Es war der 2. Dezember 2020, als ein PDF Dokument im Internet die Runde machte, welches vermutlich die Nachfolgemodelle der Omega Speedmaster Professional zeigte. „Neue Moonwatch geleaked !?!“ war dazu schon am Morgen in unserem Forum zu lesen.
Geleaked: die neue Omega Moonwatch
Das, was dort zu sehen und zu lesen war, klang ziemlich authentisch. Doch bei Omega selbst wollte man sich diesbezüglich zu jenem Zeitpunkt noch so gar nicht gerne äußern. Ob nun der versehentliche Leak dazu geführt hat, dass man die neuen Modelle bereits Anfang Januar schon vorzeitig auch offiziell präsentierte? Nicht sicher, aber anzunehmen, ist dieser frühe Termin doch eher untypisch.
Dass die klassische Moonwatch einen Nachfolger erhält, davon berichteten wir hier auf Luxify ja bereits im Sommer 2019 (hier geht’s zum Artikel). Und auch darüber, mit welchen Änderungen zu rechnen ist, hatte ich vor fast einem Jahr schon ausgiebig philosophiert (hier noch einmal nachzulesen).
Alles wie erwartet – nur besser
Heute kann man sagen, die Prognosen damals waren verdammt nah dran an dem, was jetzt so vor mir auf dem Tisch liegt: die neue Omega Speedmaster Professional, die Moonwatch, Jahrgang 2021.
Und die gibt es, wie auch schon das Vorgängermodell, wieder in zwei Variationen. Einmal mit Hesalit-Glas und Stahlboden, einmal mit Saphirglas und Sichtboden, als sogenanntes Saphirglas-Sandwich sozusagen. Daran hat sich also schonmal nichts geändert. Ebenso wenig hat sich in Sachen Wasserdichtigkeit getan. Diese liegt weiterhin bei recht kümmerlichen 50 Metern, wobei eigentlich von vorne herein klar war, dass man hier nicht mit mehr würde rechnen dürfen.
Die „größte“ Veränderung: die kleinere Box
Neu ist die Box, die jetzt deutlich abgespeckt daher kommt, mir aber für dieses Review leider nicht zur Verfügung steht. Sie soll ein integriertes Travel-Case beinhalten, dafür fallen die bislang als Serien-Zubehör beiliegenden Accessoires wie Plakette, Lupe, Nato-Strap, Velcro-Band, sowie Bandwechselwerkzeug weg.
Und neu ist natürlich auch: das Uhrwerk. Das Kaliber 3861, welches nun dem seit 1996 verbauten Kaliber 1861 nachfolgt, ist METAS-zertifiziert (mehr dazu hier) und feierte sein Debut 2019 im goldenen Apollo 11 Jubiläumsmodell. Es ist ebenfalls in der neuen Silver Snoopy Award Speedmaster zu finden (welche hier näher vorgestellt wird).
Keyfeatures des neuen Kalibers sind seine Zertifizierung als Master Chronograph, welche bedeutet, dass das Werk Magnetfeldern von bis zu 15.000 Gauss standhält und eine tägliche Gangabweichung im Bereich zwischen +0 und +5 Sekunden vorweisen muss.
Die erste Serien-Moonwatch mit METAS-Zertifizierung
Das 3861 ist natürlich mit der Co-Axial Hemmung und einer Si14 Silizium Spiralfeder ausgestattet, verfügt darüber hinaus über eine von bislang 48 auf nun 50 Stunden erhöhte Gangreserve. Und: endlich bekommt die Moonwatch auf diese Art auch einen Sekundenstopp.
Erfreulicherweise hat man bei Omega darauf verzichtet, den Master Chronometer Co-Axial Hinweis auf das Zifferblatt zu drucken. Stattdessen findet man ihn am Boden eingraviert. Interessantes Detail übrigens: bei der Hesalit-Version wurde die bekannte Bodengravur „Flight-Qualified by NASA for all manned Space Missions“ um den Hinweis „in 1965“ ergänzt.
Kleinere Anpassungen nach 25 Jahren Bauzeit
Dass Omega sein wohl erfolgreichstes Serienmodell optisch nicht radikal verändern würde, lag auf der Hand. Und so kann man hier denn auch mehr von einem optischen Feintuning reden, denn von einer wirklichen Revolution. Glücklicherweise.
Das Detail, welches dem Betrachter wohl am ehesten ins Auge fällt, ist das neue Metall-Armband (darüber hinaus gibt es die Modelle wahlweise aber auch an einem Nylon-Band). Welches Banddesign man für die neue Moonwatch auswählen würde, war im Vorfeld in der Tat eine der spannendsten Fragen.
Viele hofften auf ein Band, ähnlich jenem der neuen Omega Speedmaster Cal. 321 (hier mehr dazu) oder zumindest eine dem 1171 Stahlband nachempfundene Variante. Sie wurden enttäuscht, und ich gebe zu, ich war einer von ihnen.
Achtung: jetzt wird’s persönlich
Dies vorausgesetzt, verlassen wir kurz die objektive Ebene dieses Reviews und gehen ein paar Jahre zurück, zu einem Zeitpunkt, an welchem ich meine erste (gebrauchte) Moonwatch erstand. Es handelte sich dabei um das zum 25-jährigen Jubiläum von Apollo XI herausgebrachte Modell mit Hesalit-Glas UND Saphirglas-Boden.
Jenes kam mit einem Band der Referenz 1479, welches ich, mit seiner 5-reihigen Anmutung, augenblicklich als derart hässlich empfand, dass es bis zum heutigen Tage sein Dasein in der langsam zerfallenden Originalbox fristete und auch jetzt nur zum Vergleichszwecke aus dieser herausgeholt wurde.
Denn die Omega Speedmaster Professional, Jahrgang 2021, hat erneut ein Band in jenem „speziellen“ Design. Mit einem durchaus frappierenden Unterschied allerdings. Denn die Mittelglieder sind nun noch einmal deutlich schmäler geworden und dort, wo sich die Speedmaster Bänder der jüngeren Zeit von 20 Millimetern am Bandanstoß auf 18 Millimetern an der Schließe verjüngten (beim 1998er Band waren es gar derer 20), geht man bei Omega nun sogar auf – wohlwollend gemessene – 15 Millimeter zurück!
Das neue Band. Da haben wir den Salat.
Freilich hat auch dieses Banddesign historische Wurzeln, doch die starke Verjüngung und die unglaublich schmale Schließe muss man mögen. Und nein, ich mag sie nicht. Dabei ist die Verarbeitung von Band und Schließe über jeden Zweifel erhaben, sieht man einmal davon ab, dass man ihr auch diesmal keine richtige Feinverstellung spendierte. Die gerade einmal zwei Löcher zähle ich jedenfalls nicht als zeitgemäße Lösung. Davon abgesehen ist die Schließe an und für sich aber schön massiv und hinterlässt einen hochwertigen Eindruck.
Der Ausgewogenheit des Gewichtes aber tun das sich so stark verjüngende Band und die schmale Schließe nicht unbedingt einen Gefallen. Die neue Moonwatch fühlt sich für mich, speziell in der Saphirversion, deutlich kopflastiger an, von den Modellen in Edelmetall ganz zu schweigen. Denn erstmalig gibt es die Serien-Speedy auch in Rosé- und Weißgold (in Omega Speech Sedna- und Canopus-Gold). Aber das ist eine andere Geschichte.
Optisch wirkt die schmale Schließe auf mich jedenfalls, als trüge ich gerade eine Damenuhr. Einzig der nun nicht mehr so wuchtige Mittelteil des Bandanstoßes macht die Uhr ein wenig kürzer, ja stimmiger, und lässt sie dadurch besser am Handgelenk liegen.
Um es anders zu formulieren: das Gliederarmband, es wäre wohl das Erste, was bei mir auch diesmal in der Box landen würde. Denn die Speedy an sich ist ja bekanntermaßen ein Bandkünstler und sieht zu jeder Form von Textil-, Leder- oder anderen Straps großartig aus. Und im Zweifel sollte sich ja auch ein schönes 1171er Band irgendwie heranbasteln lassen.
Zurück zur neuen Moonwatch selbst
Also denken wir (oder jeder, dem es so geht wie mir) uns jetzt mal das Band weg und kommen zurück zur eigentlichen Uhr. Und da gibt es erwartungsgemäß nunmal so ganz und gar überhaupt nix zu meckern.
Im Gegenteil. Denn was da vor mir liegt, ist im Grunde eine Moonwatch, die sich optisch wieder deutlich stärker an den frühen Omega Speedmaster Professional Modellen und hier im Speziellen an der Ref. 105.012 orientiert.
Die neue Moonwatch ist kleiner!
Auf den ersten Blick sind die Gehäuse der neuen Moonwatch und deren Vorgängerversion nicht auseinanderzuhalten. Doch liegen die Unterschiede auch hier im Detail. Bei unverändert 42 Millimetern ist die 2021er, gemessen von Anstoß zu Anstoß, ein kleines bisschen kürzer geworden. Marginal zwar, aber immerhin.
Deutlicher fällt der Unterschied bei der Bauhöhe aus. Diese schrumpft bei der Hesalit von 14,3 auf 13,6 Millimeter, die Saphir ist mit vormals 13,7 und nun 13,2 Millimetern sogar noch dünner. Definitiv kein Nachteil.
Weitere Details sind die Drücker, deren Außenseiten nun nicht mehr so stark gewölbt, ja fast flach sind, sowie die Unterseite, welche nun komplett mattiert ist. Speziell, hat man vor, hin und wieder das Band zu wechseln und ist dabei nicht ganz so professionell unterwegs, wird man diese Neuerung definitiv zu schätzen wissen.
Auf den bei Apollo 11 und Silver Snoopy eingesetzten NAIAD-Lock Bajonettverschluss verzichtet Omega. Die Serien-Moonwatch ziert ein normaler Schraubdeckel.
Bei der Lünette bleibt Omega dem Alu treu
Nichts Neues auch, was die Materialwahl der „Tachymètre“ Lünette angeht. Hier hätte ich fast schon sicher auf ein Keramik-Inlay gewettet, doch bleibt Omega der bisherigen Aluminium-Lünette treu.
Diese trumpft dafür aber mit dem in den vergangenen Jahren ausschließlich den Sondermodellen vorbehaltenen Dot over Ninety (DON) Design auf, welches ebenfalls die Parallele zu den historischen Vorgängern zieht. Den diagonalen Punkt bei der 70 hat die neue Lünette ebenso.
Und: das Step-Dial ist zurück! Gerade das ist ein Fakt, mit dem ich ehrlich gesagt nicht gerechnet hatte, der mich daher aber um so mehr freut. Denn Mitte der 70er Jahre wurde dieses durch das Flat-Dial ersetzt, welches dann bis eben zum 2021er Modell die Moonwatch zierte. Lediglich bestimmte Sondermodelle, wie etwa die Ultraman (mehr zu ihr gibt es hier), konnten hin und wieder damit aufwarten.
Die Rückkehr des Step-Dials
Ist es nun dem Licht geschuldet, meinen altersbedingt zunehmend schlechter werdenden Augen oder der unterschiedlichen Zifferblattfertigung, bei der neuen Serien-Moonwatch jedenfalls nehme ich jenes Knickblatt deutlich weniger wahr, als dies bei der Ultraman der Fall ist. Je nach Lichteinfall fällt es mir diesbezüglich manchmal sogar schwer, es überhaupt zu erkennen. Aber: es ist da, und das ist doch die Hauptsache.
Omega hat die Minuterie des Blattes deutlich entzerrt. Statt jeweils 5 Teilstrichen sind es nun derer drei. Das wirkt nicht nur ein wenig ruhiger und aufgeräumter, es ergibt bei einem mit 3 Hz schlagenden Uhrwerk auch durchaus Sinn. Omega Logo und Markenname sind ein Stück nach oben gewandert, machen Platz für einen nun präsenteren Speedmaster Schriftzug.
Ein neuer Zeiger und ein bisschen Zwei-Klassen-Gesellschaft
Auch beim Design des Zentralzeigers der Stoppsekunde besinnt man sich zurück auf „alte Werte“. Die diamantförmige, mit Leuchtmasse besetzte Spitze ist nun ein Stück nach außen gewandert und deutlich länger gezogen. Und auch das Gegengewicht hat nun wieder eine Tropfenform. Kleine, aber feine Details.
Ein weiteres in meinen Augen sehr schönes Detail allerdings bleibt der Saphirglas-Variante vorbehalten: das aufgesetzte Omega Logo nämlich. Eine Entscheidung, die ich als Fan der Hesalit-Modelle ein wenig schade und auch unverständlich finde.
Die neue Moonwatch: in Saphir oder Hesalit?
Was mich zur für mich wohl größten Überraschung bei den Omega Neuzugängen in Sachen Moonwatch bringt. Die Frage, ob Hesalit- oder Saphirversion war bislang nämlich eine, die sich mir nie wirklich stellte. Eine Monnwatch braucht das Hesalitglas. Punkt, um, aus, fertig. Diese radikale Einstellung hat sich durch die 2021er Neuheiten ein wenig geändert.
Trotz des schmalen und damit leichten Bandes (das ist bei der Saphirglas-Speedy übrigens nicht komplett satiniert sondern verfügt auch über zwei polierte Streifen) bringt es die Saphir-Speedy nämlich auf ein angenehm höheres Gewicht.
Hinzu kommt besagtes aufgesetztes Omega Logo und die Tatsache, dass man das wirklich sehr sehr schön anzuschauende Handaufzugswerk immer im Blick haben kann. Ja, ich ertappe mich diesmal tatsächlich bei dem Gedanken, im Zweifel zur historisch weniger korrekten Variante greifen zu wollen. Verrückt irgendwie.
Besser die Neue? Oder doch noch die alte Moonwatch kaufen?
Und wie schaut es bei der Wahl zwischen neuer Speedmaster und dem noch immer erhältlichen Vorgängermodell aus? Bei der Saphirglas-Version ganz klar 1:0 für die Neue. Rein aus ästhetischen Gründen. Und bei der Hesalit? Hmmmmm. Da ist das Ganze für mich auf einmal gar nicht mehr so klar zu beantworten. Und das liegt auch an der Preispolitik der Marke Omega.
Dazu müssen wir noch einmal in der Zeit zurückreisen. Diesmal ins Jahr 2014. Damals nämlich erhöhte Omega die Preise für die Speedmaster Professional empfindlich. Für das Hesalit Modell ging es seinerzeit von 3.290 Euro auf 3.800 Euro rauf. Und das sorgte für Unmut.
Seitens Omega begründete man den Preisanstieg um damals fast 16% damit, dass die Uhr zum Einen ein hochwertigeres – nun geschraubtes statt gestiftetes – Stahlband erhalten habe, vor Allem aber mit der neuen, großen Speedmaster Box, die Eingangs erwähntes Zubehör bereit hielt und auch separat zum Preise von 530 Euro erworben werden konnte.
Omega setzt an zum ordentlichen Preissprung
Mittlerweile liegt der Listenpreis der noch erhältlichen Ref. 311.30.42.30.01.005 bei 4.900 Euro. Die 2021er Moonwatch, Ref. 310.30.42.50.01.001 liegt nun bei 6.200 Euro. Das sind noch einmal 1.300 Euro oder gut 26% mehr. Darin gar nicht eingerechnet: das nun fehlende Zubehör. Dessen Wert vorsichtig einmal auf 400 Euro beziffert, wären wir sogar bei einem Preissprung von mehr als sportlichen 38%.
Man möge mich an dieser Stelle nicht falsch verstehen. Auch 6.200 Euro sind noch immer ein mehr als fairer Preis für die neue Omega Speedmaster Professional. Vor allem, da man dafür ja auch ein besseres Werk und eine im Detail schönere Optik erhält.
Beides sind auf der anderen Seite allerdings auch Punkte, die wahrscheinlich eher Fans ansprechen als diejenigen, bei denen gerade der Kauf der ersten Speedy überhaupt ansteht. Ob alte oder neue Moonwatch ist also definitiv eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss.
Hätte ich noch gar keine Speedy, ich würde wohl zur Vorgängerversion greifen, solange man sie noch bekommt. Hätte mich hingegen bereits die Sammelleidenschaft gepackt, die Neue wäre Pflicht. Und hier, wie schon erwähnt, tendenziell sogar die Saphirglas-Version.
Fazit
Hui! Wieder viel zu viel geschrieben. Aber die erste echte Neuauflage der Moonwatch seit 25 Jahren kann man nunmal nicht in drei Sätzen abhandeln. Für mein Fazit versuche ich es trotzdem. Mit der neuen 2021er Version hat Omega einen – nein DEN – Klassiker behutsam aufgefrischt. Und das haben sie sehr sehr gut gemacht. Nämlich ohne, dass die Vorgängerversionen direkt als solche erkannt werden würden. Die Neuauflage ist technisch definitiv die beste Moonwatch aller Zeiten. Chapeau dafür. Nur über das Band, da hätte man ja vielleicht nochmal diskutieren können….
Datenblatt:
- Modell: Omega Speedmaster Moonwatch Professional Co-Axial Master Chronometer Chronograph 42 MM, Ref. 310.30.42.50.01.001
- Gehäuse 42 mm, Edelstahl, wasserdicht bis 5 bar (50 Meter), Lünette mit Aluminium-Inlay, Hesalitglas
- Zifferblatt: mattschwarz
- Armband: Edelstahl mit Faltschließe
- Uhrwerk: Kaliber 3861, METAS Master Chronometer, Handaufzug, 21.600 A/h, 50 Stunden Gangreserve
- Funktionen: Stunde, Minute, kleine Sekunde mit Sekundenstopp, Chronograph mit Zentralsekunde, 30-Minuten- und 12-Stunden-Zähler
- Limitierung: keine
- Garantie: 5 Jahre
- Preis: EUR 6.200
- Verfügbarkeit: Neuheit 2021
- Link zum Hersteller: https://www.omegawatches.com/de/watch-omega-speedmaster-moonwatch-professional-co-axial-master-chronometer-chronograph-42-mm-31030425001001
- Varianten: Ref. 310.32.42.50.01.001 mit beschichtetem Nylonband und Hesalitglas EUR 5.900; Ref. 310.30.42.50.01.002 mit Edelstahlband, Saphirglas und Saphirglasboden EUR 7.000; Ref. 310.32.42.50.01.002 mit beschichtetem Nylonband, Saphirglas und Saphirglasboden EUR 6.700
Fotos: © Omega / PCS 2021
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