Das Brummen wirkt geradezu unwirklich. Eben noch ließ mich das Rauschen der Wellen fast einschlummern, nun, nachdem ich den kleinen Deich passiert habe, weicht das Geräusch des Meeres jenem tiefen, sonoren Ton. Was ist das und – wo kommt es her?

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„Neue Lindenallee“ in Weissenhaus

Ein Blick nach oben beantwortet augenblicklich meine Fragen. Das Geräusch, es kommt von Bienen und Hummeln. Tausende von ihnen erfreuen sich über meinem Kopf am Saft der in voller Blüte stehenden Lindenbäume.

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Das Gärtnerhaus, dahinter das reetgedeckte Bienenhäuschen

Ich bin in Weissenhaus, einem kleinen Dorf an der holsteinischen Ostseeküste, und schlendere die neue Lindenallee entlang. „2000“ steht auf einem Findling am Wegesrand. In jenem Jahr wurde sie angelegt, die neue Lindenallee, und ergänzt die alte Lindenallee aus dem 18. Jahrhundert.

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Die Ursprünge von Gut Weissenhaus selbst gehen sogar noch wesentlich weiter zurück. Bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde es gegründet, im Jahr 1817 dann von Georg Wilhelm Graf von Platen Hallermund erworben. Keine Sorge, auch wenn es noch weit mehr Geschichtliches zu berichten gäbe, springen wir direkt zurück ins 21. Jahrhundert.

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Kavaliershaus

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In Besitz jener von Platen Hallermunds befand sich Weissenhaus nämlich noch bis vor zehn Jahren. Erst 2005 kaufte der Hamburger Unternehmer und ehemalige AOL Deutschland Chef Jan Henric Buettner das Gut, das er schon als Kind mit seinen Eltern in den Ferien immer wieder besuchte. Auf ein Stück Erdbeerkuchen zum Café schaute man seinerzeit gerne im Schloss vorbei.

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Schloss Weissenhaus, vom Außenbereich des SPA gesehen

Gut sieben Millionen Euro kostete ihn das mit der Zeit ziemlich heruntergekommene Anwesen, mehr als das Zehnfache davon steckte er in den folgenden Jahren in Sanierung, Instandhaltung und Ausbau der bestehenden Gebäude.

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Die wunderschöne Reetscheune am Dorfplatz

Mit dem Abschluss der Umbauarbeiten des Schlosses, der Eröffnung des Spa, sowie der Premiere des Gourmetrestaurants Courtier am 30. Juni vergangenen Jahres hatte das lange Warten ein Ende. Das Weissenhaus Grand Village & Spa am Meer, so der offizielle Name, war eröffnet.

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Das Areal von der Luft aus gesehen (© Weissenhaus.net)

Ein ganzer Ort an der Ostsee als 5-Sterne Superior Hotel, das weckt Erinnerungen. An ein abgesperrtes Resort, an wütende Anwohner. Buettner ging mit Weissenhaus wohlweislich einen anderen Weg. Zäune sucht man hier vergebens. Das Gelände ist auch für Anrainer, Wanderer, Radfahrer offen zugänglich, die gastronomischen Outlets wie das malerisch in den Dünen gelegene Bootshaus, das Strandbistro Alte Liebe oder das Erdbeercafé nicht ausschließlich für Resortgäste gedacht.

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Strandbistro „Alte Liebe“

Das ist schön, auch wenn es teilweise zu skurrilen Situationen führt. Etwa wenn Passanten auf einmal vor den Fenstern des eigenen Zimmers stehen und neugierig ihre Köpfe hineinstrecken.

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Suite 1 im Gärtnerhaus

Mein Zimmer ist eines der Neusten in Weissenhaus. Erst im Mai diesen Jahres eröffneten mit dem Backhaus und dem Gärtnerhaus zwei weitere Gebäude. In letztgenanntem wirkte früher der Gärtner von Weissenhaus, nun befinden sich dort drei Suiten. Nummer 3101 ist die meinige.

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Eingangsbereich, Wohnzimmer mit Sitzgruppe und Schreibtisch, Schlafzimmer, Bad – die Suite wirkt mehr wie eine kleine Ferienwohnung. Eine besonders luxuriöse, denn die verwendeten Materialen, die Möbel und speziell die Badezimmereinrichtung sind wahrlich vom Allerfeinsten. Dazu gibt es gleich drei Flatscreens, zwei an der Trennwand zwischen Wohnbereich und Schlafbereich, ein Weiterer im Bad.

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Das schöne Badezimmer mit nicht ganz flüssigkeitsresistentem Stein

Hübsches Detail: die Bad-Utensilien sind in Stoffbeuteln verpackt, diese wiederum tragen Bezeichnungen auf Platt. Da muss man manchmal ein wenig rätseln, oftmals auch schmunzeln.

Schnell ist aber eines klar: noch nie habe ich in einem 5-Sterne Superior Hotel so eine urige Gemütlichkeit verspürt, mich dabei gleichzeitig so wenig in einem Hotel gefühlt, wie hier.

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Das mag an den hübschen kleinen Fenstern liegen, an dem schönen Ausblick daraus auf den kleinen Vorgarten und die dahinter liegende neue Lindenallee. Vielleicht aber auch am schönen, reetgedeckten Bienenhaus nebenan, in welches bald eine Sauna für die Gäste des Gärtner- und Backhauses einziehen soll. Oder einfach an der Tatsache, dass sich im Gärtnerhaus wirklich nur drei Suiten befinden und man somit komplett für sich ist.

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Zur Begrüßung warten einige Aufmerksamkeiten des Hauses, auch der Dekanter ist bereits mit Portwein gefüllt. Dinge, die wie der recht erlesene Inhalt der Minibar in der Weissenhaus-Pauschale mitinbegriffen sind.

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Achtung: nur die Ente gehört zur Standard-Ausstattung

Ebenso das Frühstück, welches wahlweise im Schloss oder im Bootshaus eingenommen werden kann, W-Lan, Sky-TV, Parkplatz, Shuttleservice, Strandkorbnutzung und Eintritt in die Schlosstherme, den Spa-Bereich.

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SPA Bereich Schlosstherme

Für jenen stehen schon im Zimmer Taschen mit Spa-Bademänteln bereit. Im Bad warten darüber hinaus noch Strand-Tücher. Und mit denen geht es nach Einzug auch direkt los. Der Weg zum Strand führt über besagte neue Lindenallee hinunter zum Bootshaus. Kurz durch die Düne und schon ist man da.

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Der Weg zum Strand

Weit ist der Weg nicht, doch wer will, der kann den bereits erwähnten Shuttleservice anrufen. Dieser kommt dann mit einem der Golf-Carts oder dem Audi A3 e-tron vorbei und fährt die Gäste zum gewünschten Ziel des weitläufigen Resorts.

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Alte Schmiede

Der Naturstrand selbst ist drei Kilometer lang. In Reih und Glied stehen hier die weißen Strandkörbe mit dem äußerst einprägsamen Weissenhaus Logo, einer Neuinterpretation des Stammwappens der Herren und Grafen von Platen.

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Sich zurücklehnen, die Sonne genießen, dem Rauschen der Wellen zuhören – großartig. Schade allerdings, dass die Strandkörbe nicht durch das nahe gelegene Bootshaus bewirtschaftet werden. Zusätzliche Loungemöbel, Liegen, Sonnenschirme oder Cabanas würden den Strand komplettieren.

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Doch sämtliche Baumaßnahmen in Weissenhaus müssen mit Denkmal- und Dünenschutz abgestimmt sein und das beginnt, so die Aussage vor Ort, schon bei einer einzelnen Sonnenliege. Verständlich – und trotzdem ein wenig schade. Denn da ginge noch so viel mehr.

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Vielleicht das schönste Hideaway – im Hideaway: das Badehäuschen (© Weissenhaus.net)

Mehr geht im Bootshaus. California Cuisine steht hier auf der Karte. Die Location ist verdammt cool eingerichtet und einfach extrem lässig. Cool und lässig ist auch der Service vor Ort. Manchmal vielleicht ein wenig zu lässig, speziell beim Frühstück, was auch für jenes im Schloss gilt. An manchen Stellen will der Service derzeit eben einfach noch nicht ganz zum restlichen Niveau des Resorts passen.

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Im Bootshaus

Das Essen im Bootshaus jedoch ist sehr gut und schmeckt mit Blick auf die über der Ostsee langsam untergehende Sonne gleich nochmal so gut. Einfach eine herrliche Location, die auch bei Nicht-Hotelgästen sehr beliebt ist. Vorab zu reservieren ist daher ratsam.

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Gewölbebar 1896 im Schloss – auf jeden Fall besuchen!

Ebenso im Gourmetrestaurant Courtier. Alexander Dehn, Hannes Graurock und das gesamte Team verwöhnen die Gäste mit einem hier wirklich perfekten Service und einer kulinarischen Reise vom Allerfeinsten.

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Restaurant Courtier im Schloss Weissenhaus

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Gemälde des Schlachtenmalers Jacques Courtier im gleichnamigen Restaurant

Dass es bereits weniger als vier Monate nach Eröffnung den ersten Michelin-Stern gab, verwundert lediglich dahingehend, dass es „nur“ einer war. Wer hier das Menü genießt, der wird wenig Zweifel daran haben, dass sich alsbald auch noch der ein oder andere weitere Stern hinzugesellt.

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Sehr schöne Aufenthaltsräume im Schloss Weissenhaus 

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Die Bibliothek

Ein Tisch auf der Terrasse des Schlosses mit Blick über die Koppel bis hinunter zur Ostsee setzt auch hier dem Ganzen noch die Krone auf. Einfach traumhaft. Anschließend noch ein Rundgang durch die verschiedenen Räume des Schlosses und man fühlt sich fast wie der Schlossherr höchstpersönlich.

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Raucherzimmer 

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Billardzimmer

Und wenn wir schon bei traumhaft sind, darf eine Erwähnung des Spa Bereichs nicht fehlen. Dieser ist für die Gäste, welche ein Zimmer im Schloss bewohnen, bequem und diskret via Tunnel zu erreichen. Von den anderen Gebäuden muss man eben ein Stück im Freien laufen – oder lässt sich chauffieren.

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Zimmer im Schloss – der Flatscreen wartet in der Truhe

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Badewanne im Schlosszimmer

Die Schlosstherme, so die offizielle Bezeichnung, ist eines der großzügigsten, elegantesten und gepflegtesten Spas, das ich bisher kennen lernen durfte. Ein schöner Saunabereich mit Schneehütte, ein 20 Meter langer Innen- und Aussenpool, große, einladende Ruhebereiche, Zeitschriftenauswahl und sogar eine Bar – hier wurde an alles gedacht.

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Aufenthaltsraum im Spa-Bereich

Weissenhaus ist ein wunderbares Hideaway, und das direkt an der Ostsee. Ob man hier nun einfach ein romantisches Wochenende verbringen will, oder länger Urlaub machen möchte – in diesen Ort wird man sich definitiv umgehend verlieben.

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Kinderbetreuung im Kükenhaus

Dabei ist das Resort noch längst nicht fertig. Einige historische Gebäude eröffnen noch in diesem oder im nächsten Jahr. Dann kommen auch weitere Unterkünfte in den ersten Neubauten hinzu, die zum Teil via Crowdfunding finanziert wurden.

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Hofteich mit Waschhaus

Das bedeutet auch, dass man bis dahin auf dem Gelände hier und da Baumaßnahmen begegnen wird. Das mag für manchen Gast zunächst ein wenig verstörend wirken, als störend allerdings empfinde ich dies bei meinem Besuch aber keineswegs.

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Das Wappen von Weissenhaus

Weissenhaus wird weiter wachsen, nicht nur was die Anzahl der Zimmer betrifft, auch an Shops und an ein weiteres Restaurant wird gedacht. Ich bin äußerst gespannt, wie es hier weitergeht und freue mich auf meinen nächsten Besuch, auf das Rauschen der Wellen und das Brummen der Bienen und Hummeln über mir, in den in voller Blüte stehenden Lindenbäumen.

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Mein Fazit: einfach mal eine Auszeit nehmen, abschalten, die Seele baumeln lassen – ich wüsste wenige Orte, an denen dies besser möglich wäre, man mehr zur Ruhe käme wie im Weissenhaus Grand Village & Spa am Meer. Stilvoll eingerichtete Unterkünfte, ein großzügiger Spa-Bereich, gutes Essen und natürlich das Meer sorgen für Erholung auf hohem Niveau. Weissenhaus ist sicherlich eines der schönsten Luxus-Hideaways überhaupt – und das gerade mal eine Stunde von Hamburg entfernt.

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Mehr Informationen über das Weissenhaus Grand Village Resort & Spa am Meer auf weissenhaus.net.

Fotos & Text: © Percy Christian Schoeler (PCS) 2015

 

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