Bloß nicht zum Deppen machen. Das denke ich mir, als ich in der Vorfahrt des Hotel Intercontinental, unweit der Vereinten Nationen in Genf stehe. Streng bewacht von einem halben Dutzend Polizisten und einer ganzen Reihe Sicherheitsbeamter in diplomatischen Diensten, deren feine Anzüge noch finsterer erscheinen als ihre musternden Blicke.

Luxify Review Hands-on Richard Mille RM 40-01 McLaren Speedtail Hypercar

Hypercar: der McLaren Speedtail

McLaren Speedtail – das neue Hypercar aus Woking

Die schönen Flügeltüren des wohl derzeit exklusivsten Sportwagens öffnen sich und die vor dem Hotel wartende Carspotter-Fraktion zückt Kameras und Smartphones. Jetzt nur keinen Fehler machen. Ansonsten landet ein Video von mir als Lacher des Tages in den WhatsApp-Gruppen und TikTok Videos rund um den Globus.

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Aber – wie verdammt nochmal steigt man auch nur halbwegs grazil ein, in ein Auto, dessen Fahrersitz sich mittig zwischen zwei leicht zurückversetzten Beifahrersitzen befindet? Wahlweise von links oder rechts, so lasse ich mir sagen, erst mit dem einen Bein, kurz auf den Schweller setzen, das andere Bein nachziehen, um dann, mit dem Beifahrersitz als Zwischenstation, auf den Fahrersitz umzuschwingen.

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Ungewöhnliche Sitzanordnung

Bitte einsteigen. Aber wie?

Klingt doch ganz einfach, denke ich mir und entscheide mich für die kontinentaleuropäisch klassische linke Seite als Einstiegsvariante. Und ohne mich selbst nun von der Zuschauerperspektive aus gesehen zu haben, komme ich mir am Ziel meiner gleichermaßen spontanen wie sportiven Einlage letztlich dann doch zumindest halbwegs würdevoll vor.

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Mittiger Fahrersitz wie zuletzt beim McLaren F1 aus den 90ern

So fühlt sich das also an, mit einer Uhr für eine knappe Million Euro am Handgelenk am Steuer eines Supercars zu sitzen, dessen Listenpreis sich einst auf rund 2,5 Millionen Euro belief. Einst, denn natürlich sind die 106 hergestellten Exemplare schon lange reserviert.

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Die Uhr zum Auto: Richard Mille RM40-01

106 Exemplare, alle ausverkauft

Einer der stolzen Besitzer aber erklärte sich bereit, sein Gefährt hier in Genf auszustellen. Ein echter Automobil-Enthusiast, welcher seine Firma nach jenem Klausen-Rennen benannt hat, welches ab dem Jahr 1922 auf der gleichnamigen Passstraße ausgetragen wurde.

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Respekt, denke ich mir. Wäre das mein Auto, ich würde nicht wollen, dass irgendwelche Fremden auf meinem Sitzpolster herumrutschen. Sollte er also irgendwann zufällig auf diesen, meinen Bericht stoßen, so an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön für so viel Gelassenheit.

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Sonderwunsch des Besitzers: halbtransparente Lackierung der Karbonteile

McLaren Speedtail: mit der 1 Mio. Uhr im 2,5 Mio. Auto

Da sitze ich also nun, in der Mittelposition des neusten Mitglieds der McLaren Hypercar Serie. Zur Linken wie zur Rechten die Plätze für die Beifahrer:innen, vor mir das langgezogene Armaturenbrett, auf beiden Seiten gekrönt von den die Außenspiegel ersetzenden Monitoren.

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Am Arm: die Uhr zum Auto. Auch sie ein Ausnahmestück, ebenfalls limitiert auf 106 Exemplare. Nicht die einzige Gemeinsamkeit. Auto wie Armbanduhr hören auf den Namen Speedtail und wurden in enger Abstimmung miteinander entwickelt.

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Richard Mille RM 40-01 Automatic Winding Tourbillon McLaren Speedtail

McLaren Speedtail bei der Luxify Weekly Session

Und beide waren schon einmal Thema in den Luxify Weekly Sessions, unserem Videoformat auf YouTube. Jemals beide Ausnahmeexemplare zusammen einmal live entdecken zu können erschien mir seinerzeit allerdings absolut unmöglich.

Heute aber ist es nunmal soweit, und die Zeit, in der ich überlege, wie ich einigermaßen schadlos diesem Gefährt auch wieder entsteigen kann, kann ich so auch gleich dafür nutzen, mir die Richard Mille RM 40-01 Automatic Winding Tourbillon McLaren Speedtail, so der vollständige Name, einmal ganz genau anzuschauen.

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Überblick: die Kooperation zwischen McLaren und Richard Mille

Im fünften Jahr nun besteht die Kooperation zwischen McLaren und Richard Mille. Zunächst war man Partner von McLaren Racing und dessen Formel 1 Team, später dann folgte auch die Partnerschaft mit McLaren Automotive.

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Richard Mille RM 50-03 Tourbillon Schleppzeigerchronograph Ultralight McLaren F1 (Prototyp)

Für McLaren Racing entstand 2017 der Richard Mille RM 50-03 Tourbillon Schleppzeigerchronograph Ultralight McLaren F1 (hier im Luxify Review), für McLaren Automotive ist die RM 40-01 Speedtail nach der RM 11-03 McLaren (auch hier ein Hands-on auf Luxify) nun die zweite Uhr der Kooperation.

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Richard Mille RM 11-03 McLaren Automatik Flyback Chronograph

Die RM 40-01 ist eine der komplexesten Richard Mille

18 Monate und insgesamt 5 Prototypen verwendete Richard Mille auf die perfekte Linienführung der RM 40-01, die die Tropfenform des Autos aufgreifen soll. Einkerbungen an der Lünette erinnern an die Öffnungen der Motorhaube, die Drücker an die Luftauslässe der Vorderräder.

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Der mit Platin und Rotgold gefertigte Aufzugsrotor, ist von der Motorhaube des McLaren Speedtail inspiriert, die Einfassung des Federhaus spiegelt die Dachlinie wider. Und auch die orangefarbene Linie, die sich bis ins Armband zieht, findet sein Gegenpart in Form des vertikalen Bremslichts in der Heckscheibe des Hypercars.

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Ein Traum aus Titan und Karbon

Für das Gehäuse setzt Richard Mille auf eine Kombination von Titan und Carbon TPT. Es besteht aus Sage und Schreibe 69 Einzelteilen. Mit seinen Hochglanzpolituren, glatten und satinierten Effekten, gehört es zu den am höchsten veredelten Gehäusen einer Richard Mille Uhr überhaupt.

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Als Werk dient das In-House Kaliber CRMT4. Es vereint ein Tourbillon mit einem Uhrwerk mit automatischem Aufzug, der ersten hausintern entwickelten Gangreserveanzeige, sowie einem übergroßen Datum und einem Funktionswähler.

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Kaliber, Platine, Brücken und Rotorkern sind aus Grade 5 Titan gefertigt, einzelne Räder mit dem McLaren Logo versehen. Ganze drei verschiedene Gangreservesysteme wurden für die Uhr entwickelt, die über einen Datumskorrektor bei 8 Uhr und einem ihm bei 4 Uhr gegenüberliegenden Funktionswähler verfügt.

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Der Speedtail ist der Nachfolger des McLaren F1 aus den 90ern

Wie das Auto, so ist auch die Uhr auf lediglich 106 Exemplare limitiert. Dies hat historische Gründe. Denn der McLaren Speedtail, nach dem McLaren Senna das zweite Modell der „Ultimate Series“ ist mit seinem Dreisitzer-Konzept im Grunde der legitime Nachfolger des McLaren F1, jenem ersten McLaren Straßenfahrzeug aus dem Jahre 1993. Von diesem einst mit einem 6,1 Liter BMW V12 Motor ausgestatteten Supersportwagen wurden während des rund vierjährigen Produktionszeitraums ebenfalls 106 Exemplare gebaut.

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Im Gegensatz zu seinem Urahn muss der Speedtail mit einem 4,0 Liter V8 Twin-Turbo auskommen, wird dafür aber von einem Elektromotor unterstützt und bringt es so auf eine Systemleistung von 1.070 PS. Das reicht für 12,8 Sekunden für den Sprint von Null auf 300 km/h und eine Spitzengeschwindigkeit von 402 Stundenkilometern. Der Speedtail ist somit das schnellste McLaren Straßenfahrzeug überhaupt.

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Bloß nicht zum Deppen machen

Und ich sitze drin. Immer noch. Hilft aber alles nix. Denn der nächste Programmpunkt wartet schon. Und dafür muss ich hier erst einmal raus. Also vorsichtig auf den Beifahrersitz rutschen, linkes Bein hinaus, weiterrutschen auf den Schweller, zweites Bein raus, aufpassen auf die irgendwo ja dann doch immer noch über einem schwebende Türkante – et voilá! Easy, grazil, sexy. Läuft.

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Dann kann ja eigentlich nix mehr schiefgehen. Denn nun ist selber fahren angesagt. Nicht im Speedtail allerdings, der verbleibt an Ort und Stelle. Bereit stehen stattdessen fünf Supersportwagen vom Typ McLaren 720S, sowie fünf McLaren GT. Für mich beginnt die Ausfahrt in einem McLaren 720S Spider. „Bloß nicht zum Deppen machen.“ Zu jenem Zeitpunkt ahne ich noch nicht, dass aus jenem Wunsch diesmal nix werden würde. Aber das – ist eine andere Geschichte…

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Datenblatt:

  • Modell: Richard Mille RM 40-01 Automatic Winding Tourbillon McLaren Speedtail
  • Gehäuse: 48,25 x 41,80 x 14,15 mm, dreiteilig, verschraubt, Lünette und Boden ausTitan Grad 5, Mittelteil Karbon TPT, wasserdicht bis 50 Meter, Saphirglas gewölbt, beidseitig entspiegelt, Boden mit beidseitig entspiegeltem Saphirglas
  • Zifferblatt: skelettierte Werksansicht mit Grundplatine aus Titan Grad 5
  • Armband: Kautschuk mit Vulculor Technologie, schwarz und orange, Doppelfaltschließe
  • Uhrwerk: Manufakturwerk, Kaliber CRMT4, skelettiert, Automatik, 28.800 A/h (4 Hz), 50 Stunden Gangreserve, Aufzugsrotor mit variabler Geometrie
  • Funktionen: Stunde, Minute, Tourbillon, Großdatum, Gangreserveanzeige, Funktionswähler
  • Limitierung: 106 Stück
  • Garantie: kostenloser Service innerhalb drei Jahren nach Kauf, danach zwei weitere Jahre Garantie
  • Preis: ca. 900.000 CHF zzgl. lokaler Steuern
  • Verfügbarkeit: Neuheit 2021
  • Link zum Hersteller: https://www.richardmille.com/collections/rm-40-01-automatic-tourbillon-mclaren-speedtail

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Hinweis zur Transparenz

Die Einladung nach Genf erfolgte durch McLaren. Eine redaktionelle Einflussnahme auf diesen Artikel fand nicht statt.

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Die aerodynamische Felgenverkleidung lässt sich abnehmen

Fotos: © PCS 2021

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