Die Limousine fährt vor, der Portier öffnet die Tür, der Gast betritt das Hotel durch die Drehtür. Ein Szenario, wie man es an diesem Tag am Promenadeplatz im Minutenabstand beobachten kann. Bereits in zweiter Reihe halten die schwarzen S-Klassen und Audi A8 vor dem Eingang des zu den Leading Hotels of the World gehörenden Hauses und selbst das reicht nicht aus. Als ein Taxifahrer auch noch die letzte verbleibende Fahrspur dazu nutzt, sich seiner Gäste zu entledigen, bricht kurzfristig Chaos aus.
Hotel Bayerischer Hof – im Vordergrund: das Palais Montgelass
Der Bayerische Hof ist unumstritten einer der Hot Spots der Landeshauptstadt und heute geht es besonders heiß her. Das hat aber nicht allein etwas mit der stattfindenden Uhrenausstellung Munichtime zu tun, vor dem Hotel warten Fotografen auf Helene Fischer, die heute in München auftritt und angeblich hier im Hotel wohnen soll. Thomas Gottschalk sei ebenfalls gesichtet worden heißt es und dann soll da auch noch ein geheimnisvoller Staatsgast auf dem Weg sein, der einen kompletten Hoteltrakt für sich habe abriegeln lassen, so hört man auf der Straße.
Ich bin kein Society-Reporter. Wäre ich einer, hätte ich an diesem Tage gewiss gut zu tun. Und würde gleichfalls auf Granit beißen. Denn auch auf noch so beiläufige Nachfragen bei der Belegschaft, was denn an den Gerüchten nun dran sei, erhalte ich keinerlei weiterführende Informationen, diese aber präsentiert mit einem Lächeln. Diskretion, soviel steht schonmal fest, wird hier groß geschrieben.
Die Rezeption
Aus gutem Grund, denn das Grand Hotel, 1841 für den Münchner Industriellen Joseph Anton von Maffei gebaut und seit 1897 in Besitz der Familie Volkhardt, ist erste Wahl bei Prominenten und Staatsgästen. Und die lieben ja bekanntlich ihre Privatsphäre.
340 Zimmer, davon 65 Suiten zählt der Bayerische Hof seit seiner Erweiterung um das an der Ecke Promenadeplatz und Kardinal-Faulhaber-Straße gelegene Palais Montgelass im Vorfeld der Olympischen Spiele 1972.
Treppenhaus des Palais Montgelass
Im Palais und im 7. Stock, dem so genannten Panorama Floor, sind die meisten der Suiten untergebracht. Mein Zimmer, Nummer 649, liegt ein Stockwerk darunter. Hier im 6. Stock befindet sich auch der öffentliche und ebenfalls unter Münchnern heißgeliebte Frühstücksraum. Zugang zu den Zimmerfluren gewährt mir ein kleiner Drücker, der die schwere Glastür öffnet, welche für die nötige Privatsphäre der Hotelgäste sorgt.
Im 6. Stock
Die Flure, sie sind ein Thema für sich. Schon bei meinem allerersten Besuch im Bayerischen Hof, gut zehn Jahre zuvor, trieben sie mich zur Verzweiflung. Sie spinnen sich zu einem Labyrinth, bei dem mir selbst langjährige Angestellte berichten, ab und an noch die Orientierung zu verlieren. Im Gegensatz zu meinem ersten Besuch, bei dem ich die damals in Gelb gehaltenen Gänge als dunkel und bereits äußerst verwohnt empfand, erstrahlen sie jetzt aber frisch renoviert und freundlich hell in Weiß- und Grautönen. Geblieben ist dieses ganz spezielle Gefühl, wenn man Schritt für Schritt meint, im Teppich zu versinken. Herrlich!
Zimmer 649 ist so schwer zu finden nicht. Eigentlich ist es das erste Zimmer auf der linken Seite. Und es ist – riesig. Mit großem Wohn-Schlafbereich, Eingangsbereich, Ankleidezimmer und ewig langem Tageslichtbad würde dieses Zimmer schon fast als Juniorsuite durchgehen, es handelt sich aber ’nur‘ um ein Doppelzimmer der Deluxe-Kategorie.
Zimmer 649
Im Bayerischen Hof gleicht kein Zimmer dem anderen. Sie unterscheiden sich in Größe, Ausblick, aber auch im Einrichtungsstil. So hat man die Wahl zwischen dem klassisch-eleganten Graf Pilati Stil, dem eher romantischen Laura Ashley Stil, dem modernen Cosmopolitan R&B Stil und dem Kolonial Stil. Mein Zimmer gehört eindeutig dem Letztgenannten an.
Standard-Doppelzimmer im Graf Pilati Stil
Nicht unbedingt das Design, welches ich jetzt in einem Hotel mitten in München erwartet hätte, in seiner Konsequenz aber schon direkt wieder cool. Das Zimmer ist extrem hell und, ich muss das nochmal sagen, wirklich verdammt groß.
Deluxe-Doppelzimmer im Kolonial Stil
Etwas dunkel hingegen wirkt der Ankleideraum. In den schwarzbraunen Schränken muss man schon genau hinschauen, ob man nicht irgend etwas darin vergessen hat, besser noch, man fühlt. Die Halogen-Deckenspots könnte man vielleicht mehr auf die Schränke ausrichten statt auf den Boden. So jedenfalls produzieren sie vor allem eines, Wärme. Und davon nicht zu wenig.
Gut, dass das Zimmer über eine Klimaanlage verfügt. Eine ausgezeichnete Minibar mit großer Auswahl an Gläsern gehört ebenso zur Ausstattung wie ein hochwertiger, wenn auch in der Größe leider nur durchschnittlicher Safe.
Die Einrichtung meines Zimmers ist in absolut tadellosem Zustand. Das Zimmer ist perfekt gereinigt, Hausschuhe in verschiedenen Größen liegen ebenso parat wie äußert kuschelige Bademäntel.
Der Interaktive TV arbeitet einigermaßen schnell und bietet eine große Auswahl an freien Sendern, zusätzlich Pay-TV und Internet. Ebenfalls ist der gesamte Hotelbereich mit W-Lan versorgt. Beim Internet wählt der Gast zwischen einer kostenpflichtigen High-Speed Verbindung für 7 Euro die Stunde bzw. 16 Euro für 24 Stunden, oder einer kostenlosen Verbindung mit geringerer, jedoch zum Surfen ausreichender Bandbreite. Ein fairer Deal.
Die Preise der Minibar und des Room Service sind der Hotelkategorie angemessen. So kostet eine Cola (0,2 l) aus der Minibar 5 Euro, ein kleines Bier (0,33 l) 5,70 Euro. Das Clubsandwich vom Zimmerservice liegt bei moderaten 18,80 Euro.
Neben dem Room Service sorgen gleich mehrere Restaurants und Bars für das leibliche Wohlbefinden. Das Beste von ihnen, das Restaurant Atelier unter der Leitung von Jan Hartwig, wurde gerade erst frisch mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.
Restaurant Atelier – ausgezeichnet mit einem Michelin Stern
Zusammen mit dem sehr empfehlenswerten Garden Restaurant und dem polynesischen Trader Vic’s beherbergt der Bayerische Hof ganze drei Hauben-Lokale. Hinzu kommt noch der Palais Keller, das Blue Spa und der bereits erwähnte Frühstücksraum mit einmaligem Panoramablick auf die Frauenkirche.
Zwei-Hauben Restaurant Garden
Insgesamt sechs Bars gibt es im Bayerischen Hof, die bekannteste von ihnen ist die falk’s Bar, errichtet im Spiegelsaal des Hotels, dem einzigen Raum, der den 2. Weltkrieg unversehrt überstanden hat. Benannt ist sie nach Falk Volkhardt, der 1959 die Leitung des Hotels übernahm und es wieder aufbaute.
falk’s Bar
Neben 40 Tagungsräumen verfügt das Haus auch noch über einen Night Club, ein Theater mit 560 Plätzen und ein Premium Kino, dessen Lounge Sofas 38 Personen Platz bieten.
Langweilig wird es hier mit Sicherheit nicht. Im Grunde müsste man das Haus wohl überhaupt nicht verlassen. Tut man es doch, findet man sich in bester Lage wieder. Bis zur Weinstraße, Frauenkirche und Kaufingerstraße sind es nur wenige Meter und auch die noblen Geschäfte der Maximilianstraße sind in ein paar Minuten erreicht. Besser geht’s eigentlich nicht.
Die große Kuppel im Erdgeschoss
Highlight bei Gästen wie bei Einheimischen ist das nun schon mehrfach erwähnte Frühstück. Für 39 Euro pro Person genießt man hier das inzwischen legendäre Champagner-Frühstücksbuffet. Auch der Frühstückssaal wurde seit meinem letzten Besuch Anfang 2013 komplett renoviert, wirkt jetzt überaus modern.
Frühstücksrestaurant
Gerade an Wochenenden ist hier ordentlich etwas los. Jeder Tisch ist besetzt, bei schönem Wetter auch auf der Terrasse. Dass das Personal bei dieser Gästeanzahl überfordert wäre, ich würde es ihm nicht verübeln. Doch alles läuft in gewohnter Perfektion ab, benötigt maximal ein wenig mehr Zeit. Großes Kompliment.
Kaminzimmer
Die Auswahl am Buffet ist sehr reichhaltig, wenngleich ich, zugegebenermaßen in sehr wenigen Fällen, auch noch reichhaltigere Frühstücksbuffets erlebt habe. Highlight ist, neben dem Champagner natürlich, die offene Showküche, in der fast schon im Akkord Omeletts nach Wunsch der Gäste zubereitet werden.
An das Frühstücksrestaurant schließt sich das, ebenso stadtbekannte, Blue Spa an. Das Glasdach über dem 6,50 x 14,50 Meter großen Pool lässt sich bei schönem Wetter öffnen, Sauna, Behandlungsräume und eine Bar gehören ebenfalls zum Spa Bereich, den auch Nicht-Hotelgäste zum Tagespreis von 38 Euro bzw. 43 Euro am Wochenende nutzen können.
Einmaliger Blick von Frühstücksrestaurant und Blue Spa
„Besuchen Sie uns häufiger“ heißt es im Prospekt des Bayerischen Hofes. Um alle Annehmlichkeiten auskosten zu können, ist dies definitiv angebracht.
Mein Aufenthalt endet, wie er begann, bei den freundlichen Mitarbeitern an der Rezeption. Im Eingangsbereich herrscht wieder geschäftiges Treiben und vor der Tür warten ein paar Leute mit Kameras auf Helene Fischer, Thomas Gottschalk oder auch irgend einen anderen Prominenten.
Nur mit dem Drücker erhält man Zugang
Prominente. Ach ja, dem ein oder anderen bin ich während meines Aufenthalts im Bayerischen Hof dann tatsächlich doch noch begegnet. Aber ich bin kein Society-Reporter, in sofern dürfen etwaige Erlebnisse hier getrost unerwähnt bleiben. 😉
Mein Fazit: alte Grand-Hotels strahlen einen ganz besonderen Charme aus. Dieser birgt jedoch auch die Gefahr in sich, altmodisch und verwohnt zu wirken. Innegrit Volkhardt modernisiert den Bayerischen Hof behutsam, schafft somit gekonnt den schwierigen Spagat zwischen gelebter Tradition und modernem Design.
Der Bayerische Hof ist der perfekte Ort für alle, die gerne „mittendrin“ sein wollen. Mitten im Geschehen, mitten in München. Wohl in keinem anderen Hotel kann man das Flair dieser Stadt so genießen wie hier. Hinzu kommt ein rundum perfekter Service. Was will man mehr?
Das Hotel Bayerischer Hof finden Sie am Promenadeplatz 2-6 in 80333 München. Die Zimmerpreise beginnen bei 268 Euro für das Einzel- und 370 Euro für das Doppelzimmer. Junior Suiten sind ab 690 Euro, Suiten ab 1.900 Euro erhältlich.
Reservierungen sind über die +49 89 21200, die Website des Hotels oder die Internetseite von Leading Hotels of the World möglich.
Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2014
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