage Taucheruhr dann auch mit schwarzem Tauchring erhältlich.
2016 dann die große Überraschung: alle drei Modelle werden von nun an mit dem Tudor Manufakturkaliber MT5602 ausgerüstet. Es folgen die 43 Millimeter große Black Bay Bronze, eine schwarze PVD „Dark“ Version, eine Bicolor Black Bay, Varianten ohne Tauchlünette in 36 und 41 Millimetern, die Black Bay Steel mit Datum, der Black Bay Chronograph und in diesem Jahr die kleine Black Bay 32, die Pepsi GMT, der ich ja bereits ein eigenes Review gewidmet habe (hier der Link), und eben die Tudor Black Bay Fifty-Eight. Was für ein Portfolio. Wow!
Black Bay Fifty-Eight – liest man das, könnte man zunächst einmal aufschrecken. Fifty-Eight? Die haben jetzt nicht wirklich eine Black Bay in 58 Millimetern rausgebracht? Nein, haben sie nicht.
1958 bis 2018 – 60 Jahre Tudor Submariner „Big Crown“
Der Beiname ist historisch zu sehen. Fifty-Eight = 1958. Das Jahr, in dem die originalen, ersten, echten so genannten Big Crown Modelle der Tudor Submariner, Referenz 7924 herauskamen.
1958 – 2018, man merkt es schon, es ist mal wieder Zeit, einen runden Geburtstag zu feiern. Und so ist die Fifty-Eight im Grunde das Jubiläums-Modell zum 60-Jährigen. An dieser Stelle dann mal herzlichen Glückwunsch, liebe Tudor.
Für ihr Jubiläumsmodell hat sich Tudor etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Etwas, was zunächst nicht wirklich auffällt, denn auf den ersten Blick schaut die Neue ihrer Schwester mit schwarzer Lünette äußerst ähnlich.
Downsizing, wie man es gerne hat
Erst, legt man die Fifty-Eight neben ein anderes Standardmodell der Kollektion wird klar, was hier Sache ist. Tudor hat die Black Bay – geschrumpft! Statt 41 Millimetern misst die Neue nur noch derer 39. Entsprechend verringert sich auch der Bandanstoß von 22 auf 20 Millimeter und – und spätestens hier bin ich verzückt – auch die Bauhöhe schrumpft. ENDLICH!! Von stolzen 15 auf nun unter 12 Millimeter.
Wer meine bisherigen Reviews zu den Tudor Heritage Modellen verfolgt hat, der weiß, wenn es für mich ein absolutes Ausschlusskriterium für den Kauf einer Black Bay gegeben hat, dann war es eben jene Bauhöhe, die selbst eine Rolex Deepsea noch halbwegs zierlich erschienen ließ.
Nun also legt Tudor nach. Und heraus kommt: eine wirklich erstaunlich wohlproportionierte Uhr! Natürlich lässt die Seitenansicht noch immer die richtig dünne Eleganz vermissen, doch nein, das geht schon klar. Das passt. Das ist sogar richtig gut geworden.
Snowflake trifft Gilt Dial – moderne Interpretation eines Klassikers
Auch die Draufsicht kann überzeugen. Die Fifty-Eight nimmt erneut Anleihen am sogenannten „Gilt-Dial“ mit seinen goldenen Aufdrucken von Schrift und Minuterie. Hinzu kommt eine nun ebenfalls mit goldener Schrift bestückte einseitig drehbare Lünette, klassisch mit Alu-Inlay, eingefasster Leuchtperle und roter Dreiecksmarkierung.
Zuviel Vintage? Das ewige Thema. Geschmackssache. Zumindest aber hat man sich für eine weiße Leuchtmasse entschieden, wodurch die Uhr dann doch wieder ein Stück weit modern wirkt.
Als Zeiger hat Tudor erneut goldfarbene „Snowflake“ Zeiger gewählt, und auch wenn die Zeigerform eigentlich erst ein Jahrzehnt später präsentiert wurde, stellen sich einem bei der Kombination der Schneeflocken mit dem goldenen Blatt spätestens sechs Jahre nach der ersten Black Bay die Nackenhaare nicht mehr ganz so auf. Irgendwann gewöhnt man sich eben an alles.
Nein, Tudor hat mit der Black Bay seinen Weg gefunden. Sie haben eine Sportuhrenlinie ins Leben gerufen, die sowohl die Herkunft der Marke gekonnt interpretiert, als auch maximal möglichen Abstand zu den aktuellen Modellen der Muttermarke Rolex hält.
Eine Rolex Submariner kostet mehr als das Doppelte
Das gilt auch für die Preise. Denn die Fifty-Eight, die es auch wieder mit Stahlband, Lederband, sowie Textilband gibt, ist mit 3.040 Euro (Textil- oder Lederband) bzw. 3.330 Euro (Stahlband) nicht einmal halb so teuer wie die Non-Date Submariner 114060 von Rolex!
Dafür allerdings erhält man bei der Fifty-Eight bereits ein Werk mit 70 Stunden Gangreserve! Möglich macht das das Manufakturkaliber MT5402. Im Vergleich zum MT5602 der 41-Millimeter-Modelle schrumpft es in den Dimensionen von 31,8 Millimetern Durchmesser auf derer 26, die Höhe des Automatikwerks, welches ebenfalls über eine COSC-Zertifizierung verfügt, wurde von 6,5 auf 4,99 Millimeter verringert.
Wasserdicht ist auch der jüngste Spross der Black Bay Familie wieder bis 200 Meter.
Auch am Arm ein echtes Prachtstück
Und wie wirkt die 58er nun am Arm? Nahezu perfekt! Die Größenreduzierung auf 39 Millimeter Durchmesser schadet der Black Bay keinesfalls. Sie wirkt noch immer deutlich präsent, allerdings weit weniger wuchtig. Dank des nun deutlich niedriger bauenden Gehäuses ist die Uhr auch in der Seitenansicht nun äußerst gelungen. Auch die fetten, polierten Fasen in Anlehnung an den sogenannten „Bexley-Schliff“ kommen dadurch noch besser rüber. Da schaut man doch wirklich gerne an sein Handgelenk!
Einzig die Faltschließe mit ihrem Sicherheitsbügel kommt für meinen persönlichen Geschmack im Zusammenspiel mit dem Nieten-Band in Oyster Optik noch immer ein wenig arg wuchtig rüber, was in meinem Fall allerdings egal wäre, würde ich die Fifty-Eight sowieso ausschließlich an einem Leder- oder Textilband tragen.
Fazit
Mein Fazit: sechs Jahre nach Präsentation der ersten Black Bay und 60 Jahre nach der ersten Big Crown Submariner zeigt Tudor eindrucksvoll, wie man die eigenen Gene zu einer gefälligen und gleichermaßen modernen wie erkennbar historisch beeinflussten Armbanduhr kombinieren kann. Die Fifty-Eight ist eine sehr schöne und stimmige Taucheruhr zu einem fairen Preis. Der neue Durchmesser, vor allem aber das deutlich dünnere Gehäuse machen sie zu nichts weniger als der besten Black Bay aller Zeiten!
Datenblatt:
- Modell: Tudor Heritage Black Bay Fifty-Eight, Ref. 79030N
- Gehäuse: 39 mm, Edelstahl, wasserdicht bis 200 Meter, gewölbtes Saphirglas
- Zifferblatt: schwarz, matt, gewölbt, aufgesetzte Indexe mit Leuchtmasse, Zeiger mit Leuchtmasse
- Armband: vernietetes Gliederarmband aus Edelstahl mit Sicherheitsfaltschließe oder Lederarmband in Braun mit Sicherheitsfaltschließe oder schwarzes Textilband mit goldfarbenem Streifen und Stiftschließe
- Uhrwerk: Manufakturwerk, Kaliber MT5402 (COSC), Automatik, 28.800 A/h (4 Hz), ca. 70 Stunden Gangreserve
- Funktionen: Stunde, Minute, Zentralsekunde mit Sekundenstopp
- Preis: 3.330 Euro (AT: 3.360 Euro) mit Edelstahlband, 3.040 Euro (AT: 3.060 Euro) mit Leder- oder Textilband
Fotos: © PCS 2018
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