Ein dickes Bündel Geld in der Tasche, rein zum Juwelier und eine Uhr kaufen. So einfach könnte das sein. Ist es heutzutage in vielen Fällen allerdings nicht mehr. Seitdem Uhren in den Fokus von Anlegern geraten sind, als „gutes Investment“ wahrgenommen werden, ist es selbst mit dem dicksten Konto mitunter problematisch geworden, beim offiziellen Konzessionär auch nur auf die Warteliste zu kommen. Einige Marken und Modelle sind von diesem Trend ganz besonders betroffen. Wir stellen sie vor.
Rolex Daytona in Edelstahl – die Mutter aller Wartelisten
Was war, glaubt man allerhand Überlieferungen aus den 70er und 80er Jahren, die Rolex Daytona doch einst für eine unbeliebte Uhr. Ein Chronograph mit Handaufzug. Und das in Zeiten, in denen so ziemlich jeder Mitbewerber schon lange Automatik-Kaliber in seine Chronos einbaute. Ein Ladenhüter, nicht mehr und nicht weniger. Dann präsentierten die Genfer mit der Ref. 16520 ihren ersten Cosmographen mit Automatikwerk – und die Uhrenwelt stand Kopf.
Seit ihrer Einführung vor nunmehr 32 Jahren ist die Daytona in Edelstahl mit Automatikkaliber im Grunde nie ohne Wartezeit erhältlich. Selbst besonders gute Beziehungen helfen da zum Teil wenig. Einzig um 2015 herum schien sich die Lage für die Ref. 116520 kurzfristig ein wenig zu entspannen. Doch als Rolex mit der Ref. 116500LN (Link zum Review) das Modell mit einer Cerachrom Keramiklünette ausstattete, war alle Hoffnung auf schnelle Lieferung auch gleich schon wieder verloren.
Lange Wartezeiten und hohe Aufpreise sind seither wieder Alltag. Die Stahl-Daytona, sie ist sozusagen die Mutter aller Wartelisten. Sie ist das auch heute noch begehrteste Modell im Sortiment der Krone. Ihr Listenpreis ist graue Theorie. Für alle, die es interessiert, schreiben wir ihn dennoch noch einmal nieder: er liegt aktuell bei 12.250 Euro und somit gute 10.000 Euro unter den aktuell günstigsten Angeboten am heimischen Markt.
Rolex GMT-Master II – Pepsi für die oberen Zehntausend
Das Drama war bereits direkt bei der Präsentation in Basel 2018 schon abzusehen. Zu lange hatten die Fans der Blau-Roten GMT-Master auf eine Neuauflage ihrer „Pepsi“ in Edelstahl gewartet, als dass aus der Ref. 126710BLRO kein heißbegehrter Verkaufsschlager werden würde (mehr Hintergrundinfos in unserem Review).
Dem denn auch wirklich augenblicklich einsetzenden Hype tat selbst der Fakt keinen Abbruch, dass es die neue GMT II von nun an ausschließlich mit dem feingliedrigen Jubiléband geben wird. Im Gegenteil! Das Jubilé zeigt seither schon von Weitem, was da genau am Handgelenk baumelt.
9.000 Euro beträgt der Listenpreis der GMT-Master II in Edelstahl seit Anfang des Jahres 2020. Realistisch liegen auch hier die am Sekundärmarkt aufgerufenen Preise mit knapp unter 17.000 Euro empfindlich höher. Und das, obwohl die „Pepsi“, ebenso wie ihre Schwester, die „Batman“ (die hatten wir hier im Review), für Rolex-Verhältnisse fast schon üppig ausgeliefert wird. Dennoch: die Wartelisten sind lang. Sehr lang.
Patek Philippe Nautilus – Edelstahl zum Goldpreis
Bei wohl keiner anderen Marke zieht sich die aktuelle Begehrlichkeit so durch das gesamte Produktportfolio wie bei Rolex. Schaut man sich hingegen beim Genfer Nachbarn Patek Philippe um, so merkt man, dass die Sache dort – zumindest ein klein wenig – anders aussieht. Richtig heftig begehrt sind hier in erster Linie die Nautilus Modelle in Edelstahl. Die Spitzenposition hierbei nimmt die klassische Drei-Zeiger-Nautilus im großen Gehäuse ein, die Ref. 5711/1A.
Und obgleich nach der kürzlichen Ankündigung, das Modell mit weißem Blatt werde eingestellt (mehr dazu hier), ein Run auch auf diese Variante zu erahnen ist, das Non-Plus-Ultra ist und bleibt die blaue 5711. Deren Listenpreis von 27.550 Euro ist für sich genommen bereits sportlich für eine Stahluhr mit drei Zeigern. Die am Markt aufgerufenen Preise beginnen derzeit allerdings bei mehr als dem Doppelten.
Ähnlich groß ist der Aufpreis für die ebenfalls begehrte Ref. 5712/1A-001. Auf den aktuell aufgerufenen Listenpreis von 36.930 Euro muss man hier ebenfalls meist gut 30.000 Euro drauflegen. Die auf unseren Bildern mit abgebildete Platinvariante 5711/1P (hier geht’s zum Review) übrigens ist derzeit ab rund 300.000 Euro erhältlich. Die 700 Exemplare des Jubiläumsmodells kamen einst zu einem Listenpreis von 102.024 Euro auf den Markt.
Audemars Piguet Royal Oak – der „Jumbo“ Effekt
Gerald Genta war ein begnadeter Designer. Eine ganze Reihe von Uhren stammen aus seiner Feder. Die wahrscheinlich berühmtesten sind eben jene Nautilus von Patek Philippe und die Audemars Piguet Royal Oak.
Im Gegensatz zur Nautilus aber verfügt die „Jumbo“ Version der Royal Oak noch über das wunderschöne Originalwerk von damals. Kein Wunder also, dass im Zuge des Hypes um die Nautilus Jumbo auch die Begehrlichkeit für die AP Referenz 15202ST stieg.
Audemars Piguet erhöhte den Preis der Stahluhr zu Jahresbeginn auf glatte 26.000 Euro. Zum Vergleich: zum Zeitpunkt unseres Reviews (Link) lag der Listenpreis noch bei 19.200 Euro. Für den aktuellen Marktpreis einer Neuuhr muss man diese beiden Summen allerdings fast schon addieren. Gebrauchte Modelle erhält man ab einem Aufpreis von rund 10.000 Euro „über Liste“.
Richard Mille Extra Flat – Einstieg verteuert
Einst eher ein Geheimtip der Superreichen, ist die Marke Richard Mille dank starker medialer Präsenz an den Handgelenken diverser mehr oder minder prominenter TV- und Internet-Stars inzwischen auch in der Wahrnehmung der breiten Masse angekommen (mehr Hintergrundinformationen zur Marke in unserem „Erstkontakt“).
Kein Wunder also, dass speziell die Referenz RM 67-01 hierzulande viele Fans findet. Zum Einen ist sie auf Grund ihrer verhältnismäßig flachen Bauweise gerade in Deutschland sehr beliebt, zum Anderen ist sie mit einem Listenpreis im noch fünfstelligen Bereich eine der wenigen „Einsteigeruhren“ der Marke.
So einfach hingehen und kaufen ist aber – wie bei den meisten Modellen von Richard Mille – auch bei dieser Uhr nicht möglich. Man braucht, zusätzlich zum nötigen Kleingeld, auch jede Menge Geduld. Die wenigen Exemplare, die auf dem Sekundärmarkt zu finden sind, liegen daher auch meist bei über 100.000 Euro.
Fotos: © PCS
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